Zitat von reingelesen:Schon mal drüber nachgedacht, dass dieses Freiheits-Unabhängigkeitsdenken Zeitgeist und Kulturgeist ist? Völliger Irrglaube, anzunehmen, man bliebe in einer 20. jährigen Ehe völlig unabhängig. Man ist irgendwann genau so verbunden wie mit den Eltern, Geschwistern...
Hallo,
mit den eigenen Verwandten oder dem Partner verbunden zu sein ist etwas völlig anderes als abhängig zu sein! Kinder sind abhängig von ihren Eltern, weil sie ohne sie noch nicht lebensfähig sind und die Hilfe brauchen. Sie haben noch keine Identität, um in der Welt auf eigenen Beinen zu stehen.
Ich habe, im Gegensatz zu Dir, eher das Gefühl, dass es Zeitgeist ist, sich immer schwerer mit der Ablösung von Zuhause zu tun. Gerade bei Männern scheint das ja so zu sein und sie leben teilweise bis weit in die 20'er bei den Eltern bzw. lassen sich von diesen in allen möglichen Lebenssituationen unterstützen. Viele folgen auch dem gleichen Lebensweg der Eltern, indem sie beispielsweise den gleichen Beruf wählen. So kommt es nicht zu einer gesunden Abnabelung und sie suchen sich dann auch Partner, bei denen sie ihr unreifes Liebesmuster weiterleben können. Wirklich eigenständig sind sie nie geworden und sie schlittern in Abhängigkeiten. Frauen berichten ganz oft darüber, dass sie so ein unreifes Exemplar daheim haben, dem die Feierei und gewisse unreife Freizeitbeschäftigungen wichtiger sind als die Partnerschaft. Sie sind keine Männer sondern große Jungs.
Bei Frauen gibt es das sicher genau so, aber es ist eben Kulturgeist, dass bei ihnen z.B. die Beziehung zur Mutter etwas fast Mythisches sein soll, was ich für ziemlichen Quark halte. Es gibt ganz viele Beispiele, wo Frauen extrem unter der ungesunden Beziehung zur eigenen Mutter leiden, sich aber nicht lösen können. Sie bleiben dann genau so abhängig und unreif wie die männlichen Beispiele, von denen ich sprach.
Es gehört zu unserer - christlich geprägten - Kulturgeschichte, dass wir Vater und Mutter ehren sollen, aber ich bin nicht sicher, ob wir diesbezüglich das gesunde Konzept leben.
Ab einem gewissen Punkt im Leben sind wir unseren Eltern nichts mehr schuldig. Dass soll aber nicht heißen, dass wir komplett die Bindung lösen sollten. Es ist eher ein inneres Gefühl der Dankbarkeit für das, was sie für uns geleistet haben. Aber wir sind nicht dazu gezwungen, ihnen eine Gegenleistung zu erbringen.
So, jetzt bin ich etwas abgeschweift, mit meinem kleinen Exkurs, aber ich hoffe es ist deutlich geworden, was ich sagen will.
Eine Abhängigkeit von einem Menschen die dazu führt, dass wir uns durch den Verlust nicht mehr lebensfähig sind, kann nicht gesund bzw. erwachsen sein.
Klar, eine Trennung tut weh, was wir hier alle erfahren mussten, aber solche Dinge gehören zum Leben dazu und ein gesunder Mensch hat genug Mechanismen in sich, diese zu durchstehen und wieder auf die Beine zu kommen.
Beste Grüße!