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Wie komme ich von meinem depressiven Partner los

M
Zitat von Lilli70:
Hansl, du beschreibst das wirklich immer gut. Sehr schön geschrieben. Ich denke auch, er wird schon depressiv sein, aber auf Grund von charakterlichen Verfehlungen, die er nicht verändern MÖCHTE. Er weiß genau was Sache ist, hat sich aber gut eingerichtet. Na dann.....!


Passt auch bei meinem Ex 100%.
Danke

08.09.2020 06:04 • x 2 #166


Kranich71
Ich habe vieles in diesem Thread gelesen.

Ich war und bin immer noch Außenstehender was Depressionen betrifft. Zumindest was eine schwere Depression betrifft.

Wenn jemand in einer schlimmen Phase der Depression ist verliert er jegliches Interesse an was auch immer. Es wird alles außenrum regelrecht ausgeblendet und ist nicht mehr vorhanden. Selbst solche Dinge welche wir als Charakter und benehmen/Anstand bezeichnen.

Ich habe mich oft gefragt warum ein erwachsener Mensch plötzlich diese Dinge nicht mehr beherrscht und sich so extrem daneben benimmt. Man verzweifelt regelrecht daran. Dem depressiven ist dies in diesem Moment gar nicht bewusst, er kann einfach in diesen Momenten nicht mehr anders.

Klar frage ich mich auch öfters das ist doch nicht normal das man da seine gute Kinderstube vergisst.
Wie nun wirklich der Partner der TE ist weiß ich nicht. Es kann sicherlich sein das er wirklich gewisse Charakterschwächen hier schon immer hat.

Meine Freundin hat mir öfters gesagt und ich habe dies auch nachgelesen: man hat das Gefühl der Gefühllosigkeit. Alles ist in diesen Phasen vollständig gelöscht...

08.09.2020 06:46 • x 5 #167


A


Wie komme ich von meinem depressiven Partner los

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P
Guten Morgen und danke euch allen.

Ja auch er sagt immer wieder während der Phasen das er nur noch funktioniert.

Ja ich muss mit jeglicher Reaktion, sprich das eine Antwort kommt oder halt nicht rechnen.

Ich nehme mir bewusst jetzt Zeit die entsprechenden Worte für eine Sms an ihn zu wählen.
Es müssen klare und eindeutige Worte sein.
Ja es ist eine Krankheit und vielleicht erkennt er wegen der nicht klaren Worte den Ernst nicht, vielleicht ist er in seiner Art aber auch schon so eingefahren und es stört ihn nicht. Kann man nicht genau wissen.
Aber ich kann und muss für mich jetzt klar und deutlich an Statement an ihn abgeben.

08.09.2020 07:19 • x 4 #168


Kranich71
Gib ihm ein kurzes und knappes Statement.
Mache Dir keine Gedanken darüber ob es nun wohlwollend formuliert ist oder nicht.
Kurz und knapp eine direkte Ansage.
Es ist wirklich egal wie man schreibt, es kommt eh nicht emotional an.

08.09.2020 07:22 • x 2 #169


K
Zitat von Kranich71:
Es ist wirklich egal wie man schreibt, es kommt eh nicht emotional an.


Das ist so nicht zwingend richtig. Es gibt so viele Formen der Depression, wie es Menschen gibt, die sie haben.

08.09.2020 07:27 • x 8 #170


Kranich71
Zitat von KBR:

Das ist so nicht zwingend richtig. Es gibt so viele Formen der Depression, wie es Menschen gibt, die sie haben.


Das stimmt.... ich konnte nur von meiner Situation sprechen und mit den Erfahrungen.
Die TE würde es dann ja an der Reaktion seitens ihm feststellen.
Ob das nun was bringt oder nicht muss sie dann entscheiden....

08.09.2020 07:38 • x 4 #171


P
Ich möchte authentisch bleiben in meiner Wortwahl und dennoch klar. Deshalb lass ich mir mit der Nachricht auch Zeit und feile noch etwas am Grundgerüst.

Danke euch

08.09.2020 07:50 • x 5 #172


K
Das ist in Ordnung, aber lass Dir nicht zu lange Zeit. Denn auf einmal kommt er aus seinem Schneckenhaus und läutet eine neue gute Phase ein und schon bist Du wieder gefangen, BEVOR Du getan hast, was Du eigentlich tun wolltest.

