Wie lange hält die Liebe?
Yasmina Filali 25, Schauspielerin, geschieden nach sechs Jahren Ehe, und Fred Kegel, 40, Fernsehmanager, sind seit über einem Jahr ein Paar und kürzlich in München zusammengezogen.
Yasmina Filali: Ob ich persönlich glücklich bin, mache ich grundsätzlich nicht von meinem Partner abhängig. Einige meiner Freundinnen klagen ständig, dass ihr Freund ihnen so selten sagt, dass er sie liebt. Und hoffen nur, dass er sie möglichst bald fragt, ob sie ihn heiraten wollen. Die üben viel zuviel Druck aus. Dabei sagt man doch: Wer erwartet, der wartet. Bei mir ist das wirklich so: Je mehr man mich drängelt, desto weiter ziehe ich mich zurück. Fred und ich haben uns nie gesagt: Ich werde dich nie mehr verlassen, nie wird es andere für mich geben. Das kann kein Mensch versprechen. An Beziehungen gehe ich eher recht rational heran: Ich frage mich erst, ob wir den gleichen Humor haben, ob wir zusammenpassen. Dann erst kommt die Leidenschaft ins Spiel - die geht schließlich zuallererst wieder flöten.
Fred Kegel: Ich bin in Beziehungen anfangsstark gefühlsbetont, aber ich werde relativ schnell wieder rational. Man hat ja im Leben schon einiges erlebt, und da hat man halt diesen Kontrollmechanismus im Hinterkopf. Anders als in der Jugend weiß man, was man will, und traut sich, es auch auszusprechen. Das ist notwendig ,und mit Yasmina funktioniert das erstmals auch von beiden Seiten. Ewige Liebe? Ich glaube eher an die ewige Freundschaft in einer Liebe. Das kann auch ein sehr tiefes Gefühl sein.
Jana Pallaske, 21, Schauspielerin und Single, Berlin,
Oft geht die Liebe daran kaputt, dass die Partner sich verändern. So war es auch bei meiner einzigen längeren Beziehung; nach einem Dreivierteljahr hatten wir uns in völlig unterschiedliche Richtungen entwickelt. Und dann fehlte einfach die Kommunikation, Das war wie im Klischee, wie in den Frauenzeitschriften meiner Mutter. Aber jede Kombination von zwei Menschen ergibt halt eine total neue Gleichung. Heutzutage wissen die Menschen genau, was sie wollen im Leben. Dass jeder für sein Glück kämpfen muss. Ich versuche deshalb, in einer Beziehung nur auf meinen Bauch zu hören; wenn ich mich unwohl fühle, habe ich keinen Bock mehr darauf. Am Anfang muss natürlich der Funke da sein, bumm, krach, peng. Ich habe zwar gerade jemanden kennen gelernt, aber was daraus wird, ist noch total offen. ich glaube: Was sein soll, soll sein. Und was nicht sein soll, soll halt nicht sein; wenn zwei Menschen zusammengehören, dann finden sie sich auch. Ich glaube anno etwas wie die ewige Liebe - ich will einfach daran glauben.
Josef Joraschek, 76 und Eve Joraschek (Eine Dame spricht nicht über ihr Alter), Berlin:
Er: Wir sind 14-mal umgezogen, haben in acht verschiedenen Ländern der Erde gelebt - das sind Belastungen, unter denen sich entscheidet, ob eine Ehe Bestand hat. Richtigen Krach haben wir aber nie gehabt.
Sie: Wir hatten nie Probleme, uns aufeinander einzustellen.
Er: Na, Schatzi, das kann man so nicht sagen. Aber wir haben immer gleich über alles geredet. Bevor wir schlafen gingen, war alles geklärt. Ans Fremdgehen habe ich nie gedacht. Ist doch verantwortungslos, so was. Kommt man denn da mit einem reinen Gewissen nach Hause? Ich hatte nie das Gefühl, etwas versäumt zu haben. Und heute bin ich ja kein junger Mann mehr...
Sie: In jungen Jahren ist es aber wichtig, dass es mit dem S. gut klappt.
Er: Es ist aber nicht gut, wenn die Leidenschaft im Vordergrund steht. Da verknallen sich die jungen Leute und heiraten gleich. Das geht schief. Man muss sich erst mal kennen lernen und gucken, ob man auch charakterlich zusammenpasst. Bei uns war es auch keine Liebe auf den ersten Blick. Wir haben erst nach drei, vier Jahren gemerkt, dass wir zusammenpassen.
