Zitat von Parara: Ja, genau. Das hat er bei seiner Ex-Frau damals auch schon so gemacht.
Sobald es um Arbeit in der Beziehung ging und es nicht mehr unbeschwert war, trat er den Rückzug an. Sprach man ihn auf die Beziehung an, stand er auf, ging weg oder saß sprachlos da.
Aber wie im anderen thread schon geschrieben, ist er auch sehr emotionlos aufgewachsen. Er kennt so etwas nicht. Das ist mir erst aufgefallen, als es zum ersten Mal in der Beziehung kriselte.
Der bisherige Lebensweg des Partners ist immer aussagekräftig. Erfährt man, wie er mit der Ex. verfahren ist, kann man davon ausgehen, dass es einem irgendwann auch so gehen wird.
Rückzug, wenn ihm ein Thema unangenehm war, ist symptomatisch für Menschen, die dem Nachdenken aus dem Weg gehen. Das äußert sich in blindem Aktionismus, dem Wunsch nach Neuem, dem Ablehnen von Stillstand. Denn Stille wird meist als bedrohlich empfunden, zumindest aber als unangenehm.
Mit ruhelosen Menschen kann man generell schlecht kommunizieren. Wie auch? Sie wollen ja immer beschäftigt sein und nicht nachdenken.
Er ist emotionslos aufgewachsen. Ein alter Spruch sagt: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Was also in ihm in der Kindheit nicht angelegt worden ist, wird später nicht mehr erworben. Das kann sich äußern im Vermeiden von Zärtlichkeit, Körperkontakt, Gesprächen aus dem Weg gehen, Konfliktvermeidung oder aber Konfliktbeförderung, denn die beiden Verhaltensweise schaffen immer Distanz. Ich rede nicht mit dem Partner, schweige und lass ihn gegen eine Wand aus Beton rennen. Er hat nicht gelernt, Nähe aufzubauen und damit fehlt ihm mit Sicherheit auch Empathie, Die Folge sind eigenständiges Handeln ohne Einbeziehung anderer Personen, der Entschluss, alles alleine zu managen und zu tun.
Ein Mensch, der mit wenig oder gar keiner Nähe nicht aufwächst, ist meist nicht beziehungsfähig. Er kann durchaus eine Beziehung haben, aber er lebt sie nicht und er liebt nicht. Liebe, Zuwendung hat er nicht gespürt, also kennt er sie nicht. Und diese Defizite lassen sich später nicht mehr nachholen, weil die ersten Lebensjahre die prägendsten sind.
Wenn man die Hintergründe weiß und sich trotzdem dafür entscheidet, mit diesem Menschen eine Beziehung oder was auch immer das Nebeneinander aber nicht Miteinander zu führen, muss man mit solchen Handlungen leben. Der Mensch ändert sich später nicht mehr viel. Er entwickelt nur Mechanismen, die ihm das Leben leichter machen. Neue Autos, neue Fahrzeuge, Urlaubsreisen, neue Wohnung, neue Möbel sind Ersatzhandlungen, mit denen er sich Gutes tun will. Aber das sind nur Symptome und das spürt er auch. Und dann verfällt er noch mehr in Aktionismus, weil er keine Befriedigung findet.
Irgendwann ist er dann ausgelaugt oder aber wird krank, schon weil seine Seele krank ist und nie beachtet wird. Immer nur Fortlaufen fordert seinen Tribut.Nicht selten kommen im Alter Depressionen weil man nicht mehr so kann oder merkt, wie hoffnungslos alles ist. Eine Bürde fürs Leben, die ihm die Eltern aufgeschultert haben. Aber sie waren auch schon Opfer einer lieblosen Erziehung und deren Eltern auch.
Es setzt sich dann oft über Generationen fort.
Es ist gut, dass Du von ihm weg bist. Du bist 60, nicht mehr jung, noch nicht alt. Aber noch fit genug, etwas zu unternehmen, etwas zu erleben und auch, Dir selbst nicht aus dem Weg zu gehen. Akzeptieren, dass man was versäumt hat, aber auch nach vorne blicken, dass das Leben durchaus noch Überraschungen bereit halten kann.
Ich denke oft an meine Freundin. Sie war jenseits von Mitte 50, als ihr Mann verschwand. Das Trennungsgespräch sah so aus: Wir müssen reden, ich ziehe aus.
Er hatte seit Monaten eine Freundin und als er das neue Nest im Haus der Freundin sicher hatte, verließ er die Familie. Es gab noch 3 Kinder zwischen 19 und 15 Jahren. Das Mädchen studierte bereits, die 2 Jungs gingen noch zur Schule.
Fortan kümmerte er sich um den Nachwuchs nicht mehr viel. am ehesten noch um die 2 Buben. Er lud sie ein ins neue Heim, aber was sollten sie dort? Sich das happy Paar ansehen und die tolle Wohnung im OG, die für den gnädigen Herrn reserviert war, damit er es ja schön hatte?
Bei meiner Freundin brauchte er auch nicht mehr aufzutauchen, sie zog die Scheidung durch so bald wie möglich. Haus verkauft, die Tochter ging nach Schottland, wo sie erkrankte. Aus ihrem Morbus Crohn hatte sich ein Darmkrebs entwickelt, an dem sie mit 23 Jahren verstarb.
Braucht es noch mehr Schicksalsschläge? Wie meine Freundin das alles überlebte, weiß ich nicht. Die Trennung vom Mann war noch das Wenigste, aber der Tod der Tochter war ein Schlag für sie. Die, zu der sie die innigsteVerbindung hatte, wurde ihr genommen.
Und dann? Eines Tages lernte sie ihm Yogakurs einen Mann kennen, wenige Jahre älter, finanziell gut aufgestellt, Witwer. Sie ist schon seit einigen Jahren wieder verheiratet. Da war sie um die 60 und wurde wieder glücklich.
Lass den Mann sein, er ist nicht zu retten, auch nicht von Dir. Aber glaube an das Leben, es hält oft etwa bereit, was man ncht erwartet. Ob Du jetzt eine neue, tolle Freundin findest oder einen neuen Partner, ist egal. Aber sorge dafür dass es Dir gut geht. Du bist nicht wie er, Du kannst das Leben noch feiern. Er ist dazu leider nicht in der Lage, denn er feiert nichts, nichts und niemanden. Gefühlsreduziert, kalt, dagegen kann keiner was tun. Auch er nicht.