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Wie schafft man es Schwierigkeiten loszulassen?

B
Hallo!
Ich wurde im Frühling von meinem Mann nach 25 Jahren Beziehung verlassen. Es kam nicht komplett überraschend. Wir hatten schon länger Probleme, es gab aber auch immer sehr schöne Momente, gute Gespräche und Intimität fast bis zum Schluss. Ich dachte, wir sind füreinander bestimmt und sollten wir uns jemals trennen, würden wir auf jeden Fall trotzdem gut miteinander auskommen, weil wir eine besondere Beziehung haben und uns so wichtig sind.

Jo, wenige Wochen nach der Trennung war er dann bereits mit einer anderen zusammen, die innerhalb kürzester Zeit in allen Bereichen seines Lebens die Rolle als die Frau an seiner Seite übernommen hat. In Windeseile war sie bei unseren Kindern, seinen Eltern, auf seiner Arbeit…. eingeführt. Meine Tochter kennt sogar schon ihre Eltern. Er hat einfach weitergemacht wie vorher, nur mit einer anderen Frau.
Das alleine ist ja schon mal der Hammer. Gleichzeitig verhält er sich mir gegenüber unangenehm. So eine Mischung aus sehr empfindlich, schnell verletzt und sauer sein und andererseits so tun als sei alles wie immer, als wäre zwischen uns alles so wie vorher, nur dass wir eben kein Paar mehr sind.

Ich bin die ersten Monate echt durch die Hölle gegangen. Mittlerweile geht es mir besser, aber ich habe Schwierigkeiten loszulassen, obwohl ich mir nichts mehr wünsche. Ich fühle mich von ihm richtig schlecht behandelt und mindestens genauso groß wie die Verletzung, ist die Enttäuschung darüber, dass ich mich so sehr in ihm geirrt habe. Wie kann das sein? Ich würde ihn gerne komplett aus meinem Leben streichen, aber wir haben gemeinsame Kinder, die zum Glück schon ziemlich groß sind, aber trotzdem.
Ich finde so schade, dass es so enden musste. Wir haben unser Leben miteinander verbracht und das ist das was übrig bleibt. Das nehme ich ihm übel.
Ihr Lieben, danke fürs Lesen. Bin gespannt auf euren Input!

29.09.2023 06:55 • x 4 #1


J
Guten Morgen,

gut, dass du dich hier ans Forum wendest. Du wirst hier auf jeden Fall sehr gut aufgefangen und mit Input versorgt. Es tut mir sehr leid, dass du so schnell ausgetauscht wurdest, das ist einfach schmerzhaft.

Wie ist denn alles bei euch geregelt? Ist er ausgezogen? Kannst du die Wohnung oder das Haus halten? Finanziell ist alles abgesichert und warst du bereits beim Anwalt?

Ich drücke dich ganz fest und wünsche dir von Herzen, dass du gute Menschen an deiner Seite hast, die für dich da sind und dich auffangen. Es klingt wahrscheinlich immer sehr oberflächlich, aber tu die Dinge, die dir Freude bereiten, mach einen Kurzurlaub, evtl. mit deinen Kindern oder auch allein, geh mit Freundinnen aus, einen Kinoabend oder ähnliches. Dinge, an denen man merkt, das Leben wird wieder schön.

Und sorge dich nicht... auch da wird der Alltag schneller da sein, als er gucken kann. Vor allen Dingen, wenn er sie so schnell überall einbezieht.

Sein Verhalten kann ich noch weniger nachvollziehen, weil er es ja beendet hat. Wie geht es deinen Kindern, wie gehen sie damit um?

Liebe Grüße

29.09.2023 07:26 • x 2 #2


A


Wie schafft man es Schwierigkeiten loszulassen?

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B
Hallo just_S,
danke für deine schnelle Antwort.

Alles Praktische ist zum Glück geregelt. Ich habe auf einer Trennungsvereinbarung bestanden, was er ganz unmöglich fand. Wie es sein könne, dass ich ihm nicht vertraue. Das würde ihn sehr verletzen.

Die Kinder gehen recht pragmatisch mit der Situation um. Die neue Freundin ist sehr bemüht und sie kommt bei beiden recht gut an.
Nach dem ersten Schock und Schmerz wegen der Trennung habe ich das Gefühl, dass sie sich ganz gut in der neuen Lebenssituation zurechtzufinden.
Mein Sohn (19) ist zu seinem Vater gezogen. Wir haben ein sehr gutes Verhältnis und auch wenn es mir überhaupt nicht leicht fällt, konnte ich ihn doch ganz gut ziehen lassen.
Meine Tochter (16) wechselt auf ihren Wunsch hin wochenweise.

