Hallo Gemeinde, ich habe mich endlich dazu durchgerungen, hier meine Geschichte zu erzählen.
Ich bin jetzt 50 Jahre alt und meine Frau 43. Hier ist unsere Geschichte:
Im Jahr 1999 lernte ich meine jetzige Frau kennen und lieben. Wir 2001 zusammen und kauften uns gemeinsam ein kleines Reihenhaus, was wir gemeinsam renovierten. Im Jahr 2003 heirateten wir, weil wir überzeugt waren, dass wir zusammenpassen und füreinander gemacht sind. Für sie war es die erste Ehe, für mich bereits die zweite. Es war auch alles schön und wir waren immer ein gutes und eingespieltes Team, was sich gegenseitig unterstützt hat. Mit den Jahren, kamen aber kleine schwarze Flecken auf die sonst so weiße Beziehung. Es fing damit an, dass es im Bett immer weniger wurde und sie sich immer mehr zurückzog was das betrifft. Ich habe es oft angesprochen und versucht mit ihr zu reden. Sie meinte dann, dass ich viel zu fordernd wäre und sie das alles so nicht möchte. Ich habe dann versucht ihr entgegenzukommen und mehr auf sie einzugehen. Doch auch damit wurde es nicht besser. Es kamen Ausreden über Ausreden. Sonstige Zärtlichkeiten wie Umarmungen und Küsse waren jedoch nie das Problem. Auch kamen mit den Jahren immer öfter kleine Streitereien auf. Es ging wie so oft um Nichtigkeiten, die jedoch dann zu einem Streit führten. Aber nicht nur das, wir hatten im Laufe der Jahre immer weniger gemeinsame Interessen. Meine Frau mag keinen Sport machen, ich dagegen bin sehr sportlich. Sie mag es nicht, über das politische Tagesgeschehen zu diskutieren, was ich gerne mache. Sie möchte Abends entspannen, ich möchte mich weiterbilden. Sie hat keinerlei Hobbys, ich dagegen würde gerne viele Dinge auf einmal machen. So entwickelten wir uns langsam immer weiter auseinander. Dann stellten wir fest, dass wir eigentlich kaum noch raus kamen und nur zu Hause saßen. Dann änderten wir unser Leben und unternahmen wieder sehr viel. Mal alleine aber sehr oft auch mit anderen. Die Wochenenden waren dann immer sehr schnell und sehr weit voraus ausgebucht. Der Freundeskreis wurde mit der Zeit immer größer. Im letzten Jahr haben wir uns dann unser beider Traum erfüllt und uns ein größeres und freistehendes Haus gekauft und begonnen zu renovieren. Es wurde nicht nur vom Aufwand mehr, sondern auch finanziell wurde es enger, da wir das alte Haus nur sehr schwer los wurden. Ich steckte fast meine komplette Freizeit in dieses neue Haus und renovierte zum Teil tagelang alleine weiter. Ich stand morgens um halb fünf auf und fuhr zur Arbeit um dann ab 16 Uhr bis Abends wieder im Haus arbeiten zu können. Meine Frau ging um neun Uhr arbeiten und kam Abends mal schauen, wie weit ich gekommen war. Oft kam sie rein und kritisierte Kleinigkeiten, die nicht 100%ig nach ihren Vorstellungen gemacht wurden. Wir stritten uns immer mehr und immer öfter gab es Meinungsverschiedenheiten. Ich machte ihr nichts recht und andersrum war auch ich oft gereizt und meckerte wegen Kleinigkeiten an ihr herum.
So kam es, dass ich auf einer Tour mit Freunden, auf der wir Männer alleine unterwegs waren eine Frau meines Alters kennenlernte. Wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und konnten uns über alles unterhalten. Auch nach der Tour riss der Kontakt nicht ab und wir verstanden uns immer besser. Dann trafen wir uns einige Wochen danach noch mal wieder. Da ist es dann geschehen und wir haben unsere Partner betrogen. Seit diesem Tag wurden die Gefühle für diese Frau immer stärker und wir stellten unsere gegenseitige Liebe fest. Auch sie befindet sich in einer Beziehung in der es so nicht mehr weiter gehen kann. Ihr Mann ist absoluter Egozentriker und kümmert sich kaum noch um sie. So lernten wir uns beide immer besser kennen und lieben. Mit meiner Frau wurde es immer schlimmer. Wir konnten uns fast gar nicht mehr normal unterhalten und kritisierten und schimpften nur noch an dem Anderen herum. Der finanzielle Stress, der Aufwand für die Renovierung, die Arbeit und der Freizeitstress fraßen uns immer weiter. Ich konnte mich nur noch entspannen, wenn ich mich mit der anderen Frau alle paar Wochen mal getroffen habe oder wir für einige Minuten täglich telefoniert haben. Sie gab mir in der Zeit alles das, was ich brauchte und zu Hause vermisste. Wir fanden einen Weg zwischendurch einmal für ein paar Tage gemeinsam wegzufahren und ein paar Tage für uns zu haben, in denen wir beide sehr glücklich waren und uns sehr gut verstanden. Wir unterhielten uns sehr lange über alle möglichen Themen. Ob es nun unsere Situation war oder „Gott und die Welt“. Wir stellten sehr schnell fest, dass unsere Gedanken und Wünsche in die gleiche Richtung gehen. Unsere Gefühle füreinander wurden immer intensiver und inniger. Jedoch wohnt sie sehr weit weg und hat dort, wo sie wohnt mit ihrem Mann vor zwei Jahren ein Haus gebaut. Auch wohnen ihre Eltern in ihrer Nähe. Ihre Tochter ist inzwischen für etwas über ein Jahr als Au Pair in den USA. Ihr Sohn hat grade begonnen zu studieren und ist an den Wochenenden noch immer bei ihr.
