Liebes Forum,
Ich bin neu hier und gehöre wohl zu den älteren unter euch. Ich versuche meine Geschichte nicht zu ausführlich beschreiben, wird mir aber nicht gelingen...
Mein Mann und ich sind beide 46, wir sind 22 Jahre verheiratet und gerade fliegt mir mein Leben so dermaßen um die Ohren, dass ich vor Angst, Panik, Verzweiflung zu gar nichts mehr in der Lage bin..
Unsere Ehe war sicherlich nicht immer mustergültig und ja, ein Auseinanderleben über die Jahre ist definitiv nicht zu leugnen. Wir hatten auch immer schon richtige blöde Phasen, uns dann pausenlos nur noch angeblafft, uns aber immer wieder mit mehr oder weniger Erfolg wieder aufgerappelt. Wir haben sehr ähnliche Interessen, haben eigentlich ganz viel gemeinsam gemacht, andere haben uns darum nahezu beneidet.
Zu uns gehört noch unser 22jähriger Sohn, dem ich so danke, dass er jetzt um mich herum ist, und unser über alles geliebter Hund, sozusagen das 2. Kind.
Vor Wochen merkte ich wieder, dass mein Mann sich besonders zurückzieht, wenn ich nichts sagte, kam gar nix, auch so war er nur noch mies gelaunt und nur gleichgültig. Er hat einen Job bzw. Chef, von dem er über viele Jahre hoch frustriert ist, das Problem spitzte sich auch immer weiter zu, das war aus meiner Sicht sozusagen seine Hauptbaustelle. Außerdem hat er noch einige gesundheitliche Probleme, die ihn immer wieder ausbremsen, so konnte er seinen Halbmarathon nicht laufen, weil er mal wieder Rücken hatte. Alles das fraß an ihm, das wusste ich.
Auf mein nunmehr penetrantes Fragen, was denn noch sei, warum er so zu mir ist, hat er bestätigt, dass er unsre Ehe auch für gescheitert ansieht, jegliche Empfindungen für mich gestorben sind. Ich war natürlich geschockt, ihm ging es auch nicht gut, mir das so zu sagen, aber ich habe ja förmlich um die Wahrheit gebettelt. Immer wieder betonte er, dass er so viele Baustellen hat, unsre Beziehung ist sozusagen nur ein Teil von vielen.
Nach und nach wurde mir klar, er befindet sich tatsächlich in einer schlimmen Lebenskrise, alles war plötzlich nichts mehr wert, er fragt sich wie es weitergeht, das soll es gewesen sein etc. Tatsächlich Midlife Crise, alles passte. So versuchte ich auch das Nichtempfinden für mich zu erklären, ein paar fehlende Hormone gepaart mit dem Frust des restlichen Lebens... Ich bettelte, flehte um eine letzte Chance, erheulte sie mir, auch weil er anfangs dachte, dass er doch noch an unsrem Leben hängt, an dem was wir haben und lieben.
Meine Glücksgefühle dauerten nicht lange, plötzlich wurde alles noch schlimmer. Er konnte nichtmal mehr normal mit mir reden, geschweige denn meine Nähe ertragen, er findet keinen Zugang zu mir. Auf meine Frage nach der 3.Chance, die er uns gab, meinte er, dass er gar nicht in den Modus kommt, an unsrer Beziehung zu arbeiten, weil ihn auch grad alles andre erschlägt.
Er sieht sein Leben so dermaßen den Bach runtergehen, wenn er nicht was ändert und so ist er nun zu seiner Mutter gezogen, um einen klaren Kopf zu bekommen. Und meinte immer wieder, dass ich da nix dafür kann, es liegt grad einfach an ihm. Er weiß auch, was er mir antut, aber er kann jetzt nicht anders, es ist ihm einfach nur alles egal - außer vielleicht der Hund.
Jetzt hocke ich also alleine in unsrer Riesen Bude und krieg mich nicht ein, auch die Tropfen der Ärztin helfen nicht, meine Panik wegzubekommen. Ich kann keine Betten beziehen, weil ich es nicht gebacken kriege mein Nachbarbett leer zu lassen.... Es ist alles so unfassbar grausam. Ich könnte noch tausend Beispiele bringen.
In der Tat beruhigt es etwas, hier alles niederzuschreiben, sorry also für den langen Text. Ich muss mich so beherrschen, nicht immer wieder in den Hoffnungsmodus zu kommen - wenn er wieder Ruhe hat, sich sortiert hat, die anderen Baustellen im Griff hat, nachgedacht hat.. Ich weiß, dass er keinen Schalter anschalten kann und so, wie er mir umgeht, weiß ich, dass es da keine Chance gibt, er ist so dermaßen durch mit mir....
Wie überlebt man das? Ich will diesen Mann und werde nie wieder seine Nähe spüren, das darf doch einfach nicht sein? Ich verliere kein böses Wort, es geht ihm auch so schrecklich, es gibt auch wirklich keine andere Frau, manchmal wünsche ich mir das, dass ich Wut empfinden könnte.
Habe das Buch Wenn der Partner geht, komme aber noch nicht richtig ran.
Was kann ich tun? Selbst Hausarbeit erscheint so sinnlos, wenn die Wohnung nix mehr wert ist. Ich weiß nicht mehr, wo ich hingehöre, das war mir so wichtig. Ich halte das wirklich nicht aus. Wie macht ihr das?
Verzweifelte Grüße,
Katja
20.11.2016 18:46 •
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