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Wie mit den Schuldgefühlen umgehen?

N
Hallo.

Ich kann mir selbst meinen Anteil am Scheitern meiner Beziehung nicht verzeihen.
Wir waren über 5 Jahre ein Paar. Eine von Anfang an schwierige Beziehung, die schlussendlich in einem Gewaltakt seinerseits gegen mich gipfelte.
Wir haben danach nicht nochmal einmal miteinander gesprochen (das ganze liegt 4 Wochen zurück), obwohl wir aktuell noch zusammen wohnen.
Ich denke, er ist relativ im Reinen mit sich, da er die Schuld allein bei mir sieht. Ich möchte meinen Anteil gar nicht vernachlässigen, darum bin ich auch hier gelandet, weil mich mehr und mehr die Schuldgefühle quälen und die Frage, was wäre gewesen, wenn ich diverse Probleme nicht mit in die Beziehung gebracht hätte, sondern sie vorher angegangen oder aber spätestens in der Beziehung bearbeitet hätte. Was ich nur unzureichend getan habe.
Ich kann durch meine schlimme Vergangenheit nur sehr schwer Vertrauen fassen. Ich habe eine Depression und eine posttraumatische Belastungsstörung.
Immer wieder stand das fehlende Vertrauen im Fokus der Beziehung. Was auch zu etlichen Beziehungsabbrüchen von seiner Seite geführt hat.
Ich habe an mir gearbeitet, nicht mit Hilfe von Außen, wie es ratsamer gewesen wäre, aber doch habe ich durch Selbstreflexion gelernt, mehr und mehr Vertrauen zu lernen. Doch das ist nichts, was sich bei mir automatisch einstellt, ich muss immer wieder daran arbeiten, gegen diese Prägungen anzudenken.
Das ist mir mal besser und mal weniger gut gelungen. Insgesamt war die Beziehung dadurch und durch seine Depression immer instabil und für keinen von uns ein sicherer Ort.
Nichtsdestotrotz sind wir zusammengezogen, im Nachhinein betrachtet ein fataler Fehler. Wie sollte etwas, das auf derart wackligen Beinen steht eine solche Herausforderung meistern?
Gar nicht. Es gab immer wieder kurze Episoden, in denen es ganz gut lief. Die meiste Zeit aber verlief chaotisch und wir haben uns nur aneinander aufgerieben.
Beide haben sehr viele Federn gelassen.
Nun mag jeder vernünftige Mensch sagen, dann war es doch das einzig richtige, sich zu trennen. Ich konnte es nicht und hätte es wahrscheinlich auch nicht getan, wenn es nicht zu dieser Nacht gekommen wäre, in der er mich verprügelt hat. Er hat auf mich eingetreten, als ich am Boden lag, wieder und wieder. Es war kein Halten mehr.
Bevor es dazu kam, habe ich ihm Vorhaltungen gemacht und hatte, ausgelöst durch ein Ereignis (etliche Kond. fehlten aus unserer Verpackung), wieder verstärkt mit der Vertrauensfrage zu kämpfen.
Kurz nach dem Ausbruch hat er die Beziehung mit den Worten ich kann nicht mit einer Person zusammen sein, die mich zu so etwas treibt, beendet. Seither reden wir nicht mehr miteinander.
Danach war ich komplett verängstigt, verzweifelt und wollte nicht mehr am Leben sein.
Immer wieder mal kam auch Wut gegen ihn auf. Hätte er sich trotz allem nicht so weit im Griff haben müssen?
Inzwischen bin ich eigentlich nur noch traurig, alles tut weh und ich kann mir meine Versäumnisse und Fehler, die ich in der Beziehung gemacht habe, nicht verzeihen.
Er kann, so scheint es, ganz gut damit umgehen und blickt, was ja auch gesund ist, nach vorn.
Für ihn war die Gewalt Ausdruck einer lang andauernden Ohnmacht meinen Problemen gegenüber. Nicht schön, aber verständlich.
Ich kann damit nicht so umgehen. Nun werde ich bald ausziehen, ohne auch nur ein letztes vernünftiges Wort mit ihm gewechselt zu haben.
Wir werden uns wahrscheinlich nie wieder sprechen.
Das macht mir große Angst. Er ist seit 5 Jahren eigentlich meine einzige Bezugsperson gewesen. Ich habe mich sehr auf ihn und die Beziehung fixiert und stehe nun ziemlich allein da. Selber schuld, ich weiß.
Hinzu kommen halt noch diese quälenden Schuldgefühle, mit denen ich gar nicht fertig werde. Ich weiß nicht wie ich so weiterleben soll.