Nutz das Texten nicht, um auf einen anderen Ausgang zu hoffen. Es ist nicht so schwer, zu formulieren, dass man eine Beziehung nicht fortsetzen will. Viel mehr braucht es nicht. Keine Rechtfertigungen, keine Erklärungen, keine Schuldzuweisungen, keine Relativierungen.

Warum fällt mir das gerade ein?


Der Brief, den du geschrieben,
Er macht mich gar nicht bang;
Du willst mich nicht mehr lieben,
Aber dein Brief ist lang.

Zwölf Seiten, eng und zierlich!
Ein kleines Manuskript!
Man schreibt nicht so ausführlich,
Wenn man den Abschied gibt.
(Heinrich Heine)

08.09.2020 07:55 • x 8 #173


P
@KBR nein es ist nicht meine Absicht zu lange zu warten. Aber es gibt Dinge die lese ich mir gerne noch einmal durch bevor ich sie dem Empfänger zukommen lasse.

Hoffnung nach Veränderung, die hatte ich lange genug. Davon ist nichts mehr übrig.

08.09.2020 08:02 • x 3 #174


K
Es ist Deine Sache, daher auch nur noch einmal: Erkläre Dich ihm gegenüber nicht lang und breit. Bitte. Es macht keinen Sinn und ist nichts als eine Aufforderung zur Interaktion. Egal, wie für deutlich Du selbst Deine Worte hältst.

Das Kennen, glaube ich, viele von uns und haben das auch schon gemacht.

Wenn er später noch einmal sprechen möchte, überlege Dir, ob Du zur Verfügung stehen willst dafür, damit er seinen berühmten Abschluss finden kann (würde ich aber auch nicht machen in diesem Fall. Er hat den Bogen einfach überspannt).

08.09.2020 08:07 • x 6 #175


Lilli70
Zitat von KBR:
Das ist in Ordnung, aber lass Dir nicht zu lange Zeit. Denn auf einmal kommt er aus seinem Schneckenhaus und läutet eine neue gute Phase ein und schon bist Du wieder gefangen, BEVOR Du getan hast, was Du eigentlich tun wolltest.

Nutz das Texten nicht, um auf einen anderen Ausgang zu hoffen. Es ist nicht so schwer, zu formulieren, dass man eine Beziehung nicht fortsetzen will. Viel mehr braucht es nicht. Keine Rechtfertigungen, keine Erklärungen, keine Schuldzuweisungen, keine Relativierungen.

Warum fällt mir das gerade ein?


Der Brief, den du geschrieben,
Er macht mich gar nicht bang;
Du willst mich nicht mehr lieben,
Aber dein Brief ist lang.

Zwölf Seiten, eng und zierlich!
Ein kleines Manuskript!
Man schreibt nicht so ausführlich,
Wenn man den Abschied gibt.
(Heinrich Heine)

Ach KBR, mein Lieblingsgedicht, wie schön:-)))))). Fällt mir in solchen Fällen auch immer ein. Danke!

08.09.2020 12:31 • x 2 #176


B
Es gehört hier nicht unbedingt her, aber über die Lebensrealtiät von Depressiven habe ich mir oft schon Gedanken gemacht. Mein Mann war auf der Schwelle zur Depression, hat aber rechtzeitig die Notbremse gezogen und sich in Behandlung begeben.
Irgendwann wollte er das Medikament absetzen, es sozusagenn ausschleichen lassen und es war sofort spürbar, dass es ihm schlecfhter ging. Der Gesichtsausdruck, der irgendwie versteinert wirkte, das Verhalten, das sich fremd anfühlte. Das war nicht das, was ich von ihm kannte.
Er nimmt das Medikament weiter, denn ohne verändert sich der Hirnstoffwechsel wieder zum Negativen. Depressive fühlen sich an wie Mauern, kalt und hart und undurchdringlich. Eine innere Isolation.

