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Wie mit der Einsamkeit umgehen?

N
Hallo Alex,

genau das ist der Punkt . Du hast geschrieben, ist man sich selbst nicht mehr gut genug und wert ?

Das ist das Problem, was ich zur Zeit habe... ich bin mir selber nichts mehr wert. Mein Selbstwertgefühl ist weg, einfach weg und ich weiss auch noch nicht wie ich das wieder erlange. Aus meiner Sicht habe ich mich auf einen Menschen voll und ganz eingelassen ... jetzt erkenne ich grade, wie brutal weh das tut, zu sehen wie abhängig ich geworden bin.... und dann sind da die Gefühle, die obwohl so extrem vor den Kopf gestossen, leider immer noch da sind..... und mir geht es da wie Maggie, allein leben bedeutet für mich im Moment keine Freude am Leben zu haben.

15.10.2012 12:25 • #16


K
Zitat:
Aus meiner Sicht habe ich mich auf einen Menschen voll und ganz eingelassen ... jetzt erkenne ich grade, wie brutal weh das tut, zu sehen wie abhängig ich geworden bin.... und dann sind da die Gefühle, die obwohl so extrem vor den Kopf gestossen, leider immer noch da sind....


Nike, mir gehts ganz genauso!

Das Harte an der Sache ist die, dass mir mein Ex auch noch vorgeworfen hat mich eben nicht voll und ganz eingelassen zu haben. Mir Misstrauen vorgeworfen hat und mir dabei selbst kein bisschen vertraut hat (es ging nicht um Eifersucht, sondern generell um den Stellenwert, den wir der Beziehung eingeraeumt haben).

15.10.2012 12:35 • #17


A


Wie mit der Einsamkeit umgehen?

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N
Hallo Kati,

ja, das habe ich mir gestern auch noch anhören müssen. Es hat lange gedauert, bis ich ihm voll und blind vertraut habe, das kam durch die Erfahrungen aus meiner Ehe ...., aber dann habe ich es getan. Und genau das hat er gestern auch gesagt, mangelndes Vertrauen...., ich hätte ihm nie wirklich vertraut....

Und das tut so weh... Das er die Beziiehung beendet hat, ist jetzt 2 Monate her, wir wohnen immer noch zusammen... und es ist ein Wechselbad der Gefühle. wir streiten uns, wir reden nett und vernünftig miteinander.... und er sagt, ihm geht es auch nicht gut, aber er liebt mich eben nicht mehr.....

mal kann ich damit umgehen und dann wieder nicht....

15.10.2012 12:56 • #18


A
Hallo Nike,

Wäre es nicht ratsam, mal zu schauen, warum dein Selbstwertgefühl die Biege gemacht hat? Ich meine, wenn du benennen solltest, warum es vor der Beziehung da war und jetzt nach der Beziehung weg ist, welche Gründe hatte das? Welche Strukturen stehen dahinter? Wieviel Macht hast du dem Ex über dich eingeräumt, dass er dich derart entwerten kann?

Du sagst, du hast dich auf einen Menschen voll und ganz eingelassen. Aber sich auf jemanden einlassen und ihm die Kontrolle über das eigene Selbst zu geben, sind zwei paar Schuhe.
Bedeutet Liebe nicht, ein Stück des Weges mit dem Anderen zu gehen? Warum gibst du ihm auf diesem gemeinsamen Stück Weg das Zepter über dich in die Hand und lässt ihm die Entscheidung über deine Zukunft in den Schoß fallen?