29.09.2023 09:27 • x 2 #3


M
Ich glaube Dir gern, wie schwierig es ist, einen Lebensplan aufzugeben. Eure Trennung ist ja auch noch nicht wirklich lange her.

Erzähle doch einmal etwas mehr über Dich: Was macht Dich aus? Was interessiert Dich? Was machst Du beruflich? Hast Du Freunde, Familie, Hobbys? Gibt es etwas, was Du schon immer einmal Tube wolltest, es aber immer hintenan gestellt hast?

29.09.2023 09:42 • x 2 #4


c_minor
Zitat von Bline:
Ich wurde im Frühling von meinem Mann nach 25 Jahren Beziehung verlassen.

Tut mir wirklich leid für dich!
Meine Beobachtung aus meinen eigenen Freundes- und Bekanntenkreis:
Kommt leider bei Männern mittleren Alters gar nicht so selten vor, dass sie anfangen, ihr gesamtes bisheriges Leben inkl. Familie und evtl. auch Beruf in Frage zu stellen und sich fragen, ob das jetzt schon alles gewesen sein soll, für das man sich 20 oder 30 Jahre abgerackert hat. Entsprechend orientieren sich diese Männer dann auch recht schnell neu und gründen unter Umständen nochmal eine neue Familie.

29.09.2023 09:48 • x 2 #5


B
Hallo Malina und c_minor,

ja es ist irgendwie der Klassiker und grade deshalb besonders bitter, denn ich hätte die Hand für meinen Ex ins Feuer gelegt, dass er sich niemals so 08/15-schäbig verhalten würde. Hinzu kommt noch, dass er vor ca. 2 Jahren einen fetten Karrieresprung hingelegt hat und die neue Freundin deutlich jünger ist. Also Klischees ohne Ende.
Ich hab’s auch akzeptiert aber trotzdem geht so viel meiner Energie noch in Gedanken an und über ihn, unsere Beziehung und deren Ende, immer wieder die gleichen inneren Monologe. Es nervt!

Liebe Malina, ich hab sein Leben schon sehr mitgelebt. Die Kinder und er waren mein hauptsächlicher Lebensinhalt. Ich war zwar immer berufstätig und finanziell unabhängig, aber die Priorität hatten immer die 3. Erst sehr langsam habe ich das Gefühl, dass ich selbst wieder zurückkomme. Mein Umfeld spiegelt mir ganz klar, dass ich ganz anders, freier und stärker wirke seit der Trennung. Fühlt sich aber nur selten so an.

29.09.2023 10:06 • x 4 #6


DieSeherin
ach du, lass dich drücken - man spürt, dass noch so viel schmerz da ist - du hast ja nicht nur eine trennung von deinem mann zu verarbeiten, sondern von einem kompletten lebensentwurf und einer gemeinsamen zukunft. das dauert, bis man sich da neu aufgestellt hat.

Zitat von Bline:
Ich fühle mich von ihm richtig schlecht behandelt und mindestens genauso groß wie die Verletzung, ist die Enttäuschung darüber, dass ich mich so sehr in ihm geirrt habe.


das soll jetzt keine entschuldigung für sein verhalten sein, sondern eine erklärung... nach so langer zeit geht auch jemand, der die trennung wollte, nicht so einfach. es macht sich niemand leicht und ganz oft ist dann das schlechte gewissen auslöser für harsches und ungnädiges benehmen. außerdem spürt dein mann wahrscheinlich immer noch, dass ihr euch lange zeit sehr nah wart und baut genau in solchen momenten distanz auf.

das solltest du vielleicht aber mal aus der negativen ecke rausholen und für dich als chance begreifen, dich von diesem neuen mann zu lösen, der eben nicht mehr dein ehemaliger mann ist, den du mal geliebt hast.

29.09.2023 10:07 • x 3 #7


FrauDrachin
Zitat von Bline:
Das nehme ich ihm übel.

Das ist der Punkt, wenn du mich fragst.