Ich hatte eine Mitschülerin. Bilderbuchleben. Großes Haus auf dem Dorf, verheiratet, Hauswirtschaftslehrerin, erfolgreich im örtlichen Tennisverein, vier Söhne, einbebunden im Gemeindeleben. Manchmal habe ich sie beneidet, wenn ich dieses durch und durch tolle Leben von außen betrachtete. Beine wie ein Model mit über 50.
Dann stand sie in der Zeitung. Tot. Was war, weiß keiner, aber etwas sickert immer durch. Sie hatte Depressionen, war schon längere Zeit nicht mehr im Beruf und in Behandlung. Sie hat sich aufgehängt, im Treppenhaus. Es war klar, dass ein Familienmitglied sie finden würde. Den jüngsten 16jährigen Sohn traf es, dass er nichts ahnend nach Hause kam und seine Mutter am Seil hängen sah.
Depressionen und alles andere ist ausgeblendet, selbst die eigenen Kinder.Die Lebensrealtität von depressiven Menschen ist nicht nachvollziehbar.

Begonie

08.09.2020 12:59 • x 2 #177


Hansl
Zitat von Kranich71:
Es wird alles außenrum regelrecht ausgeblendet und ist nicht mehr vorhanden. Selbst solche Dinge welche wir als Charakter und benehmen/Anstand bezeichnen.


Ja, das mag sein, und natürlich steht der soziale Rückzug absolut mit im Vordergrund.
Aber es kann sich dann trotzdem ein Verhaltensmuster ausbilden, das aufgrund der Basis des Menschen sich ausbildet.
Und dann prinzipiell immer identisch angewandt wird.

Grundsätzlich seinen Partner komplett aus seinem Leben zu werfen, jeden Kontakt dann abzublocken und diesen zu ignorieren würde dann schon auf eine schwere Depression hinweisen, in deren aktueller Episode wirklich jede Kontrolle verloren ging.
Die keinerlei Raum mehr für Reflektion lässt.
Wenn dies dann wirklich rein auf der Handlungsfähigkeit des Zustandes beruht.
In so einer Episode kann funktionieren bedingt möglich sein, aber aller Regel nach wird ein Klinikaufenthalt unumgänglich, oder es nimmt dann ein böses Ende.

Was den Herren betrifft, dies zu beurteilen bleibt weiterhin ein heißes Eisen, ist man noch so erfahren.
Diese schwere Form der Depression ist aber durchaus gut zu vermeiden, werden entsprechende Medikamente angewandt, die dann eben auch greifen.
Hier muss dann aber natürlich mit dem entsprechenden Facharzt kommuniziert und zusammengearbeitet werden.
Und auf der Basis der erreichten Stabilität sollte dann natürlich das soziale Umfeld stabilisiert werden, an erster Stelle vielleicht der Partner.

Solche Tragödien einer schweren Depression kann man an solchen des R. Enke erkennen.
Das auch der beste Partner vollkommen hilflos dastehen kann.
Der Mann hätte in eine Klinik gehört.
Wie das dann zu bewerkstelligen ist, diese Frage kann dann diskutiert werden.
Denn dies unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen.

Aber es gibt unzählige Fälle solcher Erkrankungen, die auch ein gutes Ende nehmen.

Wie weit jetzt die Kommunikation der beiden in der hier vorliegenden Situation reicht weiß ich persönlich nicht.
Aber letztendlich bleibt das Ergebnis das gleiche.

Sie kann ihm nicht in einer Episode fesseln und gegen seinen Willen in eine Klinik einweisen.
Und ebenso nicht in einer gesunden Zeit zwingen.
Diese Entscheidung ist seine Entscheidung, solange er sich und andere nicht gefährdet.

08.09.2020 13:17 • x 3 #178


Hansl
Zitat von Begonie:
Depressive fühlen sich an wie Mauern, kalt und hart und undurchdringlich. Eine innere Isolation.


Ja, aber bedingt.
Dies trifft nur auf eine schwere depressive Episode zu.
Menschen wie Hermann Hesse schrieben in depressiven Episoden die schönsten und herzlich seelisch tiefsten Gedichte und Erzählungen.

08.09.2020 13:24 • x 1 #179


P
Danke euch. Ich habe mit meiner sms wohl sowieso noch Zeit. Es soll auch nur eine einzige werden und nicht jede Menge. Er hat diese Woche Urlaub und sein bester Freund fragte grade nach ob wir gemeinsam weg seien. Da er ihm seit Tagen nicht antwortet, Jalousien nun unten sind und jeglicher sonstiger Kommunikationsweg ausgeschaltet sei.
Da haben wir sie wieder, die tiefe Phase. Richtig ich konnte nur in guten Phasen dran appellieren das er Hilfe braucht und sich diese auch sucht. Alles andere geht einfach nicht.

08.09.2020 13:29 • x 2 #180


A


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