Vielleicht interessiert ja den einen oder anderen, wie es mit mir weiterging.
Rückfallgefährdet war ich definitiv.
Wie bereits beschrieben, führte das Erleben des Kennenlernens meiner Ex mit ihrem Neuen, ihre Küsse, ihre Zärtlichkeiten auf einem Festival zu Pfingsten zu meinem kompletten Zusammenbruch.
Die Wochen und Monate danach gehörten zu den schlimmsten meines Lebens.
Dass eine derartige Trennung zu existenziellen Krisen mit schlimmsten Folgen für den Ex-Partner führen kann, ist mir
heute klar.
Ich war lange krankgeschrieben, habe sehr gelitten, wusste nicht wohin mit mir, und verlor komplett den Sinn meines Daseins. Es gab nur Schmerz.
Gehen ließ ich mich trotzdem nicht, Funktionieren war gerade noch möglich.
Meine Rettung war das Kennenlernen einer anderen Frau. Sie hat mich, ohne es zu wissen, aus diesem Loch zurück ins Leben geholt.
Gedankt habe ich es ihr nicht.
Denn meine Ex hat davon erfahren und den Kontakt wieder aufgenommen. Langsam näherten wir
uns an, um schließlich erneut zusammenzukommen. Dass es mit dem Anderen nichts wurde, wusste ich lange Zeit nicht. Bereits kurz nach dem Festival zog er sich zurück, um sie schließlich zu ghosten.
Schnell verfielen wir in alte Streitmuster. Einmal nahm sie ihre Sachen und ging. Was sich für mich, nach den zwei Trennungen ihrerseits in den letzten 18 Monaten, anfühlte, wie erneut verlassen zu werden.
Ich war nicht glücklich mit ihr, dafür ängstlich, unzufrieden, unsicher.
Nichts hatte sich geändert, nur der abgrundtiefe Trennungsschmerz vorher wurde abgelöst von der Angst, erneut verlassen und ausgetauscht zu werden, nicht mehr zu reichen, nicht mehr gut genug zu sein.
Und ich wurde das Bild der beiden auf dem Festival einfach nicht mehr los.
Damals hat sie mir mitgeteilt, wie verliebt sie in ihn sei und dass für mich keinerlei Gefühle mehr bestehen. Da war gar
nichts mehr.
Das schwebte nun permanent über mir, auch wenn sie beteuerte, dass sie durch ihn erst mitbekommen hat, wie wichtig ich für sie bin. Mir jedoch war klar, dass ich hier nur eine Ersatzfunktion ausübe. Wäre mit dem Anderen eine Beziehung entstanden, hätte ich keine Rolle mehr in ihrem Leben gespielt.
Ich wollte, ich musste da raus.
So wenig Vertrauen in unsere gemeinsame Zukunft, in ihre Treue, in eine Beziehungsverbesserung insgesamt, hatte ich noch nie. Aber ich wusste auch um den Schmerz, der erneut über mich käme, würde ich es einfach so beenden.
Also tat ich etwas, was ich in meinem ganzen Leben noch nie gemacht hatte. Ich suchte nach einer anderen Partnerin, hoffend, durch einen warmen Wechsel die Trennung besser überstehen zu können.
Moralisch höchst fragwürdig, ich weiß.
Und so kam es auch.
Nach einem Flirt in einem Club und einer für die nächsten Tage ausgemachten Verabredung, teilte ich meiner BL-Partnerin mit, sie zu verlassen, da ich eine andere hätte.
Sie hat erwartungsgemäß sehr impulsiv reagiert. Ihr so wehzutun, fühlte sich schrecklich an und tat auch mir sehr weh. Nicht nur sie hat nach dem Treffen bitterlich geweint.
Nach ein paar Tagen frug sie freundlich und fast liebevoll nach, warum ich sie nicht mehr liebe, nicht mehr will, und ich erklärte ihr, wie ich die letzte Phase unserer Beziehung empfand. Ich sprach von meinen Vertrauensverlust und meiner Hoffnungslosigkeit. Sie konnte das nachvollziehen, bat mich noch um ein Foto als Andenken an mich und verabschiedete sich sehr erwachsen.
Wenige Tage später hatte ich dann eine letzte Bitte, welche erst gar nicht, dann aber mit einer sehr kühlen Nachricht, und der Aufforderung, sie zukünftig in Ruhe zu lassen, abgeschlagen wurde.
Auch kam sie mir kürzlich auf der Straße entgegen, um sofort umzudrehen und wegzulaufen, als sie mich sah.
Wie geht es mir jetzt:
Richtig schlecht. Das Vermissen ist riesig und neben wenigen rationalen Momenten habe ich meist das Gefühl, den größten Fehler meines Lebens begangen zu haben. Ein Zurück wird es aber nie mehr geben. Die finale Abwertung habe ich verdient und sie war ja auch das ursprüngliche Ziel.
Mit der Anderen habe ich nie etwas angefangen, hier also zumindest keinen dritten Scherbenhaufen hinterlassen.
Anders, als auf diese Weise endgültig loszukommen, war bei der mir mittlerweile eingestandenen, schwergradigen Abhängigkeit von dieser Frau nicht mehr vorstellbar. Ich hätte nur abwarten können, bis sie mich doch wieder verlässt. Um dann erneut zu mir zurückzukommen..
Wie beide können nun endlich beginnen zu heilen, jeder auf seine Weise und endlich ein Leben ohne den anderen führen.
Knapp sechs Jahre haben wir alles versucht, sind immer wieder gescheitert und doch nicht losgekommen.
Ein Ende mit einem lauten Knall war, zumindest für mich, die einzige Lösung.
Ihr Leid, ihren Hass musste ich dabei in Kauf nehmen.
Sie wird schnell einen Neuen finden, das fiel ihr immer sehr leicht.
Ich dagegen werde so schnell keine neue Beziehung mehr eingehen. Das würde nicht funktionieren, meine Trauer wird lange anhalten.
Aber es musste sein.
08.11.2022 17:33 •
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