Zitat von PerfectStranger: (sehr schöner Nick)
Dankeschön!
Wo du das sagst fällt mir ein, dass ich dir ebenfalls ein Kompliment über deinen Nick machen wollte: er scheint mir unglaublich passend gewählt für dein Thema.
Der perfekte Fremde - perfekt, solange er fremd ist.
Damit bringst du die Idealisierung in der Kennenlernphase, die Teil deines Problems ist, ziemlich auf den Punkt
Zitat von PerfectStranger: Zumindest schwöre(!) ich, dass ich das nicht in boshafter/manipulativer Absicht tue.
Ja das glaube ich dir unbesehen. Ich wollte mit diesem Begriff keinesfalls ausdrücken, dass du Frauen Gefühle vorspielst, um Ziele zu erreichen. Sondern eher verdeutlichen, dass das eben aus beiden Richtungen völlig drüber ist, egal mit welcher Intention.
Zitat von PerfectStranger: für meine eigenen Aussagen auf jeden Fall das Prädikat aufrichtig angebracht
Vielleicht magst du für dich ein wenig darüber sinnieren, ob aufrichtig im Kontext möglicher Projektionen das Gleiche bedeutet wie echt? Dieser Unterschied könnte durchaus bedeutsam werden für dein Verständnis dessen, was dir passiert ist.
Zitat von PerfectStranger: (weil ich mir eine Beziehung, die diese Worte enthält, sehr wünsche)
Da gibst du dir eine mögliche Antwort auf die Frage, warum du zu Strohfeuern neigst: dein an sich absolut nachvollziehbarer und berechtigter Wunsch nach einer Beziehung, nach Lieben und Geliebtwerden. Dieser Wunsch möchte nun so dringend erfüllt werden, dass du bereit scheinst, alle dafür notwendigen Schritte zu überspringen. Das Blöde ist eben, dass so ein Vorgehen selten (wie z. B. bei tina1955) von dauerhaftem Erfolg gekrönt wird, sondern häufiger damit endet, dass das Strohfeuer verpufft.
Zitat von PerfectStranger: Comittment hat hier auch Materielles bedeutet
Das würde ich im Rahmen einer Kennenlernphase weniger als Commitment betrachten denn als Invest.
Commitment ist aus meiner Sicht wie Liebe - es muss wachsen. Und das braucht seine Zeit. Ich sehe das wie folgt: Wenn zwei Menschen sich treffen, kann es passieren dass sie sich sehr anziehend finden. Sich zueinander hingezogen fühlen, sich häufiger sehen wollen, sich ineinander zu verlieben beginnen. Diese Gefühle - die anfängliche Verliebtheit - basiert auf ganz wenig Wissen über den anderen und ganz viel Chemie sowie Projektion. Der scheinbar perfekte Fremde eben, in dem man sich selbst auch noch so schön spiegeln kann, sofern er die Begeisterung erwidert. Das ist bis dahin ja erstmal ein ganz normaler Vorgang, wenn man sich in jemanden verguckt hat.
Im Zuge des Kennenlernens, welches in der Folge naturgemäß dadurch entsteht dass Verliebte möglichst viel Zeit miteinander verbringen und schöne, die Bindung stärkende Erlebnisse unternehmen, lernt man nun weitere Aspekte und Eigenschaften der anderen Person kennen und beginnt sein anfangs völlig idealisiertes Bild an die Realität anzupassen. Das ist ein Prozess, der locker ein halbes bis ganzes Jahr dauern kann - bis eben die rosa Brille und der Hormonnebel einer nüchterneren Betrachtung des anderen weicht. Erst dann stellt sich heraus, ob die beiden Protagonisten auch jenseits der Anziehung genügend kompatibel sind, um aus der Verliebtheit eine wirklich tragfähigere tiefere Bindung - die Liebe - entstehen zu lassen, oder ob das Kennenlernen scheitert, weil einer oder beide nach Abflauen der ersten Euphorie feststellen, dass man doch nicht so gut zueinander passt wie zunächst erhofft.
Genau das Wissen um diese Entwicklung gehört ja zu den Gründen, warum man üblicherweise mit Commitment (Verbindlichkeiten) wie Eltern/Kinder des anderen kennenlernen, gemeinsamer Urlaub oder gar Zusammenziehen, Familienplanung usw. wartet, bis eine Beziehung sich schon eine Weile im Alltag bewähren konnte. Ich zitiere mal Schiller:
Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet! Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Zitat von PerfectStranger: dass Frau Nr. 2 sagte,dass diese Worte für mich wohl eine andere Bedeutung hätten, als für sie
Eigentlich schräg, oder? Dass man Worte wie beispielsweise Ich liebe dich und will eine Zukunft mit dir offensichtlich sehr unterschiedlich auslegen kann? Ich bin mir wie gesagt recht sicher dass, wenn du ein wenig aus dem Nähkästchen plaudertest, deutlich würde dass beide Damen fröhlich mit roten Flaggen gewedelt haben, welche du aber gar nicht als Warnsignale erkannt (oder es ignoriert) hast. Übrigens passiert es auch wirklich häufig, dass man sich selbst bei der Partnerwahl torpediert, wenn man um jeden Preis versucht so schnell wie möglich der Bedürftigkeits-Durststrecke zu entfliehen. Dann kommt man aus der Einsamkeit gefährlich schnell in eine destruktive Beziehungsdynamik, was unterm Strich meist noch schlimmer ist als alleine zu bleiben.
Ich fürchte, du wirst nicht umhin kommen, dich intensiver mit dir selbst, insbesondere dem Themenkomplex der Selbstfreundschaft, des Selbstwerts und anderer Grundlagen für das Setzen gesunder Standards, zu befassen.