Wenn du sagst, du erkennst, wie abhängig du dich gemacht hast, dann ist es jetzt deine Aufgabe, zu forschen, was du von ihm bekommen hast, was du dir nicht selbst geben konntest. Eine Abhängigkeit entsteht nämlich nicht aus Liebe, sondern aus einem Kompensationsverhältnos. Und mit was er dir gegeben hat, damit meine ich nicht, das Gefühl, geliebt zu werden, denn das tut deine Mom, dein Kind oder deine Katze bestimmt auch Ich meine damit, welche Unzulänglichkeit in dir selbst dein Partner kompensiert hat, dass du dich in diese Abhängigkeitssituation begeben musstest, um dies von ihm zu bekommen. Und dabei sollte man noch hinterfragen, ob er es dir tatsächlich gegeben hat, oder ob du es nur auf ihn projeziert hast und er es dir zurückgespiegelt hat. In dem Falle war er nämlich nur ein Spiegel und nicht tatsächlich der Grund und das würde bedeuten, dass du dir das, was er zurückgeworfen hat, dir auch selbst geben kannst.

Da hinzuschauen ist mit Sicherheit hart, aber es bringt Erkenntnis. Versuch es mal

15.10.2012 13:04 • x 3 #19


L
hallo,
mir geht es genauso wie euch. ich bin jetzt seit april getrennt. wir mussten aber noch drei monate unter einem dach wohnen, bis wir unseren neubau verkauft und wieder getrennte wohnungen gefunden hatten. es war eine schlimme zeit und ich wünschte mir nichts sehnlicheres als endlich wieder meine eigenen vier wände zu haben. die habe ich jetzt und fühle mich wie ein tiger im käfig, der unruhig von einer seite zur anderen läuft. bin ich unter leuten frage ich mich, was ich hier eigentlich mache. ich will meine ruhe. egal wie es ist, es immer das falsche. die wochenenden bringen mich um.
ich habe meinen sohn (15) hier und trotzdem fühle ich mich so einsam und denke immer, warum bekommen andere es hin eine normale beziehung zu führen und ich nicht. mein exfreund und ich hatten ein schönes haus, gerade gebaut, und ich liebte ihn über alles. er schmiss alles wegen einer urlaubsbekanntschaft von mallorca weg. ich frage mich immer wieder warum. wir hatten doch alles, hatte ich jedenfalls geglaubt. was habe ich nur falsch gemacht? diese gedanken machen mich fertig. wenn ich doch den kopf ausschalten könnte und diese rastlosigkeit aufhören würde.

viele grüße

lona

15.10.2012 13:04 • #20


N
Hallo Alex,

harte aber ehrliche Worte..... Ich bin da ich gemerkt habe, das ich alleine nicht damit klarkomme, seit etlichen Wochen auf der Suche nach einem Therapie-Platz. Leider ist bis auf ein paar Kriseninterventions-Gespräche noch nichs konkretes dabei herausgekommen, da diese Plätze rah gesät sind und als Kassenpatientin wird es noch schwerer.

Ich werde mich mit Deinen Fragen auseinandersetzen, denn ich fühle nicht nur Trauer und Schmerz in mir sondern auch viel Wut auf meinen Ex.

Ich werde hier sicher auch noch mehr dazu schreiben, habe aber gleich erstmal einen Termin.

Eines ist aber sicher, es war mir nicht bewusst, wieviel Macht er über mich bekommen hat . Das er das Zepter in der Hand hatte weiss ich, das habe ich bewusst zugelassen und das hat definitiv mit meiner Vorgeschichte zu tun.

Ich musste vorher lange Jahre nur die starke Frau sein und habe es dann genossen, das jemand anders, der so souverän war, an meiner Seite war und mir viele Dinge abgenommen hat.

15.10.2012 14:00 • #21


K
Alex,
Du hast recht. Ich habe auch viel in ihn hineinprojiziert. Seine vermeintliche Staerke war die Staerke, die ich mir selbst gewuenscht haette.

Ich habe mittlerweile immer mehr narzisstische Zuege in meinem Ex erkannt, und komplementaer-narzisstische Zuege in mir.

