225

Wie schaffe ich es loszulassen? Borderline Ex

distress
Als ich zum ersten Mal nach Borderline-Persönlichkeitsstörung googelte, waren wir beide schon zwei Jahre zusammen. Drei weitere kamen noch hinzu. Sie erhielt damals ihre Diagnose und so richtig verstand ich eigentlich: Nichts.

All die vielen Konflikte, Beziehungsabbrüche, Unzuverlässlichkeiten, Vorwürfe, Streitereien um Banalitäten, der häufige Liebesentzug, nichts, aber auch gar nichts konnte mich jemals davon abbringen, weiterhin mit genau dieser Frau zusammen sein zu wollen.

Ich hatte es nach den Trennungen mit anderen Frauen versucht. Aber die Sucht, die Abhängigkeit nach ihrer ungefilterten Bestätigung und Begeisterung und ja, ihrer Art zu lieben, waren immer stärker.

Bereits vor mehr als zwei Jahren hatte ich schwer unter einer Trennung von ihr gelitten, wie ich aus meinen eigenen Beiträgen hier gerade schmerzhaft erlesen musste.

Und nun ist wieder Schluss. Endgültig.
Sie hat es zu Ostern nicht mehr ausgehalten.
Der Einzige, der das Offensichtliche nicht sehen konnte und wollte, war ich.

Anfangs kam ich besser klar als zur letzten Trennung ein Jahr zuvor.
Als ich sie dann aber auf einem Festival zu Pfingsten mit ihrem Neuen sah, so voller Liebe, Nähe und Zärtlichkeit, ist tief in mir etwas zerbrochen.

Ich bin seitdem arbeitsunfähig.
Fühle nur noch eine Schmerzmelange aus Trauer, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit.
Es ist, als wäre ein Teil von mir mit ihr gegangen. Und dieser hat eine Leere hinterlassen, die ich derzeit mit so überhaupt nichts zu füllen weiß.
Auch körperlich mache ich mir langsam Sorgen, da mir das Essen extrem schwer fällt. Sechs Kilo habe ich bereits abgenommen.

Ich habe wirklich vieles versucht, Sport, Lesen, Serien, Nightlife, nichts macht auch nur ansatzweise Spaß.
Und da sind Freunde, die jederzeit für mich da sind, persönlich oder am Telefon, aber kaum bin ich wieder allein mit mir, umfängt mich diese unsagbar lähmende Traurigkeit.

Ich bin auf Entzug.

Für einen Therapieplatz stehe ich auf der Warteliste, immerhin. Die letzte Therapie habe ich abgebrochen, als wir wieder zusammenkamen. Aber die Reststunden darf ich auf Nachfrage noch verwenden.

Da ich nun wirklich nicht mehr wusste, wohin mit mir, habe ich meine Allgemeinärztin nach einer Einweisung in die Psychiatrie gefragt.
Sie hat mir das vorerst ausgeredet, mein Fall wäre nicht schlimm genug, ja es könnte sogar sein, dass ich dort abgewiesen würde.
Stattdessen habe ich ein Antidepressivum verschrieben bekommen.
Fünf Tage nehme ich dieses nun schon, und es verändert sich tatsächlich was:
Die innere Unruhe ist verschwunden und einem Gefühl von Bewegungslosigkeit gewichen, das sich gar nicht so unangenehm anfühlt.
Auch Einsamkeit verspüre ich nicht mehr.
Dieses schwarze Meer aus Traurigkeit und Sehnsucht aber, mit seinen Wellen ab und zu, ist noch genau so stark.
Allerdings benötigt ein AD eine Weile, um ganz zu wirken.

Es gibt ja hier doch einige ähnliche Geschichten emotionaler Abhängigkeit, toxischer On-Off-Beziehungen, und auch einige wenige Trennungen von Borderline-Partnern.

Wie seid ihr da rausgekommen?
Wie lange hat es gedauert?
Was hat dabei geholfen?

