Vorweg: Danke, dass es euch gibt danke fürs Lesen Schade, dass ich dieses Forum erst so spät entdeckt habe.
Dann möchte ich mal meine Geschichte erzählen:
Von 2004 bis 2019 war ich in einer Partnerschaft, davon von 2009 an verheiratet. Zwei Kinder. Wir waren sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Auch wenn der Respekt weitgehend geblieben ist, erfolgte 2019 die Trennung. Ich zog zunächst in eine kleine Wohnung, später nachdem mein Vater erkrankte und nicht mehr das große Haus haben wollte übernahm ich die (alte Messi) bude für kleines Geld. Die Kinder sind bis heute zu 50/50 bei mir und der Mutter.
2018, also ein Jahr vor der Trennung verstarb meine Mutter nach 10 Monaten Krebsleiden.
Ein Jahr später erkrankte auch mein Vater schwer an Krebs, überlebte aber. Ihm geht es nun wieder weitgehend gut.
Nach der Trennung merkte ich für mich, wie schwer es mir fällt alleine zu sein. Ich bin niemand, der seine neu gewonnene Freiheit genießt. Ich ging alleine ins Kino, intensivierte alte Freundschaften, lernte neue Freunde kennen, hatte neue schöne Hobbys. Aber es fehlte trotzdem immer etwas. Aber da ich mich auch als verletzlich und harmoniebedürftig bezeichne, bin ich auch nicht die nächstbeste Beziehung eingegangen, um nicht wieder verletzt zu werden. Gelegenheiten hätte es gegeben, aber ich wollte auf die richtige warten, bei der ich mir sicher bin.
Dann 2020, ein gutes Jahr nach der Trennung (Scheidung erfolgte 2021), lernte ich meine neue Partnerin kennen online. Wir trafen uns schnell und empfanden viel Zuneigung. Da ich ein wenig Zeit brauchte um Vertrauen zu entwickeln, habe ich mich in kleinen Häppchen verliebt, wusste aber, dass sie die richtige ist und ließ mich auf sie ein.
Für Sie war ich der erste Freund in Ihrem Leben. Sie war zu diesem Zeitpunkt 31, ich 39. Wir hatten sehr viele gemeinsame Interessen und hatten alles in allem eine wunderbare Zeit. Es war zu schön um wahr zu sein. Sie sprach sehr schnell von Kindern, Familie und Heiratswunsch. Ich persönlich brauchte ein wenig Zeit, um von der vorangegangenen Ehe Abstand zu gewinnen und mich erstmal mit den jetzigen ganzen Veränderungen zu arrangieren, zumal ich ja auch für meine Kinder gute langfristige Lösungen wollte. Bei ihr war zu dieser Zeit schon alles perfekt, es fehlten nur der Mann und die Kinder.
Trotz Corona und vielerlei weiterer Entbehrungen (anstrengendes Scheidungsverfahren, kranker Papa, Betreuung der Kinder als Alleinstehender, zumal die Freundin 45 KM entfernt wohnte, Arbeiten im Haus, die ich so kostengünstig wie möglich halten wollte, weil wir ja ggf. ein neues Haus, in der Mitte unserer Wohnorte kaufen wollten, nebenbei muss man ja auch noch arbeiten), hatten wir eine traumhafte Zeit. Ich belastete sie nicht mit meinen Problemen und nahm mir viel Zeit für sie.
Es war genau das, was mir gut tat. Sie sprach von sich, dass sie oft im Bett weinen würde (in meiner Anwesenheit übrigens nie, ich dachte, ich hätte eine positive Wirkung auf sie; eigentlich war ich davon sogar überzeugt), alles in ihrem Haushalt seine Ordnung haben sollte, wonach ich mich auch, so gut ich konnte, gerichtet hatte (wir waren meistens bei ihr und nur wenig bei mir, was mir manchmal ein wenig weh getan hatte, und zu den ganz wenigen Konflikten geführt hatte, die wir hatten, nämlich, dass ich gelegentlich sehr höflich anmerkte, dass ich es schön finden würde, wenn sie auch mal öfter zu mir kommen würde). Im Nachhinein musste ich feststellen, dass sie dies als Kritik an sich aufnahm, aber es mir zu liebe dann doch (selten) tat. Um ehrlich zu sein ,war es bei ihr auch schöner als bei mir. Bei ihr war alles strukturiert und geordnet, während es bei mir ja ein paar Baustellen gab, die aber zu 100% im Griff waren.
