Hallo zusammen,
ich muss melde mich nochmal... nicht, weil ich wirklich Rat brauche, sondern um es einfach mir von der Seele zu schreiben. Vielen Dank an die unter Euch, die es bis zum Ende schaffen.
Die letzten 9 Monate nach dem Bekanntwerden ihrer emotionalen Affäre (was sie netter weise selbst gestand) waren sehr durchwachsen. Ihrer Abneigung gegen Paartherapie gab ich nach und so versuchten wir es allein - wir hatten tolle Momente des Glücks, der Hoffnung, Hochgefühle wie in alten Zeiten. Aber auch viel Misstrauen meinerseits, Kontrolle ihres Handys und da ich immer wieder etwas fand, kompletten Rückzug. Dieses Einkringeln hat sie dann wieder in den Wahnsinn getrieben, weil sie nie wusste, was mit mir war und ob ich jetzt gleich die Trennung will. Zugegeben ein sehr schlechtes kommunikatives Muster auf meiner Seite, was uns immer wieder zurückgeworfen hat.
Zwei mal fand ich Grenzüberschreitungen: im Sommer schrieb sie einer neuen Chatbekanntschaft, ob er denn Interesse an einer Affäre hätte. Und dass ich natürlich nicht einverstanden wär. Bei Konfrontation und Trennungswunsch meinerseits, brach sie, wie oft, weinend zusammen; dass sie das das nur schrieb, weil unsere Beziehung mal wieder am Tiefpunkt war. Sie sah es als Fehler ein und beende den Kontakt. Haken dran, ich hörte Podcasts zum Thema Fremdverlieben und Bewältigen. Es ging wieder bergauf mit mir und uns. Dachte ich.
Im Herbst dann, als das Kind mal wieder mit Handy spielen durfte, sah ich einen offenen Chat mit... dem Kerl vom Sommer. Sie hatten sich für den Folgetag verabredet zum Spazierengehen. BÄM. Ich war wieder im Ar., ließ mir aber nichts anmerken, um zu sehen, ob sie das durchzieht. Das tat sie. Bei Konfrontation und Trennungswunsch meinerseits brach sie weinend zusammen, dass sie das nur für sich getan hat, um zu sehen, ob eine Afffäre mit bedeutungslosem S. etwas für sie ist, und das sei es nun sicher nicht. Sie fühlte sich von mir in diese Schublade gedrängt, bei unseren Gesprächen über das Chatten mit Fremden und meinen Vermutungen zu den Ursachen. Oha - versucht sie hier die Schuld umzukehren? Da sie diesmal in eine Paartherapie einwilligte, gab ich ihr eine letzte Chance.
Im November hatten wir dann die erste Sitzung, unser beider Feedback war gut und hoffnungsvoll, auch wenn es erstmal nur um den Beratungsauftrag ging. Wir wollten weitermachen, doch wie das mit Kind so ist, war sie beim zweiten Termin krank. der Dritte Termin war dann für uns beide Ende Dezember angesetzt.
Das häufige Kranksein und rumhängen mit Kind hat sie wieder sehr belastet. Ich spürte, dass unsere Verbindung wieder kriselte und sie öfter Streit suchte. Ich hatte ein Bauchgefühl... und habe kontrolliert. Sie war wieder Chatten. Ich sprach es an, bekam Tränen und Liebesbekundungen, dass es nur einmalig war. Sie suche nicht bloß das eine Unverbindliche... und das lies mich Abends darauf aufhorchen - suchte sie etwa etwas tiefergehendes - den Kerl ihrer emotionalen Affäre?
Heilig Abend war super - meine Eltern waren hier und spielten mit dem Kleinen. Meine Frau und ich total happy, ich spürte diese Spannung zwischen uns, das Knistern, ero.. Aber da war noch dieser Gedanke im Hinterkopf. Ich hielt es nicht aus - spätabends verfiel ich meinem Drang und fand die Nachrichten zwischen ihr und dem Affärenmann. Sie schrieb ihm, wie gern sie jetzt auf seiner Couch wäre, als wir mit meinen Eltern gemütlich feierten. BÄM - ein Schlag in die Fresse. Ältere Nachrichten zeugten davon, dass sie wieder S..ting betrieben und sie meinte, dass es nun logischerweise mit realem Treffen weitergehen müsse. Er stimmte zu. BÄM - mein Herz schien zu zerreißen. Ich konnte nicht mehr.
