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Wie finde ich mich?

H
Hallo,

hier im Forum habe ich festgestellt, dass die meisten nach einem Verlust dieses Gefühl kennen, dass die Farben fehlen, dass alles sinnleer zu sein scheint.

Ich frage mich, wie findet man wieder zu den Farben und dem Sinn?

In meiner Situation ist es so, dass ich nicht mehr die sein will, die ich vor ihm war. Die Zeit mit ihm hat mich sehr verändert, positiv wie ich finde. Ich habe neue Interessen, neuen Mut (ich mache nicht mehr halt, wenn ich an Grenzen stoße, sondern gehe einen Schritt weiter; bin wagemutiger,neugieriger; ich hab keine Flugangst mehr... um nur ein paar Beispiele zu nennen).

Aber ich kenne mich so noch nicht... jetzt wo er weg ist fehlt der Orientierungspunkt (schwer zu beschreiben was ich meine ).
Ich fange einen neuen Lebensabschnitt an, alles ist anders, nichts mehr vertraut...

Wie lerne ich mich neu kennen? Wie gebe ich mir selbst dabei den Halt, den er mir gegeben hat, einfach weil er in meiner Welt war (konkret getan hat er nichts, nicht dass das so ankommt, es ist also auch nicht ersetzbar durch andere)?

Es ist ein schreckliches Gefühl sich selbst fremd zu sein... und ich weiß nicht, wie ich das ändern kann... denn es spielen auch noch diese Gefühle der Leere und Farblosigkeit eine große Rolle...

Ich sehe den Weg vor mir nicht... da fehlt auch ein Ziel... Und ich habe Angst, weil ich nicht weiß wer, wo, was ich bin, wo ich hin will/ soll...

Aber ich möchte stark sein, mich selbst lieben, zufrieden und glücklich sein, mein Leben genießen, egal ob mit oder ohne Partner... ich möchte mir selbst wieder etwas wert sein.

Wie habt ihr das geschafft? Oder wie versucht ihr das?

23.09.2014 19:49 • #1


G
Die Reise, die dich zu dir führt, sollte der erste Wegpunkt sein, der dann als Zwischenziel vor dir, so gelingt es mir aktuell die Freizeit als nicht leer zu empfinden. Den klassischen Reiseführer aus der Reihe: Die Reise ins ich habe ich zwar acuh noch nicht gefunden, aberauch hier kann man den großen Schritt in Richtung Selbstfindung in kleine Schritte mit Zwischenzielen aufteilen.
Nun gehört zur Selbstfindung auch ein Stückchen Selbstanalyse, die ich hier nicht leisten kann, zu der du aber selbst imstande sein solltest. Wo liegen deine Prioritäten für die Zukunft? Welche Werte sind dir wichtig? Erfahre etwas über deine Ansprüche ans Leben, zum Beispiel mit Blick auf erreichbare Lebensqualität; deine Ansprüche an dich selbst, zum Beispiel menschlich oder beruflich; deine Ansprüche an Alltag und Highlights. Wer auf dieser Reise in der Lage ist, an sich selbst Kritik zu üben, Träume von Zielen zu separieren quasi ehrlich zu sich selbst zu sein, der kann sich finden und dabei eine Menge über sich lernen. Unter Umständen nähert man sich auf diesem Weg seinem Ich viel mehr als man es zuvor je geschafft. Wenn dir dieser Weg in einem Aspekt glückt, kannst du ihn in alle Richtungen gehen, weil du quasi laufen gelernt hast!
Ich sehe dich da in einer guten Ausgangslage, denn wenn die angeführten Beispiele positiver Veränderungen ehrlicher Natur sind, hast du dich in Teilen bereits erkannt und kannst schon Krabbeln.

Sinn oder Farbe wieder zu entdecken gelingt mir am Besten mit Hilfe der Dinge, die mich schon vor einer Beziehung im Leben faszinieren konnten, dabei kann es aber seine Zeit dauern, bis man sie wieder erkennt, dann muss die Zeit und die Selbstfindung noch helfen, Wunden zu heilen. Beispiele für farbenfrohe und sinnfüllende Dinge können nachfolgende sein:
Babys und kleine Kinder können, wenn man nicht anfängt wehmütig zu werden, so nach dem Motto werde nun selbst nie Kinder haben, einem sehr simpel Freude und Farbe spendieren.
Ein schöner Sonnenuntergang, der schon an sich ein schönes Farbenspiel bietet, ist weiterhin schön - auch allein!
Sonnenschein ist ein Herzöffner, einfach nur die Seele in ihrer Wärme baumeln zu lassen, spendet Trost und Wohlbefinden, also noch die goldenen Tage Im Herbst nutzen.
Freunde sind mir dabei auch sehr wichtig, nicht um ihnen mein Leid zu klagen, sondern um sich fallen zu lassen, sich Jux und Dollerei hinzugeben, über den Wahnsinn des Alltags zu lachen und auch in unabhängigen Gedanken an schöne Tage der Vergangenheit zu schwelgen.

