Wie verarbeitet ein Verlasser die Trennung?

Hallo Mariella,

ich bin eine, die verlassen hat. Nach 6 Jahren Beziehung (es war mein erster Freund) habe ich ihn verlassen. Ja, ich habe einen anderen Mann kennengelernt - doch das war nicht der Punkt. Ich hatte nichts mit ihm. Es war vielmehr der Gedanke, weshalb ich mich so stark von ihm angezogen gefühlt habe und meinen Freund eher als Last angesehen habe. Es war eine sehr sehr schwere Zeit VOR der Trennung für mich. Die ganzen schönen Erinnerungen.. das miteinander Erlebte und und und. Wir teilten eine Wohnung, hatten zwei Katzen und planten unsere gemeinsame Zukunft. Aber wir haben uns auseinander gelebt. Alle Versuche meinerseits, die Beziehung aufleben zu lassen, waren vergebens. Im November sprach ich mit ihm. Über meine Gefühle und Gedanken ihn zu verlassen, ich sagte ihm auch, dass ein andere Mann mich anzieht. Aber wie gesagt, dass war nicht der Grund. Wir trennten uns auf Zeit. Zwei Wochen später wollte ich es nochmal versuchen. Ich brach den Kontakt zu dem anderen Mann ab (mit dem wirklich nichts lief!) und konzentrierte mich auf meinen Freund und unsere Beziehung. Es hat nicht funktioniert - wir waren zu verschieden oder vielleicht zu gleich - ich weiß es nicht.
Es störten mich viele Dinge an ihm und ich selbst war nicht perfekt! Aber es passte nicht mehr - vorne und hinten...

Im Februar die Trennung. Es war schwer aber die Trennung im November war schwerer. Ich habe so viel geweint. Die ersten Tage dachte ich daran, es nochmals zu versuchen. Aber ich wusste, dass es nicht klappen würde. Ich hörte auf meinen Verstand. Nach zwei Wochen weinte ich weniger, er war weniger in meinen Gedanken. Ab und zu schrieben wir - aber nur banale Dinge. Ja ich habe auch monate später mal dran gedacht, was wäre wenn wir es nochmal versucht hätten. Aber insgeheim war ich glücklich, die Trennung geschafft zu haben. Heute ist er kaum noch in meinem Kopf und ich kann an unsere Zeit zurückdenken ohne traurig zu werden. Ich habe es akzeptiert und konzentriere mich auf mich. Ich würde NIEMALS mehr zurückkehren wollen - zu ihm oder an den Punkt vor der Trennung. Es war gut so das rede ich mir nicht ein.

Zitat:

Es störten mich viele Dinge an ihm und ich selbst war nicht perfekt! Aber es passte nicht mehr - vorne und hinten...

Das ist *beep*. Denn genau diesen Satz hat mein Ex auch zu mir gesagt.

„Es stören mich viele Dinge an dir“
Wobei die Betonung auf „an dir“ liegt.

Ach wirklich? Dich stört X und dich stört Y? Auch als wir uns kennen gelernt haben und du da genau wusstest, dass ich SO bin und nicht anders? Da hat es dich nicht gestört! Und jetzt tut das?

Und ich möchte betonen, dass diese Dinge die ihn gestört haben, nichts war, was sich erst im Laufe unserer Beziehung heraus kristallisiert hätte, sondern es waren offensichtliche Dinge, die niemals anders waren, wie z.B. mein Haar!

Sorry, aber dieser Satz ist nur eine faule Ausrede um das schlechte Gewissen zu beruhigen, und in Wirklichkeit versucht man durch solche Sätze nur einen akzeptablen Grund zu liefern und es vor sich selbst zu rechtfertigen, wieso die Beziehung nicht mehr weiter gehen kann.

Wenn du das so meinst. Für mich ist der Satz kein *beep* - sondern entspricht der Wahrheit. Wir waren jung als wir zusammenkamen und Menschen ändern sich im Laufe der Zeit nun mal. Ich kann dir auch genau sagen WAS mich gestört hat! Mich hat gestört, dass immer ICH alles planen musste, wars die Urlaubsplanung, Pläne fürs Wochenende oder selbst der simple Einkauf, der jede Woche gemacht werden musste. Als ich ihn kennenlernte und noch 4 Jahre später hat ER sich mit MIr um solche Dinge gekümmert.. aber irgendwann, egal was ich sagte, blieb so etwas an mir hängen. Mich störten keine banalen Dinge wie Haare, oder sein Style oder irgendein Hobby. Nein, mich störten Dinge die sich im Laufe der Dinge geändert haben. Nach unserer Ausbildung haben wir beide uns geändert.
Wenn mir jemand sagen würde, er mag plötzlich nicht mehr wie ich lache, rede oder sonst irgendwas, was ich aber schon immer getan habe - ja dann, würde ich es auch *beep* nennen. Aber Dinge die sich ändern kann man mögen oder doof finden. Bei mir war es letzteres.

