Hallo zusammen,
mich würde interessieren, wie ihr mit euren Gefühlen als Betrogene/r umgeht und wir ihr diese verarbeitet. Und wie lange habt ihr gebraucht, darüber hinwegzukommen? Bei mir sind die Wunden als Betrogener sehr frisch und habe deswegen immer noch Schwierigkeiten meine seelischen Schmerzen zu heilen.
zum Hintergrund:
Vor ungefähr drei Wochen hat meine Frau von sich aus knieend und heulend gebeichtet und sich aufrichtig bei mir dafür entschuldigt, dass sie vor fünf Jahren eine zweimonatige Affäre mit einem Mann hatte. Dass sie mir das erst vor kurzem erzählt hat kam völlig bestürzend wie auch -für den einen oder anderen sicherlich -unglaubwürdig: ich habe tatsächlich geträumt, wie mir meine Frau auf dem Bett sitzend erzählt hat, dass sie eine 1,5 monatige Affäre mit einem Mann gehabt hatte. Abgesehen davon war mein Traum im allgemeinen recht positiv, weil wir im Traum unter anderem viel darüber gesprochen haben, wie toll wir unsere Ehekrisen in den letzten Jahren doch gemeistert haben und wie toll unsere Ehe seit einiger Zeit jetzt ist, was auch im Großen und Ganzen stimmt. Da ich meiner Frau nie im Leben eine Affäre zugetraut hätte muss ich irgendwie tief im Unterbewusstsein doch gespürt haben müssen, dass meine Frau mit einem anderem Mann etwas gehabt haben muss. Anders kann ich keinen Grund für diesen Traum erklären.
Jedenfalls habe ich meiner Frau von dem Traum erzählt. Da unsere Ehe nach einer sehr schwierigen Phase seit über einem Jahr wieder bis vor drei Wochen auf dem Höhepunkt war, verlief unser Gespräch recht positiv bis ich ihr dann gesagt habe, dass für mich eine Affäre ein K.O. Kriterium ist und das ich die Ehe sofort beenden würde. Sie wurde blass, sprachlos und und versuchte nichts anmerken zu lassen, was ihr jedoch nicht gelang. Nach einer Weile herrschte erstmal totenstille und ich drängte sie zur Rede zu stellen und mir die Wahrheit zu erzählen, was sie auch tat. Folglich war und bin immer noch fassungslos, wütend, traurig und sprachlos darüber, was sie mir angetan hat. Ich war am Boden zerstört; K.O. im wahrsten Sinne des Wortes.
So schwer mir das fiel habe ich versucht, die katastrophale Botschaft möglichst objektiv und nüchtern zu betrachten. Wir haben zwei Wochen lang intensiv wie erwachsene Menschen zivilisiert und ohne gegenseitige Schuldzuweisungen darüber geredet. Aus diesem Grund hat sie mir fast alles hemmungslos erzählt. Einige heikle Themen haben wir dann ausgelassen, weil die Schamgefühle bei ihr zu groß waren und ich wiederum die Details nicht ertragen hätte.
Da ich ebenfalls der Meinung bin, dass Affären bis auf einige Ausnahmen nicht aus heiterem Himmel entstehen, sondern ein Indiz dafür sind, dass irgendetwas in der Beziehung nicht stimmt, haben ich ihr verziehen, weil ich selber einsehe, dass ich vor fünf Jahren eine gewisse Mitschuld an dem Schlamasel trage. Ich hatte
1) psyschiche Probleme
2) familiäre Probleme mit der eigenen Familie und mit den Eltern
3) finanzielle Schiefflage
4) Probleme während der Bauphase des Hauses.
All' diese Probleme haben meine Frau offenbar hoffnungslos überfordert, zumal ich sie damals völlig auch ignoriert hatte und ich als recht temperamentvoller Typ mich nicht auf Diskussionen einlassen wollte. Zu sehr war ich mich mit mir beschäftigt als mit ihr… irgendwann muss wohl dann bei ihr der Kragen geplatzt sein und hat sich dann wohl einen vermeintlich neuen Liebhaber gefunden. Zum Glück habe ich die Probleme größtenteils weitesgehend bewältigt.
Das alles rechtfertigt zwar keine Affäre ihrerseits, letztendlich…
… lieben wir uns immer noch
… sie war bei den Gesprächen ehrlich und offen zu mir
… sie zeigt wirklich reue
… ich vertraue ihr immer noch
… sie kämpft für mich und das lässt sie mir spüren.
Zu meinen Gefühlen:
Nichtsdestotrotz brodelt es immer noch in mir. Ich bin immernoch fassungslos, wütend und traurig und tue mich sehr schwer damit meine Gefühle unter Kontrolle zu halten, weil ich sehr oft im Gedankarussel bin. Insbesondere in der intimem Beziehung hapert es noch gewaltig, weil ich mir Bilder ausmale, wie sie mit dem Liebhaber intim wird. Die Bilder gehen mir nicht aus dem Kopf und das macht mich wahnsinnig. Der S. ist dann für die Katz.
Inzwischen nehme ich Beruhigungstabletten, damit mein Kopf nicht auf hochtouren läuft. Aber das kann ja keine Dauerlösung sein. Ich versuche zu meditieren, aber erfolgsverprechende Ergebnisse sollen nach Wochen auftreten.
Viel Sport, sozialer Kontakt sowie Zeit mit den Kindern lenken mich zwar ab, diese sind aber dann von kurzer Dauer. Ich werde schnell wieder rückfällig und drehe danach wieder im Gedankenkarussel.
Auch Rachegelüste kommen mir immer wieder in den Sinn, nach dem Motto: gleiches mit gleichem vergelten. Bin mir nicht sicher, ob das meine Schmerzen lindern würde.
Da ich den Ex-Liebhaber kenne, würde ich diesen Typen am liebsten windelweich zusammenschlagen, hier halten mich die Konsequenzen jedoch davon ab.
Meine Frau ist inzwischen für zwei Wochen mit ihren Freundinnen weg, d.h. wir haben zwar Abstand, aber sie ruft mich täglich an und fragt mich es mir so geht. Das tut mir gut.
Wie macht ihr das? Was macht ihr oder habt ihr getan, um eure Gefühle zu steuern?
Vielen Dank
Jonas
20.04.2023 18:15 •
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