Ich drücke die Daumen, dass sich dir ein Weg offenbart.

23.09.2014 20:26 • #2


A


Wie finde ich mich?

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K
Ist doch gut, wenn du dich entwickelt hast und wenn die Entwicklung zu deiner Zufriedenheit ist, brauchst du dir doch gar nicht so Gedanken zu machen. Orientierung (ohne ihn) und Halt könntest du vllt. finden, indem du dir einen Plan machst, einen ungefähren Ablaufplan für einen Tag oder eine Woche, da könntest du Sport an bestimmten Tagen einbauen oder was anderes, was dir Freude macht. Ein Tag/ Woche ist ja an sich schon getaktet durch Anforderungen von der Arbeit, Schule, Uni etc. Das Gefühl, das da jemand fehlt, der Teil der eigenen Struktur war, ist normal, man hatte ja quasi eine gemeinsame Struktur, dies vergeht aber, man gewöhnt sich dran, gib dir nur selber was Zeit. Irgendwann ist es nicht mehr Teil deiner Realität, sondern Vergangenheit, es war einmal...., man darf da nur nicht dran haften bleiben sondern sich immer wieder selber vergegenwärtigen, Vergangenheit ist vergangen.....
LG von K.

23.09.2014 20:29 • #3


A
Zitat von Haltlos:
Wie lerne ich mich neu kennen? Wie gebe ich mir selbst dabei den Halt, den er mir gegeben hat, einfach weil er in meiner Welt war (konkret getan hat er nichts, nicht dass das so ankommt, es ist also auch nicht ersetzbar durch andere)?

Ich sehe den Weg vor mir nicht... da fehlt auch ein Ziel... Und ich habe Angst, weil ich nicht weiß wer, wo, was ich bin, wo ich hin will/ soll...

Aber ich möchte stark sein, mich selbst lieben, zufrieden und glücklich sein, mein Leben genießen, egal ob mit oder ohne Partner... ich möchte mir selbst wieder etwas wert sein.

Wie habt ihr das geschafft? Oder wie versucht ihr das?
du kannst dich selbst erfahren indem du lernst dir selbst-bewusst zu werden. bei mir fing es damit in die stille zu gehen, ich war es über den langen weg der meditation angegangen, aber es gibt heute kürzere wege um dahinzukommen. es geht um gedankenstille, denn ohne gedanken spürst du dich selbst und bist frei von alten dogmen und alten kleidern, die du mal anziehen musstest. deine intuition verstärkt sich und kann dein innerer führer werden, sofern du dich darauf einlassen kannst.

alles, was du willst, fängt immer bei dir selbst an. die hunalebensphilosophie arbeitet viel mit dem inneren kind(=unbewussten) und versucht es zu befreien, kann helfen alte, schädigende glaubenssätze aufzuspüren und umzuwandeln.
es gibt viele möglichkeiten sich selbst zu entdecken, jeder muss das passende für sich finden, denn viele wege führen nach rom...

du schreibst, dass du ohne ziel/e bist, ich lese aber vieles, was du selbst willst - nehme dich selbst als ziel!

alles gute !

23.09.2014 21:50 • #4


H
Vielen Dank für eure Antworten!
Und so naheliegend: mein erstes Ziel im Leben wird nun heißen: Mich selbst kennenzulernen...

Erstaunlich, manchmal helfen ein paar liebe Worte und gute Ratschläge und alles erscheint ganz einfach...
Dieses kleine Ziel gibt mir schon wieder ein bißchen das Gefühl von Orientierung, denn ich habe was vor, habe einen ersten Plan

Ich hoffe es gelingt mir... denn das was vorher war, das bin ich nicht mehr... Ich hatte immer eine unbestimmte Sehnsucht empfunden... dass ich ihn kennengelernt habe, hat dazu geführt, dass ich mir dessen mehr bewusst geworden bin... und jetzt gehe ich auf die Suche, was konkret mir immer gefehlt hat...

Danke nochmal für eure Worte! Sie haben den Nebel zumindest soweit gelichtet, dass ich wieder etwas erkennen/ erahnen kann...

24.09.2014 09:16 • #5


S
Liebe Haltlos,

Zitat:
Wie lerne ich mich neu kennen? Wie gebe ich mir selbst dabei den Halt, den er mir gegeben hat, einfach weil er in meiner Welt war (konkret getan hat er nichts, nicht dass das so ankommt, es ist also auch nicht ersetzbar durch andere)?