2021 im Mai hatten wir unseren eigentlich einzigen Konflikt. Sie beschwerte sich unterschwellig, dass sie keinen Maibaum bekommen hatte, der in ihrem ursprünglichen Heimatort auch als Form von Heiratsantrag zu verstehen ist (googelt mal Maibaumstellen, wers nicht kennt). Ich persönlich war davon sehr irritiert, einerseits, weil ich das Maibaumstellen eher ins Jugendalter einordne und gar nicht wusste, dass das etwas wäre, worum sich meine Partnerin Gedanken macht, andererseits waren wir zu diesem Zeitpunkt erst knapp ein Jahr zusammen und ich wollte wirklich sicher sein, bevor ich nochmal heiraten würde. Nicht falsch verstehen, ich war sehr verliebt, aber manche Dinge lernt man halt erst mit der Zeit kennen an seiner Partnerin/ Partner.
Ich war wirklich sauer auf sie, dass sie immer so viel fordert, und so wenig auf mein Leben eingeht. Ein Haus in Köln oder teurer Umgebung für 700.000Euro aufwärts wollte sie möglichst auch sehr schnell kaufen (sie hatte allerdings auch viel Eigenkapital, also finanziell hätten wir dass manchen können, und auch dazu wäre ich bereit gewesen, aber zum richtigen Zeitpunkt), obwohl ich gerade erst mein Elternhaus übernommen hatte, und sie ebenfalls in einer sehr schönen Wohnsituation lebte. Ein Hauskauf war also eigentlich erstmal gar nicht notwendig, zumal die Hauspreise sich derzeit am absolut oberen Limit bewegten. Aber so etwas wollte sie nicht hören und antwortete bspw. mit Sätzen wie andere schaffen das doch auch (Diskussion beendet, schlechtes Gewissen auf meiner Seite, weil ich argumentieren wollte). Sie zeigt nahezu keine Kompromissfähigkeit, bzw. nahm vieles, selbst kleinste Äußerungen, direkt als Kritik an sich selber an, obwohl es ja schon sinnvoll ist, bei so weitreichenden Entscheidungen alle Eventualitäten zu besprechen.
Dabei zeigte sie nahezu keine Empathie oder Verständnis für mich und meine Situation. Manchmal dachte ich, ich darf hier nur die Rolle des Samenspenders übernehmen, aber das waren böse Gedanken von mir, weil wir ja eigentlich eine unglaublich schöne Zeit hatten.
So habe ich ihr bei einem Spaziergang viele Punkte genannt die mir aufstießen. Ich kann dabei sehr direkt (nicht laut oder schimpfend, aber klar formuliert) und ehrlich sein, womit ich meine Partnerin, die sehr empfindsam und zart besaitet ist, wohl absolut überfahren hatte. Aber müssen Probleme nicht angesprochen werden? Macht es eine Beziehung nicht aus, auch Probleme zu besprechen?
Sie kam mit dieser offenen Kritik überhaupt nicht klar, und wollte sofort danach die Beziehung beenden. Ich meinerseits war sehr froh, endlich mal einige Dinge angesprochen zu haben, die mir auf der Seele lagen.
Es brauchte einige Wochen und wir fanden wieder zusammen. Ich war überrascht, wie empfindsam sie war, aber auch unendlich froh den Menschen, der mir alles bedeutete, wieder zurück zu haben.
Dazu sei noch erwähnt, dass sie sich selber als hochsensibel mit leicht autistischen Zügen (alles muss seine Ordnung haben) bezeichnet. Sie hat auch einen extrem strukturierten Alltag, mit Schwimmen und Chorsingen. Außerdem einen extrem engen Bezug zu ihrer Mutter, die ihr sogar noch die Wäsche wäscht und oft für sie kocht. Ihre Mutter ist eigentlich ihre beste Freundin. Ich wollte sie nie problematisieren, wegen ihrer genannten Schwierigkeiten, weil ich merkte, dass sie wenig Selbstvertrauen hat und dies als Kritik aufnehmen könnte. Ich wollte es nur unterschwellig auffangen. Da ich mich als empathisch bezeichnen würde, traute ich mir das zu. Ich wollte unsere zarte Liebe nicht mit Problemen behaften, zumal ich mit den kleinen Reibungspunkten gut zurecht kam und mich auch gerne an ihre Wünschen anpasste, da sie nicht wirklich überzogen waren. Ich empfand es halt nur manchmal als etwas einseitig und ansatzweise rücksichtslos ihrerseits.