Wir haben oft darüber gesprochen uns von unseren Partnern zu trennen und zusammen neu anzufangen, doch bisher den Absprung nicht geschafft. Sie ist genau wie ich bereits zum zweiten Mal verheiratet. Da sie bisher immer in dem Ort gewohnt hat, in dem sie auch Aufgewachsen ist hängt entsprechend auch ihr Herz noch an diesem Ort und vor allem noch an diesem Haus. Ihre Eltern haben sehr viel dazu beigetragen, dass sie sich diesen Wunsch erfüllen konnten. Weiterhin verdient sie in ihrem Job (Teilzeit) nicht viel Geld, so dass sie auf das Geld von ihrem Mann, bzw. von mir angewiesen wäre. Den derzeitigen Job macht sie sehr gerne und ist in der Firma auch sehr angesehen und beliebt. Aber alles das, macht es für sie nicht einfach, dort alles aufzugeben und zu mir zu ziehen.
Vor kurzem war es dann so weit und meine Frau hat das Gespräch gesucht und meinte, dass es so nicht mehr weiter gehen könne und wir endlich mal alles auf den Tisch packen sollten. Ich habe ihr daraufhin gesagt, dass ich nicht mehr kann und ausziehen werde. Wir haben uns seit Monaten dann das erste Mal vernünftig und ohne Vorwürfe unterhalten können. Jedoch habe ich ihr nicht gesagt, dass es da eine andere Frau gibt. Ich wollte ihr, nachdem ich ihr gesagt habe, dass ich ausziehe, nicht noch mehr wehtun und mit dem Bekenntnis der anderen Frau noch nachtreten. Dann kam der nächste Tag und wir unterhielten uns weiter. Es flossen viele Tränen und sie meinte, dass ich es mir doch noch mal überlegen soll mit dem Ausziehen. Wir hätten beide Fehler gemacht, aber wenn wir es wollen würden, könnten wir es doch noch mal versuchen. Auch das Thema Paartherapie kam auf.
Natürlich hatte ich der anderen Frau mitgeteilt, dass ich ausziehen werde. Da sie jedoch den nächsten Tag einen lange geplanten Flug zu ihrer Tochter in die USA antreten musste, konnte sie nicht mehr viel tun für mich. Sie meinte nur, dass sie zu mir hält und wir nach ihrem Urlaub weiter sehen werden.
Nun bin ich hin und her gerissen. In meinem Kopf drehen sich die Gedanken im Kreis und meine Gefühle sind das reinste Chaos. Ich weiß weder ein noch aus. Was soll ich tun. Soll ich wirklich ausziehen und die ganzen 12 Jahre mit allem was ich mit meiner Frau erreicht habe aufgeben? Oder soll ich ausziehen und mit der anderen Frau neu anfangen? Soll ich eine Therapie mit meiner Frau versuchen, oder soll ich es durchziehen und mich endgültig trennen? Auf der einen Seite liebe ich diese andere Frau. Auf der anderen Seite spüre ich, dass es da auch noch Gefühle für meine Frau gibt, was mir nicht mehr bewusst war. Ich weiß nicht mehr weiter. Ich weiß, dass so ein Doppelleben nicht fair ist und ich feige war/bin, nicht mit offenen Karten gespielt zu haben. Aber ich konnte aus Verantwortungsbewusstsein meine Frau nicht einfach mit dem Chaos des Hauses alleine lassen, da wir uns dieses Haus beide gewünscht hatten. Heute bin ich mir fast sicher, dass es ein Fehler war, dieses Haus zu kaufen. Sie würde im Falle einer Trennung jedoch jetzt das Haus weiter tragen können.
Ich bin mir überhaupt nicht mehr sicher, was ich möchte. Diese Gefühle und diese Gedanken bringen mich an den Rand meiner Kräfte und ich wünschte, ich könnte wie so viele schnell und hart entscheiden. Auf der einen Seite weiß ich nicht, ob das mit meiner Frau alles noch Sinn macht und wir uns nicht schon zu sehr aus den Augen verloren haben. Ob wir nicht durch die Vergangenheit mehr sehen und erwarten als noch da ist, auf der anderen Seite weiß ich auch nicht, was auf mich zukommt, wenn ich ausziehe und auf Dauer mit der anderen Frau eine neue Beziehung und ein neues Leben aufbaue. Zumal sie noch nicht ganz damit abgeschlossen hat, an ihrem jetzigen Wohnort alles aufzugeben. Eine Garantie gibt es nirgends, aber welches ist der richtige Weg? Es tut alles nur noch weh und ich halte diese innere Zerrissenheit nicht mehr aus. Vielleicht gibt es ja hier jemanden, der/die ähnliche Erfahrungen gemacht hat oder mir erzählen mag, wie sie/er eine solche Entscheidung getroffen hat und was dabei geholfen hat. Ich danke allen ernstgemeinten Postings im Voraus für Eure Mühe
15.05.2012 08:50 •
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