Sie: Mein Mann war liederlich.
Er: Ich hatte halt meine eigene Ordnung, Schatzi.
Sie: Also, ich würde den Josef immer wieder heiraten. Wissen Sie was? Wir wachen morgens immer noch Händchen haltend zusammen auf.
Er: Eigentlich haben wir nur eine Angst: Vor dem Moment, in dem der eine stirbt und der andere zurückbleibt.
Von ILDIKÓ VON KÜRTHY
Wie lange dauert die Liebe? Sie schaut auf die Uhr. Kurz vor sieben. Manchmal fragt man sich ja, gerade an solchen Tagen, wie lange man schon gewaltet hat. Insgesamt Wie viel Putenrollbraten zu trocken, wie viel Broccoli zu matschig, wie viel Prosecco zu warm geworden ist Wie viele Stunden, was red ich, Tage, man sich so lange auf jemanden gefreut hat, bis man stinkend sauer war. Wie viele Gläser man im Streit zerschlagen, wie viele Wunden man empfangen und zugefügt, wie viele Liter Tränen man geweint hat. Viel? In 14 Jahren und sechs Monaten. Viel? Oder zu viel?
52 % der Frauen würden ihren
Mann nach sechs Jahren nicht
wieder heiraten. 20% der Männer
Würden ihre Frauen nicht wieder
Heiraten
14 Jahre und sechs Monate sind natürlich kein Grund, pünktlich nach Hause zu kommen. Das weiß sie selber. Leider keine Gelegenheit, ihm zu Recht Vorwürfe zu machen. Recht zu haben findet sie immer noch wichtig und wundervoll, nach all der Zeit. Aber was soll sie sagen: „Du hast unseren Monatstag vergessen? Blödsinn. An Monatstage haben sie beide seit zwölf Jahren nicht mehr gedacht, geschweige denn, sie gefeiert. Früher schon. Am siebenmonatigen das verlängerte Wochenende auf Rügen. Im Zweimannzelt! Heute buchen sie in der Regel vier Sterne und beschweren sich, wenn kein kohlensäurearmes Mineralwasser in der Minibar ist. Am I6-monatigen, damals, das Überraschungspicknick im strömenden Regen im Park des nahe gelegenen Krankenhauses. Heute gehen sie sonntags gegen 15 Uhr 30 eine große Runde um den Block, aber nur bei aufgelockerter Bewölkung. Am 23-monatigen das Champagnerfrühstück im Bett. S. und Krabbensalat bis zum Abwinken. Das Bett den ganzen Tag über nur in Richtung Kühlschrank oder Klo verlassen. Heute liegen sie, laut Statistik, unter dem Durchschnitt, was die Koitusfrequenz angeht, und Krabbensalat isst sie nicht mehr gerne, seit sie irgendwo gelesen hat, dass in Meeresfrüchten schlimme Schwermetalle lauern.
Im Laufe der ersten fünf Jahre
einer Beziehung halbieret sich
die Koitusfrequenz. 52 Prozent der
Langzeitpaare schlafen einmal
die Woche miteinander
„Wenn du anfängst, daran zu denken, wie toll früher alles war, dann hast du ein Problem`; hat ihre Freundin gesagt, die es nie so weit kommen lässt Ein „Früher gibt es bei ihr nicht. Sie wechselt den Mann, ehe sie sich nach der Vergangenheit mit ihm sehnen kann. Experten nennen das „serielle Monogamie“. Das ist zurzeit sehr schick. Bücher werden darüber geschrieben. Serielle Monogamie heißt nix anderes als: auf ein Neues. Lieber Leidenschaft als Langeweile. Löse deine Beziehung, sobald du die ersten Monatstage vergisst, sobald du im Zweimannzelt Klaustrophobie bekommst, sobald du lieber in den Baumarkt gehst, als ihr stundenlang beim Anprobieren der neuen Herbstkollektion zuzuschauen. Warum soll die Liebe lange halten, wenn alles andere auch nicht mehrlang hält? Wir wechseln unseren Job, wir wechseln unseren Wohnort, wir wechseln ständig den Fernsehkanal Die kinderlose Freundin sagt: „Natürlich glaube ich an die große Liebe. Immer wieder.“
72 Prozent der Deutschen
glauben an die grobe Liebe.