Er: Souveraen, erfolgreich, charismatisch. Ich: Unsicher, liebessuchend (um sie zu geben und zu erhalten; habe vor der Beziehung immer schon alleine, aber einsam gelebt)

Doch dann gab es auch immer wieder Momente, in denen die Rollen umgetauscht waren, wo ich Selbst-Unsicherheit bei ihm und Staerke bei mir gesehen habe.

Ich denke, dass beides Schwaeche und Staerke in jedem von uns stecken und wir muessen lernen unsere Schwaechen zu akzeptieren und unsere Staerken anzuerkennen.

15.10.2012 14:18 • #22


K
Nike und Iona,
Ich drueck euch ganz fest und fuehle mit euch! Es geht mir echt ganz genauso!

15.10.2012 14:30 • #23


A
Zitat von Nike:
Ich bin da ich gemerkt habe, das ich alleine nicht damit klarkomme, seit etlichen Wochen auf der Suche nach einem Therapie-Platz.


Bitte bedenke auch immer, dass ein Therapeut dir auch nur das sagen kann, was du selbst eigentlich schon weisst. Niemand kennt dich so gut, wie du dich selbst und der Therapeut kann nur mit den Bröckchen etwas machen, die du ihm hinwirfst. Ich denke, ein guter Freund, der dich reflektiert und dir einen ehrlichen Spiegel vorhält, wäre ratsamer irgendwie.

Zitat von Nike:
Eines ist aber sicher, es war mir nicht bewusst, wieviel Macht er über mich bekommen hat . Das er das Zepter in der Hand hatte weiss ich, das habe ich bewusst zugelassen und das hat definitiv mit meiner Vorgeschichte zu tun.


Dann wird es doch Zeit, da jetzt mal hinzuschauen und alten Mustern auf den Zahn zu fühlen. Wenn du schon weisst, woher es kommt, dann musst du dir jetzt nur noch beibringen, das Muster zu entkräften.

Zitat von Kati80:
Ich denke, dass beides Schwaeche und Staerke in jedem von uns stecken und wir muessen lernen unsere Schwaechen zu akzeptieren und unsere Staerken anzuerkennen.


Seh ich noch ein Stückchen anders. In der Gesellschaft ist das Wort Schwäche schon so negativ konnotiert. Alles läuft auf Perfektion hinaus, die einfach nicht zu erreichen ist und das Schlimme ist, dass Menschen glauben, der Perfektionszustand sei erreichbar. Das geht vom Schönheitsideal über die vorgeschriebene Adaption, wenn man ein Leben hat, wie im Werbefernsehen, dann sei man glücklich, bis hin zur totalen Selbstverleugnung.

Schwächen... ja, was ist eine Schwäche? Eine Schwäche ist eine Eigenschaft, die man selbst degradiert. Ohne die Schwäche gäbe es die Stärke nicht. Gleichzeitig gäbe es ohne die Schwäche keinen Anreiz, dazuzulernen und Erfahrungen zu sammeln. Gleichzeitig sind es meist die Dinge, die unseren Charakter mehr formen, als die sogenannten Stärken. Nur machen die meisten Menschen den Fehler, ihre Schwächen überhaupt garnicht erst zu betrachten, sondern sie vor sich selbst zu leugnen und auszublenden, denn hinschauen tut weh und wenn jemand von Aussen kommt und einen darauf anspricht, fühlt man sich beim sch*ißen erwischt.

Wenn hier die Frage gestellt würde: Was ist deine Schwäche? - Dann würde wahrscheinlich jeder irgendwas antworten wie Ich kann zu Schokolade nicht 'nein' sagen. Aber wer hätte die Selbstreflexion und den Hintern in der Hose, zu sagen: Meine Schwäche ist, dass ich nicht mehr geradeaus denke, wenn ich verliebt bin und all meine Prinzipien wegwerfe, als hätte es sie nie gegeben, nur damit mein Partner die toten Winkel meiner Identität mit Bestätigung und Lob füllt, weil ich mir diese Bestätigung nicht selbst geben kann?

