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Wie kann man die Opferrolle nach Betrug verlassen!

O
Hallo zusammen,

es ist schon etwas her, dass ich hier gepostet habe und meine Geschichte erzählt habe und ehrlich gesagt ist es mir unangenehm, dass ich jetzt in etwas drin stecke, von dem ich nie geglaubt habe, dass es so etwas gibt. Nach dem mich meine Ex-Freundin, mit der ich nach wie vor zusammenarbeite, mit einem Kollegen betrogen hat, geht es bei mir zunehmend bergab. Mich lässt dieser Vertrauensbruch nicht los und die tägliche Zusammenarbeit ist für mich die Hölle. Externe Betrachter können das Problem nicht nachvollziehen und es kommen immer gute Ratschläge wie Du solltest sie vergessen, sie ist es nicht wert, in deinem Alter musst du drüber stehen. Zur Not Wechsel den Job. All das klingt auch logisch aber mein Kopf geht das nicht mit.
Ich habe, nach dem ich den Betrug mitbekommen habe jeglichen Kontakt, bis auf die Arbeit, abgebrochen. Es haben sich aber bei mir so viele Ängste entwickelt, die mich in meinem täglichen Leben extrem einschränken. Der Selbstwert ist im Keller und die Arbeit eine Strafe. Ich vermeide frühere gemeinsame Orte, versuche mir nichts anmerken zu lassen und das kostet so viel Kraft, die ich langsam nicht mehr aufbringen kann. Therapieplätze gibt es frühestens in einem Jahr. Ich stecke in einer Opferrolle und komme da nicht raus, die Gedanken kreisen immer mehr und mehr. Ich selbst habe sowas auch immer belächelt und nicht verstand und nun mache ich eine Erfahrung, auf die ich gut verzichten könnte. Mich würde mal interessieren, ob ihr so etwas selbst mal durchgemacht habt und wie ihr da wieder raus gekommen seid!?

Vielen Dank schon mal!

17.10.2021 10:41 • x 2 #1


BitterTaste
Hey...

Ich wurde auch im Juni fies betrogen und warm ausgewechselt.
Mir hat es aus der Opferrolle geholfen, indem ich aufschrieb (!) welche Werte mir wichtig sind und was ich an menschlichem Handeln nicht mag.
Mein Ex tat Dinge, die ich verabscheue. Bei JEDEM Menschen.
Mit Menschen die so sind, möchte ICH grundsätzlich nichts zu tun haben. Nirgendwo.

Ab da war es meine freie Entscheidung.
Und nicht mehr seine.
Das hat mir raus geholfen.

Viel Glück

17.10.2021 10:53 • x 3 #2


A


Wie kann man die Opferrolle nach Betrug verlassen!

x 3


BitterTaste
Ach so...
das macht den reinen Liebeskummer nicht viel besser.
Er fehlt mir und ich denke jeden Tag an ihn.
Aber er fehlt mir als der Mensch, der er vorher war.
Und darüber bin ich sehr sehr traurig..
Aber ich bin nicht mehr das Opfer. Denn wie gesagt, ICH möchte mit ihm jetzt nichts mehr zu tun haben.
Und um die Opferrolle ging es ja bei deiner Frage, wenn ich das richtig verstanden habe.
LG

17.10.2021 10:58 • x 1 #3


D
Lieber Ohman_wasgeht,

während du auf deinen Therapieplatz wartest, möchte ich dich motivieren, die Zwischenzeit selbst zu nutzen, dein Leben etwas in die Hand zu nehmen, an dir selber zu arbeiten, um etwas mehr aus deiner Opferrolle rauszukommen.

Schau dich im Internet oder bei YouTube um, es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten an seinem Bewusstsein zu arbeiten, zu trainieren. An seinen Einstellungen, Erfahrungen und Gefühlen. Egal ob Selbstwert, Umgang mit Ängsten, Lebensfreude etc.

Es ist wie ein Training. Nimm dir täglich etwas Zeit, wenn du magst. Lies und arbeite dich ein. Und dann übe einfach mal los. Am Anfang ist es manchmal etwas zäh - dran bleiben - der Erfolg kommt nach und nach, erste kleine Veränderungen sind bald spürbar.