Einmal sagte ihr Mutter zu mir, dass sie (die Mutter) im Grunde ihr lebenlang ihren Vater ( also den Opa meiner Lebensgefährtin) versorgen musste, der mehr als eine Fahrtstunde entfernt wohnte, sprich, sie ist jedes Wochenende mit der Familie zu ihm hingefahren. Und dass musste sie machen und keine der Schwestern, die im gleichen Ort, bzw. im Nachbarort des Vaters lebten. Sie sagte, sie empfand es als neu gewonnene Freiheit als er 2013 verstarb, unabhängig davon, dass sie ihn doch sehr liebte, verständlicherweise.
Da musste ich an das Ordnungssystem meiner Partnerin (die, ihrer Aussage nach, übrigens die Lieblingsenkelin ihres Opas war) denken, dass alles exakt genau so zu sein hat, wie sie sich das vorstellt.
Die Mutter sagte, sie hätte ihr lebenlang darunter gelitten, aber ich glaube sie hat es dennoch bereitwillig gemacht.
Bitte nicht falsch verstehen, für meine Seele war diese Ordnung ebenfalls Balsam, waren doch meine vorherigen Jahren von Verlusten und Umzügen geprägt. Ich selber bin ein ordentlicher Mensch, aber die Lebensumstände hatte Unordnung in mein Leben gebracht.
Und meine Partnerin gab mir so viel Struktur und Ordnung und auch konservative, bodenständige Werte und auch Familienleben zurück, was ich in den vergangenen Jahren teils mehr teils weniger verloren hatte. Es tat mir unglaublich gut. Auch ihre ruhige (andererseits auch selbstunsichere) Art.
Nach dem Streit hatten wir eine unglaublich schöne Zeit. Wir unternahmen sehr viele und schöne Dinge, und es war ausgesprochen harmonisch. Kleine Reibereien gab es nur an Jahresfesten wie Geburtstag oder Weihnachten, wenn ihre Vorstellungen nicht zu 100% erfüllt wurden, wobei ich immer mein Bestes gab.
Ein einschneidender Punkt war, davon bin ich überzeugt, der 14.02.22, Valentinstag. Wir besprachen, dass wir nicht am 14.2 feiern, sondern am 15.2. Aus verschiedenen Gründen (u.a. berufliche Verpfichtungen, ihr Schwimmtraining). Sie kochte für uns, ich brachte ihr Blumen mit und es war schlicht aber schön.
Im Nachhinein machte sie es mir auf ihre sanfte Art zum Vorwurf, dass wir nicht am 14.2 gefeiert hatten. Aber das kann ich kaum nachvollziehen, da es ja im Vorfeld gemeinsam so besprochen wurde.
(Anmerkung: mein Plan war es gewesen, ihr am 1.05.22 einen Heiratsantrag auf romantische Art und Weise zu machen, denn mittlerweile waren alle Dinge (Hauskauf, Scheidung, Kinderbetreuung, Finanzen, genug Vertrauen und Liebe) geklärt/ vorhanden/erledigt und der nächste Schritt wäre meinerseits denkbar und gewünscht gewesen. Ich dachte das wäre genau das, was sie von mir erwarten würde )
Zumal sie einige Tage vorher noch während der Autofahrt sagte, sie wolle ein Leben lang mit mir zusammen bleiben. Alles hatte gepasst, alles hat sich so richtig angefühlt.
Zu dieser Zeit schickte sie mir auch immer mal wieder Fotos von sich selber mit einem Baby im Arm. Das brauche ich ja nicht weiter zu kommentieren.
Es ging auf den Junggesellinnenabschied ihrer Schwimmfreundin zu. Sie kritisierte viel bei der Planung und bedauerte ihre Freundin für einige geplante Dinge (Sie kritisierte oft, wenn andere Menschen etwas planten). Sie sagte zum Abschluss des Junggesellinnenabschiedes werden sie in eine Kneipe gehen und da hätte sie überhaupt keine Lust drauf (sie ist auch wirklich nicht der Typ dafür). Das wiederholte sie in den folgenden Tagen öfter.
