Hallo restless!
Ich wollte eigentlich nichts mehr hier im Forum schreiben, wollte Abstand, mich zieht es dennoch immer wieder mal hier her. Dein Text ging mir sehr nahe, beschreibt er doch exakt meine eigene Gefühlswelt, in der ich bis vor wenigen Monaten noch steckte. Manchmal, so hatte ich beim Lesen den Eindruck, waren es meine Worte, meine Gedanken und Emotionen, die dort von dir niedergeschrieben wurden.
Jeder Neurologe würde jetzt lächeln und den Kopf mit wisssendem Blick schütteln ... ;)
Ganz sicher geht es dir nicht alleine so. Mittlerweile kenne ich so einige Menschen, die den Verlust des Partners nicht so ohne weiteres wegstecken. Ich zähle mich selbst auch dazu.
Niemals stand ich einem Menschen näher, niemals hat mir ein Mensch soviel bedeutet. Der Schmerz verschwindet, auch wenn Du den Eindruck haben solltest, dass gerade dein Schmerz der schlimmste und fürchterlichste überhaupt auf der Welt ist und garantiert niemals weg geht, so kann ich dir versichern: es läßt nach, nur schrittweise zwar, aber es wird anders werden. Ich weiß, Versprechen auf die Zukunft bedeuten in solchen Momenten nichts. Aber es gibt keine Tablette, es gibt keinen Knopf, es gibt keine neue Liebe, die deinen schmerz mal eben abschaltet. In unserer Gesellschaft haben wir uns angewöhnt, für jedweden Schmerz ein Mittelchen zu haben, welches den Schmerz killt. Das funktioniert zu 99% auch ganz gut ... Schmerz ist verpönt, ungewollt, nicht geduldet. Das ist falsch!! Der Schmerz und das Leid, welches sich aus dem riesigen Verlust für uns ergiebt, ist UNBEDINGT notwendig und sollte zugelassen werden. Es führt uns manchmal an die Grenze dessen, was wir glauben ertragen zu können! Wir können viel, viel mehr ertragen. Ganz sicher.
Mein Schmerz ist sukzessive verschwunden, taucht aber auch immer wieder einmal auf, in der Form, wie du und sabs ihn sehr treffend beschrieben habt. Ich nehme es mittlerweile hin, es geht viele Tage vorwärts - das war nicht immer so! - und ab und an auch wieder so ein Schei...-tag, an dem man meint, man stünde wieder ganz am Anfang, Nein! Es ist nicht der Anfang, an dem du stehst, sondern die vielen schritte die du gegangen bist, haben dich tatsächlich weiter gebracht! Oder werden dich noch weiter bringen. Vetraue dem Leben, wir sterben mit Sicherheit mehr als einen Tod.
Ich frage mich immer wieder, warum manche so stark und lange leiden - meine Ex nach 14 Jahren Beziehung tut es nicht - auch andere Verlassene, auch hier aus dem Forum, leiden nicht so lange. Liegt es an der psychischen Konstitution? Liegt es an der Authetizität der Liebe, die wir empfunden haben?
Andere - insbesondere Männer - haken eine Beziehung nach kurzer, heftiger Trauer einfach ab .... und denken an sich!
Ich weiß es nicht.
Habe ein Gedicht gefunden, welches all das ganz gut auf den Punkt bringt, vielleicht spricht es den einen oder anderen unter euch ja an:
Es tut immer noch weh...
Wir sprachen miteinander, ich zitterte
Dachte, Du wärst mir egal
Dachte, Du könntest mir keinen Schmerz mehr zufügen
Doch getäuscht habe ich mich
Zu sehen, was Du schreibst, frustrierte mein Herz
Es war als sei nichts gewesen
Doch, die Zeit, die dazwischen liegt ist endlos
Nun weine ich, zittre, denke an Deine Worte
Und es tut immernoch weh...
Tief sitzt der Schmerz der Vergangenheit
Bin nicht stark genug dafür,
Nicht stark genug, um mit Dir zu reden,
Denn es tut immernoch weh...
Kann Deine Worte nicht ertragen
Es brennt in meinen Augen
Zu lesen was Du schreibst, mein Herz flimmert
Wüßte gern, was Du gefühlt hast
Als Du last, was ich schrieb
Es tut immernoch weh...
Kann es nicht unterdrücken
Zittre so sehr, als sei ich kurz vorm erfrieren
Erfriere am Schmerz, bin so schwach
Zu schwach, um eine Sekunde mit Dir zu verbringen
Zu schwach, um mit Dir zu reden
Denn es tut immernoch weh...
So sehr weh, dass ich weine, dass ich zittre
So sehr, dass ich merke, dass ich zu schwach bin
So sehr, dass ich weiß, dass ich niemals mehr stark sein kann
Die letzte Zeile würde ich gerne streichen, gehört aber im Original dazu. Das will und kann ich für mich einfach nicht so stehen lassen! Will es nicht und habe auch die Hoffnung - ja, fast schon Gewißheit - dass ich wieder ganz stark (im Sinne einer liebevollen Beziehung, einer Frau in meinem Leben; in anderen Bereichen klappt das bestens ;) ) sein werde!!
Liebe Grüsse
rage
12.03.2003 18:38 •
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