(Vielleicht kann ich dir damit ein paar Impulse und Ideen geben. Damit wieder etwas mehr Perspektive, Selbstbewusstsein, Leichtigkeit und Freude in dein Leben kommt. Alles Liebe. Und viel Freude + Erfolg beim Üben, wenn du diesen Weg ausprobieren magst)

17.10.2021 11:03 • x 3 #4


O
@BitterTaste hey, vielen Dank für deinen Beitrag. Ich bin mir vieler Sachen auch total bewusst. Über den Liebeskummer bin ich lange hinweg und das vergangene Jahr war auch nicht wirklich dramatisch. Bei mir haben sich diese Ängste oder Symptome auch erst zum Anfang diesen Jahres gezeigt. Ich kann nicht mal sagen warum. Normalerweise bricht man halt den Kontakt zum Ex komplett ab sowas funktioniert bei der Arbeit nur nicht und was mich einfach sehr verletzt, ist ihre Art. Seit dem Bruch haben wir nicht mehr privat gesprochen. Ich weiß nicht was hinter meinem Rücken passiert. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben was mich bewegt. Unangenehm einfach

17.10.2021 11:06 • #5


BitterTaste
Zitat von Ohman_wasgeht:
was mich einfach sehr verletzt, ist ihre Art

Wie ist ihre Art? Kannst du das genauer deuten?

17.10.2021 11:09 • #6


D
@Ohman_wasgeht

Hey...ich hab dein anderes Thema gelesen. Für mich fühlt es sich so an, als würdest du erst jetzt die Sache richtig verarbeiten.

Ich hab etwas ähnliches in einer anderen Art hinter mir. Auch ich bin deutlich älter gewesen. Auch bei mir die Beizehung geheim. Auch bei mir wandte er sich einem neuen zu noch bevor wir endgültig auseinander waren...und bei mir kommen ähnliche Gefühle hoch wie bei dir. Und ich bin zwar fast 8 Monate auseinander, aber die Gefühle sind immernoch täglich da.

Eines hab ich gelernt. Umdenken oder Umfühlen geht nicht auf Knopfdruck. Hier wird dir so oft geraten, dass man doch erkennen muss, dass es eben doch nicht gepasst hat oder man mies behandelt wurde und man deswegen endlich die Sache abhaken soll usw.

Nur, dass was man rational weiß, heißt noch lang nicht, dass da dann die Empfindungen die man hat, direkt nachziehen zu diesem rationalen Wissen.

Und daher bringen auch solche Ratschläge wie Vergiss sie oder Sie ist es nicht wert rein gar nichts.

Die Frage ist wie du aus dieser Gedankenwelt, dieser ständigen Spirale bzw. diesem Selbstwertverlust raus kommst.

Ich lerne gerade: auch das geht nicht auf Knopfdruck. Das geht nur mit viel Arbeit an sich selbst. Und die Fortschritte sind dann oft auch nur minimal. Da muss man Geduld haben und irgendwie mit seiner Trauer Leben lernen.

Da hilft einem dann iwann auch die Zeit. Dennoch kann man das unterstützen, in dem man sich selbst gezielte Ablenkung sucht, die einem sehr gut tut. Sport treiben, sich kleine Projekte überlegen darauf fokussieren und diese umsetzen. Auch wenn das noch so schwer fällt. Die Leichtigkeit fehlt auch dann oft dabei. Aber...es hat eine Wirkung dass man langsam, nach und nach, immer weniger Schmerz verspürt.

Ich bin noch lang nicht durch mit meinem Fall. Aber ich merke wie die Schmerzen nachlassen und umgänglicher werden.

Iwann wirst du begreifen, dass bei diesem Altersunterschied du jetzt gefangen bist in deiner Traumwelt und sie das unbewusst nutzen konnte. Dennoch aber eine große Portion eben bei dir selbst liegt. Ich bin auch fast 40 und hab mir immer gewünscht die große Liebe zu finden. Ich hab mir nie viel Druck gemacht, aber die Sehnsucht ist da und nimmt mit dem Alter zu.

Dann kommt so jemand wie sie in dein Leben...und du glaubst nun endlich wirklich glücklich zu sein und gibst deinen Lebensfokus voll auf sie. Obwohl man insgeheim weiß, dass das auf Dauer nicht funktionieren kann, verliert man sich in dieses vermeintliche Glück völlig und blendet vieles aus, weil man endlich gefunden hat wonach man so lang gesucht hat. Iwann wird man mit der Realität dann auf einen Schlag konfrontiert und kann es kaum glauben. Diese holt einen ein und man erkennt erst langsam dass man nicht in der Welt lebte, in der man glaubte zu sein. Ich sitze auch heute noch oft fassungslos da...Wie konnte er einen so harten Cut machen? Von heute auf morgen bin ich raus aus seinem Leben? Wie kann das sein? Nun...die Antwort darauf ist: weil man selbst für den anderen nie das Glück war, was diese Person für uns war.
Und das wird für uns dieses Glück gesehen haben und so idealisiert haben hat vor allem etwas mit unserer Sehnsucht zu tun und weniger mit der anderen Person. Und mit dieser unerfüllten Sehnsucht seinen Frieden zu finden...das ist der Schlüssel...der sehr schwer zu finden ist.