09.07.2023 06:20 • #1


Kummerkasten007
Du bist verprügelt worden und gibst Dir daran Schuld?

Das hast Du nicht!

Und es ist auch nicht verständlich, dass ein erwachsener Mensch mit Gewalt reagiert!

Und kein Mensch der Welt ist es wert, auch nur ansatzweise darüber nachzudenken, aus dem Leben scheiden zu wollen.

Bitte hole Dir umgehend Hilfe. Das ist nichts Schlechtes oder verwerfliches, Du wirst Dir damit nur Gutes tun. Nicht nur wegen der aktuellen Situation, sondern auch Deiner Vergangenheit, welche anscheinend noch unbearbeitet Dich belastet.

Hast Du Familie, zu der Du vielleicht ausweichen kannst? Freunde scheint es ja leider nicht zu geben.

Als Nothilfe empfehle ich Dir die Telefonseelsorge, die ist rund um die Uhr erreichbar:
Per Telefon 0800 / 111 0 111 , 0800 / 111 0 222 oder 116 123

Bitte versuche, für Dich zu sorgen und zu achten.

09.07.2023 06:29 • x 9 #2


A


Wie mit den Schuldgefühlen umgehen?

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Heffalump
Zitat von Niona:
Für ihn war die Gewalt Ausdruck einer lang andauernden Ohnmacht meinen Problemen gegenüber. Nicht schön, aber verständlich.


Überhaupt nichts ist daran verständlich.
Ich würde ihn anzeigen

09.07.2023 06:35 • x 5 #3


B
Gewalt ist ein No Go.
Schlimm genug, wenn es passiert, aber dann kein Erschrecken über sich selbst und im Gegenteil dem Opfer die Schuld zuweisen?
Das ist inakzeptabel.
Eine Anzeige und einen Wohnungsverweis ist das mindeste.
Danach wäre es gut, sich Hilfe zu holen, um das Leben wieder hinzukriegen.

09.07.2023 06:44 • x 6 #4


Lilli70
Das hat er ja gut hinbekommen,
dir an allem die Schuld zu geben.
Und als Dank wirst du noch verprügelt.
Auch das schluckst du!
Ab zur Polizei, anzeigen,
mache es publik, was er getan hat.
Sorry, aber er hat dich gut im Griff.
Beim nächsten Mal bricht er dir den Arm oder bringt dich um.
Gewalt, wenn sie einmal begonnen hat, wird immer schlimmer.

Kannst du nicht zu Freunden oder deinen Eltern?
Du solltest da sofort verschwinden.

Wie alt ist er denn?
Ist es seine Wohnung?
Wie waren seine anderen Beziehungen?

09.07.2023 07:33 • x 2 #5


K
@Niona
Zitat von Niona:
Gewaltakt seinerseits gegen mich

Zitat von Niona:
Ich denke, er ist relativ im Reinen mit sich, da er die Schuld allein bei mir sieht. Ich möchte meinen Anteil gar nicht vernachlässigen, darum bin ich auch hier gelandet, weil mich mehr und mehr die Schuldgefühle quälen und die Frage, was wäre gewesen, wenn ich diverse Probleme nicht mit in die Beziehung gebracht hätte, sondern sie vorher angegangen oder aber spätestens in der Beziehung bearbeitet hätte.

Zitat von Niona:
meine schlimme Vergangenheit

Zitat von Niona:
Was auch zu etlichen Beziehungsabbrüchen von seiner Seite geführt hat.

Zitat von Niona:
Er hat auf mich eingetreten, als ich am Boden lag, wieder und wieder. Es war kein Halten mehr.


Zitat von Niona:
Bevor es dazu kam, habe ich ihm Vorhaltungen gemacht und hatte, ausgelöst durch ein Ereignis (etliche Kond. fehlten aus unserer Verpackung), wieder verstärkt mit der Vertrauensfrage zu kämpfen.


Zitat von Niona:
ich kann nicht mit einer Person zusammen sein, die mich zu so etwas treibt, beendet. Seither reden wir nicht mehr miteinander.


Zitat von Niona:
Danach war ich komplett verängstigt, verzweifelt und wollte nicht mehr am Leben sein.


Zitat von Niona:
Immer wieder mal kam auch Wut gegen ihn auf. Hätte er sich trotz allem nicht so weit im Griff haben müssen?

