Hallo in die Runde,
nach vielem Grübeln will ich hier einfach mal meine Situation schildern und damit meine Gedanken ordnen. Der Text könnte deshalb etwas länger werden. Dafür schon mal Entschuldigung. Weiter hoffe ich auf hilfreiche Anregungen und Ideen . oder einfach nette Worte.
Ich bin Anfang 30 und seit fast 7 Jahren mit meiner rund 3 Jahre jüngeren Freundin zusammen. Vor einem Jahr sind wir zusammen gezogen. Vorher hatten wir eine Wochenendbeziehung: Am Montag bin ich in die Uni gefahren und in meine eigene Wohnung und Freitag Abend zu ihr in die Wohnung. Über die Zeit haben wir uns im Alltag arrangiert. Wir streiten quasi nie und sie zeigt mir regelmäßig ihre Zuneigung und das verfängt voll bei mir. Ich sehe sie gern glücklich und kann es nur schwer ertragen, sie unglücklich zu sehen.
So weit so gut, aber ich wäre nicht hier, wenn ich mit dieser Beziehung nicht mehrere Probleme hätte, die mir regelmäßig auf's Gemüt schlagen.
Vielleicht am Wichtigsten:
Wie unsere Zukunft aussehen soll, weiß ich nicht. Einen richtigen Plan hatten wir da auch noch nie. Sie sprach schon früh oft von heiraten und Kindern und hatte da für sich irgendwelche Vorstellungen, die sie aber nie wirklich mit mir geteilt hat. Heißt, der Ideentransfer war spärlich und einseitig (ich habe schon wieder geträumt, dass du mir einen Antrag machst. ).
Ich war mir von Anfang an nie sicher, ob sie die Richtige für all das ist. Ursprünglich wollte ich vor allem Spaß und habe dann auch auf die Bremse getreten. Nach knapp einem Jahr hatte ich mich auch für ca. ein halbes Jahr von ihr getrennt. Aber mal abgesehen von einer Affäre meinerseits hat sich nichts getan. Wir haben dummerweise Kontakt gehalten und sind dann nach ihrem Geburtstag wieder zusammen gekommen.
In den ersten ca 2 Jahren danach habe ich mehrmals versucht, mit ihr ernsthaft über meine Zweifel oder Zukunftspläne zu sprechen. Die Zukunft betreffend blieb es von ihr aber immer genauso absolut wie unkonkret. Immer klar als Langzeitziel: Mit mir alt werden, heiraten, Kinder als einfache Stichworte, nichts weiter. Ansonsten immer nur: Mach' erst mal dein Studium fertig oder wir (meint eigentlich sie) suchen uns erst mal eine gemeinsame Wohnung, dann sehen wir weiter. Kein Platz für gemeinsame Visionen. Diskussion beendet.
Die Reaktion auf meine Zweifel oder allgemein auf Vorstellungen, die nicht direkt mit ihren zusammen liefen war: schweigen, traurig schauen, oder weinerlich/beleidigt musst du wissen oder na dann geh' halt. Nicht mal der Versuch, wirklich über etwas mit mir zu sprechen, Kompromisse zu suchen. Seitdem habe ich nicht mehr versucht, mit ihr über Probleme oder Zukunft in unserer Beziehung zu sprechen. Das hat immer nur zu Schmerz geführt und ich habe mich hinterher wie der letzte A. gefühlt, weil ich sie nicht verletzen will. Ich denke, darauf legt sie es irgendwie auch an.
Meine Zukunftssorgen hängen auch damit zusammen, dass sie chronisch krank ist. Nachdem wir die gemeinsame Wohnung haben, ich einen guten Job etc., steht für sie als nächster Schritt Nachwuchs auf dem Programm. Ich will auch Kinder und denke, dass es dafür auch an der Zeit wäre, aber abgesehen von evtl. direkten Risiken für das Kind durch ihre Krankheit sehe ich auch besorgt in die Zukunft den Alltag betreffend. Sie sieht da allerdings keine Probleme. So hat sie einfach mal die Pille abgesetzt und wartet darauf, dass es passiert. Das, kombiniert mit der Tatsache, dass ich sie jeden Tag um mich habe (sie ist sehr nähebedürftig) und Krankheit wie Medikamente besonders seit 2 Jahren auch optisch sehr deutliche Spuren hinterlassen haben führt dazu, dass wir vielleicht noch einmal im Monat S*x haben. Eigentlich nur noch auf ihre Initiative und für mich hat das mit Begeisterung nichts mehr zu tun.
Der Rest sind irgendwie schwer zu fassende Kleinigkeiten. Zusammen ergibt sich für mich das Gefühl, mein Leben nicht selbst in die Hand zu nehmen. Wenn es dann dazu kommt, dass ich doch mal offensichtlich unzufrieden bin, ist sie zunächst beleidigt. Spätestens am nächsten Tag gibt sie sich dann aber doch meistens kurzfristig Mühe, mir das zu geben, weswegen ich unzufrieden war. Oft ist das am Wochenende z.B. einfach mal Zeit für mich selbst. Das macht es für mich aber nicht wirklich leichter, denn so kann ich ihr am Ende einfach nicht böse sein.
Nachdem die Verliebtheit weg war, habe ich mir bisher immer eingeredet, dass sich in unserer Beziehung irgendwas ändern oder ergeben wird mit der Zeit oder wenn wir tatsächlich zusammen gezogen sind und ein geregelteres Leben haben. Dass sie vielleicht selbst einsieht, dass es nicht wirklich mit uns passt. Oder dass sich vielleicht auch mit ihrer Krankheit oder in unserem Alltag etwas verbessert und ich überzeugt sagen kann: Ja, ich sehe positiv in die Zukunft und will den Rest meines Lebens mit dir verbringen und ich will gemeinsame Kinder. . aber ich kann es nach den ganzen Jahren noch immer nicht.
Im Grunde habe ich deshalb mit dieser Beziehung schon abgeschlossen, bringe es aber nicht fertig, eine Ansage zu machen. Ich bin auch wirklich nicht der Typ, der so leicht aus sich heraus geht oder mal auf den Tisch haut.
Ich denke, ich wäre wirklich froh, wenn sie mich einfach verlassen würde. Obwohl sie, glaube ich, viel von dem, was ich hier geschrieben habe, zumindest irgendwie ahnt, macht sie ganz im Gegenteil regelmäßig klar, dass sie mich nicht verlassen will und mich nicht einfach so los lässt.
Ein paar Monate bevor wir zusammen gezogen sind, hat sie mich ein mal aus heiterem Himmel gefragt, ob ich vor hätte, sie zu verlassen. Ich hatte solche Gedanken damals schon, aber noch nicht so stark. Ich war komplett überrumpelt und habe erst mal nein gesagt. Rückblickend denke ich, das war ein Fehler.
Wie komme ich am besten aus der Nummer raus? Ich weiß einfach nicht, ob und wie ich mit ihr über diese Misere sprechen kann. Was kann ich sonst noch tun?
Gruß,
Sebi
12.04.2018 16:38 •
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