Guten Morgen und vielen Dank an Alle!
Ich fange erstmal mit @Nachtlicht an:
Der Strohfeuervergleich, in Bezug auf andere Lebensbereiche. Ich weiß nicht, wie ich das nun kompakt schildern soll, aber ich habe recht viele Projekte, die ich nicht alle zuende verfolge. Eines dieser gescheiterten Projekte belastet mich bis heute sehr. Ich habe mal eine Doktorarbeit abgebrochen, in deren Tiefen ich mich verlor. Der Abbruch erfolgte vor anderthalb Jahren. Wäre ich Fußballer/Stürmer, würde man mir vermutlich attestieren, dass ich mich im Dribbeln verliere, mir aber absolut der Drang zum Tor fehlt. Das betrifft auch manche privaten Projekte. Ich lerne nun seit einiger Zeit ein Musikinstrument. Verliere mich dabei aber in musiktheoretischen Tiefen. Zur Einordnung: Ich kann schon durchaus wichtige Projekte zu Ende exerzieren. War mehrmals Jahrgangsbester (und der Kram fiel mir einfach so zu bis im Studium hab ich nie gelernt), Berufsausbildung sehr gut und danach drei Jahre im Job gearbeitet mit super Arbeitszeugnissen, hab mal ein Studium nach zwei Semestern abgebrochen weil es mir zu wenig anspruchsvoll war, das folgende Studium top abgeschlossen und ein sehr entspanntes 6. und 9. Semester gehabt weil ich auf jeweils einen Schein warten musste, bin seit über zehn Jahren unbefristet beim selben Arbeitgeber usw.
Also es ist nicht so, dass ich nur durch's Leben eiere und nichts auf die Kette kriege, im Gegenteil. Diese Promotionsgeschichte nagt halt schon sehr an mir. Ich kämpfe im Job auch ziemlich um Anerkennung (was ich eigentlich nicht muss, ich kriege auch Anerkennung .... aber auf anderen, gefühlt sehr sehr viel unbedeutenderen Ebenen als auf denen, die ich mir wünsche). Leider sind die Promotionsnummer und mein Job sehr miteinander verquickt. Das ist eine der Baustellen in meinem Leben; damit meinen Frieden zu finden. Und Strohfeuer lodern immer wieder auf, weil ich Ideen habe, es doch fortzusetzen, aber dann bin ich augenblicklich wieder blockiert.
Den Job zu wechseln wäre irre, weil a) er mir durchaus sehr viel Spaß macht, auch wenn ich nicht immer glücklich bin und b) ich gesundheitsbedingt irgendwie locked in bin. Ich hatte als junger Mann mal einen üblen Arbeitsunfall bei dem sich im Anschluss ein Behandlungsfehler ergab, der erst 2016 rauskam, für den ich (in diesem Jahr erst - und ich bin immer noch vor Gericht, da geht's um zivil- und sozialrechtliche Unterschiede, blablabla) eine durchaus erhebliche Geldsumme bekommen habe.
In meinem Job hab ich die Freiheiten, mich auch um meine körperlichen Gebrechen zu kümmern, habe dort ein gutes Netzwerk usw. Zu wechseln wäre ultimativer Wahnsinn. Da ist eine der anderen Baustellen in meinem Leben, mich darum zu kümmern und meinen Frieden zu finden. Darauf gehe ich in meiner Antwort an @Nostraventjo nochmal ein.
So viel nur zur Einordnung der Strohfeuerthematik. Ich bin selbst ganz genervt davon, dass ich hier gerade irgendwie im Selbstverteidigungsmodus bin und irgendwie einordne oder angebe oder oder oder.
Ich will eigentlich nur sagen: Ja, es gibt im beruflichen und im Hobby-Umfeld durchaus immer mal Strohfeuer. Ich verliere mich entweder in Details ooooder ich hab unauflösbare Blockaden.
