Ist 40 jung? Puh, ich fühle mich eigentlich recht mittelalterlich ...
Oh Schreck, lässt mein Schreibstil etwa eine ältere Person vermuten? Vielleicht liegt es ja auch an der Art und Vielzahl unserer Gebrechen?
Nun zu deinen Fragen, Ella. Vielen Dank, du forderst mich heraus - im besten Sinn.
Es stimmt. Es gibt ein Ungleichgewicht in unserer Beziehung. Je länger die Jahre dauern und je schwächer meine Gesundheit wird, desto stärker empfinde ich das. Ich wünsche mir, dass wir uns die Verantwortung für Haus, Hof, Viecher und Garten gleichberechtigt teilen. Dass er Mitverantwortung übernimmt. So wie ich 50 Prozent zu unseren Lebenshaltungskosten beitrage, obwohl er achtmal mehr verdient als ich. Ich gönne ihm sein Geld. Aber wenn ich die Hälfte unseres Lebens finanziere, sollten wir uns dann nicht auch die Hälfte der Arbeit teilen? Stattdessen habe ich mich zu einem geschundenen Aschenputtel machen lassen, das den ganzen Work Load und den Mental Load alleine stemmt.
Ich wünsche mir auch ein bisschen Fürsorge. Neulich war ich sehr krank. Ich konnte nicht aufstehen, um Essen zu kochen. Deshalb bat ich ihn, ob er für eine warme Mahlzeit sorgen könnte. Da ich weiß, dass er nicht kochen kann, schlug ich ihm einige Restaurants und Lieferservices vor. Als ich auf wackeligen Beinen für ein Glas Wasser in die Küche wankte, rauschte er, schon in der Jacke, an mir vorbei. Er würde jetzt zu seiner Mutter fahren. Da ich krank sei, hätte sie ihn zum Mittagessen eingeladen. Mich hat er ohne Essen und ohne Versorgung zurückgelassen. Er hatte nichtmal ein schlechtes Gewissen bzw. war völlig verwirrt, als ich einen tränenreichen Wutausbruch kriegte.
Der Kommentar mit der Katze zielt darauf ab, dass ich mit dem armen Katerchen jede Menge Geduld habe und ihm quasi jeden Wunsch von seinen gelben Augen ablese. Ich weiß, was er braucht und erfülle es ihm gern. Er kriegt jede Menge Streicheleinheiten und darf in meinem Bett schlafen. Er wird einfach so geliebt, auch wenn er Unsinn macht oder Dinge anstellt.
Meinem Partner habe ich gesagt, dass ich nicht mehr glücklich bin und warum das so ist. Ich habe meine Bitten und Wünsche vorgebracht, auf die er allerdings bisher nur in geringem Maße eingehen konnte. Eigentlich wünscht er sich das Full-Service-Paket. Dass er zur Arbeit gehen kann und abends nur noch heimkommen und die Füße hochlegen muss. Dass ich ihm die Pantoffeln vorwärme und das Essen hinstelle und dann am Wochenende bitte noch für entspannende Freizeitaktivitäten und S. sorge. Aber er will gleichzeitig, dass ich ebenfalls berufstätig bin, denn mit einem Hausmütterchen kann man ja sich ja nicht unterhalten. Irgendwie geht es nicht in sein Hirn, dass er da völlig verdrehte Vorstellungen hat.
Ja, richtig. Das Gerede des Therapeuten hat mich sehr entmutigt. Ich frage mich, ob ich die Kraft habe, an uns zu arbeiten und ob ich das überhaupt will.
21.05.2022 18:18 •
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