69 Prozent wollen sie sogar
erlebt haben
Nie war die Liebe so vielen Anfechtungen, Irritationen und Zweifeln ausgesetzt wie heute. Wir weinen im Kino über große Gefühle und weinen vor dem Kino, weil das Leben anders ist. Wer hat je sein Glück auf dem Empire State Building gefunden? Wer ist je mit seiner Lebensliebe auf einem Luxusliner versunken? Wer hat sich je in den unwiderstehlich aussehenden Bodyguard verliebt? Ihr Lieben, welche von euch hat überhaupt einen Bodyguard, der sich zwischen euch und die Kugel des Attentäters wirft? Ihr könnt doch, seid ehrlich, froh sein, wenn euer Typ sich im hurtigen Laufschritt zur nächsten Notrufsäule bewegt, wenn ihr in Schwierigkeiten steckt. In der Werbung werden Männer angeturtelt, bloß weil sie Rama kaufen oder nach Axe riechen. Ihr Lieben, ihr könnt euch lange duftend bei Aldi rumtreiben, mit drei Zentnern Margarine im Einkaufswagen. Die Liebe wartet trotzdem nicht am Kühlregal und will am Abend mit einer Pizza Calzone den Italiener in euch wecken. Nie war es so schwer, glücklich zu lieben wie heute. Die Konkurrenz ist groß, und die Zeit, miteinander unglücklich zu sein, ist länger als jemals zuvor in der Geschichte der Menschen.
Kurz nach sieben. Der Auflauf im Ofen hat seine beste Zeit hinter sich. Die meisten ihrer Bekannten haben nicht so lange durchgehalten: vierzehn Jahre und sechs Monate. Das ist schon wesentlich länger als Heiner Lauterbach und Jenny Elvers, als Michael und Jessica Stich, als Tom Cruise und Nicole Kidman und, bedauerlicherweise, auch als Babs und Boris Becker. Schlimme Sache, hängt ihr immer noch nach, irgendwie. In der „Bild hat sie gelesen, woran's bei den Beckers gescheitert ist: Die Barbara hat ja viel zu muskulöse Oberarme. „Männer mögen keine Muskeln an Frauenarmen. Die von Sabrina sind weich und weiblich“: Ein Blick auf ihre Oberarme beruhigt sie: Absolut muskelfreie Zone. Aber, so die gut informierte „Bild“; es hat nicht nur an den Armen der Armen gelegen: „Mit der Babs von damals, mit der hätte Boris schnellen S. in der Besenkammer haben können. Aber dann, zwei Kinder später, mit Frau Becker? Undenkbar.“ Kinder, sagen ehrliche Mütter, „richten mit der Leidenschaft das an, was ansonsten die Zeit besorgt“. Es geht mit ihr bergab, bloß etwas schneller. Trübe Aussichten, in jeder Beziehung.
65 Prozent der Frauen haben in
den ersten Monaten nach der
Geburt des Kindes kaum Lust auf
S.. 44 Prozent der Männer
finden ihre s.ualis Beziehung-
vorübergehend schwieriger
Sie hat sich damals gleich in ihn verliebt. Mit Herzrasen und allem Drum und Dran. Einmal, als sie ihm auf dem Weg zur Kantine begegnete, ist sie beinahe ohnmächtig geworden. Flüchtete sich auf die Toilette und schwor sich: „Der ist der Richtige. Ob er will oder nicht.“ Und er wollte nicht. Nicht so richtig. Viel später hat er ihr erzählt: „Ich mag keine Euphorie. Ich will mir nichts vormachen, und ich wollte mich nicht kopflos verlieben. Eine Beziehung bedeutet für mich den Verlust von Nerven, von Zeit und von Privatleben. Den ganzen Stress tue ich mir doch nicht ohne triftigen Grund an. Ich habe mich geprüft und wollte dich trotzdem:` Er hat das für ein großes Kompliment gehalten. Sie fand es unerhört unromantisch und beschimpfte ihn wortreich: „Du bist die wollene Unterhose unter den Männern. Wer will denn schon vernünftig sein, wenn er verliebt ist!? Er sagte: „Ich. Aber er sagt auch, bis heute: „Die größten Gefühle, die ich habe, habe ich deinetwegen. Vierzehn Jahre und sechs Monate. Da von sieben Jahre und drei Monate verheiratet. Damit liegen sie immerhin über der Statistik.
in Großstädten wird Jede zweite
Ehe geschieden. Die meisten
bereits nach drei Jahren. Zwei
Drittel aller Scheidungen werden
von Frauen eingereicht.