@LoveForFuture:
Danke für Deine offenen Worte, wirklich! Einerseits verstehe ich, dass Du mich als unangenehm empfindest. Ich ziehe mich hier auch ziemlich aus. Ich glaube, niemand ist happy damit, wenn er/sie mit den Problemen anderer belatschert wird. Und ja, ich kann auch verstehen, dass mein Vorkehren einiger Probleme natürlich(!) unangenehm wirkt. Ich bin ja nicht hierher gekommen um gestreichelt zu werden oder mich besonders doll darzustellen. Andererseits empfinde die Dynamik derzeit so, als dass ich in eine Rechtfertigungsecke gedrängt werde. Das ist übrigens tatsächlich etwas, womit ich auch im Real-Life zu kämpfen habe, irgendwie wohl auch bedingt durch meine berufliche Situation, vgl. meine Antwort an @Nachtlicht. Leider muss ich nun auch hier in der Antwort an Dich in den Selbstverteidigungsmodus gehen. Dein persönliches Empfinden sei Dir unbenommen, ich hab schon vor vielen Jahren gelernt/lernen müssen, dass man sich auf den Kopf stellen kann, aber niemals erreichen wird, dass einen jede*r mag. Die folgende Aussage richte ich nun nicht(!) an Dich: Das mich nicht jede*r mag, ist mir zum Glück mittlerweile oft (nicht immer) vollkommen rille. Ich ziehe mich an der Formulierung, dass ich unangenehm sei, so hoch; dass ich niemand sei, an den Frau sich gerne anlehnen würde. Das mag für Dich gelten, aber bevor es hier nun heißt, im weiteren Verlauf, dass der @PerfectStranger komisch/unangenehm ist .... es gab schon mehr als eine Frau in meinem Leben, die mich absolut wollte, bis zum Beziehungsende (zumindest in zwei meiner drei langjährigen Beziehungen, auch in einer kürzeren, die aber kein Strohfeuer war, sondern die an anderen Themen gescheitert ist). Du hattest ja das Polaritätsthema eingeworfen; dabei geht es ja auch um die Anlehnthematik. Hat Dein Empfinden einen gewissen Bias? Das möchte ich Dir nicht unterstellen. Vielleicht hast Du ja Bock, das weiter zu erörtern. Ich bin jedenfalls nicht hier, um in mir zu ruhen und mein Ding wie bisher durchzuziehen. Ich hab wirklich in den letzten Jahren Probleme und will Dinge ändern. Das ge;ang mir partiell bereits in anderen Bereichen, durch eine Therapie. Ich hatte oft eine relativ aufbrausende Art, die mir selbst sehr auf die Eier ging (vgl. auch mein ständiges Meinen, mich rechtfertigen und es anderen Recht machen zu müssen). Das liegt in meiner Kindheit begründet. Mein Psychodoc sagte in all den Jahren immer zu mir, dass das schon ok sei und ich mich nicht verurteilen solle (denn das tat ich sehr), und ich ein gewisses Temperament in mir trage, das mich eher auszeichnet als unangenehm macht. Nur ist es jetzt mittlerweile so, dass dieses Temperament vielleicht zu Dingen wie der von Dir und Euch wahrgenommenen Fahrigkeit führt. Es führt sicher zu Ungeduld. Wenn wir beim Bild vom Hemschemeier bleiben, der sagt, dass die männliche Polarität ein Berg sei, um den die weibliche Polarität als Wetter herumspielt: Natürlich wirke ich gerade nicht wie der Berg, um den das Wetter herumspielt, sondern wie ein Berg, der gerade heftig von einem Erdbeben verrückt wird. Also, so insgesamt .... ja, so isses. Ich danke Dir trotzdem wirklich sehr für Deine offenen Worte, genau wegen anderer Meinungen/Blickwinkel/Sichtweisen bin ich ja hier! *wiederhol*
@Nostraventjo:
Ja, das ist etwas anderes. Ich bin froh und dankbar, dass ich sehr viel Glück hatte. Ich hatte ein fettes Polytrauma als junger Erwachsener (vor fast 20 Jahren), seitdem sind meine Halswirbelsäule vollkommen und mein Becken etwas hinüber. Und einige andere Sachen. Aber allermeistens merkt man mir das nicht an. Vor zwei Jahren erst war ich deswegen längere Zeit in der Werner-Wicker-Klinik (sagt Dir vielleicht was - dort war ich einer von denen, denen es mit Abstand am besten ging!), dieses Frühjahr kam ich mit Verdacht aus BWS-Bruch mit RTW ins Krankenhaus usw. War dann eine Rippensubluxation. Die verfallen, wenn sie mich noch nicht kennen, wegen der Nebenbefunde regelmäßig in Panik wenn ich da aufschlagen, spätestens wenn sie Bilder meiner HWS sehen. Falls ich hier wirke, als hätte ich 'ne Schraube locker, dann ist das (u. a., aber nicht nur) wirklich so. Wie ich oben an das Nachtlicht schrieb: Das ist eine Baustelle, mit der ich noch etwas meinen Frieden finden muss, die mich aber schon länger begleitet und weiterhin begleiten wird. Aber ich hab es bereits einigermaßen im Griff (auch wenn ich einen latenten Dauerhass auf die meisten Unfallchirurgen habe). Ich hab da auch schmerztherapeutischen Support. Ich ordne den orthopädischen Kram tatsächlich nicht als Hauptproblem ein. Dennoch, da gab es eine Sache bei Strohfeuer 1 .... ich darf zitieren: Also, auch wenn Du das Handicap mit dem Auge hast, ich finde Dich wirklich hübsch (seit dem Unfall hängt mein Augenlid auf einer Seite etwas, wie z. B. bei Karl Dall) und viele weitere. Das bleibt natürlich hängen. Leider war ich zu dem Zeitpunkt schon im Modus, dass ich Zusagen gemacht hatte. Damals in der WWK hab ich eine mega Rollifahrerin kennen gelernt. Wären sie und ich nicht vergeben gewesen, hätte ich mich um sie bemüht. Weil sie wirklich toll war.
