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Wie gehts euch nach 1/2 Jahr? 20 gemeinsame Jahre entsorgt

P
Ich finde die Beiträge in diesem Forum sehr berührend und warmherzig.

Deshalb hab ich mich heute angemeldet - obwohl ich glaube/hoffe, aus dem Allergröbsten raus zu sein!

Kurz vor Weihnachten hat mein Mann sich für mich total überraschend von mir getrennt (unmittelbar nachdem er mich gefragt hatte, ob ich ihn noch immer liebe und ihn wiederheiraten würde - was ich beides bejaht habe).
Wir haben einen 12-jährigen Sohn, der auf seine introvertierte Weise leidet. Mein Mann ist in die Nähe seiner neuen (20 J. jüngeren) Frau gezogen, ihm reichen 2 Tage/Monat mit seinem Sohn, der gemeinsame Vater-Sohn-Urlaub dauert 1 Woche, der Paarurlaub zwei...
Ich kann mittlerweile wieder ziemlich gut schlafen und nehme auch nicht noch weiter ab. Johanniskraut und Baldrian hab ich abgesetzt.

Was bleibt ist das Entsetzen, sich 20 Jahre in einem Menschen so getäuscht zu haben (wie konnte ich bloß einem solchen Menschen so tief vertrauen / kann ich meinen Empfindungen nicht mehr trauen?).

Es bleibt der riesige Wunsch, dass ihm (möglichst bald) klar wird, wie verantwortungslos und unreif sein Entschluss und das ganze folgende Agieren (Sohn!) ist.
Nicht, weil ich ihn zurückhaben möchte, sondern weil ich eine Gesprächsgrundlage möchte - wir verstehen uns im Wortsinn einfach nicht mehr, können unsere Sichtweisen einander nicht näherbringen. Es ist, als wäre der Mensch, der mir 20 Jahre der Wichtigste war, gestorben (bzw. eher nie dagewesen).

Es kommt die Angst, mich nie mehr verlieben zu können (natürlich auch die Angst, dass sich in mich niemand mehr verliebt) und die Sorge, nicht mehr voll vertrauen zu können - dabei wäre das der Tod jeder Beziehung!

Das wirkt jetzt wohl sehr dem Schmerz verhaftet - dabei geht es mir im Grunde besser als vorher, vielleicht sogar gut! Ich habe einen netten Mitbewohner gefunden (auch grad getrennt, mit Kind), eigentlich nur um das Häuschen halten zu können - aber wir stehen unsere depressiven wie manischen Phasen miteinander durch! Und das Ausbleiben permanenter Abwertungen durch meinen Mann hat mich VIIIEL selbstbewußter gemacht (warum um Gottes Willen hab ich das jahrelang als kleine Macke bagatellisiert?).

Es geht also aufwärts. Wie es EUCH nach dem Aus einer so langen Beziehung geht, ob es Gemeinsamkeiten oder vielleicht erhellende Unterschiede gibt - das alles interessiert mich sehr!

Lasst uns einen liebevollen Austausch pflegen,

Phönixa

01.07.2012 22:15 • #1


M
Hallo Phönixa

Deine Geschichte hört sich ähnlich an wie meine. Allerdings hat mein baldiger Ex noch mächtig einen oben drauf gesetzt, was ich erst 5 Wochen nach seinem wortlosen Auszug entdeckt habe. Er hatte seit Jahren noch eine weitere Ehefrau (ja du liest richtig) in seinem Heimatland. Das hat er all die Jahre gut vor mir verbergen können.

Ich bin jetzt 9 Monate ohne ihn. Die ersten Wochen (vor dem Auffinden seines Hochzeitsfotos) waren emotional hart für mich. Ich habe das nicht verstanden und habe gelitten ohne Ende. Nach dem Auffinden dieses Fotos waren meine Gefühle dann aber schlagartig anders. Liebevolle Gefühle für ihn waren komplett weg, und nur noch Wut, zum Teil auch Hass- und Rachegefühle waren vorrangig.

Ich war 13 ½ Jahre mit diesem Mann verheiratet – gut 14 Jahre zusammen. Ich hatte – genau wie du das Gefühl, ich habe diesen Mann nie gekannt. Genau wie du zweifel ich heute daran, jemals wieder Vertrauen haben zu können.

Ich hätte auch gerne von ihm gehört, warum er das getan hat. Von ihm kam nur die Antwort „das ist doch jetzt egal“. Für ihn ist es egal, für mich nicht! Aber eine Antwort habe ich bis heute nicht von ihm bekommen. Und das zehrt auch nach 9 Monaten immer noch mal mächtig an meinen Nerven.

