Wie erkenne ich ob er lügt?

Hallo @hilflos666

Es war mir einfach wichtig, auf Deine Aussage einzugehen, Wasabix sei reflektiert. Sie hat bisher nur über ihre Schwächen erzählt, aber eben nicht den Rest, der zu einer Reflexion gehört, geliefert. Deshalb ist es nicht ganz zutreffend, zu sagen, sie sei reflektiert. Sie ist sich ihrer Schwächen bewusst, das stimmt. Das allein reicht aber nicht, um Selbsthilfe auszuüben. Eine (vollständige) Reflexion kann das aber.

Zitat von hilflos666:

das ist ja aber die Kunst an der Sache, dies zu Erkennen und nicht wie Gewohnt zu reagieren.

Das ist eben die Reflexion: Schwächen/Probleme und Ressourcen erkennen und benennen, Situationen entsprechend analysieren und die Fragestellungen Was war gut und warum? und Was war nicht gut und warum war es das?, Welchen Teil habe ich dazu beigetragen, dass es so oder so lief?, Was kann ich ändern, damit... passiert? beantworten. Das ist eine Reflexion. Wer das kann, der ist reflektiert. Alles andere ist einfach nur Kritisierbarkeit und möglicherweise Selbstkritik mit der Folge des Kennens der eigenen Schwächen. Das reicht aber eben leider nicht aus, wie oben schon angeführt, um sich selbst weiterzuhelfen.

Zitat von hilflos666:

Darüber reden ? Ich persönlich bin in solchen Situationen oft überfordert, weil ich keinen Plan hab was jetzt richtig ist oder falsch.

Ob darüber reden der richtige Weg ist, hängt von den verschiedensten Faktoren ab und ist Teil der Reflexion. Du sagst, Du seist in solchen Situationen oft überfordert: das ist ein Teil Deiner Reflexion. Du erkennst damit etwas Wichtiges für Dich, das Du in Deine Reflexion miteinfließen lassen solltest.

Zitat von hilflos666:

aber wo bekomme ich so einen Plan her? Aus Büchern, Selbsthilfe Videos, Coach usw?

Der Plan ergibt sich ganz automatisch aus den Antworten auf diese Reflexionsfragen. Wollen wir uns darüber mal per PN unterhalten?

Zitat von Wasabix:

Weisst du was mir gaanz langsam klar wurde?
Angst. Ich hatte Angst. Blockade durch Angst.
Tiefe alte Ängste aus der Vergangenheit.
Toxische Eltern!
Truggersiruation: Nähe, Verbindung mit einem Mann. Ich lasse mich ein.
Langsam. Aber doch zu schnell für mich.
Warum?
Weil ich gar nicht weiss wer ich bin, wo ich stehe in einer Beziehung. ..meine anfängliche Sicherheit löstsich zügig auf.
( am Beginn ist ja noch genügend Distanz)

Hammerbeitrag, von dir, liebe Wasabix. Ich staune über Deine Erkenntnisse. Endlich ... nur was wir erkennen, was wir zulassen an Erinnerungen, an Schmerz, kann uns weiter bringen!
Wie Du Deine Beziehung beschreibst, sie hätte von mir kommen können.
Keine Augenhöhe, sondern Mutlosigkeit, Resignation, Ratlosigkeit und keine innere Stärke. Kein Einstehen für das was man ist, möchte und kann. Wer verbogen wird, entwickelt zu wenig innere Stärke, was später schmerzhaft auftritt. In Beziehungen, weil es da eben nah ist. Da zeigen sich die inneren Blessuren deutlich, das hilflose Agieren wie Rückzug, Schweigen und heimliche Tränen, schlechte Empfindungen, Machtlosigkeit ( ich durfte früher nicht viel sagen, vor allem nichts dagegen, wie sollte ich es heute können?).

Die Ehre, der Stolz (falls überhaupt vorhanden, also sprechen wir von Restehre und Reststolz) wird vom Partner leichterhand demontiert und übrig bleibt ein leidendes Etwas, das immer mehr an Reiz und Attraktivität (und das nicht in körperlicher Hinsicht) verliert und das auch spürt. Aber wie da raus kommen?