Meine Vorredner haben schon gute Tipps gegeben und mir fällt dazu auch noch etwas ein. Zum einen ist es ganz normal, dass Du Dich nach einer Trennug etwas haltlos fühlst, es fühlt quasi die emotionale Heimat. Man lebt sein Leben und hat in einem Partner eine Art emotionalen Fixpunkt. Klingt etwas blöd aber ich hoffe, Du weißt was ich meine. Wenn der Partner nun weg ist, fehlt natürlich erstmal etwas.
Es ist genau wie der Übergang vom Elternhaus ins eigene Leben. Man zieht aus und es mag zunächst ungewohnt sein, nicht mehr die typischen Tagesabläufe zu haben...Also alles ganz normal.

Ich finde Alenas Meditationsvorschlag gut, man kann durch Meditation und andere Übungen lernen, sich selbst zu spüren und das ist ein wunderbarer Ausgangspunkt, um seinen Interessen, alllgemein, seiner Lust auf Dinge näher zu kommen.
Allerdings lernt man sich meines Erachtens nicht nur durch Innenschau neu kennen. Man entwickelt sich, indem man Dinge tut, lernt, vervollkommnet. Stelle Dir die innere Entwicklung wie einen Muskel vor. Wenn Du nur meditierst (Alena, ich weiß, dass Du nicht dazu rätst nur zu meditieren ), dann bleibt der Muskel schlapp . Wenn Du beispielsweise Klavier spielen lernen willst oder einen Beruf anstrebst, dann musst Du Dich ausprobieren. Die Lust, auch das Ziel kommt oft erst mit dem Tun. Im Vorhinein kann man oft nicht wissen, was man will (gibts auch, ist aber selten). Du kannst Dir eine Liste mit Dingen machen, die Dich interessieren, alltägliches und wesentliches. Erstmal ohne Zensur, heißt, ohne die Eingriffe des inneren Zensors, der oft sagt Geht nicht! und dann machst Du einiges davon mal eine Zeitlang und fängst entweder Feuer oder nicht. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche ist sehr wichtig aber unsere Seele braucht auch etwas in die sie sich hineinbegibt, so wie sich Deine Seele vielleicht zuvor in die Beziehung hinein begab

Es ist schwer, etwas für die Zukunft zu planen wenn man noch auf Start steht. Du konntest sicherlich auch nicht vor der Beziehung zu Deinem Ex wissen, dass durch diese Beziehung Deine Flugangst verschwindet. Einfach irgendwo beginnen, sich einer Sache hingeben und vertrauen...Dann entwickeln sich die Ziele. Sagen wir mal, Du beginnst bei der Meditation, machst vielleicht noch Yoga...Eigentlich nur, um Dir selbst auf die Schliche zu kommen...Dann merkst Du, dass Dich das Thema fasziniert...Und Du bekommst die Idee, Yogalehrerin zu werden Oder Du lernst in einer Meditationsgruppe eine Frau kennen, die gerne wandert und Dich einlädt, mal mitzukommen...Bei dieser Wanderung entdeckst Du Dein Interesse an Botanik oder daran, Käfer zu fotografieren Und so weiter und so fort. Nur ein Beispiel, wie es funktioniert. Planung ist schwierig. Daher ist es wenig ratsam, jetzt panisch umher zu rennen und ein Lebensziel finden zu wollen. Das beste ist neugierig zu sein, vertrauen zu haben, dass sich alles fügen wird und tätig zu bleiben.

Es gibt ein sehr liebevoll geschriebenes Buch zum Thema:

Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will von Barbara Sher.

Im Beck Verlag kannst Du Dir eine Leseprobe runterladen.

Barbara Sher ist eine sehr erfahrene Coacherin, die alle möglichen Bereiche des Ich weiß nicht, was ich will beleuchtet wie z.B. innere Blockaden, sich nichts zutrauen, Faulheit, innere Verbote, innere negative Glaubenssätze wie Das kann ich eh nicht usw. Und gibt für jedes Thema einen konkreten Handlungsvorschlag. Sehr tiefsinnig und Mut machend. Und so wie ich Dich hier lese, denke ich, dass Du auf einem sehr gutem Weg bist. Du hast eine gute Einstellung

Zitat:
Wie habt ihr das geschafft? Oder wie versucht ihr das?


Ich stand nach einer Trennung an dem gleichen Punkt wie Du heute. Es ist Jahre her, ich war orientierungslos, ziellos. Ich suchte nach Zielen und fand sie nicht. Dann las ich Shers Buch, die genau das beschreibt, was ich oben schrieb: ein Ziel an sich suchen ist schwierig...einfach machen...eventuell entsteht die Leidenschaft..Man fühlt es beim Tun...Wenn irgendwann die Seele beginnt zu klingen, dann bist Du auf dem richtigem Weg. Natürlich genügt nicht nur das Klingen der Seele Es braucht auch Disziplin. Ich habe akzeptiert und ausgehalten, dass ich jetzt noch kein konkretes Ziel habe, war schwer! Und habe mich ausprobiert...Heute habe ich mein Steckenpferd für das ich brenne und bin darin Zuhaus. Das schaffst Du auch!

24.09.2014 09:58 • x 1 #6