2910

Wie geht es euch mittlerweile?

F
Tag 38:
Bin geheilt!

18.08.2012 17:48 • #1366


M
3 Monate nach dem Super-Gau, 2 Monate nach dem letzten Lebenszeichen von ihm, 1 Monat, nachdem ich die Hoffnung aufgegeben habe:

Es geht mir gut. Ich tue Dinge, die ich nicht mehr als Ablenkung empfinde, sondern als etwas Gutes für mich. Ich tue sie, weil ich sie tun möchte und kann. Mein Alltag läuft wieder nahezu reibungslos. Ich verstehe mich gut mit mir selbst und habe kein Bedürfnis mehr, ihm zu schreiben, weil ich weiß, dass ich alles gesagt habe, was ich sagen wollte und konnte.

Die Gedanken an unsere Beziehung und die Trennung besuchen mich noch jeden oder jeden zweiten Tag, aber es tut nicht mehr richtig weh, macht nur noch ein bisschen traurig an Abenden und Wochenenden, an denen ich viel Zeit habe und innerlich unruhig bin. Lediglich die Fassungslosigkeit bleibt, wenn auch nicht mehr so stark wie zu Beginn.
Ich habe akzeptiert, dass sich unsere Wege getrennt haben und ich beginne, auch die guten Seiten des Ganzen (sowohl der Beziehung als auch der Trennung) zu erkennen. In meinem Kopf ist angekommen, dass ich mit ihm nicht mehr zusammensein kann, dass es vielleicht sogar gut so ist. Mein Herz hat sich beruhigt und macht Schritte in dieselbe Richtung.

Ich finde mich wieder, weil ich Abstand von ihm habe und mich irgendwann wieder zufrieden und glücklich wissen möchte. Ich möchte nicht stehenbleiben, sondern diese furchtbaren letzten Wochen und Monate als solche annehmen, aber nun auch nach vorne oder zumindest auf das Hier und Jetzt sehen.
Ich möchte loslassen, um wieder durchatmen zu können und ich möchte meinen Weg erstmal alleine gehen, weil der alte Weg sich einsam anfühlt, da der andere nicht mehr mitgehen möchte und ich für einen neuen zu zweit noch nicht bereit bin.

So komisch sich das auch anhört, aber ich bin froh, dass ich wieder halbwegs bei mir bin, mit all den guten und schlechten Gefühlen, aber ohne mich verzweifelt an etwas zu klammern, was mir weh tut. Und ich bin froh, dass ich nicht liegengeblieben bin, sondern irgendwie versucht habe, mich aufzupäppeln und klarzukommen.
Das war eine gute Entscheidung.

18.08.2012 18:17 • #1367


A


Wie geht es euch mittlerweile?

x 3


B
Zitat von Dieter56:
Irgendwie ist es ganz komisch.
Ich bin fast dauernd unterwegs, habe viel Ablenkung, habe Hobbys und meine Vereine, am Samstag geht es für ein paar Tage mit 60 Leuten, darunter viele Freunde und Bekannte, nach Paris.
Mir geht es viel, viel besser wie vor Wochen und ich denke gar nicht mehr oft an sie.
Aber je schöner das Wetter ist, um so leerer fühle ich mich. Sitze gerade bei Freunden im Garten, bin entspannt, aber etwas ist anders, so ganz anders gegenüber der Zeit vor ihr. Und auf Paris freue ich mich auch nicht so richtig. Irgendwie habe ich total an Kraft und Energie verloren, obwohl alles so ist, dass ich mich viel besser fühlen könnte.


komischerweise geht es mir auch besonders grade an schönen sommertagen so, dass ich ihn vermisse und so gerne etwas mit ihm unternehmen würde...warum issen das so verdammt.

18.08.2012 18:29 • #1368


R
ich freue mich schon auf den tag, an dem ich das auch sagen kann @MaraLou

18.08.2012 18:30 • #1369


B
hey maralou, schön dich mal wieder zu lesen
freut mich sehr, dass es dir gut geht. ich kann mich dir anschließen. es ist wirklich besser geworden...ich folge dir auf deinem weg

18.08.2012 18:31 • #1370


M
Wie schön, belle! Ich erinnere mich, dass wir vor kurzem beide noch ziemlich zerstört waren. Umso schöner, dass wir es irgendwie hinkriegen, uns Stück für Stück wieder zusammenzusetzen.