Eigentlich sollte am 21.06. die Scheidung sein (das Gericht hat, nachdem ich meine Stellungnahme zu seinem Scheidungsantrag abgegeben hatte, sehr schnell mit dem Haupttermin reagiert. Ich habe dem Gericht auch mitgeteilt, dass eine 2. Ehefrau existiert und habe auch das Hochzeitsfoto dem Gericht zur Verfügung gestellt). Leider war die Richterin am 21.06. krank, und der Termin wurde abgesagt. Etwa 2 Wochen vor diesem Scheidungstermin fing es bei mir wieder an, dass ich Schlafstörungen hatte. Keine Nacht konnte ich durchschlafen. Das ist auch jetzt noch so, allerdings nicht mehr jede Nacht, aber Schlafstörungen habe ich immer noch.

Aber es ist trotz allem innerlich ruhiger geworden. Diese Wut, diese Enttäuschung, der Hass und die Rache sind deutlich weniger als noch vor einigen Monaten.

In meinem Leben hat es sich insofern verändert, dass ich wieder lebendig bin. Ich unternehme wieder was, gehe raus, treffe mich mit Freunden usw. – das war vor einigen Wochen noch nicht möglich.

Und ich glaube ganz fest daran, dass nach der Scheidung noch einmal ein deutlicher Schritt kommen wird, wenn der offizielle Abschluss dieser dubiosen Ehe vollzogen ist.

Ich wünsche dir für DEIN Leben alles alles Gute.

02.07.2012 09:26 • #2


A


Wie gehts euch nach 1/2 Jahr? 20 gemeinsame Jahre entsorgt

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P
Liebe Mijesse,
das ist ja wirklich gruslig mit der verheimlichten 2. Ehefrau! Dabei hing am Anfang für dich bestimmt der Himmel voller Geigen - ihr habt ja schon nach 1/2 Jahr geheiratet...
Dass die Scheidung den ganzen Bodensatz nochmal aufwühlt, liest man ja immer wieder (und will es nicht wahrhaben).
Ich hoffe für dich, dass ihr euch nicht häufig über den Weg laufen müßt oder gemeinsame Kinder habt...
Ich wünsche dir, dass du kraftstrotzend in die Scheidung gehst, das Leben danach wieder bunt und voll für dich ist - und du die Fähigkeit zu vertrauen wiedergewinnst (kann klappen, haben ich mir grad sagen lassen;-))

Lieben Gruß,
Phönixa

02.07.2012 14:39 • x 1 #3


M
Liebe Phönixa

ja es war bzw. ist eigentlich immer noch, als ob ich in einem schlechten Film bin, die Hauptrolle habe und eine *sorry* schei. dafür bekomme. Meistens denkt man ja immer, dass so etwas immer nur anderen geschieht und/oder dass das nur ein Film sein kann - nein - bei mir ist es absolut real und echt.

Zitat von Phönixa:
Dass die Scheidung den ganzen Bodensatz nochmal aufwühlt, liest man ja immer wieder (und will es nicht wahrhaben).


Es ist ja nun auch meine 2. Scheidung. Die erste liegt schon gut 30 Jahre zurück. Kann mich also nicht mehr daran erinnern, wie es mir damals ging. Na gut - ich muss da jetzt wohl durch - nützt ja nix.

Zitat von Phönixa:
Ich wünsche dir, dass du kraftstrotzend in die Scheidung gehst, das Leben danach wieder bunt und voll für dich ist - und du die Fähigkeit zu vertrauen wiedergewinnst (kann klappen, haben ich mir grad sagen lassen;-))


Na - ich hatte ja quasi schon einen Probetermin (da ist ja die Richterin plötzlich erkrankt) - ich war dort, hatte 2 Freundinnen zur Unterstützung mit, war einen Tag vorher beim Frisör, andere Haarfarbe, gut angezogen und hoch erhobenen Hauptes bin ich an ihm vorbeigegangen, als ob er ein total Fremder war (naja - irgendwie ist er das ja auch, denn ich kenne diesen Mann nicht mehr, mit dem ich so viele Jahre verbracht habe.

Aber dennoch - wenn ich an den Anfang zurückdenke und dann sehe, wie es mir heute geht, kann ich sagen deutlich besser, auch wenn immer noch mal wieder Tage und/oder Momente dabei sind, die mich runterziehen - aber nicht mehr so arg, wie vor wenigen Wochen noch. Und nach der SCheidung denke ich, wird es nochmals deutlich besser werden.

Ach ja - Kinder haben wir Gott sei DAnk keine. Aber leider arbeitet und wohnt er in den benachbarten STadtteilen, so dass es nicht auszuschließen ist, dass wir uns irgendwann mal über den Weg laufen. Aber auch dann werde ich genauso wie Luft behandeln und ignorieren, wie ich das beim Gerichtstermin gemacht habe.

Das wünsche ich dir auch so, dass du spürbar diese Veränderungen auch wahrnehmen und vor allem für dich annehmen kannst.

02.07.2012 15:21 • #4




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