Ja
Zitat von Niona:
Nun werde ich bald ausziehen


Zitat von Niona:
Er ist seit 5 Jahren eigentlich meine einzige Bezugsperson gewesen.


Zitat von Niona:
die Beziehung fixiert


Zitat von Niona:
quälenden Schuldgefühle

Alte Gefühle.
Es fehlten Kond. aus euren gemeinsamen, sprichst es an und er verprügelt dich,sagt dir auch noch,dass es deine Schuld ist.
Es ist NICHT deine Schuld!

1)Auszug
2)Tagesklinik/Therapeut/Stationär suchen(Stabilisierung/Aufarbeitung)
3) Neue Menschen kennenlernen
4) nie wieder eine Beziehung mit ihm eingehen
Zitat von Lilli70:
Ab zur Polizei, anzeigen

Gibt es sichtbare Wunden,beim Arzt gewesen?
Frauenhaus kontaktieren?

09.07.2023 08:02 • x 4 #6


Gurkensalat
Zitat von Niona:
Kurz nach dem Ausbruch hat er die Beziehung mit den Worten ich kann nicht mit einer Person zusammen sein, die mich zu so etwas treibt, beendet. Seither reden wir nicht mehr miteinander.

Das ist eine absolut kranke Schuldumkehr! Verschwinde schnellstmöglich von ihm und weihe Freunde und Bekannte unbedingt ein, die Dir beistehen, wenn er wieder aggressiv werden sollte oder nach der Trennung sich sonstwas einfallen lässt. Hier werden Dir sicher auch Tipps gegeben, wie Du im Notfall reagieren solltest, wenn er wieder gewalttätig wird.

Ich gehe davon aus, dass diese Schuldumkehr häufiger passiert ist. Er hat auf keinen Fall das Recht so zu agieren. Und da Kond. fehlen, ist der Vertrauensbruch absolut gerechtfertigt. Er wird damit sicher keine Luftballons gemacht haben.

29.07.2023 10:16 • x 3 #7


Libellenfrau
Hallo Niona, hast du für deine schwierige Situation schon eine Zwischenlösung gefunden? Wo du dich emotional etwas sammeln kannst? Du schreibst sehr reflektiert, aber ich denke, du brauchst Unterstützung bei der Umsetzung deiner Erkenntnisse. Leider ist es nur selten so, dass man von einer schwierigen Vergangenheit in eine geborgene Beziehung findet. Man nimmt sich selber mit, und irgendetwas geht mit dem Partner in Resonanz. Also oft jemand, der ebenfalls große Probleme mit sich bringt. Lasse dir keine Schuld einreden, weil er seine Baustellen nicht kennt Du weißt um deine, und das ist ein sehr großer Schritt zur Heilung. Suche dir Hilfe dazu.

29.07.2023 10:31 • x 1 #8


N
Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, der Kummer über dieses so schlimme Ende schlaucht dermaßen.
Nun, da ich meine eigene Wohnung bezogen habe und so weit alles eingerichtet ist, beginnt die Bewusstwerdung all dessen, was passiert ist.
Ich kann weder schlafen noch essen, es kreist alles darum. Nachdem wir lange eine On-Off-Beziehung geführt haben, ist es für meinen Kopf sehr schwer zu begreifen, dass es diesmal endgültig vorbei ist.
Ich habe nichts mehr von ihm gehört, mit jedem Tag wird die Sehnsucht schlimmer. Er scheint das ganz gut zu meistern, noch bevor ich ausgezogen bin, hörte ich ein Gespräch zwischen ihm und einem Freund mit an, bei dem er sagte, wie sehr er sich auf den neuen Lebensabschnitt freuen würde und dass die Beziehung nur Belastung für ihn gewesen ist.
Ich dagegen finde mich überhaupt nicht zurecht. Zudem herrscht hier im Haus eine große Unruhe, verursacht durch eine Nachbarin, die wenig Rücksicht nimmt und ihren Hund ewig lang allein lässt. Dieser jault nun Tag und Nacht.
Ich vermisse mein Zuhause, das nicht länger meins ist.
Er ist übrigens seit Jahren in Therapie, ich nicht. Das hat er mir, zu Recht, oft zum Vorwurf gemacht. Ich kann, mit etwas Abstand, so vieles besser verstehen.
Seine Verzweiflung meinen Problemen gegenüber, die Last, die damit einherging.
Ich habe so viele Baustellen und habe wohl oft davor kapituliert.
Nun gibt es keine Möglichkeit der Flucht mehr, nun bin ich ganz allein auf mich zurück geworfen. Und was soll ich sagen, ich mag nicht, was mir da begegnet. Ich finde mich scheußlich und abstoßend. Und ich habe Angst, sehr große sogar, es nicht zu schaffen, diese Begegnung mit mir selbst auszuhalten und daran zu wachsen.