Ronja, das braucht einfach seine Zeit und damit meine ich nicht Wochen oder Monate, sondern die ganz persönliche Zeit, denn bei jedem heilen die Wunden unterschiedlich schnell und während der eine schon den Mut hat, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen, muss der andere erst noch ein bisschen Mut schöpfen, um den ersten Schritt tun zu können.
Man darf aber nicht nur warten, denn dann passiert nur ganz wenig ganz langsam. Besser ist es, alle Gefühle und ihre Schwankungen mitzunehmen, aber gleichzeitig auch zu versuchen, aktiv etwas an seiner Situation zu verändern. Das ist nicht leicht, aber irgendwie funktioniert es, wenn man es nach und nach in seinem persönlichen Tempo angeht.

18.08.2012 18:40 • x 1 #1371


K
Mara Lou,
Deine Beitraege lese ich auch immer gern. Du triffst es genau auf den Punkt und bist immer motivierend!
Danke!

18.08.2012 19:02 • #1372


L
Mara Lou- ich beneide dich so sehr! Bei mir sind auch schon 5 Monate vergangen u. trotzdem bin ich noch ein Häufchen Elend....
Wie hast du das nur geschafft, wieder so eine gefestigte Persönlichkeit zu werden?
Ich bin für alle Tipps dankbar!

18.08.2012 19:37 • #1373


E
So, ich geb mir jetzt die Kante - muss auch mal sein. Habe ihn heute wieder gesehen, ihn wieder genervt, kann einfach nicht anders, wenn ich ihn sehe...
Der Tag war schön und entspannend bis ich ihn getroffen habe. Wollte es vermeiden, aber er hat es mir unmöglich gemacht. Dann wirft er mir wieder Krümelchen hin, mit denen ich im Endeffekt nicht wirklich viel anfangen kann...
Seine Aussage (Grund zur Trennung): Wir haben uns eben einfach auseinander gelebt!
Ja klar, schwierige Zeiten in einer Ehe müssen nicht durchstanden werden und gekämpft werden muss auch nicht! Nein, die Liebe kann auch einfach so gehen. Warum sollten 10/11 oder 12 Jahre wichtig sein und ein kleines Kind?
Kann nicht mehr... hier stehen noch ein Paar Flaschen Wein rum, seit ewigen Zeiten... naja, die kann man ja auch mal öffnen...
Gott sei Dank ist mein Kleiner nicht da, hat ja Papa-WE!
Alles gut, das hat der Wein gemacht...

18.08.2012 20:07 • #1374


M
Das hier wird länger, doch weil die Frage aufkam, möchte ich noch mal zusammenfassen, was mich an meinem jetzigen Punkt ankommen ließ.

Es ist wirklich schwer, das konkret zu beschreiben. Ich suche schon die ganze Zeit nach Tipps, die ich hier weitergeben kann, aber eigentlich finde ich keine konkreten, weil es eine schleichende Entwicklung war.
Es gibt viele Dinge, die mir geholfen haben, aber es gibt bestimmt auch ein paar Voraussetzungen, die ich mitgebracht habe.

Eine dieser Voraussetzungen ist das Vertrauen in mich selbst. Ich rede nicht von Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl, davon habe ich nicht immer so viel, aber vom Glauben an sich selbst und dass man vielleicht mehr kann, als man annimmt.
In manchen Momenten war ich wirklich extrem verzweifelt, sodass ich nicht mehr ein noch aus wusste. Ich war so kaputt, dass ich richtig Angst davor bekam, nicht mehr weitermachen zu können, weil ich keine Kraft hatte und nicht wusste, wie alles weitergehen soll. Alles war einfach nur extrem anstrengend!
Aber zwischen diesen Momenten hatte ich immer den Glauben daran, dass irgendwann alles wieder seine Ordnung finden wird und ich das schaffen kann. Ich wusste nicht wie und auch nicht wann, aber ich habe fest daran geglaubt, _dass_ ich es schaffen kann, weil ich bereits aus vergangenen Erfahrungen gelernt hatte, dass ich mich irgendwie durchboxe. Egal wie schlimm etwas ist, ich mache weiter und irgendwann wird es auch wieder besser sein. So war es schon oft, warum sollte es diesmal anders sein?
Das hat mich nicht aufgeben lassen, auch wenn ich streckenweise einfach nur funktioniert habe und extrem teilnahmslos war, was die Außenwelt betrifft.

Neben der Verzweiflung gab es einen Punkt, an dem ich das Gefühl hatte, meinen Job aufs Spiel zu setzen. Ich war oft krank oder habe mich krank gefühlt, kam manchmal gar nicht erst aus dem Bett und habe vieles schleifen lassen. Alles tat weh, alles außer meiner Traurigkeit wurde egal.
Irgendwann häuften sich die Fehlzeiten, sodass ich selbst merkte: Sch..., wenn du so weitermachst, hast du bald nichts mehr außer einem Haufen Ärger! Ist es das wert? Lohnt es sich wirklich, dass ich mich verkrieche, um ihm und unserer Zeit uneingeschränkt hinterherzuweinen, sodass ich am Ende ohne alles dastehe?