Und verdammt viele Menschen interpretieren Liebe als genau jenes: Etwas geben um dafür etwas zu bekommen. Wenn man das auseinandernimmt, ist es unterm Stich ziemlich egoistisch Aber seien wir ehrlich - die bedingungslose Liebe, die nur davon lebt, den Anderen glücklich zu wissen (und wenn es mit einer anderen Partnerin ist), ohne irgendwas dafür zu bekommen, die praktiziert doch kaum jemand.

15.10.2012 15:50 • x 1 #24


K
Hallo Alex,

Zitat:
Meine Schwäche ist, dass ich nicht mehr geradeaus denke, wenn ich verliebt bin und all meine Prinzipien wegwerfe, als hätte es sie nie gegeben, nur damit mein Partner die toten Winkel meiner Identität mit Bestätigung und Lob füllt, weil ich mir diese Bestätigung nicht selbst geben kann?


Ich muss zugeben, dass ich in meinen Ex-Partner Unterstuetzung und Liebe hineinprojiziert habe, die ich mir selbst (noch nicht) geben kann. Durch ihn habe ich mich vielleicht nicht als wertvolleren, aber als abgerundeteren Menschen wahrgenommen. Das lag vermutlich daran, dass dies meine erste Beziehung war, obwohl ich schon aelter bin und ich vorher immer geglaubt habe, dass irgendetwas mit mir nicht stimmt und ich deshalb keine Beziehung eingehen kann. Nun habe ich gesehen, dass ich das sehr wohl kann, dass es sogar 3 Jahre halten kann. Aber natuerlich wirft mich die Trennung nun in ein grosses tiefes Loch.

Ich kann nicht sagen, dass ich all meine Prinzipien weggeworfen habe. Ich habe mich auch nicht zu sehr verbogen. Vermutlich ist es dadurch zur Trennung gekommen, weil mein Ex-Partner und ich letztendlich sehr verschiedene Menschen sind, ich Kompromisse angeboten habe, die er aber abgelehnt hat. Er war immer offen und ehrlich und hat gesagt er brauchte Kompatibilitaet. Ich war entsetzt ueber seinen starren Weg und habe verletzt reagiert. Das hat ihn wiederum verletzt und er hat sich emotional entfernt bis seine Gefuehle nicht mehr gereicht haben.

Es ging wohl wirklich nicht mit uns zweien. Aber dann fuehle ich doch diese unglaubliche Liebe fuer ihn. Ich kenne ihn und liebe ihn so wie er ist. Leider habe ich mich zu sehr auf die Loesung unserer Probleme konzentriert und dabei wohl vergessen ihm zu zeigen wie viel er mir bedeutet. Ganz unabhaengig von den Problemen.
Gleichzeitig war es natuerlich schlimm, dass er nicht versucht hat die Probleme mit mir zu loesen und meine Bemuehungen nicht wertgeschaetzt hat.

Mit etwas Abstand sieht man so vieles klarer.

Es tut so weh, dass es zu spaet ist! Er hat nun eine Neue.

15.10.2012 17:14 • #25


A
Hey Kati,

es mag gut und richtig sein, zu reflektieren, wo man selbst in der Beziehung Fehler gemacht hat. Aber so wie du es beschreibst, hättest du ihm vermutlich noch so viel zeigen können, wieviel er dir bedeutet, es hätte nichts geändert. Ein Mensch, der bereit ist, eine Beziehung zu leben und die dementsprechenden Kompromisse einzugehen, der würde erkennen, dass sich die Partnerin darauf konzentriert, Probleme zu lösen und ihr entgegenkommen. Da zu stehen und zu sagen, du hättest mehr tun sollen (und das tust du), ist nichts anderes, als sich die Situation so hinzubiegen, dass man etwas hätte ändern können um den großen Knall zu verhindern - aber es stand nicht in deiner Macht, egal, wie sehr du versuchst, dir das einzureden.