Schwer, weil man auch keine Mechanismen zur Selbsthilfe gelernt hat. Mein Stoffpinguin, der Kummerkasten aus Kindertagen, hat ausgedient. Stattdessen immer das nagende Gefühl, ich muss mich einpassen, darf nicht viel kritisieren, ich muss zeigen, dass ich wertvoll bin (z.B. beim Rasenmähen), dass er mir nicht egal ist. Und gleichzeitig seine Lieb- und Taktlosigkeiten so verarbeiten, dass ich nicht vor die Hunde gehe, denn ein Rest Selbstachtung ist doch noch da.

Dabei ist es einfach. Wer mich nicht schätzt, den schätze ich nicht. Wer mich nicht liebt und entsprechend behandelt, der hat auch meine Liebe nicht verdient. Wer meinen Stolz mit Füßen tritt, kriegt auch mal einen Tritt. Gehen und nehmen müssen sich einigermaßen die Waage halten, sonst funktioniert keine Beziehung.
Und Augenhöhe, aber kein Oben und Unten, das dem einem immer mehr Macht einräumt und den anderen immer machtloser macht.

Zitat von Ella:

Ich habe einen Deal mit mir gemacht, habe mir versprochen, dass ich mir nichts ausrede, ich darf wünsche haben, allerdings bin ich (also mein erwachsenes ich) zuständig, mich darum zu kümmern. Wie auch immer. Oft reicht eine Analyse, selten braucht es einen Kontaktabbruch

Du hast damit Dein inneres Kind mit ins Boot genommen. Es findet Beachtung durch Dich auf der bewussten Ebene. Es weiß, ich stehe nicht allein im Regen. Sie kümmert sich um mich.
Das sorgt für ein gutes Selbstgefühl und für Wohlbefinden. Deinen Deal hast Du mit Deinem inneren Kind geschlossen, das nun auch sein darf und beachet wird.

Sehr gut, Wasabix. Und freut mich sehr, dass du sie gefunden hast, die dich da abholt wo du stehst. Falls du magst kann ich auch noch Verena König, Dami Charf und Körperorientierte/Nervensystem Ansätze empfehlen (haben die beiden aber integriert wie zb die Polyvagaltheorie).

@Mispelchen

vielen Dank für deinen Beitrag, daraus werde ich mir einiges mitnehmen
so gesehen hast du Recht und ich habe mich unglücklich ausgedrückt und hab es auch nicht besser gewusst.
Ich fand einfach man merkte, dass Wasabix sich genauer unter die Lupe genommen hat, sich ihrer Schwächen bewusster geworden ist als am Anfang vom Thread.

Zitat von Scheol:

das man davon ausgehen kann , das alle Menschen , mindestens , einmal im Leben traumatisierte sind.

Fängt mit der Geburt an, oder?

Liebe Wasabix, schön, das du dies erkannt hast. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, das solche Kindheitstraumata und deren Muster bearbeitbar sind. Wenn man versteht, das man als erwachsener Mensch nicht mehr ausgeliefert ist, sondern frei entscheiden darf.

Ich habe diese Erkenntnis vor zwei Jahren in einer Tagesklinik erlangt und seither hat sich viel verändert. Es ist ein Kampf, aber einer der sich lohnt, wenn man für sich einsteht.

Zitat von ElGatoRojo:

Fängt mit der Geburt an, oder?

Ja. Aber auch pränatal oder sogar transgenerational. Kommt ein bisschen darauf an wie man Trauma definiert.
Wenn man den Ansatz verfolgt, dass Trauma im Nervensystem verankert ist, ist es auch schlüssig, dass die Weitergabe der zb Stressverarbeitungsfähigkeit (die durch Botenstoffe reguliert wird) erfolgen kann. Dazu ist auch die Epigenetik ganz interessant.
Auch auf der sozialen Seite kann sich Trauma vererben als Muster die deine Bezugspersonen weitergeben oder die Bindung/Beziehung zu ihnen stören. (Stichwort: Bindungstrauma)