29.07.2023 11:19 • #9


E-Claire
Zitat von Niona:
Nun gibt es keine Möglichkeit der Flucht mehr, nun bin ich ganz allein auf mich zurück geworfen. Und was soll ich sagen, ich mag nicht, was mir da begegnet. Ich finde mich scheußlich und abstoßend. Und ich habe Angst, sehr große sogar, es nicht zu schaffen, diese Begegnung mit mir selbst auszuhalten und daran zu wachsen.


Was hindert Dich denn therapeutische Unterstützung in Anspruch zu nehmen?

29.07.2023 11:30 • #10


Ayaka
Zitat von Niona:
so vieles besser verstehen.

ich fürchte du siehst das noch ganz verzerrt

hol dir bitte dringend Hilfe für Opfer aus Gewaltbeziehungen - du bist diesen Mechanismen voll ausgeliefert. Lass dir bitte mit einer Therapie helfen, vielleicht sogar eine Tagesklinik (dann bist du auch den Hund los).

du hattest eine on/off Beziehung mit einem gewalttätigen Mann, eigentlich solltest du Erleichterung fühlen.

der Hund darf übrigens nicht die ganze Zeit jaulen - tausch dich mal mit Nachbarn aus, melde das bei deinem Vermieter mit Drohung auf Mietminderung oder fange gleich an dir eine neue Wohnung zu suchen. Den Zusatzstress kannst du aktuell nicht brauchen - du musst heilen, wieder auf die Beine kommen.

29.07.2023 11:34 • x 3 #11


Libellenfrau
@Niona ochjeh, du bist jetzt in einer Situation, von der du dich überfordert fühlst. Und anstatt Ruhe zu haben, nervt dich der arme Hund. Jetzt bist du am Punkt Null. Hast du dich nach einer Therapie erkundigt? Caritas, Telefonseelsorge? Du wirst Hilfe finden, um dann deine Themen anzugehen. Du wirst Schritt für Schritt weiterkommen. Die Verzweiflung wird nicht für immer da sein. Überlege einmal, was dir gut tun könnte. Das ist jetzt das Wichtigste.

29.07.2023 11:35 • x 3 #12


N
Er war ja nicht grundsätzlich gewaltätig. Bis auf diesen Vorfall, einen Schubser und diverse verbale Ausfälle, gab es keine Gewalt in unserer Beziehung.
Und ich habe mir auch einfach zu viel zu Schulden kommen lassen, durch meine Versäumnisse, meinen schlechten Umgang mit mir selbst, meine Überforderung, um sagen zu können, dass es eine Erleichterung wäre.

Ich habe schon Therapieversuche gestartet und zu hören bekommen, das ist wirklich wahr, dass ich ein schwerer Fall sei und die Prognose schlecht. Das hat mich sehr demotiviert.
Ich bin aber aktuell auf der Suche, weil ich die Notwendigkeit mehr denn je erkenne.

29.07.2023 12:06 • #13


B
Zitat von Niona:
Er war ja nicht grundsätzlich gewaltätig. Bis auf diesen Vorfall, einen Schubser und diverse verbale Ausfälle, gab es keine Gewalt in unserer Beziehung.

Bei Gewalt gibt es keine Relativierung.
Um es mal verkürzt auszudrücken. Und never ever ist das Opfer dafür verantwortlich.

29.07.2023 12:11 • x 2 #14


Libellenfrau
Nun, vielleicht war der Therapeut oder seine Methode für dich nicht passend. Einen Patienten mit psychischen und emotionalen Problemen nach Hause zu schicken, weil er ein schwerer Fall mit schlechter Prognose sei, halte ich schon für sehr fragwürdig. Außer den bisher genannten Anlaufstellen konntest du bei deinem Hausarzt oder deiner Krankenkasse anfragen. Es gibt auch die Möglichkeit, sich selber einzuweisen. Vielleicht kennt sich damit jemand aus, der auch in deinem Thread schreibt?

29.07.2023 12:19 • #15


A


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