Was mich ganz lange an meinen Exmann gebunden hat, war die Wut, die Überzeugung, dass er mir was schuldet, in meinem Fall noch, dass ich mir das Leben allein anfangs gar nicht so richtig zugetraut habe.
Wichtig war auch, dass ich überhaupt keine Ahung mehr hatte, wer ich denn alleine, ohne diesen Mann überhaupt bin. Ich war komplett im Wir aufgegangen.
Und ja, auch die Situation hatten wir hier, dass er mit einer anderen Frau nahtlos da weitergemacht hat, wo wir aufgehört haben, und ich gefühlt den ganzen Schmerz alleine getragen habe.

Ok, was hat mir geholfen:
1. Mir immer und immer wieder klar machen, dass er mir nichts böses getan hat. Es kann passieren, dass Ehen zerbrechen. Keiner ist böse. Jeder geht damit anders um. Es ist ok.
2. Mir klar machen, dass der Schmerz, den ich jetzt fühle, nicht seine Schuld ist. Den Schmerz fühle ich, weil ICH geliebt habe (und es noch tue), weil ICH so sehr für die Ehe gekämpft habe, weil ICH mich selber verloren habe, weil ICH mich für schwach halte. Indem ich ganz radikal die Verantwortung für mich, mein Leben und mein Glück zurückgenommen habe.
3. Mir immer wieder klar gemacht habe, dass er nicht mehr der Ansprechpartner ist. Innerlich und äußerlich wollte ich mich mit allem sofort an ihn wenden, um die Situation mit ihm zusammen zu lösen. Diesen Reflex habe ich nach und nach in den Griff bekommen. Eine Weile habe ich noch immer im Kopf mit ihm gestritten, weil irgendwann klar war, dass direkt ansprechen keinen Sinn mehr macht. Als mir auch das noch zu blöd wurde, habe ich ein Glas aufgestellt, in das ich jedes mal 2Euro geworfen habe, wenn ich wieder am mit ihm am Streiten war.
4. Ich habe Rituale und Visualisierungen gemacht, z.B. ein Beerdignungsritual für die Beziehung
5. Anfangs habe ich Bücher über Trennungen gelesen. Es halt mir enorm geholfen zu sehen, dass die Gefühle die ich erlebe einem ganz typischen Muster folgen, und auch vorbei gehen.
6. Mir immer und immer wieder klar machen, dass auch ich der Meinung war, dass es so nicht weitergehen kann. Und so nicht weiter kann eben auch bedeuten, gar nicht weiter. Kurz: aus der Opferrolle rauskommen. Mir klar machen, dass auch ich jetzt die Chance bekomme, mein Leben mehr mir gemäß einzurichten.
7. Aufhören auf Next zu schielen. Die bekommt genau den Mann und genau die Beziehung, die ich am Ende so nicht mehr wollte.

Hoffe, es ist was für dich dabei!

29.09.2023 10:12 • x 14 #8


c_minor
Zitat von Bline:
dass er vor ca. 2 Jahren einen fetten Karrieresprung hingelegt hat und die neue Freundin deutlich jünger ist. Also Klischees ohne Ende.

Eine Freundin, der was ganz ähnliches passiert ist, meinte dazu:
Wenn sie denn mal die Treppe raufgefallen sind, wollen sie sich nicht mehr mit denen umgeben, die sie schon kannten, als sie noch unten waren.

Ein bisschen tröstlich ist der Umstand, dass solche Exemplare diese Art von Aktionen häufig zum reinen Ego-Push brauchen, insbesondere auch die deutlich jüngere neue Frau ist mehr Statussymbol als sonst was. Das ist keine Beziehung auf Augenhöhe und wird aller Voraussicht nach nicht so lange Bestand haben.

Zitat von Bline:
Ich hab’s auch akzeptiert aber trotzdem geht so viel meiner Energie noch in Gedanken an und über ihn, unsere Beziehung und deren Ende, immer wieder die gleichen inneren Monologe. Es nervt!

Was ich selbst immer wieder lernen musste:
Es gibt bei Trennungen leider keine Abkürzung - es dauert, so lange es dauert und frau muss durch, ob frau will oder nicht.

Zitat von Bline:
Erst sehr langsam habe ich das Gefühl, dass ich selbst wieder zurückkomme. Mein Umfeld spiegelt mir ganz klar, dass ich ganz anders, freier und stärker wirke seit der Trennung.

Das ist die Chance, die in dieser Trennung liegt. Komm wieder näher zu dir, deinen Bedürfnissen, deinen Wünschen und deiner Vorstellung vom Leben, in dem du die erste Geige spielst.

