Erst einmal: Allein zu sein, ist ein Zustand. Einsamkeit ein Gefühl.
Genau dort liegt der Hauptunterschied zwischen “Fluch” und “Segen”.
Du kannst dich in mitten von hunderten Leuten einsam fühlen. Es ist letztlich vollkommen egal, was um dich herum passiert – Einsamkeit ist ein Gefühl, dass in dir entsteht und lebt. Ein sehr negatives Gefühl, dass wohl jeder kennt.
Einsamkeit beschreibt den Zustand, sich innerlich abgeschottet zu fühlen. Eine negative Situation, in der wir uns keinem unserer Mitmenschen wirklich nah fühlen. Uns fehlt die Bindung zu Menschen, um mit ihnen unsere Erlebnisse, Gedanken und Gefühle teilen zu können.
Ich selbst habe dieses Gefühl zum Beispiel in letzter Zeit bemerkt, als ich mich im Zuge meines Weges in den Minimalismus dazu entschieden habe, Facebook für private Zwecke nicht mehr zu nutzen. (Sicherlich gibt es da deutlich “schlimmere” Beispiele, ich möchte dir aber vor allem aber ein Beispiel aus dem Minimalismus geben.)
Auf einmal fehlte dieser ständige soziale Bezug, den Facebook mir – um einmal ganz ehrlich zu sprechen – vorgegaukelt hat. Ich möchte jetzt hier aber nicht darüber reden was genau Facebook mir und vielleicht auch dir gibt oder eben nicht.
Denn ganz egal wie oberflächlich und kurzatmig die Beziehungen und Unterhaltungen im Internet für mich gewesen sein mögen, so gaben sie mir doch das Gefühl, zu jeder Zeit sozial involviert zu sein – sozial zu interagieren. Als ich das soziale Netzwerk dann verlassen habe, fehlte es mir in der Anfangszeit natürlich, denn durch diese Entscheidung habe ich die Bindung zu manchen Menschen unterbrochen.
Heute ist das anders. Mein “Ausstieg” liegt mittlerweile etwa einen Monat zurück. Mein Leben hat sich weiterentwickelt. So auch mein soziales Leben. Anstatt weiter Tag für Tag vor dem PC zu sitzen um mit Anderen zu interagieren, treffe ich mich lieber direkt mit den Leuten. Oder zumindest rufe ich an. Jede Art der persönlichen Kommunikation ist mir am liebsten. Und die verbleibende Zeit nutze ich, um mein Leben weiterzuentwickeln. Und da gibt es für mich nichts besseres als:
Das Alleinsein.
Nur in ruhigem Wasser spiegeln sich Dinge klar. Nur in einem ruhigen Geist findet sich ein klares Spiegelbild des Ichs und des Lebens.
-Hans Margolius
Alleinsein bedeutet für mich, mich absichtlich abzuschotten. Mich aus freien Stücken dazu zu entscheiden, Zeit ausschließlich mit mir zu verbringen. Wieso das etwas so positives ist? Nun:
Früher hatte ich davor regelrecht Angst. Ich brauchte Leute um mich herum, wollte mich gebraucht und irgendwo natürlich auch gemocht fühlen. Um mein Leben, meine Ziele und Taten zu reflektieren, achtete ich auf die Reaktionen Anderer.
Aus Diesen zog ich dann Anerkennung, Lob und Kritik.
Bestimmt weißt du, was ich damit meine.
Doch im Laufe meiner Reise in den Minimalismus, habe ich mich verändert.
Schon länger waren da diese Fragen in mir: Wer bist du? Was kannst du? Was willst du? usw.
Doch egal wo ich danach suchte, ob in meiner Wohnung, meinem Umfeld, meiner Beziehung – ich fand keine wirkliche Antwort darauf.
Letztlich blieb mir dann eigentlich nur noch ein Weg:
Der Weg zu mir selbst. In mein Innerstes.
Und so fand ich dann heraus, was ich wirklich möchte. Ich hörte meinen Gedanken zu, ohne zu beurteilen oder zu bewerten. Ich verfolgte einfach jeden Gedanken. Nahm mir Zeit. Und erreichte irgendwann den Punkt, an dem mein Kopf leer war.
Eine positive Leere. Denn wenn dein Kopf ruhig ist, dann erkennst du am besten, was in dir steckt. Du kannst ganz klar erkennen, wer du unter der Oberfläche bist. Du bist tiefgründig ehrlich zu dir selbst.
Seither ist das Alleinsein praktisch eine Art “Ritual” geworden. Einmal wöchentlich nehme ich mir Zeit zu reflektieren.
Das kann immer unterschiedlich aussehen. Wichtig ist nur, sich auf sich selbst zu konzentrieren – voll und ganz.
Wenn du also auch diese Fragen im Kopf hast, dich vielleicht einsam fühlst – oder ganz einfach einen klaren Kopf haben möchtest, um dein Leben zu reflektieren und es auf deine Ziele auszurichten – dann gib dem Ganzen eine Chance.
Nimm dir ein wenig Zeit, dich kennenzulernen. Wenn du möchtest, nimm ein Bad. Trinke eine Kanne deines Lieblings-Kaffees oder Tees, höre deine Lieblings-CD, beruhige dich und deinen Kopf durch Meditation oder Yoga. Ganz egal, was du favorisierst um erst einmal “abzuschalten” – tu es!
Genieß den Augenblick, die Ruhe fang an dir selbst zuzuhören. Lern dich kennen, finde heraus, was du wirklich willst. Richte, wenn möglich, dein Leben (zumindest zu einem Teil) danach aus. Und dann genieß es! Genieß dich und dein Leben!
Und du wirst sehen: Wenn du Allein sein kannst, weißt wer du bist und was du willst – wird dein Sozialleben positiv beeinflusst!
Deshalb mag Alleinsein aussehen wie Einsamkeit. Letztlich ist das Alleinsein aber der Schlüssel hinaus aus der Einsamkeit! Nutze die Zeit mit dir, um dein bestes Ich zu finden und es ans Licht zu bringen. Und dann genieß es, allen Anderen zu zeigen, wer du wirklich bist.
10.05.2013 23:07 •
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