@leskine:
Wow, solche sehr konkreten Beiträge habe ich mir sehr gewünscht, vielen vielen Dank!
Zum Thema ADHS erstmal: Darüber habe ich mich auch schon mehrmals informiert. Weil ich ständig Erklärungen für meine Blockaden in den letzten Jahren suche (gescheiterte Promotion, vgl. meine Antwort an das Nachtlicht oben). Gleichzeitig denke ich an die (Wüber viele Jahre wiederholten) Worte meines Psychodocs. Ich hab ihn immer belatschert, ob ich nicht vielleicht doch Borderliner/Narzisst/Abhängigkeitsgestörter/sonstwas sein könnte. Weil ich damit irgendwie rechnete. Eine Ex warf mir sowas mal an den Kopf, aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte. Ich war dennoch offen, mal zu schauen. Ein Originalzitat meines Docs: Also, Herr PerfectStranger, wenn Sie eine solche Erkrankung haben, dann bin ich ein kleines grünes Männchen vom Mars. Und ich habe irgendwie etwas Bammel, zu sehr zu bohren. Weil ich irgendwann jemanden finde, der mir die Diagnose gibt, die ich hören will, nur damit ich ENDLICH irgendwas in der Hand habe. Also ich habe Bammel, dass es da zu einer Falschdiagnose kommen könnte, was dann für den weiteren Therapieverlauf echt f_cky sein könnte. Dennoch werde ich auch das Thema nochmal anschieben, sobald ich wieder einen PT habe (sollte das anstehende Erstgespräch - nur bei einem PT - denn einigermaßen gut verlaufen). Was mich halbwegs sicher macht, dass mein letzter Psychodoc einiermaßen Recht hatte: Meiner körperlichen Baustellen wegen bin ich z. B. beim Schmerztherapeuten, was oft auch mindestens so eine halb Psychonummer ist. Dort gelte ich als normal. Außerdem wurde ich - weil ich auch neurologischen Krempel habe und mich auch noch vor Gericht derzeit etwas auflehne - auch schonmal von einem nicht von mir beauftragten Psychiater neurologisch-psychiatrisch begutachtet, recht intensiv: Normalbefund.
Zum Thema Sport: Ich bin schon eine Weile in einem Studio angemeldet, hier im Klinikum. Das ist mir wegen meiner diversen Nebenbedingungen lieber als so ein McFit o. ä. Heute Abend gehe ich wieder hin. Ich kenne das von Dir beschriebene Übertreiben sehr sehr gut. Gerade in diesem Moment habe ich wieder Probleme mit meinen Rippen. Ich gehe trotzdem, werde es aber soft angehen. Eine Ernährungsumstellung habe ich auch hinter mir, schon länger (sehr viel länger als diese Strohfeuergeschichten her sind).