Zwei Drittel der Geschiedenen
versuchen es später noch mal
Wenn man gerade keine Probleme in der Beziehung hat, dann empfiehlt sich der Besuch in einer Buchhandlung, Abteilung Ratgeberliteratur. Da wird man immer auf eine Partnerschaftsstörung gebracht, die man bisher übersehen hatte. „Bin ich so, wie du mich siehst?, „Männer sind anders. Frauen auch“; „Lauf nicht vor der Liebe weg“, „Wenn der Prinz zum Frosch wird“, „Keiner liebt dich, wieso ich?, „Kann ich den umtauschen?“. In einem Buch von der Sorte, die er gern Psycho-Weiber-Mist nennt, hat sie Erschreckendes gelesen: Jeder zweite in einer Partnerschaft denkt an Trennung. Ehrlicherweise muss sie zugeben, dass sie sich noch nicht mal kurzzeitig in all den Jahren von ihrem Mann getrennt und nie ernsthaft an Trennung gedacht hat. Sie beneidet manchmal die Paare, die auf Partys gefragt werden: „Wie lange seid ihr denn zusammen?“, und darauf die irre kecke Antwort geben können: „Kommt drauf an. Meinst du brutto oder netto? Immerhin, fällt ihr zu ihrer Ehrenrettung ein, ist sie mal für dreieinhalb Tage aus der gemeinsamen Wohnung ausgezogen. Zu ihrer besten Freundin, zwei Straßen weiter. Das war vor vier Jahren. Er hatte sie mit einer mangelernährten Schreibkraft betrogen und das unvorsichtigerweise gestanden.
je länger eine Ehe dauert, desto
eher denkt man ans Fremdgehen.
Nach elf Jahren Ehe haben nur
19 Prozent noch nie an einen
Seitensprung gedacht
Sie schrie Zeter und Mordio, drohte mit Scheidung und haute ihm, ein schönes und unvergessliches Erlebnis, mehrmals ihr kiloschweres Beautycase über den Schädel. Doch die Krise war alsbald überwunden, zumal auch sie ihn betrogen hatte, was sie ihm gegenüber selbstverständlich bis heute nicht erwähnte. Es ist halb acht. Der Auflauf sieht aus wie von gestern. Aus Liebe hat sie diesen Mann nicht geheiratet. Sie liebte ihn ja sowieso. Sie wollte Rechte haben und Pflichten und viele Geschenke zur Hochzeit. Die Vertrautheit, die Sicherheit der Ehe, hatte sie gelesen, macht die Beziehung langweiliger. „Euch werd ich's zeigen, hatte sie gedacht.
Ehepaare haben seltener
Geschlechtsverkehr als
unverheiratete Paare
Weniger Spannung, weniger Abenteuer. Weniger S.. Man solle sich, so die Beziehungswissenschaftler, doch einfach beim pop. mit dem eigenen Mann vorstellen, es sei gar nicht der eigene Mann. Oder sich mal Strümpfe kaufen für den zweiten Frühling in der Liebe. Oder ihr mal Blumen mitbringen, ganz ohne Grund. Oder mal wieder Fangen spielen im Wald. Dumme Tipps. Jerry Hall hat mal gesagt, das Rezept für ihre lange, glückliche Ehe mit Mick Jagger sei, dass sie ihm jeden Tag einen *beep* würde. Und? Was ist daraus geworden? Scheidung nach neun Jahren. Vielleicht wollte der Mann endlich seine Ruhe haben? Es gibt keine funktionierenden Rezepte für Romantik und Leidenschaft. Weil Rezepte genau das Gegenteil von Romantik und Leidenschaft sind.