Meine Antwort lautete nein. Also habe ich mich an offizieller Stelle erklärt und entschuldigt und das Versprechen abgelegt, dass es sich um eine Ausnahmesituation handelt und ich fortan wieder voll da bin. (Das hätte ich nicht tun müssen, aber ich wollte es, so unangenehm mir das auch war.)
Da ich so ein Versprechen nicht brechen möchte, war ich fortan gezwungen mich zusammenzureißen und das habe ich getan.

Glücklicherweise hat mir das sehr geholfen, weil ich dadurch nicht nur einen regelmäßigen Tagesablauf hatte (Verkriechen und Isolation/Abschottung sind Gift für die Gedanken, so sehr man sich auch danach sehnt), sondern mich mehr mit meinen Kollegen beschäftigt habe. Unser Kontakt ist in den letzten Wochen viel besser geworden, weil ich offener auf sie zugehe. Dadurch macht die Arbeit mehr Spaß und ich fühle mich dort wieder wohl. Ich übernehme mehr Dienste und es macht mich stolz, dass ich mein Versprechen halten konnte.
Zudem bin ich tagsüber gut beschäftigt, habe aber abends noch genug Zeit, mir Gedanken zu machen.

Allein dieses Aufraffen hat mir gezeigt, dass ich es kann und dass da irgendwo noch Kräfte in mir sind, von denen ich vorher nichts ahnte.
Und ich habe dadurch noch etwas erkannt: Als ich mich so eigeigelt habe und nur an ihn und uns dachte, habe ich nichts von der Welt mitbekommen. Ich habe mich ständig im Kreis gedreht und war verschlossen, von morgens bis abends traurig und wütend und verletzt.

Seit ich mich jedoch ein wenig für anderes öffne, sehe ich auch wieder Chancen. Meine Welt ist jetzt nicht rosarot und wie gesagt denke ich immer noch ab und zu an uns und die Enttäuschung sitzt immer noch tief, aber ich weiß jetzt auch das Kleine wieder mehr zu schätzen, weil ich das Große nicht erwarten kann.

Mein Blickwinkel hat sich verändert.
Werde ich jemals wieder eine so schöne Partnerschaft haben? Keine Ahnung! Warum sollte ich mich jetzt zusätzlich mit diesem Gedanken quälen, wenn ich gar nicht wissen kann, was irgendwann sein wird und wem ich im Leben noch begegne? Ich habe die eine Beziehung gerade frisch hinter mir, also ist jetzt definitiv nicht die Zeit, um mir bereits über eine neue Gedanken zu machen!
Wie lerne ich bloß schnell neue Leute kennen? Muss ich das denn sofort? Ist es nicht vielleicht gut, wenn ich erstmal auf mich selbst schaue, die Wunden heilen lasse und mein Leben ordne? Ist es nicht erstmal schön, dass ich täglich auf der Arbeit Menschen begegne, mich kurz mit ihnen unterhalte und die Begegnungen so nehme, wie sie kommen? Ist es nicht sogar sinnvoll, das Alleinsein wieder zu lernen, um mit mir selbst ins Reine zu kommen und Dinge auszuprobieren, die mir Spaß machen könnten?

Anbei: Obwohl ich nicht suche, sondern einfach nur offen bin und die Dinge laufen lasse, bekomme ich trotzdem Einladungen zu Unternehmungen. Nicht viele und auch nicht jedes Wochenende, aber mal schlägt eine lockere Bekannte etwas vor, mal eine Kollegin, mal die Familie und jeder dieser seltenen Vorschläge macht mich glücklich, weil sie mir zeigen, dass da jemand an mich denkt und mich in seine Planung einbezieht.