Zitat von Skyfire:

Meiner Ansicht nach verarbeitet er sie gar nicht, weil es schlicht weg nichts zu verarbeiten gibt. Es gibt keine Veranlassung, weil derjenige der verlässt ja auch gar nicht leidet. Denn würde er leiden, würde er die Beziehung ja auch nicht aufgeben. Klar, vielleicht gibt es Verlasser für die eine Trennung auch nicht gerade schön ist. Aber mit richtigem Schmerz/Leid hat das nichts zu tun, denn den muss der/die Verlassene selbst ausbaden.

Du bist aber sehr schnell mit deinen Pauschalisierungen.
So individuell wie jede Trennung abläuft, so individuell sind die Gründe, die dazu geführt haben.

Auch Verlassende leiden, aber auf einer anderen Ebene.
Als ich meinen Mann verließ, nahm ich etliche Kilo ab, konnte nicht schlafen und hatte Probleme, mich auf Arbeit zu konzentrieren. Ich weinte auf dem Weg zur Arbeit genauso wie auf dem Nachhauseweg.
Da gibt es einen Beigeschmack von Versagen.
Aber manchmal hilft der beste Wille nicht, eine Beziehung am Leben zu erhalten. Besonders dann nicht, wenn von der Seite des Partners nichts kommt.
Wenn ein Verlassender sein Beziehungsende nicht verarbeitet, nicht analysiert, woran es gescheitert ist und welchen Anteil er dabei hat, dann läuft seine nächste Beziehung nach dem gleichen Muster und wird letztendlich auch zu keinem anderen Schluss kommen.

Für dich kann ich nur hoffen, dass du mal nie in die Verlegenheit kommst, eine Entscheidung treffen zu müssen, die bestehende Beziehung zu beenden. Diese Entscheidung macht sich niemand leicht.

Zitat von Mohnkuchen2:

Sorry, aber dieser Satz ist nur eine faule Ausrede um das schlechte Gewissen zu beruhigen, und in Wirklichkeit versucht man durch solche Sätze nur einen akzeptablen Grund zu liefern und es vor sich selbst zu rechtfertigen, wieso die Beziehung nicht mehr weiter gehen kann.

Ich denke, niemand muss sich einen Grund ausdenken.
Manchmal sind die nur banal, aber eben auch vorhanden. Wenn sich jemand in einer Beziehung nicht mehr wohlfühlt, dann ist es sein gutes Recht, entweder daran etwas zu ändern- und oftmals geht das nur mit Unterstützung des Partners- oder die Reißleine zu ziehen.
Eine Beziehung einzugehen heißt doch nicht, lebenslang an sie gebunden zu sein, koste es, was es wolle.
Leider werden die Gründe vom Partner oft bagatellisiert, weil er dann zugeben müsste, seinen Anteil daran geleistet zu haben. Und wer gibt schon Fehler gern zu?

Zitat von Verzweifelter Gast:

Als jetzt letzdens kahm ich solle mich mal öfter Stylen und mich anders Kleiden kahm in mir das erste mal der Gedanke das geht so nicht mehr. Als sie mich kennenlernte nahm sie mich noch so wie ich bin und hat nichts auf die meinungen anderer gegeben obwohl ich einen ziemlich Schlechten ruf hatte zu der Zeit.

Hallo Verzweifelter,

in dieser ganzen Diskussion bist du iwie ein wenig untergegangen.

Leider weiß ich zu wenig über deine Beziehung, z.Bsp. wie lang sie dauerte, um darauf jetzt eingehen zu können.
Als ich aber den obigen Abschnitt von dir las, dachte ich als erstes: Da ist wohl die erste Phase der Verliebtheit vorbei.
Wenn man frisch verliebt ist, sieht man über einiges hinweg. Der/die Verliebte hat eine rosarote Brille auf, rennt mit Scheuklappen durchs Leben und malt sich alles schön. Hauptsache der/ die Liebste ist an seiner Seite.
Wenn sich die erste Euphorie gelegt hat und der Alltag einkehrt, riskiert man einen Blick mehr und entdeckt vllt Dinge, Angewohnheiten oder Unarten, die man so gar nicht mag.
Dann ist Toleranz gefragt, Akzeptanz und Achtung persönlicher Bedürfnisse. Wenn man das nicht kann, ist die Beziehung in Gefahr. Wenn man sich seines Partners wegen schämt, dann sollte man sich fragen, worauf man wirklich Wert legt: auf das Aussehen oder den Menschen als Ganzes.
Wenn sie dich nicht so akzeptieren kann wie du bist, dann ist sie nicht die richtige und leider sehr oberflächlich.
Lass dich mal feste drücken!