Nachdem die Großeltern am Folgetag abgereist und ich den ganzen Tag abweisend zu ihr war, weil ich nicht Heile Welt vorspielen kann, kam es zur Konfrontation und Trennungswunsch meinerseits. Diesmal beharrte ich, reagierte nüchtern auf die Tränen. Ich muss anfangen mich selbst zu schützen.
Zwei Tage mit viel Reden und Weinen beiderseits vergingen, bis unser letzter Termin Paartherapie anstand. Sie hatte bereits Freundinnen erzählt, was vorgefallen war. Deren Meinung: ich übertreibe, es ist ja nichts passiert. Dafür wirft man keine Ehe weg. Ich war wieder hin- und hergerissen, ließ mich aber nicht erweichen.
Der Termin bei der Paartherapeutin öffnete mir aber nochmal etwas die Augen - im Focus stand plötzlich mein jahrelanges passiv sein, welches eine große Last für sie war. Dass ich seit Geburt für den Kleinen da war, da sie oft nicht mehr konnte, wurde nicht als ausreichend angesehen. Ja, ich priorisierte immer das Baby, wenn beide sich gegenseitig geschrieen haben. Sie war mir in diesen Momenten total fremd.
Laut Therapeutin entstand eine Lücke, die meine Frau auf dem bequemen Weg mit jemandem online gefüllt hat. Klar, ein Fehler. Aber diese Lücke müssen wir beide nun füllen, wenn es weitergehen soll. Eine kurze Übung verdeutlichte, was uns eigentlich noch verbindet. Ich gab nach, würde noch eine Chance sehen, wenn sie den Affärenpartner nochmal aus ihrem Leben streicht. Wir verließen gestärkt die Sitzung, wollten aber nochmal drüber schlafen, wie es weitergehen kann.
An dem Abend kam sie weinend zu mir und beschwörte, dass sie ihn aufgibt, weil das alles nur Hormone sind ich ihre große Liebe sei. Dass wir wieder in die Großstadt ziehen könnten, wo unsere Freunde noch sind und viel mehr soziales Leben möglich sei. Ihre Worte kamen nach der Verletzung zu Weihnachten nicht mehr zu mir durch. Ich sagte danke und dass wir beide drüber schlafen sollten. Beim Einschlafen kam mir der Gedanke, dass wenn eine Therapetin hier noch etwas retten kann, dann sollten wir es versuchen. Ein allerletztes Mal kann ich mich darauf einlassen.
Nun sitz ich hier, habe Zeit mich zu sammeln. Das darüberschlafen hat bei ihr seltsamer Weise bewirkt, dass sie nicht mehr weiß, was sie will. Sie war gestern noch bei einer Freundin, die ihren Mann bereits betrügt. Ich vermute auch, dass der Affärenpartner jetzt sehr präsent ist; sie meint, er mache ihr Mut und unterstütze sie. Ich denke, sie ist noch immer oder schon wieder im Affärennebel gefangen...
Aber all dieses Analysieren Ihrer Bedürfnisse ist einfach zu viel für mich. Ich habe keine Kraft dafür, will es nicht wissen, will nicht kontrollieren. Das bringt nichts. Ich muss unbedingt auf mich schauen. Irgendwie alles verarbeiten.
Aussicht auf Abstand gibt es jedoch nicht, da wir für den Kleinen weiterhin Eltern sein müssen. Zur Not weiter zusammenwohnen müssen, da das Geld für zwei getrennte Wohnungen einfach nicht reicht.
Ich weiß nicht, wie ich so über sie hinweg kommen kann. Aber ich muss. Mir zuliebe. Und dem Kleinen zuliebe. Irgendeinen Weg werde ich finden. Ich muss einfach.
31.12.2022 11:22 •
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