Zitat von Bline:
Fühlt sich aber nur selten so an.

Das Gefühl braucht immer ein bisschen länger.
Gib dir noch ein bisschen Geduld.

29.09.2023 10:12 • x 4 #9


M
Zitat von Bline:
o, wenige Wochen nach der Trennung war er dann bereits mit einer anderen zusammen, die innerhalb kürzester Zeit in allen Bereichen seines Lebens die Rolle als die Frau an seiner Seite übernommen hat. In Windeseile war sie bei unseren Kindern, seinen Eltern, auf seiner Arbeit…. eingeführt. Meine Tochter kennt sogar schon ihre Eltern. Er hat einfach weitergemacht wie vorher, nur mit einer anderen Frau.
Das alleine ist ja schon mal der Hammer. Gleichzeitig verhält er sich mir gegenüber unangenehm. So eine Mischung aus sehr empfindlich, schnell verletzt und sauer sein und andererseits so tun als sei alles wie immer, als wäre zwischen uns alles so wie vorher, nur dass wir eben kein Paar mehr sind.

Ich kann gut nachvollziehen dass Dich das schmerzt. Einfach mal 25 Jahre sozusagen ausradiert und weiter wie gehabt, nur mit neuer Frau.
Es kommt gar nicht selten vor, dass das passiert. Männer können nicht alleine sein, am allerwenigsten die, die gewohnt sind, dass sie eine Partnerin haben. Wie sie mit der umgehen, steht auf einem anderen Blatt. Aber es geht ums Umsorgtsein, um das gewohnte Leben, auch wenn sich die Frau manchmal eher wie ein Möbelstück fühlt.

Aber stelle Dir mal diesen Egopush an. Mann auf der Schwelle zum Altwerden startet nochmals durch und flugs ist auch eine Frau da, die sich ihn antut.Der schwebt natürlich auf Wolke 7 und ist sicher mächtig stolz auf sich. Daher zeigt er die Neue ja gleich überall her. Die Botschaft: Schaut mal her, wie schnell ich eine neue Frau gefunden habe und das, weil ich ein toller Hecht bin. Und natürlich tut sie alles für ihn, weil sie ja wohl auch froh ist, so einen guten Fang gemacht zu haben.

Abwarten, liebe TE, auch hier kehrt der Alltag ein und dann zeigt sich die Haltbarkeit des neuen Glücks.
Der Mann meiner Freundin zog auch Hals über Kopf aus. Für ihn war es nicht Hals über Kopf, denn er hatte wohl schon länger eine Freundin nebenher, von der keiner was wusste und diese Freundin hat ein Haus, also Platz. Sie war Witwe und ihre Söhne aus dem Haus.
Also verließ er mal eben innerhalb von eineinhalb Stunden sein gewohntes Leben mit drei Kindern zwischen 21 und 16 Jahren.
Sein Motto: Jetzt komm ich mal dran! Jetzt wird alles besser und schöner.

Meine Freundin zog die Scheidung durch sobald es möglich war und hat ihn abgeschrieben. Um seine Kinder kümmerte er sich fortan nur marginal, denn da war ja jetzt sein neues Leben im neuen Nest, in das er hineingefallen war.

Es gingen einige Jahre ins Land und wie sieht es heute aus? Tja, meine Freundin stand eine schwere Zeit durch, zumal auch noch ihre Tochter mit 23 Jahren an Darmkrebs verstarb, aber sie meisterte ihr Leben bewundernswert. Die Zeit mit der Erkrankung der Tochter, die zu der Zeit im Ausland studierte und zunächst nicht transportfähig war. Vorher die Trennung und Scheidung. Das Haus wurde verkauft, ausgeräumt haben es maßgeblich sie und die Söhne, weil gnädiiger Herr leider, leider wenig Zeit hatte.
Meine Freundin fand zufällig im Yogakurs einen neuen Partner, mit dem sie schon 2 Jahre verhereitat ist und der Ex. zog aus dem neuen Heim aus und lebt fortan allein in einem anderen Städtchen. Das neue Glück war wohl doch nicht so haltbar wie gedacht.