Natürlich ist es immer schwer, sich die eigene Ohnmacht einzugestehen und zu sehen, dass man in Wirklichkeit nichts kontrollieren kann. Vermutlich hättest du dich verbiegen können bis zum Gehtnichtmehr, er wäre trotzdem gegangen. Du wärst so oder so vor die Wand gelaufen, denn du schreibst es ja selbst - er hat sich keine Mühe gegeben, an der Beziehung noch zu arbeiten. Für ihn war die Sache längst abgestorben, bevor du es richtig gemerkt hast.

Es bringt dir jetzt nichts, zu versuchen, im Konjunktiv die Kontrolle im Nachhinein zu bekommen und zu sagen Hätte ich doch, dann.... Die Kraft solltest du benutzen, dich mit der Gegenwart zu arrangieren und vielleicht mal darüber nachdenken, dass das mit der Kontrolle immer so eine Sache ist und nichts im Leben, aber auch wirklich garnichts jemals sicher ist.

15.10.2012 17:38 • x 1 #26


K
Danke Alex!
Es stimmt schon. Das Verlassenwerden hat so viele Facetten und zeigt viele Baustellen in einem selbst auf, die mit dem Partner gar nichts zu tun haben..

Und da ertappe ich mich wieder dabei zu denken: Mensch, ich hab einfach nicht wahrgenommen, dass unsere Beziehung wirklich auf dem Spiel steht. ich wollte es nicht mal in den extremen Situationen wahrhaben, weil ich mir meiner Gefuehle so sicher war und nicht wahrhaben wollte, dass seine anders sein koennten. Und ja, Kontrolle ueber eine Situation zu verlieren versetzt mich in Panik.
Und da beginnen wieder die Selbstzweifel und ich tue genau das, wovor du mich gewarnt hast. Versuchen, im Nachhinein eine Erklaerung fuer alles zu finden, damit mich das Gefuehl der Ohnmacht nicht uebermannt.

Es ist ein verfluchter Teufelskreis. Ich hoffe mit etwas mehr emotionalem Abstand in der Zukunft aus dieser Situation lernen zu koennen. Im Moment fehlt er mir einfach so sehr, dass ich alle seine Fehler entschuldigen wuerde, mir alle meine Fehler vorwerfe und mit der Situation im allgemeinen hadere.

Woher nimmst du deine Kraft?
Geht es leichter, wenn man sowas schon mal in der Vergangenheit erlebt hat und weiss, dass man irgendwie durchkommen wird?

15.10.2012 20:20 • #27


A
Keine Ursache

Zitat von Kati80:
Das Verlassenwerden hat so viele Facetten und zeigt viele Baustellen in einem selbst auf, die mit dem Partner gar nichts zu tun haben..


Das ist ja der Kasus Knacktus. Wir machen alle Fehler und wir lernen alle immer wieder dazu bis an unser Lebensende. Situationen, die uns mit den Ecken an uns selbst konfrontieren, die wir bisher nicht ergründet haben, sollten wir als Chance sehen, uns weiter zu entwickeln, statt davor zurück zu scheuen, weil sie schmerzhaft zu erkennen sind. Das ganze Leben besteht aus Try Error. Wenn wir den Blick davor scheuen, dann werden wir das nächste mal im sanftesten Fall wieder genauso wenig mögliche Zeichen deuten können und im härtesten Fall wieder die selben Fehler machen und wieder den Blick davor scheuen. Und dieser Kreis setzt sich dann ewig fort.

Zitat von Kati80:
Mensch, ich hab einfach nicht wahrgenommen, dass unsere Beziehung wirklich auf dem Spiel steht.