Was mir außerdem sehr geholfen hat:
- eine spontane Reise
- Musik und die Suche nach persönlichen Neuentdeckungen
- der Kontaktabbruch, obwohl er mir wochenlang sehr zu schaffen machte
- Romane über Trennungen
- Geschenke an mich selbst (Blumen, Auszeiten, Klamotten, ein leckeres Essen...)
- Bewegung, obwohl ich mich träge fühlte
- dass ich mir auch die schlechten Aspekte der Beziehung in Erinnerung rief
- die Frage, ob ich in der Beziehung wirklich so glücklich war, wie ich danach glaubte und die ehrliche Antwort darauf
- Tagebuch schreiben und mich hier darüber austauschen, aber auch einfach mal abschalten und gar nicht über das Thema reden
- andere (fremde) Menschen einfach mal anlächeln und schauen, was passiert (nahezu alle lächelten zurück!)
- mir zu sagen: Es ist jetzt so. Du kannst weiterhin weinen und jammern oder du tust irgendwas, was dir gut tut. Während ersteres dich zu nichts führt außer lähmender Traurigkeit, bietet dir letzteres die Möglichkeit, wieder Freude zu empfinden und sei es nur für den Moment.
- einzusehen, dass er nicht zurückkommt und ich mein Leben (erstmal) alleine auf die Reihe kriegen muss
- in diesem Alleine auch etwas Positives sehen, indem ich tun und lassen kann, was und wann ich es möchte
- zu verstehen, dass kein Zustand unendlich ist - weder die Freude, noch die Trauer - und doch wird beides immer wiederkommen, so wie es bisher in meinem Leben immer wieder kam. Ich muss keine Angst haben. Es wird nicht immer so schlimm bleiben, wenn ich versuche etwas zu verändern, denn Veränderung ist nicht nur schmerzhaft, sondern immer auch eine Chance.
Und diese Chance nutze ich. Zuerst aus der Not heraus und jetzt weil ich es möchte und Gefallen daran finde, dass noch so vieles vor mir liegt, von dem ich noch nichts weiß. Es möchte nur entdeckt werden.

18.08.2012 20:32 • x 2 #1375


R
danke @MaraLou für deine netten worte. ich glaub, ich hab mein persönliches tempo noch nicht gefunden in dieser sache. der kerl ist mir einfach noch zu nahe, obwohl ich ihn seit 6 wochen nicht mehr gesehen hab (wir waren 3 jahre zusammen). ich fühl mich immer noch, als wäre etwas aus mir herausgerissen worden. aber ich schaff das, das weiss ich, weil ich ne starke frau bin

18.08.2012 20:47 • #1376


K
Absolut der richtige Ansatz, den verfolge ich auch. Im Kopf bin ich vollkommen klar und sehe, dass es ein zweckloses Unterfangen ist meine Frau zur Umkehr zu bewegen.

Sie ist halt frisch verliebt und geht kompromisslos ihren Weg, ohne an unseren 10jährigen Sohn und das Fundament einer 14jährigen Ehe zu denken. Wir haben eine schöne Ehe geführt, die am Ende an ihren schweren Depressionen gescheitert ist. Ich kenne alle Gründe für die Trennung und kann sie sogar nachvollziehen. Nur das Herz schreit Nein.

Aber du hast vollkommen recht. Aufstehen und Strukturen aufbauen, die in ein neues Leben führen. Danke für Deinen Text.

18.08.2012 20:50 • #1377


M
Genau so, Ronja! Das meinte ich mit dem Vertrauen in sich selbst.
Man ist nicht unverwundbar, ganz und gar nicht, aber irgendwo in einem drin ist noch der Glaube an die eigene Stärke und dieser Funken hilft dabei, nicht einfach liegen zu bleiben.

18.08.2012 20:55 • #1378


K
Ich tue mir schwer, weil ich gerade dabei war mir ein Leben mit ihm in den USA aufzubauen . Nun muss ich alles noch mal von vorne anfangen hier in Europa, einen neuen Job finden, neue Freunde finden, eine neue Wohnung,.. nur die Motivation (ein gemeinsames Leben) fehlt nun natuerlich.
Ich glaube es ist so wie Mara Lou es sagt, anfangs muss man erst mal nur funktionieren, dann ist man stolz wenn man etwas alleine auf die Reihe gebracht hat, und von da an gehts aufwaerts.
Daran glaub ich ganz fest und versuche es umzusetzen.

Ausserdem: Sich mit jemand ein Leben aufzubauen, mit dem es einfach nicht passt (und auch wenn vielleicht nur er das so sieht), macht auf die Dauer nur ungluecklich. Wenn ich loslassen kann, habe ich die Chance jemanden zu finden, mit dem das Glueck dann fuer beide vollkommen ist.

18.08.2012 21:02 • #1379


M
@koala

Das mit den Strukturen hast du sehr gut auf den Punkt gebracht.
Mein Verstand funktionierte übrigens auch verhältnismäßig schnell wieder, doch die Gefühle machten mir sehr zu schaffen. Ja, das Herz wehrt sich noch lange und tut auch noch lange Zeit danach weh. Doch irgendwann wird es ruhiger und öffnet ein kleines Türchen für neue schöne Momente. In meinem Fall sind das keine, die mit einer neuen partnerschaftlichen Liebe zu tun haben, aber der Liebe zu mir selbst und der Zuneigung und Sympathie für andere Menschen.
Im Moment hat es wohl ein lachendes und ein weinendes Auge.

18.08.2012 21:07 • #1380


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag