Das habe ich geschrieben, als ich in derselben Phase war wie du:
Das Hungern, das sich nicht wie Hungern anfühlt, ist wie ein Protest. Die Welt darf sich nicht einfach weiterdrehen. Ich möchte verschwinden, mich unsichtbar machen und zugleich schöner sein als sie – die andere, die nun alles hat, was ich nicht mehr haben werde und deswegen so viel begehrenswerter erscheint.
Ich fühle mich besser, wenn ich leer bin, weil ich auf diese Art stillschweigend nach außen tragen kann, was in mir drin los ist.
Das Essen macht in dieser Zeit keine Freude und lässt sich auch nicht schönreden; es ist lediglich eine Notwendigkeit und wird zur Pflicht. Doch daran muss man festhalten. Man muss sich zwingen zu essen, auch wenn es nur winzige, aber regelmäßige Portionen sind. Suppen, trockene Brötchenhälften, ein bisschen Obst, mal einen Kakao... hauptsache da kommt regelmäßig was rein, denn sonst geht man kaputt und verliert auch noch den letzten Funken Kraft, der einen aufrecht hält.
Nach und nach wird es besser. Man isst ein, zwei belegte Brötchen, versucht ein einfaches, kleines Gericht zu kochen, frühstückt mit anderen Leuten (Freunde, Familie, Kollegen)... und wenn die schlimmste emotionale Phase nachlässt, kommt der Appetit wieder. Man kommt nach und nach wieder zu Kräften und merkt, wie sich das auf den Gemütszustand auswirkt, gönnt sich die Dinge, die man besonders gerne mag und erlebt das Essen als etwas Alltägliches und nicht mehr als Protest.
Ich habe 10 kg in vier Wochen abgenommen. Seit es mir innerlich wieder besser geht, halte ich mein neues Gewicht und weil ich mich wieder gesund ernähre, fühle ich mich auch körperlich wieder wohl.
Leb die Phase aus, aber lass dich nicht verhungern.
10.09.2012 20:56 •
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