Auch im Bekanntenkreis eine ähnliche Story, wo allerdings die Ehefrau an MS verstarb, mit 35 Jahren. Es dauerte nur einige Wochen, dann hatte der Mann eine Neue, noch dazu eine, die - nun ja - wohl nicht die beste Gesellschaft ist. Sie hat alle Augenblicke eine neue Haarfarbe, ist übergewichtig und ihr Sohn lebt auf Verfügung des Jugendamtes bei einer Pflegefamilie. Also die allerbesten Verhätlnisse ...
Zudem ließ er seinen Job schleifen und wurde vom Schwiegervater, in dessen Fahrschule er beschäftigt war, gekündigt wegen ständigen Fehlens und Unzuverlässigkeit.
Sein Sohn, 15 Jahre alt, wurde aus dem gewohnten Umfeld herausgerießen und geht jetzt woanders zur Schule, weil der Mann umzog. Und dann noch die neue Partnerin. Am Friedhof war er seit dem Tod seiner Frau ziemlich sicher kein einziges Mal.
Aber auch hier. Sofort muss eine Neue her und selbst wenn die nicht gerade allererste Sahne ist, ist so eine Frau immer noch besser als keine Frau.

Also es ist wirklich nicht ungewöhnlich. Du kannst von einem Mann nicht erwarten, dass er lange allein bleibt und es sich in sienem Junggesellenappartement gemütlich macht.

Aber ich verstehe, dass das Ausgetauschtwerden weh tut.

Dann sein Verhalten. Das ist doch ganz klar auch seinen Schuldgefühlen geschuldet, die er natürlich überdeckt und gar nicht zulassen will.. Aber Du stehst für das Leben vorher, das er ja am liebsten ausradieren würde. Aber Du bist da und erinnerst ihn daran, dass er mal eben weiterzog. Bilde Dir nicht ein, dass er kein schlechtes Gewissen hat, aber das überdeckt er natürlich nach Kräften.
Und daher auch sein Verhalten, das nicht für eine reife Persönlichkeit spricht. Du bist jetzt die alte und böse, auf die er Negatives projetziert. Er braucht einen Sündenblck und der bist Du. Die Neue glänzt und schillert und an dem Bild will er sicher nicht rütteln. Also wohin mit negativen Gefühlen, die dann aufkommen, wenn Du ihn DARAN erinnerst, dass er mal eben ging und Dich verlassen hat.
Verhalten eines kleinen Buben, der nicht recht weiß wie er sich verhalten soll. Lass Dich davon doch nicht tangieren, sondern ordne es als das ein, was es ist. Er ist überfordert und braucht seinen Sündenbock. Und außerdem braucht er ja eine innere Rechtfertigung dafür, dass er Dich so schnell ausgetauscht hat. Also wirst Du als böse und nicht verrtrauensvoll eingsetuft und er pflegt seine weiße Weste, denn wie kannst Du nur einem Mann wie ihm misstrauen? Das wiederum kratzt ja an seinem Ego.

Sag mal, nimmst Du das alles tatsächlich ernst? So wie Du Deinen Ex. schilderst, kannst Du froh sein, dass Du den groß gewordenen Buben jetzt weiter hast.

Lass ihn doch einfach auflaufen. Verhalte Dich kühl und kommuniziere mit ihm nur auf der sachlichen Ebene. Stell ihn kalt und zeige Desinteresse.
Der hat mit Dir noch nicht abgeschlossen, das zeigt schon sein widersprüchliches Verhalten. Und er verhält sich so, weil er verunsichert ist. Diese Mischung aus kindischem Verletztsein und Beleidigtsein und kumpelhaftem Verhalten, das der Situation nicht angemessen ist zeigt Dir doch ganz klar, dass er selbst nicht weiß wie er mit Dir und der Situation umgehen soll.
Was für ein Depp, ganz ehrlich!

Ferner hast Du Dich vermutlich in die Opferrolle hineinmanövriert. Du bist gekränkt und Dein Ehrgefühl wurde verletzt und das ausgerechnet von dem Mann, mit dem Du über Jahre zusammen warst. Das kannst Du aber nicht ändern. Aber zieh Dir den Schuh des Opfers aus und versuche, wenigstens zeitweise aus dem Selbstmitleid rauszukommen. Denn damit tust Du Dir was Gutes, wenn Du Dich nicht hängen lässt und Dich mal darauf konzentrierst, dass Dein Leben noch nicht vorbei ist.

In ein paar Jahren kann es genau andersrum aussehen. Du bist wieder glücklich und zufrieden und hast mit dem Tunichtgut abgeschlossen und ihm geht es schlecht. Und dann zerfließt er in Selbstmitleid.