Du schreibst von Selbstakzeptanz und Schuldgefühlen. Wie meinst Du das? Triggert mich ziemlich. Wie ich schrieb, hab ich schon ziemlich lange Therapieerfahrung. Da ging es u. a. darum, dass ich okay bin, wie ich bin, und nicht so sch_ei_e, wie ich oft mein(t)e. Das hat(te) mit den uralten Glaubenssätzen zu tun, von denen @hansi auch schon schrieb. Also ich schreibe teilweise in der Gegenwart, teilweise in der Vergangenheit. Vollumfänglich werde ich das nie los. Was mich nochmal zu diesem Polaritätsthema bringt: Ich bin schon ausreichend maskulin. Aber ich hinterfrage mich ununterbrochen und durchdenke (wirklich viele) Dinge. Manchmal treffe ich auch falsche Entscheidungen. Damit hadere ich dann meistens nicht. Aber manchmal doch und Schuldgefühle kommen schon hoch. Beispielsweise auch bei den Strohfeuern: Ich werfe mir da durchaus vor, dass ich nur einige wenige Dinge hätte anders tun müssen, und dann wären die krassen Gefühle geblieben und alles wäre gekommen, wie anfangs ausgemalt. Auf der kognitiven Ebene weiß ich irgendwie, dass das Schwachsinn ist. Aber sowas kommt schon hoch.
Sehr gut fand ich Deine Formulierung, dass der Antrieb z. B. zum Ändern durch den Trieb kommt und dass ich aktuell keine Frau für meine Vorstellungen finden werde. Das ist so! Ich kenne auch die wenigen Momente, in denen alles klar vor mir ausgerollt ist. Wenn ich kurz klar sehe. Das ist bei mir nicht beim Sport so, sondern geschieht oft Nachts, wenn es wirklich still ist. Ich kann mich nicht immer gezielt in diesen Zustand bringen. Und irgendwie ist es so, dass ich dann, sobald ich das Klare greifen will, es festhalten will, es sofort überlagert wird. So ein bisschen wie Heisenbergs Unschärfe. Sobald ich es greife, ist es weg. Ich glaube, @Nachtlicht schrieb von einem Fokusproblem. In den Momenten, die ich gerade beschreibe, habe ich kurz einen absoluten(!) Fokus und mir ist klar, was ich will. Und dann ist es weg. Pu.. Einfach so. Vielleicht sind wir da doch irgendwie beim ADHS-Thema, ich weiß es nicht. Hätte ich aber ADHS, dann wäre das doch schon aufgefallen .... glaube ich. Fokus finden.
Du schriebst von einem Medium. Meinst Du, dass das Medium (bei Dir: körperliche Erschöpfungsmoment) Fir das Fokusfinden erlaubt?
Hier steht ein (E-) Klavier seit einem Jahr. Ich glaube exakt nachfühlen zu können, was Du mit Deiner Gitarre machst!
Ich danke Dir wirklich sehr für Deinen Beitrag!
@DieSeherin
Dankeschön. Uff, hm. Ja, gute Frage. Auf jeden Fall bin ich mir sehr sicher, dass ich mich nicht so sehr investen (ich greife mal die Ausdifferenzierung zwischen Comittment und Investment von @Nachtlicht auf) sollte. In meiner ersten echten großen Liebe waren die Hochgefühle beidseits enorm schnell da, eigentlich war nach fünf Minuten alles klar. Zu ihrer Mama habe ich noch heute gelegentlich Kontakt, und die erzählt mir immer mal, was früher cool war bzw. sogar noch von mir dageblieben ist, und dass der Papa noch manchmal von mir redet. Das war - außer die letzten zwei bis drei Monate - eine gute Beziehung, die dann zur Fernbeziehung wurde. Will sagen: Es kann klappen. Aber ich hab vor allem weiteren mittlerweile echt Schiss. Weil die Verletzungen - nicht nur, aber gerade primär durch die Strohfeuer - sich bei mir scheinbar akkumulieren, und wenn ich mich dann verliebe, gerade wenn es so schnell so krass wird, will ich natürlich vermeiden, dass es wieder so läuft. Ich will nicht mehr verletzt werden (von mir/ihr/den Umständen). Natürlich besteht diese Gefahr immer, aber die letzten beiden Strohfeuer liefen so exakt vergleichbar ab ..... ich hätte bei Strohfeuer Nr. 2 fast exakt prädizieren können, was als nächstes geschieht. Und ich konnte nicht anders. (Daher auch die Schuldgefühle. Weil wäre ich teilweise nachgiebiger gewesen oder so, dann wäre alles tutti. Irgendwie bräsige Denke .... irgendwie auch nicht. Also meine Denke )
Ich hoffe, dass ich nichts vergessen habe. Ich muss hier jetzt mal in den letzten Urlaubstagen ein bisschen produktiv werden. Falls es dauert: Ich werde ausführlich antworten. Danke Euch allen!
12.10.2021 10:40 •
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