Liebe Haltlos,
Zitat:Wie lerne ich mich neu kennen? Wie gebe ich mir selbst dabei den Halt, den er mir gegeben hat, einfach weil er in meiner Welt war (konkret getan hat er nichts, nicht dass das so ankommt, es ist also auch nicht ersetzbar durch andere)?
Meine Vorredner haben schon gute Tipps gegeben und mir fällt dazu auch noch etwas ein. Zum einen ist es ganz normal, dass Du Dich nach einer Trennug etwas haltlos fühlst, es fühlt quasi die emotionale Heimat. Man lebt sein Leben und hat in einem Partner eine Art emotionalen Fixpunkt. Klingt etwas blöd aber ich hoffe, Du weißt was ich meine. Wenn der Partner nun weg ist, fehlt natürlich erstmal etwas.
Es ist genau wie der Übergang vom Elternhaus ins eigene Leben. Man zieht aus und es mag zunächst ungewohnt sein, nicht mehr die typischen Tagesabläufe zu haben...Also alles ganz normal.
Ich finde Alenas Meditationsvorschlag gut, man kann durch Meditation und andere Übungen lernen, sich selbst zu spüren und das ist ein wunderbarer Ausgangspunkt, um seinen Interessen, alllgemein, seiner Lust auf Dinge näher zu kommen.
Allerdings lernt man sich meines Erachtens nicht nur durch Innenschau neu kennen. Man entwickelt sich, indem man Dinge tut, lernt, vervollkommnet. Stelle Dir die innere Entwicklung wie einen Muskel vor. Wenn Du nur meditierst (Alena, ich weiß, dass Du nicht dazu rätst nur zu meditieren ), dann bleibt der Muskel schlapp . Wenn Du beispielsweise Klavier spielen lernen willst oder einen Beruf anstrebst, dann musst Du Dich ausprobieren. Die Lust, auch das Ziel kommt oft erst mit dem Tun. Im Vorhinein kann man oft nicht wissen, was man will (gibts auch, ist aber selten). Du kannst Dir eine Liste mit Dingen machen, die Dich interessieren, alltägliches und wesentliches. Erstmal ohne Zensur, heißt, ohne die Eingriffe des inneren Zensors, der oft sagt Geht nicht! und dann machst Du einiges davon mal eine Zeitlang und fängst entweder Feuer oder nicht. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Psyche ist sehr wichtig aber unsere Seele braucht auch etwas in die sie sich hineinbegibt, so wie sich Deine Seele vielleicht zuvor in die Beziehung hinein begab
Es ist schwer, etwas für die Zukunft zu planen wenn man noch auf Start steht. Du konntest sicherlich auch nicht vor der Beziehung zu Deinem Ex wissen, dass durch diese Beziehung Deine Flugangst verschwindet. Einfach irgendwo beginnen, sich einer Sache hingeben und vertrauen...Dann entwickeln sich die Ziele. Sagen wir mal, Du beginnst bei der Meditation, machst vielleicht noch Yoga...Eigentlich nur, um Dir selbst auf die Schliche zu kommen...Dann merkst Du, dass Dich das Thema fasziniert...Und Du bekommst die Idee, Yogalehrerin zu werden Oder Du lernst in einer Meditationsgruppe eine Frau kennen, die gerne wandert und Dich einlädt, mal mitzukommen...Bei dieser Wanderung entdeckst Du Dein Interesse an Botanik oder daran, Käfer zu fotografieren Und so weiter und so fort. Nur ein Beispiel, wie es funktioniert. Planung ist schwierig. Daher ist es wenig ratsam, jetzt panisch umher zu rennen und ein Lebensziel finden zu wollen. Das beste ist neugierig zu sein, vertrauen zu haben, dass sich alles fügen wird und tätig zu bleiben.
Es gibt ein sehr liebevoll geschriebenes Buch zum Thema:
Ich könnte alles tun, wenn ich nur wüsste, was ich will von Barbara Sher.
Im Beck Verlag kannst Du Dir eine Leseprobe runterladen.
Barbara Sher ist eine sehr erfahrene Coacherin, die alle möglichen Bereiche des Ich weiß nicht, was ich will beleuchtet wie z.B. innere Blockaden, sich nichts zutrauen, Faulheit, innere Verbote, innere negative Glaubenssätze wie Das kann ich eh nicht usw. Und gibt für jedes Thema einen konkreten Handlungsvorschlag. Sehr tiefsinnig und Mut machend. Und so wie ich Dich hier lese, denke ich, dass Du auf einem sehr gutem Weg bist. Du hast eine gute Einstellung
Zitat:Wie habt ihr das geschafft? Oder wie versucht ihr das?
Ich stand nach einer Trennung an dem gleichen Punkt wie Du heute. Es ist Jahre her, ich war orientierungslos, ziellos. Ich suchte nach Zielen und fand sie nicht. Dann las ich Shers Buch, die genau das beschreibt, was ich oben schrieb: ein Ziel an sich suchen ist schwierig...einfach machen...eventuell entsteht die Leidenschaft..Man fühlt es beim Tun...Wenn irgendwann die Seele beginnt zu klingen, dann bist Du auf dem richtigem Weg. Natürlich genügt nicht nur das Klingen der Seele Es braucht auch Disziplin. Ich habe akzeptiert und ausgehalten, dass ich jetzt noch kein konkretes Ziel habe, war schwer! Und habe mich ausprobiert...Heute habe ich mein Steckenpferd für das ich brenne und bin darin Zuhaus. Das schaffst Du auch!