Zitat von BrokenHeart:Zum Glück bin ich verschont von diesem Sozialen Gedöns
Das Problem betrifft ja keineswegs nur die üblichen Verdächtigen, Facebook oder Instagram, sondern auch Foren, Messenger-Dienste, Online-Spiele und Single-Börsen. Eben alle Plattformen, auf denen Menschen sich direkt austauschen und sich gegenseitig bewerten können.
Auch in diesem Forum gibt es für Mitglieder die Möglichkeit, den anderen, bzw seine Ansichten zu bewerten. Z.B. einen Danke-Button. Und wenn ein Mitglied genügend Danke gesammelt hat, gibt es ein Bonbon. ...Oder war es ein Lolli?
Auch das soll dazu animieren, sich mehr einzubringen.
Und selbst wenn jemand nicht allzu viel schreibt (auch hier dürfte der Prozentsatz der passiven User deutlich höher sein, als der Anteil aktiver Teilnehmer), kann er trotzdem hochgradig abhängig sein. Er kann sogar abhängiger sein, als jemand der oft das böse Facebook und co aktiv benutzt, um irgendwelche Spaßbeiträge und alberne Tiervideos zu posten. Wenn jemand sich nicht mehr traut, Probleme, auch Alltägliches selbst zu lösen, sondern erst Hilfestellung aus dem Netz sucht, gilt das bereits als Abhängigkeit, bzw. eine Gefährdung.
Genauso wird es problematisch, wenn man freie Zeit mit sich allein nicht mehr anders füllen kann, als mit dem Konsum sozialer Medien.
Oder wenn man beginnt, im Alltag darüber nachzudenken, wie eine bevorzugte Community (kann also auch ein Forum sein, keineswegs nur WA und Co), mein aktuelles Verhalten bewerten würde (statt das ich mich frage, wie ich mich sehe).
Eine Bekannte von mir tut praktisch nichts anderes, als täglich Foren und Tinder zu prüfen. ...Ich habe sie dabei sogar mal im Kino erwischt. Wir schauen den Film, sie die Männers, die gerade online im Angebot stehen. Oder der Ausflug zum See. Beschwert sich über mich, weil ich von der Natur gefühlt 200 Fotos schieße (von denen ich die schönsten übrigens auch gepostet habe, allerdings erst Abends daheim), gleichzeitig hatte sie nur Augen für ihre WA-Gruppe, in der darüber diskutiert wurde, ob de neuste Flamme von Lieschen Müller es ernst mit ihr meint, wenn sie nur einen Smiley schickt, statt eines ganzen Satzes. Genauso ist es von immenser Bedeutung, was der Typ bei Tinder denken könnte (dabei ist der echt ne Gurke)
Ich habe selbst arbeite im Online-Marketing, mittlerweile nur in eigener Sache und muss mich sehr wohl regelmäßig selbst hinterfragen. Dabei geht es gar nicht mal nur um die Online-Zeit, sondern auch die Situationen, in denen ich zum Handy oder zur Tastatur greife. Das ist normal, das tun alle aus dieser Branche, weil die Risiken deutlich mehr in den Fokus geraten sind.
Umso mehr erstaunt mich die selektive Wahrnehmung vieler Nutzer. FB und Co= böse, Forum= gut. Eine gefährliche Falle, in die man tappen kann.
Wenn ich ein bisschen Anerkennung möchte, indem ich ein Foto von meinem Goldhamster poste, ist das noch kein Abhängigkeitsverhalten. Der Mensch will wahr genommen werden. Erst, wenn diese Aktivitäten an meinem Selbstwertgefühl kratzen oder ich mich selbst unter Druck setze, sollte ich hellhörig werden. Und sollte mir die Meinung einer Community wichtiger sein, als meine eigene oder jener, die mir nahe stehen, sollte ich mal dringend einen radikalen Inet-Detox durchführen.