Wie normal ist das alles?

Z
Hallo,

ich würde mich tendenziell als jemanden beschreiben, die auf andere Leute selbstsicher und selbstbewusst wirkt, aber ich selbst weiss auch, dass ich Dinge gut überspielen kann.

Meinem Mann hatte ich immer viele Freiheiten zugestanden. Er hat diverse Hobbys, die er ohne mich ausübt und ist oft abends oder auch mal am WE weg. 20 Jahre lang habe ich ihm völlig vertraut. Eifersüchtig war ich allerdings manchmal auch, wenn er in meinem Beiseinn mit anderen Frauen geflirtet hatte, aber das war nie ein besonderes Problem, es kam nicht oft vor.

Dann aber kam der vergangene Dezember, als ich heraus bekam, dass er seit 2 Monaten unglaublich verliebt war, dann kam sein Geständnis, dass er vor 8 Jahren eine 1monatige Affäre hatte und dann erfuhr ich, dass es da noch mal eine andere Sportkollegin gibt, mit der er sich immer über P. unterhalten hatte. In diese Frau war er nie verliebt, sie dagegen geht fremd und hätte meinen Mann wohl auch gerne im Bett gehabt - und überhaupt fand ich plötzlich, ich kenne meinen Mann irgendwie gar nicht.

Mein Mann und ich sind wieder zusammen gekommen, er hat sich neu in mich verliebt, wir gehen sehr offen miteinander um, er ist sehr liebevoll zu mir und wir haben etliche Dinge zum Positiven verändert. Ich könnte und sollte glücklich sein. Momentan vertraue ich ihm auch.

Und trotzdem ist da so eine Trauerglocke über mir, die nie ganz weg geht und ich spüre, dass ich mich unwohl fühle, wenn er nicht da ist. Am liebsten hätte ich ihn ständig um mich und würde am liebsten ständig hören, dass er mich liebt. Schnell kommt sonst das Gefühl vom Dezember wie ein schwaches Echo wieder hoch.

Ich habe mich so abhängig gefühlt, als mir nach der Trennung der Boden unter den Füßen weggerutscht ist. Ich hatte immer eigene Hobbys und eigene Freunde, aber plötzlich kreisten alle meine Gedanken nur noch um meinen Mann und unsere Trennung. Alles Andere - auch Essen und Schlafen habe ich vernachlässigt. Ich habe ja auch die Trennung gar nicht verarbeitet, wir sind wieder zusammen gekommen, bevor ich sie verarbeitet hatte.

Alles ist noch ganz frisch. Noch vor 4 Wochen hatte mein Mann sich mit seiner Geliebten alle 2 Tage SMS geschrieben, gleichzeitig sagte er auch da schon, er wäre nicht mehr verliebt. Heute treffen sie sich erstmals wieder, er ist sich aber sicher, dass sie keine Gefühle mehr bei ihm auslösen wird. Und irgendwo sagt in mir eine Stimme: Weil sie halt auch nicht genauso in ihn verliebt war. Sonst wäre es anders gekommen....

Ich glaube, das ist es: Ich denke, ich sei 2. Wahl. Sie konnte er nicht kriegen, also kam er zurück. Und gleichzeitig brodelt in mir immer wieder dieses furchtbare Gefühl auf, wie abhängig ich mich im Dezember von ihm gefühlt hatte.

Kennt jemand von euch das? Ist es normal, weil ja alles noch so frisch ist? Wie seit Ihr damit umgegangen?

08.03.2013 16:35 • #1


J
Hallo Zarifah,

puh, ich hatte so eine Situtation zwar noch nie, aber ich glaube, ich kann dich trotzdem verstehen. Hatte meinem Ex auch bedingungslos vertraut - auch über 20 J. lang. Auch wir hatten verschiedene Interessen, und jeder ist seinen nachgegangen. Eifersüchtig war ich eher nie, aber es gab ab und an mal so Momente, in denen ich so ein Angstgefühl hatte, was wäre, wenn ich ihn verliere...

Ward ihr beide denn tatsächlich getrennt nach deiner Entdeckung im Dez.? Und wie war das konkret? Habt ihr auseinander gewohnt und war er da mit der anderen Frau zusammen? Kann das leider nicht aus deinem Text entnehmen. Und wie hast du dich während dieser Trennung verhalten?

Magst du mehr darüber schreiben?