29.09.2023 11:00 • x 3 #10


M
Zitat von Bline:
Hinzu kommt noch, dass er vor ca. 2 Jahren einen fetten Karrieresprung hingelegt hat und die neue Freundin deutlich jünger ist. Also Klischees ohne Ende.
Ich hab’s auch akzeptiert aber trotzdem geht so viel meiner Energie noch in Gedanken an und über ihn, unsere Beziehung und deren Ende, immer wieder die gleichen inneren Monologe. Es nervt!

Die inneren Monologe, die zu nichts führen, außer Dir Zeit zu stehlen, nerven ungemein. Aber ich glaube, sie haben ihre Berechtigung. Ich legte mich nach der Trennung am WE oft einen Tag ins Bett und pflegte meine Blessuren. Und dann erzählte ich einer Person, die gar nicht da war, wie er sich verhalten hatte und was ich alles wegen ihm durchlitten habe.
Es dauerte tatsächlich Monate, bis die Monologe, die im übrigen sehr ermüdend sind, also Kraft rauben, nachließen. Ich glaube, es war damals das einzige Ventil das ich zur Verfügung hatte. Selbstgespräche, innere Monologe und wütende Briefe an ihn, die ich nie abschickte.

Es ist eine Phase, durch die Du nun musst und glaube mir, Du durchleidest das jetzt sicher nicht umsonst. Nein, denn es geht bei Dir um mehr, um viel mehr.
Du bist dem klassischen Rollenmuster gefolgt und hast Dich nur als Frau und Mutter eingeordnet und dort Deinen Platz gefunden. Ja, aber war das wirklich der einzige Platz für Dein Leben? Es gibt noch viele andere Plätze, die Du nicht kennst. Du bist in einer Phase der Umorientierung und musst Dich und Dein Leben sozusagen neu einnorden, ihm eine Richtung geben und das fällt dir schwer, weil Du es nicht gewöhnt bist, für Dich Entscheidungen zu treffen.

Es geschieht nichts umsonst im Leben und auch dieser Schlag hat sein Gutes. Du wirst dafür was anderes lernen, nämlich mal Deine Bedürfnisse überhaupt zu erkennen und zu erfüllen.Du wirst selbstständiger werden und Dir eines Tages sagen, es ist gut, wie es kam. Der Ex. interessiert mich nicht mehr groß und die junge an seiner Seite darf sich jetzt mit dem alten Deppen abgeben. Wie lange sie dran Spaß hat, wird sich zeigen.

Und es hängt nicht immer nur auf eine Seite. Das wusste schon meine Oma und auch da ist was dran. Das Leben gibt Dir eine Chance, die Du nützen kannst. Für Dich und Dein Wohlergehen und je mehr Du das begreifst, desto mehr wirst Du davon profitieren und Dein altes Leben nicht mehr vermissen.
Es ist tatsächlich eine Chance, die Du ergreifen solltest. Das Leben zeigt Dir, dass Dein bisheriges Leben zwar bequem,aber eben nicht alles war. Es wird was neues kommen und während Dein Ex. sich nur in eine neue Beziehung flüchtet und alles zudeckt, kannst Du endlich mal bei Dir ankommen.

Über Jahre hast Du zurückgestanden und Dir gesagt, das ist normal. Es ist normal und bequem, denn die Richtung in Deinem Leben haben andere vorgegeben. Und Du hast Dich angepasst. Und jetzt hast Du die Möglichkeit, Dein Leben zu gestalten und das bist Du nicht gewöhnt.

Die Folge: Selbstmitleid, Verletztheit, innere Wut und Neid, weil er sich mal eben alles nahm und Du im Regen stehst. Sei zu stolz dafür, ganz ehrlich. Du bist mehr wert als die Frau dieses Mannes zu sein, denn wie der nun ist, siehst Du ja oft genug.
Karrieresprung und jüngere Frau. Ja, er bedient jegliche Klischees und schämt sich auch nicht dafür, im Gegenteil, er blüht auf.

Und wenn er sich wieder so blöd verhält, dann sag doch, wieso bist Du so und gehst so beleidigt mit mir um? Ich dachte, Du hast das große Los gezogen, da müsstest Du doch vor Freude strahlen und zu allen Menschen nett und freundlich sein, oder etwa nicht?

