Hallo Lonely, hallo Angi, hallo Ihr Lieben!
Natürlich gibt es das, dass man jemanden liebt und dennoch nicht (mehr) mit ihm/ihr zusammen sein kann, weil z.B. das Vertrauen weg ist, weil man miteinander einfach nicht klar kommt, weil man sich unterschiedlich entwickelt hat, weil Gewalt die Beziehung nicht mehr lebbar macht oder Sucht oder schwere (psychische) Erkrankungen oder oder oder..... Die Liebe ist oft sehr hartnäckig und manchmal gegen jede Vernunft. Wenn erst mal eine tiefe Bindung an einen anderen Menschen da ist, dann ist es unendlich schmerzhaft, diese aufzulösen, auch wenn man noch so gute Gründe dafür hat. Oft ist es für das eigene Leben eine existenzielle Notwendigkeit, sich von einem Menschen zu lösen, mit dem man nicht mehr leben kann, egal ob man ihn/sie noch liebt oder nicht. Und gerade wenn da noch Liebe im Spiel ist, ist es unheimlich hart. Daher warten viele Menschen so lange bis sich die Gefühle reduzieren oder gar in Ablehnung umschlagen bevor sie sich trennen. Welche Variante besser ist, weiß ich nicht.
Und selbst in den Fällen, in denen sich die Gefühle mit der Zeit einfach bloß verändert haben und einer geht, weil es für ihn/sie nicht mehr das richtige Gefühl (sprich Liebe) ist, heißt das noch lange nicht, dass man dem anderen egal ist. Auch in solchen Fällen kann immer noch eine recht tiefe Bindung vorhanden sein. Und auch für den, der geht, ist es oft nicht leicht.
Ich habe beides erlebt: Verlassen und verlassen werden. Und für mich war der emotionale Unterschied zwischen beidem sehr gering. Vor 16 Jahren habe ich meinen damaligen Partner verlassen, weil er mich sonst seelisch zerstört hätte (zugespitzte Kurzfassung einer fürchterlichen Beziehung, die mich viel gekostet hat). Geliebt habe ich ihn damals sehr. Er war meine erste große Liebe. Ich habe 3 Jahre gebraucht, um darüber hinweg zu kommen, obwohl ich diejenige war, die gegangen ist. Er hatte ca. 1,5 Jahre später wieder eine neue Beziehung. Mir hat es damals total den Boden unter den Füßen weggezogen. Und ihm auch.
Vor 8 Jahren hat mich mein damaliger Partner verlassen. Er hatte sich in eine andere Frau verliebt, und konnte sich lange nicht zwischen uns entscheiden. Es gab ein sehr quälendes Chaos, das gut ein Jahr anhielt. Noch nie bin ich durch eine Beziehung so an meine Grenzen gekommen wie damals. Durch den extremen Druck, unter dem ich stand, fingen irgendwann an sich meine Gefühle für ihn zu verändern und mir wurde klar, dass es kein Zurück mehr gibt, weil zu vieles in dieser Zeit kaputt gegangen ist. Damit starb jede Hoffnung und damit starb ein Teil von mir. Auch das hat mir wieder völlig den Boden unter den Füßen weggezogen. Und ihm auch. Er kam lange damit nicht klar, obwohl er mir letztendlich eine klare Absage erteilt hatte.
Und jetzt bin ich wieder in einer Situation, in der ich meine Beziehung eigentlich beenden sollte, da ich ihm aufgrund häufiger Vertrauensbrüche nicht mehr vertrauen kann (seit Jahren schon nicht; es ist uns nicht gelungen, das Problem zu lösen). Damit fehlt ein wichtiger Basis-Baustein, ohne den ich keine Beziehung führen kann, ohne dabei unglücklich zu sein und zu leiden. Aber ich liebe ihn noch (ich weiß, dass einige hier das eher für Abhängigkeit halten ;), aber ich habe noch sehr starke, zärtliche Gefühle für ihn). Dennoch kann ich nicht mehr so weiterleben wie bisher. Und eine Lösung sehe ich nicht (und er auch nicht). Der Boden unter meinen Füßen ist schon sehr löchrig (und bei ihm auch). Und ich weiß, dass ich fallen werde, wenn ich es beende, tief ins Bodenlose. Und ihm wird's genauso gehen.
Es ist für beide scheußlich, vor dem verdammten Scherbenhaufen zu stehen, der mal so gut begonnen hat, mit so viel Liebe, Freude, Innigkeit, Träumen, Begeisterung füreinander, Zukunftsplänen ... :'( :'( :'(. Manche Menschen können sich erst trennen, wenn da bereits jemand neues ist, der den Fall ein wenig bremsen kann. Leider war das noch nie mein Ding. Ob es wirklich leichter ist, weiß ich ohnehin nicht. Ich habe in meinem Bekanntenkreis Menschen, die von einer Beziehung in eine andere gewechselt sind. Die alte Beziehung hat aber auch sie immer wieder eingeholt.
Und es mag ja auch durchaus Menschen geben, die sich (manchmal allerdings auch nur scheinbar) locker flockig trennen können, ohne groß zu leiden. Aber da würde ich eher vermuten, dass entweder die Bindung nicht sehr tief war und/oder die Gefühle schon lange nicht mehr da waren bzw. die Beziehung schon länger eher so ein Bruder-Schwester-Ding war. Oder die Beziehung befand sich erst im Anfangsstadium (so ungefähr die ersten 6 Monate) und war für den Verlassenden nur ein kurzes Strohfeuer, das schnell erlosch (was für den Verlassenen oft eine große Enttäuschung und sehr schmerzhaft ist).
Aber für mich ist beides (verlassen und verlassen werden) furchtbar, quälend und schlimm. Natürlich ist der Schock, den der Verlassene hat, sehr grausam. Und der Verlassende verspricht sich letztendlich auch etwas Positives von der Trennung (z.B. ein zufriedeneres Leben), was der Verlassene nicht hat (auch wenn so manches Verlassen-werden sich im Nachhinein als Glücksfall heraus stellen sollte). Andererseits ist es für den Verlassenden auch ein Schock, wenn er feststellt, dass er mit dem/der Partnerin nicht mehr leben kann. Viele kämpfen dann erstmal innerlich (oder auch äußerlich, z.B. durch erneute Problemlösungsversuche) dagegen an, haben Ängste, Selbstzweifel, hoffen das alles wieder gut wird, haben Horror davor, was das alles bedeutet (nämlich dass ihr Leben völlig aus den Fugen gerät, in Trümmern liegt, sie vieles verlieren werden, z.B. die heile Familie, das Zuhause) ... bis sie der Wahrheit nicht mehr aus dem Weg gehen können. Und ob man nach der Trennung wirklich ein besseres Leben hat, ist vollkommen ungewiss. So mancher hat es hinterher bitter bereut.
Und natürlich ist der Verlassende der aktive Part, der nicht so sehr von Ohnmachtsgefühlen heimgesucht wird (die hat er vielleicht vorher gehabt). Und es ist unheimlich schlimm, für den Verlassenen, passiv und voller Ohnmachtsgefühle diesem Horror ausgeliefert zu sein. Aber alles in allem gab es für mich nur geringe Unterschiede in den Gefühlen, dem Schmerz, dem Fallen, der Angst, den Selbstzweifeln, den Schuldgefühlen, der Trauer, der Wut ..., egal ob ich verlassen wurde oder verlassen habe.
So, und nun könnt ihr mich an die Wand nageln ;).
Liebe Grüße! gusi
26.02.2008 21:57 •
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