Wie hättest du das auch wahrnehmen sollen? Ich meine, okay, ich kenne deine Geschichte jetzt nicht, aber eines ist trotzdem gewiss: Wenn er dich das nicht hat deutlich spüren lassen, dann hättest du es nicht erkennen können. Und da beginnt die Krux des Vertrauens. In einer Beziehung vertraut man dem Anderen. Das ist gut und richtig so. Nur wenn man wirklich vollkommen vertraut, dann liegt man auch nicht auf der Lauer nach irgendwelchen windigen Anzeichen für ein Beziehungsende, besonders dann nicht, wenn der Partner es nicht durchscheinen lässt! Nur jemand, der alles mit dem misstrauischen Auge sieht, der hätte es wohl erkannt (aber er hätte auch jede andere Situation als potentielles Schlussmachen erkannt, die garkeine solche waren - daher: Prädikat nicht empfehlenswert)

Wenn du also deinem Partner vertraut hast und in die Beziehung vertraut hast, dann hast du alles richtig gemacht! Und daher gibt es auch keine Vorwürfe, die du dir jetzt im Nachhinein machen solltest.

Zitat von Kati80:
Und ja, Kontrolle ueber eine Situation zu verlieren versetzt mich in Panik.


Das geht verdammt vielen Menschen so. Nur ist die Krux an einer Beziehung ja, dass der Partner ein eigenständiger Mensch ist, über den es garnicht möglich ist, die Kontrolle zu erlangen. Und dort, wo Kontrolle aufhört, beginnt das Vertrauen. Und wie ich oben schonmal sagte, ist es vollkommen richtig, zu vertrauen. Auf anderer Basis wäre eine Beziehung nicht möglich. Ich glaube, es gibt einfach nichts zu beschönigen, egal, wie sehr du es drehst und wendest - Dein Vertrauen wurde missbraucht und Kontrolle gab es nie: Ohnmacht.

Kennst du den Spruch:

Gott, gib mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die zu ändern sind
Gibt mir die Gelassenheit, die Dinge zu ertragen, die nicht zu ändern sind
Und gib mir die Weisheit, das Eine vom Anderen zu unterscheiden

?

Genau bei der Letzten Zeile hapert es bei dir

Statt also irgendwas zu finden, sei es auch noch so hanebüchen, das diese Ohnmacht aushebelt, sollte man die Kraft darin investieren, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass es Dinge gibt, die nicht unserer Macht stehen.

Zitat von Kati80:
Im Moment fehlt er mir einfach so sehr, dass ich alle seine Fehler entschuldigen wuerde, mir alle meine Fehler vorwerfe und mit der Situation im allgemeinen hadere.


Dingdingding -- das ist die Alarmglocke.
Bitte bedenke, dass eine zwischenmenschliche Beziehung immer nur gesunde 100% ergibt, wenn jeder 50% dazu tut. Sobald es abdriftet und einer auf Dauer mehr gibt als der Andere, wird es ungesund. Das erkennst du, wenn du dir vorstellen sollst, du müsstest dein ganzes Leben 80% geben, während der Andere nur 20% gibt. Das geht auf Dauer nicht gut, denn die Ressourcen für solche Geschichten nimmst du aus der eigenen Substanz. Wenn ein solches Ungleichgewicht herrscht, dann scheitert es auf jeden Fall, es sei denn, man ist ein wahrer Masochist, und selbst der kann irgendwann nicht mehr und geht darunter zu Grunde.

Selbst Menschen, die glauben, sie existieren nur, wenn sie einen Partner haben und sich deshalb vollkommen für ihn aufopfern, kriegen irgendwann den beziehungstechnischen Burnout, wenn dieses Ungleichgewicht herrscht. Irgendwann sagt die Psyche nämlich: Nö, iss nich! - und dann kriegt man sowas schönes wie Schlafstörungen, Depressionen, Panikattacken, Angststörungen.... Also bitte ganz schnell von dem Gedanken die Finger lassen, der Ex hätte alles richtiger gemacht als du! Gestehe dir deine 50% zu, aber bitte nicht mehr!

Zitat von Kati80:
Woher nimmst du deine Kraft?