Sie hatte ihren Vater gefragt, ob er sie abholen könnte an diesem Abend. Mich hatte das ein wenig gekränkt, weil sie nicht mich gebeten hatte. Generell waren ihre Eltern nach wie vor immer die ersten Ansprechpartner für alles.
So bot ich ihr einen Abend vorher an, ob ich sie nicht abholen solle. Aber was ich auch sagte, am Ende war alles falsch. Ich bot 23.30 Uhr (es hätte zeitlich mit meiner eigenen Abendplanung sehr gut gepasst) an, aber das war ja ggf. zu früh (obwohl sie ja keine Lust hatte). Ich bot an noch eine Stunde mit reinzukommen, aber nein, reine Mädchenveranstaltung.
Am Ende schrieb sie, ihr Papa würde sie abholen, dann könne ich ja im Bett bleiben. Das war auch wieder sehr kränkend (Männer wollen halt auch manchmal sehen, dass sie gebraucht werden).
Der letzte Satz war dann von ihr: Sie müsse über alles Nachdenken und wir sprechen am Montag darüber. Ich solle am Wochenende nicht zu ihr kommen, weil sie nachdenken muss.
Andererseits überlege ich, ob sie diesen Konflikt nicht sogar inszeniert hatte und seit dem Valentinstag am umdenken war.
Am Montag machte sie dann um 21 Uhr am Telefon in ein paar Sätzen Schluss mit mir. Heulte eine Minute ins Telefon, nachdem ich vollkommen vor den Kopf gestoßen war. Dann legte sie auf, schrieb mir wir treffen uns morgen an einem neutralen Ort (zu dem sie von ihrer Mutter begleitet wurde) und tauschen unsere Sachen aus.
Bei dem Treffen wollte sie kein Wort sagen (sie stand selber unter Schock hatte ich das Gefühl), wir tauschten Sachen aus, wir drückten uns noch einmal, ebenso ihre Mutter. Und dann ging sie und blockierte mich per Telefon (da sie sehr introvertiert ist, hat sie übrigens eine Privatnummer (die ich kenne), damit sie nicht von Eltern (sie ist, genau wie ich Lehrerin) angerufen wird). Sprich, sie blockierte mich, weil sie nicht mit Konflikten umgehen kann.
Das war Anfang März, also vor einem halben Jahr.
Seitdem bin ich ein wandelnder Zombie, zumal ich überzeugt bin, dass sie mich auch noch liebt, oder zumindest noch eine Weile geliebt hat nach der Trennung. Ich habe ihr danach zahlloses Briefe und kleine Geschenke vor die Tür gebracht.
Bitte helft mir. Ich liebe sie noch immer, mehr als zuvor.
Das geschriebene klingt nun sehr rational, aber um ehrlich zu sein, mein Gefühlswelt ist total kaputt seitdem. Ich kann nicht mehr, nehme 3- 5 Tabletten Baldrian (keine Sorge, die sind nahezu nebenwirkungsfrei).
Ich versuche mich auf jede erdenkliche Art abzulenken: Freunde treffen (aber ein Tag hat 24 Stunden, wenn man die nicht geschlafenen Nächte dazu zählt, sind Tage seeeehr lange, und ein Treffen mit Freunden dauert nur ein paar Stunden), gehen und fahre oft an schöne Ort, Konzerte, Unternehmungen mit Kindern,.
Aber alles lenkt nur kurz ab. Vor allem morgens ist es so schlimm, dass ich am liebsten sterben würde. Zum Glück habe ich gelernt, dass es nach dem Aufstehen sehr schnell besser wird.
Die Trennung war vor einem Halben Jahr und ich habe den Menschen verloren, der mir alles bedeutet hat und mit dem ich mir, nach ein paar schlimmen Jahren bevor ich sie kennen gelernt hatte, eine Zukunft erträumt hatte.
Bitte helft mir, denn ich weiß einfach nicht weiter. Eigentlich wünsche ich mir nichts sehnlicher, als sie wieder zurück zu haben. Denn unsere Beziehung war alles in allem traumhaft harmonisch. Wie im Film/ im Bilderbuch, natürlich mit kleinen Schönheitsflecken.
Danke für jeden guten Tipp!
Danke fürs Lesen.
25.08.2022 10:42 •
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