Du schreibst, du fühlst dich wie 2. Wahl. Ist es denn so gewesen, dass die andere Frau einen Rückzieher gemacht hatte? War es nicht dein Mann, der das mit ihr rigoros beendet hatte, um das mit euch nicht zu verlieren?

Weißt du, wenn so ein tiefes Vertrauen enttäuscht wird, ist das etwas, womit man nur sehr schwer fertig wird, glaube ich. Es ist ein Gefühl. Ein tiefes Gefühl. Etwas, was nicht einfach so kommt und geht und wiederkommt. Vielleicht ist es das, was du jetzt merkst - egal, wie dein Mann sich verhält. Egal, wieviel Zuneigung er dir jetzt wieder entgegenbringt. Egal, wie sehr dein Kopf dir sagt: vertrau ihm wieder.

Kann mir vorstellen, dass du dir sehr wünscht, ihm wieder so vertrauen zu können wir vorher. Und doch merkst du: so einfach ist das nicht.

Ich hatte mir meinen Ex damals so sehr zurück gewünscht. Hätte versucht, ihn zu verstehen und versucht, ihm alles zu verzeihen. Das weiß ich. Aber ich glaube nicht, dass ich ihm jemals wieder so vertraut hätte wie vorher. Ob ich nicht immer Zweifel gehabt hätte, dass da hinter meinem Rücken etwas läuft... Ich glaube, vor lauter Sehnsucht denkt man gar nicht daran, wie das dann wohl mit dem Vertrauen ist...

Jedenfalls glaube ich, dass es normal ist, dass du misstrauisch bist. Du bemühst dich sehr, es ihm nicht zu zeigen. Aber es quält dich, dass es nicht mehr so da ist wie vorher. Und wahrscheinlich möchtest du ihn deshalb quasi rund um die Uhr um dich haben, damit du dieses fehlende Vertrauen nicht spürst.

Hast du mal mit ihm offen darüber geredet? Oder hast du Angst, dass er das nicht verstehen würde, vielleicht sogar enttäuscht wäre, dass du ihm nicht mehr voll und ganz vertraust?

Es ist nicht einfach, was du da gerade durchmachst. Und es ist für dich viel schwerer als für ihn.

LG just words

08.03.2013 17:55 • #2


Z
Hallo,

als ich die Affäre (wobei die beiden nicht intim waren, es war aber so, dass mein Mann wollte und am liebsten mit ihr einen Neustart gemacht hätte, sie war aber zu dem Schritt noch nicht bereit) entdeckt hatte, war zunächst Schluss.

Mein Mann sagte, seine Gefühle wären zu mir abgekühlt, er empfände nur noch Freundschaft. Grund waren angeblich Streitereien zwischen uns, die ich nie als so schwerwiegend empfunden hatte, und er hatte sich angeblich von mir auch nicht geliebt gefühlt.

Dass ich dann so fertig war, hat ihn überrascht. Er ist dann ausgezogen, aber nicht zu ihr, denn sie ist ja auch verheiratet und ihr Mann weiß nichts. Ich glaube, die Leichtigkeit der heimlichen Affäre war dann auch dahin.

Ich hatte sehr schnell gewollt, dass wir es trotz allem noch einmal versuchen und anfangs sagte mein Mann, ich hätte nur eine ganz kleine Chance.

Aber jedes unserer Treffen war dann sehr schön. Bis Anfang Februar allerdings sagte er noch: Wenn es so weiter geht, will ich am 1.3. wieder zu dir zurück ziehen. Da war also noch das erdrückende Wenn und gleichzeitig die Tatsache, dass er und diese Frau sich alle 2 Tage SMS schickten.

Er hat halt auch seine Zeit gebraucht, bis seine Gefühle für sie ganz abgeklungen waren. Hoffentlich sind sie es auch ganz.

Ja, wir können jetzt sehr offen über alles reden. Er hat viel Verständnis für meine Ängste und ich habe den Eindruck, er gibt sich sehr viel Mühe, offen und ehrlich zu sein.

Aber er ist mir auch fremd geworden dadurch, dass er etliche Dinge getan hat, die ich von ihm nie gedacht hätte. Vielleicht war ich naiv - aber so ist es.

Ich hätte so gerne wieder dieses vertrauensvolle Gefühl, was nicht auf den Moment beschränkt ist, sondern an das man glaubt, weil man es für beständig hält.

Viele Grüße Zarifah

08.03.2013 20:56 • #3




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