02.07.2022 18:54 • x 4 #1


distress
Da ich bereits jetzt in meinem Beitrag nichts mehr ändern kann:

Die erste Frage sollte heißen:
Wie habt ihr die Anfangszeit nach der Trennung überwunden?

Denn rausgekommen bin ich ja längst..

02.07.2022 19:07 • x 2 #2


A


Wie schaffe ich es loszulassen? Borderline Ex

x 3


G
Hallo Distress!
Zitat von distress:
Wie seid ihr da rausgekommen?
Wie lange hat es gedauert?
Was hat dabei geholfen?

Zitat von distress:
Wie habt ihr die Anfangszeit nach der Trennung überwunden?

Ich habe ihn sich die Finger wund wählen lassen und bin zu meiner Freundin nach Wien geflogen. Dort angekommen brach ich erstmal zusammen, bekam ein oder zwei oder drei Heulattacken. Als ich mich etwas beruhigt hatte, traf ich meine Freundin und die hat mir dann nochmal ordentlich den Kopf gewaschen. Nach dem Schleuderprogramm habe ich den Städtetrip in Ruhe ausklingen lassen.

Ich empfehle gerne Tapetenwechsel und Tagebuch schreiben. Gesunde Ernährung, wenig Alk., ausreichend Schlaf.. und Du solltest es unbedingt lernen, Dir selbst zu genügen.

Gib Dir Zeit und verbanne die On/Offs aus Deinem Leben, denn das sind wahre Abwärtsspiralen.

02.07.2022 19:29 • x 8 #3


Urmel_
Zitat von distress:
Anfangszeit

Was helfen kann ist, dass man sich bewusst macht, dass diese Auf und Abs in der Beziehung in der Tat das chemische Gleichgewicht im Gehirn aus der Balance bringen. Du beschreibst es ja selbst als Entzug.

Es fühlt sich also nicht nur so an, es ist so.

Mit dem Wissen ist es Dir vielleicht möglich, hängt natürlich davon ab, wie Du aufgestellt bist, Dich in den schlimmen Phasen selber zu beobachten. Es hilft, wenn man es visualisiert, sich selber von außen betrachtet und sich selber die Hand gibt. Sozusagen als Stütze, die man sich selber gibt. Es hilft, wenn man sich dabei selber über die Oberarme/Schultern streicht. Es gaukelt Dir vor, dass jemand Dich streichelt.

Und während Du die schlimmen Momente erträgst, was Dir niemand abnehmen kann, sagt Dir Dein Ich von außen, dass alles ganz normal ist, dass die Phasen vorbei gehen, dass Du nicht alleine bist, dass Du Dich selber nicht alleine lässt, dass Du auf Dich aufpasst.

Es wird besser, Ohren anlegen und durch.

02.07.2022 19:35 • x 13 #4


G
Zitat von Gärtnerin:
wund wählen

wundwählen

Meditation hilft mir immer. Jawoll, darunter fällt auch Gartenarbeit. Da vergesse ich alles um mich herum.

02.07.2022 19:42 • x 3 #5


Urmel_
Zitat von Gärtnerin:
Gartenarbeit

Am Auto schrauben funktioniert auch wunderbar.

02.07.2022 19:48 • x 2 #6


distress
Zitat von Gärtnerin:
Ich empfehle gerne Tapetenwechsel und Tagebuch schreiben.

Ich überlege tatsächlich, die Stadt zu wechseln.
Alles hier erinnert mich an sie und ich denke, noch auf lange Zeit rückfallgefährdet zu sein.


Zitat von Gärtnerin:
Gib Dir Zeit und verbanne die On/Offs aus Deinem Leben, denn das sind wahre Abwärtsspiralen.

Bis jetzt hat das bei mir leider überhaupt nicht funktioniert. Und verbannt wurde ja ich.
Ihre neue Beziehung ist meine Chance, wirklich und endgültig rauszukommen.