Bis das alles auch in den eigenen Gefühlen ankommt dauert es. Da hilft nur Geduld und der Versuch sich selbst zu achten und Ablenkung zu nutzen, die dir persönlich gut tut. Der Prozess ist langwierig, aber...auch wenn er weit weg zu sein scheint...er wird auch dir im positiven Sinne passieren.

Ich wünsche dir alles Gute!

17.10.2021 11:12 • x 3 #7


O
Zitat von BitterTaste:
Wie ist ihre Art? Kannst du das genauer deuten?

Ignorant und abweisend, als ob wir uns vorher nie gekannt haben. Das Ganze zieht sich jetzt fast anderthalb Jahre. Ich habe das Gefühl, als ob sie die Vergangenheit total beiseite schiebt. Das kam ab dem Moment, wo ich es rausgefunden habe. Ein komplett anderer Mensch. Vielleicht ist es auch eine Art Schuldumkehr und ich bin in ihren Augen der Böse.

17.10.2021 11:14 • #8


D
Zitat von Ohman_wasgeht:
Ignorant und abweisend, als ob wir uns vorher nie gekannt haben. Das Ganze zieht sich jetzt fast anderthalb Jahre. Ich habe das Gefühl, als ob sie ...

Total spannend! Das war bei mir exakt genauso. Als ich rausfand...war er anscheinend wie ausgewechselt. So richtig begreife ich es bis heute nicht.

Nur...was hilft es uns, das verstehen zu wollen? Wir müssen lernen es zu akzeptieren...es sind Dinge die wir nie verstehen werden. Wir werden nie wissen was in ihrem Kopf vorging. Du musst akzeptieren lernen, dass nicht das in ihr vorging, was in dir vorging und du musst lernen zu akzeptieren, dass man nicht für alles eine Erklärung finden und nicht alles kontrollieren kann. Mir fällt es auch extrem schwer...aber es geht..viel Arbeit an sich selbst und viel Geduld braucht man.

17.10.2021 11:24 • x 2 #9


O
@DieDirekte @Derek868 hey, vielen Dank! Ich arbeite tatsächlich viel an mir und versuche mich abzulenken. Ich mache heute Dinge, die ich damals nicht gemacht habe und es gibt Tage, da genieße ich die Freiheiten die ich jetzt habe.
Ich glaube dieser fast tägliche Kontakt ist das, was das Ganze dauern lässt. Es wirft einen immer wieder zurück. Was mir allerdings am meisten zu schaffen macht ist diese Angst vor banalen Dingen. Soziale Angst, Angst vor unangenehmen Aufgaben. Wie das zusammenspielt, habe ich allerdings noch nicht rausbekommen.

17.10.2021 11:24 • x 1 #10


BitterTaste
Zitat von Ohman_wasgeht:
Ignorant und abweisend

Du persönlich findest es besser, angebrachter, in so einer Situation wie eurer (Sorry habe deinen Thread noch nicht gelesen), anders miteinander umzugehen? Also dass sie dich ignoriert und abweisend ist, findest du menschlich schlecht?

17.10.2021 11:26 • #11


BitterTaste
Dann sag dir das immer wieder:

Menschen (nicht nur sie!), die in einer Situation wie wir sie erlebt haben, so miteinander umgehen, finde ich schlecht. Das möchte ich nicht und so möchte ich nicht sein.
Und ich möchte mit solchen Menschen nichts zu tun haben.

17.10.2021 11:29 • x 1 #12


BitterTaste
Ich müsste mich einlesen... Ich weiß nicht genau was sie getan hat.
Aber wenn es etwas war und immer noch ist, was du verwerflich findest, dann bist du NICHT DAS OPFER. DU möchtest sie so nicht.

17.10.2021 11:31 • #13


BitterTaste
Zitat von Ohman_wasgeht:
Ich glaube dieser fast tägliche Kontakt ist das, was das Ganze dauern lässt.

Das ist tatsächlich eine Katastrophe und macht das alles so viel schwerer und langwieriger!

17.10.2021 11:32 • #14


O
Zitat von BitterTaste:
Du persönlich findest es besser, angebrachter, in so einer Situation wie eurer (Sorry habe deinen Thread noch nicht gelesen), anders miteinander umzugehen? Also dass sie dich ignoriert und abweisend ist, findest du menschlich schlecht?

Ich finde es im beruflichen Kontext fragwürdig. Sie hat sich auf einen anderen Kollegen eingelassen wohlwissend, dass wir beruflich weiter miteinander auskommen müssen um gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Ich muss ja jetzt nicht nur mit ihr auskommen, sondern auch mit ihrem neuen. Da wäre für mich ein Gespräch, wie wir das zukünftig gestalten wollen das mindeste gewesen. Aber das ist jetzt schon einfach lange her und das wird auch nichts mehr werden.

17.10.2021 11:33 • #15


A


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