Ich nehme diese ganze Bewerterei einfach aus der Geschichte raus und schaue auf das, was mir die Vergangenheit an Erfahrung gebracht hat. Arbeit gibt es dann genug, wenn es daran geht, die Erfahrung möglichst wertfrei zu sehen und weder daran zu verbittern, noch in irgendein anderes Extrem abzudriften.

Zitat von Kati80:
Geht es leichter, wenn man sowas schon mal in der Vergangenheit erlebt hat und weiss, dass man irgendwie durchkommen wird?


Man lernt mit jeder schmerzenden Geschichte, seine Grenzen der Unerträglichkeit weiter zu stecken. Das geb ich dir schriftlich und mit Signatur.

16.10.2012 10:22 • #28


N
Hallo Ihr....

ich bin dann auch mal wieder da.... Ganz vieles was du schreibst Alex ist bestimmt richtig.... aber soweit bin ich einfach noch nicht..... das Vorhaben mit der Therapie entsteht einfach daraus, das ich selber mit mir nicht mehr klarkomme. Und ich will wissen, was bei mir im Argen liegt.

Ich kann nämlich nicht sagen, das es mir da wie Kati geht, die sagt, wir passten wohl wirklich nicht zusammen.

Ich versuche mal in kurzen Sätzen meine Geschichte aufzuschreiben, vielleicht kommt dann vieles klarer durch.

Danke schon jetzt fürs Lesen !

Vor meiner jetztigen Beziehung war ich fast 10 Jahre verheiratet. Ich habe die Ehe beendet, da mein Ex-Mann mich mehrfach belogen, betrogen,hintergangen und letztendich geschlagen hat, wenn er nicht mehr weiter wusste. Um nicht komplett unterzugehen, musste ich die starke Frau sein.....

Nachdem ich meine Ehe beendet hatte, lernte ich über unser gemeinsames Hobby im Internet meinen heutigen Ex-Partner kennen. Über Monate schrieben wir uns Mails und sms , telefonierten... und dann ist das passiert, was ich nie im Leben gedacht hätte, ich habe mich in ihn verliebt, obwohl wir uns noch nie in Natura gesehen haben....

Ihm ging es genauso.... wir haben uns dann an der Ostsee getroffen und eine Woche miteinander verbracht. Traumhaft schön ! Danach war uns schnell klar, wir wollen miteinander leben ! Drei Monate sind wir noch hin und her gefahren ( Saarland - Schleswig-Holstein ) und dann zog er zu mir.... Ich habe dann die Kündigung für die Doppelhaushälfte bekommen, da meine Vermieterin einen neuen Mann nicht akzeptieren wollte.

Also haben wir uns was neues gesucht, weit draussen, was will man denn auch anders machen mit drei Hunden ? Okay, es gab in den kommenden Jahren, immer wieder Probleme, die wir gemeinsam durchlebt und gemeistert haben, jobverlust bei ihm , bei mir, Tod des Vaters und und und. Ich war mir soooo sicher, das wir nach all diesen Problemen alles meistern würden und uns nichts mehr umhauen könnte !

Mit den Jahren habe ich meine starke Frau Position aufgegeben und mich an meinen damals so souveränen Partner gerne auch mal angelehnt . Ich dachte und denke eigentlich immer noch, wir passen perfekt zueinander ! Diesselbe Lebensweise, diesselben Interessen, unsere Tiere .... wir haben fast alles gemeinsam gemacht.... und jetzt ? das furchtbare Riesenloch der Einsamkeit ! wie soll ich damit klarkommen ? ich weiss es nicht.....

16.10.2012 10:48 • #29


N
Lieber Alex,

sag mir doch mal bitte, woher du deine Kraft und Stärke nimmst ? Bei mir sieht es einfach so aus, das ich nie nie wieder diesen irrsinnigen Schmerz fühlen will und deswegen kann ich mir nicht vorstellen, mich noch mal jemals auf einen Menschen einzulassen

16.10.2012 11:06 • #30


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