Wer im 19. Jahrhundert
heiratete, konnte sich auf eine
Ehedauer von neun Jahren
einstellen. Heute dauert es, rein
statistisch, 43 Jahre, bis der
Tod uns scheidet
Es kann aufregend. sein, sich gut zu kennen. Das Gefühl von Zugehörigkeit kann ein leidenschaftliches sein. Noch heute bekommt sie rote Flecken im Gesicht vor Glück, wenn er im Restaurant sagt: „Nein danke, meine Frau macht sich nichts aus Parmesan.“ Geliebter Vertrauter. Und S. mit dem eigenen Mann kann so gut sein, als würde man ihn gerade mit dem Fitnesstrainer betrügen. Oder? Oder? Kann bitte jemand an dieser Stelle laut „Ja, stimmt genau! rufen, und dieses „Ja sowohl plausibel begründen als auch beweisen?
Die s.uelle Aktivität eines
Paares wird durch die Dauer
ihrer Partnerschaft sehr viel
stärker gedämpft als durch
das Lebensalter
Eine schwere Verliebtheit, da sind sich die Forscher einig, zeigt ähnliche Symptome wie eine Psychose oder eine Zwangsneurose. Und das hält man ja auf Dauer gar nicht aus. Das wäre so, als sei man ein Leben lang besoffen. Deswegen sorgen Reaktionen im Gehirn dafür, dass die anstrengende Glückseligkeit nachlässt, wenn die Verliebten über längere Zeit zusammen sind. Die Liebe hingegen haben Wissenschaftler bis heute nicht erforschen und erklären können. Sie ist eine geheimnisvolle Angelegenheit.
Ehefrauen unter 40 haben
inzwischen häufiger Seitensprünge
als Männer. 80 Prozent der
Beziehungen scheitern an gegenseitiger
Entfremdung. Nur 20 bis 30
Prozent scheitern an Affären
Liebe ist, wenn sie ihn auf der Stehparty selig an den faltigen Hintern greift, obschon sie ihn ohne Falten kennen gelernt hat. Liebe ist, wenn sie sagt: „Wir haben uns gegenseitig besser gemacht in all den Jahren. Ich gebe ihm bis heute das Gefühl, dass er toll ist - es sei denn, er benimmt sich gerade wie ein Ar.: “Liebe ist, wenn sie ihm nicht sagt, dass sein Hinterkopf mit Haaren drauf besser aussah, wenn sie ihm eine Carrera-Bahn zu Weihnachten schenkt und ihn vor fremden Menschen nicht Purzel nennt. Liebe ist, wenn er für sie Tampons Super Plus kauft und nach Mitternacht zur Tankstelle geht, weil sie Lust hat, ganz unbändige Lust, auf eine Dose Mezzo-Mix. Liebe ist: Er merkt immer, wenn sie kalte Füße hat und kümmert sich darum, sie wieder aufzuwärmen. Auch noch nach vierzehn Jahren und sechs Monaten.
Paare reden durchschnittlich
neun Minuten pro Tag
miteinander. Höchstens
Wie lange dauert die Liebe? Es ist zehn vor acht, und sie trinkt das Glas Prosecco, ehe er schal wird und ohne Kohlensäure aussieht wie eine Urinprobe. Es ist leicht, sich zu sehnen nach dem, was vorbei ist. Schwerer ist es, sich an dem zu freuen, was man immer noch hat. Was ist das Geheimnis der langen Liebe? Dass sie sich ihm nie für die Ewigkeit versprochen hat? Hat immer gesagt: „Ich bin nie zu alt, dich zu verlassen.“ Oder liegt es daran, dass sie die Badezimmertür bis heute abschließt und wegschaut, wenn er sich die Fußnägel schneidet? Ihre Großeltern schneiden sich gegenseitig die Fußnägel Das kann auch Liebe sein. Er kommt um acht, pünktlich zu den Nachrichten. Sie setzt sich neben ihn aufs Sofa. „Du, sag mal, Purzel, wie lange dauert die Liebe? Ergreift nach der Fernbedienung und macht den Ton lauter. Unsere? Ewig. Dann legt er seine Hände um ihre Fersen und fragt: „Liebes, hast du kalte Füße?
Das ist kein Märchen. Freunde, die Wahrheit über die große Liebe ist: Man kann nur das erleben, woran man glaubt.
Ildiko von Kürthy, die Autorin dieses Artikels, schreibt übrigens auch sehr nette Bücher z.B. Mondscheintarif - ist wirklich was zur Entspannung, wie ich finde sehr herzlich und mit einer gewissen Komik geschrieben :)
» Wie lange hält die Liebe « [Stern, Nr. 12, 15.03.2001]
10.08.2002 10:26 •
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