Warum steckst Du alles ein? Zeig ihm doch mal die Krallen und nimm ihm den Wind aus den Segeln. Er wird schnell wieder verschwinden und natürlich vorher noch einige Worte verlieren müssen, aber glaube nicht, dass das nicht nachwirkt. Er ist es nicht gewöhnt vor Dir Respekt zu haben. Also bringe es ihm bei und lass Dich nicht zum Fußabtreter seiner negativen Emotionen machen.

Es wird was Neues für Dich kommen, sei Dir sicher. Aber Du musst auch das Deinige dazu tun. Klein beigeben, selbstmitleidig sein und dabei neiderfüllt auf das neue Glück zu schielen, sind schlechte Ratgeber.

29.09.2023 11:25 • x 4 #11


B
Wow! Danke euch allen für eure Worte. Bin richtig geplättet von so viel Zuspruch, konstruktiver Kritik und guten, praktischen Tipps. Das tut richtig gut! DANKE

29.09.2023 14:28 • x 2 #12


B
Hallo ihr Lieben! Hänge mal wieder voll drin in meinem Opfer-Dasein. Oh Mann ist das schwer seine Gedanken zu disziplinieren.
Ich merke sehr stark wie wenig ich was mit mir selber anfangen kann. Leider ist mein Job auch nicht das Wahre.
Jammer, jammer, ihr merkt schon…
Ich versuche es wirklich, verabrede mich, verstecke mich nicht unter der Decke (obwohl ich es gerne würde).
Das ist jetzt die Woche, in der meine Tochter beim Vater ist. Ich vermisse wirklich unendlich das Familienleben-auch wenn da natürlich auch nicht alles eitel Sonnenschein war…seufz…
Fühle mich wie eine Versagerin. Das ist nicht schön…

19.10.2023 16:45 • x 2 #13


Kawasaki-Z1000
Bline ließ Dir immer wieder durch was Dir die User geschrieben haben. Vor allem Margarite's Zeilen fand ich wundervoll.
Es braucht seine Zeit, so viele haben es hier geschafft, Du schaffst es auch.
Fühl Dich ganz doll gedrückt.

19.10.2023 21:58 • x 1 #14


M
Zitat von Bline:
Fühle mich wie eine Versagerin. Das ist nicht schön…

Das Gemeine in einer Umbruchphase, die man vor allem nicht wollte, ist, dass man einfach noch nicht stabil ist. Die Gefühle gehen hin und her, mal überwiegt die innere Stimme, die sagt: Mir doch egal, soll er doch machen was er will, er wird schon sehen was er davon hat. Und mal kommt wieder das Elend zum Vorschein.

Interessant ist der Satz, dass Du jetzt merkst, wie wenig Du mit Dir selbst anfangen kannst. Das kommt vom gewohnten Leben, wo Deine Bedürnisse hintan standen,ja, Du sie gar nicht kanntest und zugelassen hast. Und jetzt auf einmal ist da Zeit, die Du nicht füllen kannst. Womit denn auch?

Und alles, was Du jetzt so anfängst, wird als hohle Freizeitbeschäftigung, ja als Totschlagen von Zeit empfunden.
Du wirst da reinwachsen, so wie der Mensch in alles reinwächst. Eine tolle Chance für Dich, Dich selbst besser kennenzulernen.

Diese Krise durch die Du jetzt musst, hat rein gar nichts mit Versagen zu tun. Es sind Umstände über Dich hereingebrochen, die Du nicht wolltest. Wenn dann noch ein Puzzleteil wie der Job nicht als befriedigend empfunden wird, ist es noch schlimmer.

Ich an Deiner Stelle würde nichts überstürzen. Du brauchst deine Kräfte, um Dich auf die neue Lebenssituation einzustellen. Das kostet viel Energie. In so einer Phase sollte man nicht weitreichende Entscheidungen treffen. Aber wenn man merkt, dass man wieder Energie hat und sich halbwegs in die Situation reingefunden hat, kann man überlegen, wo man Stellschrauben ändern könnte.

Du wirst das spüren wenn es so weit weg ist. Aber erst musst Du durch den Schmerz gehen und ab und an Selbstmitleid ist eine logische Konsequenz davon.
Du bist kein Opfer, auch wenn Du Dich jetzt so fühlst.

In wenigen Jahren wirst Du Deinen Platz im neuen Leben gefunden haben und dann wirst Du vieleicht sagen, es ist gut wie es kam.

20.10.2023 12:33 • x 3 #15


A


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