02.07.2022 19:56 • x 1 #7


Urmel_
Zitat von distress:
meine Chance

Und auch, Dein rationales Ich mit Wissen zu stabilisieren:

02.07.2022 19:58 • x 1 #8


distress
Zitat von Urmel_:
Mit dem Wissen ist es Dir vielleicht möglich, hängt natürlich davon ab, wie Du aufgestellt bist, Dich in den schlimmen Phasen selber zu beobachten. Es hilft, wenn man es visualisiert, sich selber von außen betrachtet und sich selber die Hand gibt. Sozusagen als Stütze, die man sich selber gibt. Es hilft, wenn man sich dabei selber über die Oberarme/Schultern streicht. Es gaukelt Dir vor, dass jemand Dich streichelt.

Das liest sich sehr interessant. Habe ich mir gleich mal ausgedruckt.
Danke dafür.

Mir ist bewusst, dass es sich hier tatsächlich um einen Entzug handelt. Ausgelöst auch durch den ständigen Wechsel der Produktion von Glücks- oder Stresshormonen.
Nur darum habe ich auch dem Antidepressivum zugestimmt.

Mein Auto macht diverse Probleme zur Zeit und hat mich in den letzten zwei Wochen in der Tat ablenken können. Allerdings war ich nicht besonders erfolgreich. Nun steht es in der Werkstatt.

02.07.2022 20:08 • #9


Urmel_
Zitat von distress:
ablenken

Vielleicht auch hilfreich:

02.07.2022 20:15 • #10


X
In die Natur gehen und bewegen,so wenig wie möglich zuhause aufhalten

02.07.2022 20:30 • x 3 #11


G
Zitat von distress:
Und verbannt wurde ja ich.

Ist ja auch egal, wer wen verbannt hat, ungesund ist es allemal.

Mir half auch ein Ehrenamt. Dort musste ich viel organisieren, es wurde auch musiziert und gesungen. Die Verarbeitungsphase dauert bis heute an, obwohl ich seit einigen Jahren mit meinem Traummann zusammen bin.
Die andere kranke Beziehung kann ich immer noch nicht verstehen.
Möchte ich auch gar nicht mehr, trotzdem hoffe ich für ihn, dass er seinen Deckel gefunden hat.

02.07.2022 20:36 • x 1 #12


distress
Zitat von Urmel_:
Vielleicht auch hilfreich:

Ich hatte mir über die Jahre zum Thema Borderline Persönlichkeitsstörung eine Menge angelesen.
Der Beziehung hat das nicht wirklich geholfen, denn ich sah sie meist eben doch als die Frau, die sie war, und nicht als Borderlinerin.
Ich war mit Sicherheit nicht der Partner, der es hätte mit ihr schaffen können. Das hätte meinerseits viel mehr Distanz und Gelassenheit erfordert.

02.07.2022 20:38 • x 3 #13


Urmel_
Zitat von distress:
Das hätte meinerseits viel mehr Distanz und Gelassenheit erfordert.

Mit dem Wissen über Borderline sollte Dir aber klar sein, dass die Aussage im Zitat, im Kontext zu mit ihr schaffen, ein Trugschluss ist.

02.07.2022 20:44 • x 1 #14


distress
Zitat von Urmel_:
Mit dem Wissen über Borderline sollte Dir aber klar sein, dass die Aussage im Zitat, im Kontext zu mit ihr schaffen, ein Trugschluss ist.

Ja, schon.
Aber mein Gehirn ist noch so süchtg, dass es solch rationale Erkenntnisse einfach nicht akzeptiert.
Es verweigert mir unter anderem den Zugriff auf die negativen Erinnerungen mit ihr.
Ich sitze seit Tagen an der Negativliste und bekomme sie einfach nicht hin.

02.07.2022 21:03 • x 1 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag