Hallo, ich stecke gerade als Betrogener in meiner Ehe fest und möchte mir auch etwas von der Seele schreiben.
Meine Frau (w31) und ich (m35) sind seit 8,5 Jahren zusammen, seit 3,5J verheiratet und seit 2 Jahren Eltern.
Das erste Jahr des Kindes war meine Frau allein in Elternzeit daheim, was ihr merklich geschadet hat. Wir waren aus Platzgründen von der Großstadt in die Kleinstadt gezogen, haben also kaum (sie wenige, ich keine) neue Kontakte geknüpft. Unsere Verwandschaft wohnt mind. 1,5 Std. entfernt. Wir waren also Tag und Nacht allein mit dem Kleinen und haben uns von Woche zu Woche gerettet.
Sie war emotional und nervlich schnell am Ende, hat sich durch das Kind eingeschränkt gefühlt und ihr freies Leben vermisst. Ich habe das natürlich gemerkt und habe trotz Volleitjob immer mit angepackt, vor allem Nachts war sie schnell auf 180, sodass ich einsprang. Für uns beide war von vornherein klar, dass die Betreuung 50/50 aufgeteilt wird und sie nach dem Jahr wieder voll arbeiten geht. Dennoch hat das nicht gereicht, es ging ihr schlecht (vllt. depressive Phase). Reden und trösten meinerseits hilfr ihr nicht, sie will keine Therapie und nimmt keine Hilfe in der Richtung an.
Als sie wieder arbeiten ging, hatte ich 2 Monate Elternzeit und anschließend bis heute Teilzeit. Ich kümmerte mich also hauptsächlich um den Kleinen, und sie konnte wieder durchatmen. Dementsprschend war ich nun platt vom Alltag mit Kind. Zu dem Zeitpunkt fing sie wohl an, in Onlinechats rumzuhängen und traf wohl auf den AM.
Zeitsprung in März '22: sie eröffnet mir, dass sie an Se. mit fremden Männern denkt. Ich finde das interessant, ein Punkt, wo man sicher Lösungen finden kann. Innerhalb von 4 Wochen und einigen intensiven Gesprächen (Salamitaktik ihrerseits) komme ich der Wahrheit näher: sie hat eine Onlineaffäre über 6 Monate gehabt. Ihr geht es dabei um Verlangen, Begehren, Abwechslung und dem spannenden Neuen. Sie spricht von Seelenverwandtschaft. Gleichzeitig sei der AM aber selber verheiratet und führte schon dutzende Affären. Sie sagt, sie sei zerrissen, bereue es aber nicht zu 100%, da er ihr so gut tut.
Ich will ihr verzeihen, sage dass wir das als Chance sehen müssen. Sie bricht den Kontakt ab und hat erstmal Liebeskummer. Ich sehe meine Fehler (Vernachlässigung unseres Beziehungs- u. sozialen Lebens) und möchte Ehe 2.0 starten. Ich bin aufmerksam, mache Komplimente, bringe Blumen, schreibe nette und ero. Nachrichten (ein verzweifelter Versuch, ihr das Gleiche zu geben wie er. War eher mäßig). Eine Paartherapie verweigert sie, das würde alles wieder nur in ihr aufreißen und wehtun.
Unser Se.leben war in dem Zeitraum der Aufarbeitung wieder unglaublich intensiv und leidenschaftlich. Doch seit 4 Wochen hat es sich wieder schlechter entwickelt. Wegen Krankheit, Kitaschließung und Corona bei mir musste sie 3 Wochen den Kleinen allein betreuuen. Sie ist wieder down, erschöpft und im Selbstmitleid über das verlorene Leben. Wir hatten keine offenen Gespräche mehr, weil sie genervt scheint vom Thema Affäre/ Beziehung. Wir kuscheln viel, als wäre nie etwas gewesen.
Mich hat das wieder zurückgeworfen und ich entwickelte Angst und Kontrollsucht. Ich weiß, dass sie immer wieder in diesem Chatportal online ist. Vereinbart war, dass die Accounts gelöscht werden. (Das werden sie technisch aber erst nach 2 Monaten Inaktivität).
Ich hatte ihr zudem ein Tagebuch vorgeschlagen, zur Aufarbeitung der Affäre, mit ProContra zu Affäre und zur Ehe. In einem schwachen Moment meiner Kontrollsucht habe ich reingeschaut: es geht nur um die Affäre. Kein Wort zu mir. In ihrem letzten Eintrag listet sie die schönsten Nachrichten von AM auf, schreibt, dass sie sich den Chatverlauf gespeichert hat als Erinnerung. Er sei in ihrem Herzen und sie fragt sich, ob er sich nochmal bei ihr meldet oder ob sie ihm doch nichts bedeutet.
Ich fühle mich dreckig. Weil ich ihr wieder voll vertrauen wollte und nun in ihre Privatsphäre eingedrungen bin. Und weil ich nicht weiß, warum sie noch bei mir bleibt. Sie sagt, unsere Beziehung dümpelt gerade so rum, das passt. Für mich klingt das nicht nach Neustart.
Meine Fragen:
- ich habe im Moment nicht das Gefühl, dass sie in Ehe 2.0 investiert. Wie soll ich mich verhalten? Weiter an uns arbeiten, schöne Momente schaffen, ihr meine Liebe zeigen? Mich gedulden, aber wie lange? Auf Abstand gehen und nur an meinem Leben arbeiten?
- sind ihre aktuellen Gefühle Teil der persönlichen Aufarbeitung der Affäre? Ich glaube ja, dass sie in den AM soviel reinprojeziert, was sie eigentlich bei sich selbst suchen sollte. Sie hat keine Hobbies und weiß momentan nicht, was sie vom Leben will. Sie macht ihr Glück von den Nachrichten des AM abhängig. Unfassbar für mich, als sei sie ein Teenager.
- wie kann ich meine Anziehungskraft wiederherstellen? Ich versuche selbst einen Therapieplatz zu bekommen, um wieder Lebensfreude und Selbstwertgefühl aufzubauen.
- Und was kann ich gegen meine Kontrollsucht tun?
Danke!
07.05.2022 12:28 •
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