Wie den Mut zur Trennung finden ?

D
Ich weiß gerade mal wieder nicht weiter. Hänge in einem sehr unglücklichen Dreieck
Nachdem mein Mann sich von mir getrennt hat, fand sich ein sehr lieber Mensch in meinem Leben ein, der mich aufgefangen hat

Leider komme ich von meinen Ex nicht wirklich los, Also - es läuft nix zwischen mir und dem Ex, aber emotional hänge ich noch immer an seinem Fliegenfänger

Mein Freund weiß das. Er versucht, es möglichst auszublenden Natürlich wünscht er sich, ich würde ihn so lieben, dass ich den anderen vergesse
Das kann ich aber nicht. Da ist schon Liebe für ihn, doch im Beziehungsalltag fehlt mir in dieser neuen Beziehung einfach zu oft zu vieles. Mein Freund ist ein sehr depressiver Mensch. Da ist kaum eigene Initiative. Er ist sehr oft psychosomatisch krank. Ich fühle mich deshalb sehr oft so, als wenn ich überhaupt keinen Partner hätte.

Wahrscheinlich bin ich nicht wirklich gut für meinen Freund. Jeder Mensch wünscht sich doch, dass sein Partner ihm das Gefühl gibt, er wäre der Tollste. Ihm das nicht geben zu können, deprimiert mich. Und ihn vermutlich auch, weil er sich dadurch unzureichend fühlt. Er wird sich jedoch niemals wegen dieser Geschichte von mir trennen. Ich müsste die Trennung aussprechen. Doch ich bringe es genauso wenig übers Herz

Ziemlich lange waren es Schuldgefühle, was mich daran gehindert hat. Inzwischen habe ich mich so an die Situation gewöhnt, bei so vielem resigniert aufgegeben, dass ich tatsächlich auch Angst habe, sie zu verlassen. Ich habe Angst, dass ein aktiverer Mensch mich inzwischen völlig überfordern würde. Ich habe Angst, nicht mehr für was anderes zu taugen. Angst, immer alleine bleiben zu müssen. Ich habe Angst vor dem Trennungsschmerz. Wie gesagt ist ja durchaus Liebe da. Ich habe Angst, dass ich mich nach einer Trennung noch viel mieser fühlen würde und unter Schuldgefühlen ersticke. Und ich habe Angst, dass mein Freund sich dann noch vieler mieser fühlt, als er es ohnehin aufgrund seiner Depressionen schon tut

Wie schaffe ich es nur, in mir die Kraft zu finden, diesem Leid ein Ende zu setzen ? Leider habe ich überhaupt keine Hoffnung, dass es ihm nach einer Liebeskummer-Phase besser geht.. Er hatte vor mir viele Jahre keine Frau und die Wahrscheinlichkeit, dass er sich nochmal auf eine einlässt geht gegen null.
Gleichzeitig habe ich auch keine Hoffnung für mich, dass ich mich irgendwann besser fühlen würde

Wenn ich mir diese ganze Angst und Hoffnungslosigkeit ansehe, dann denke ich, ich bin inzwischen selber depressiv. War jemand von Euch schon mal in einer ähnlich verfahrenen Situation und hat da rausgefunden ? Irgendwelche Tipps ?

18.07.2016 21:04 • #1


A
Wo soviel Angst- und Schuldgefühl ist, kann sich keine Liebe entfalten.
Ich würde dir eine Therapie empfehlen, die dich darin unterstützt dich deinen Ängsten zu stellen und diese und deine Schuldgefühle aufzulösen.
Festhalten ist erlernt und Loslassen kannst du auch lernen.

Alles Gute !

18.07.2016 21:15 • #2


A


Wie den Mut zur Trennung finden ?

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D
Hallo Depri, ich kenne die Situation einer emotionalen Dreierkonstellation wie Du sie beschreibst durchaus auch. Ich bin in unserer Konstellation der neue zweite Mann. Ursprünglich hatte ich mich mit meiner aktuellen Freundin für einen ONS verabredet - sie wollte unbedingt mal etwas Neues erleben und ihr Ex hat sie da überhaupt nicht ernstgenommen. Daraus wurden dann direkt mal 16 Tage und ihre Beziehung platzte. Das war eigentlich mal überhaupt nicht der Plan.

Entsprechend hängt sie auch noch emotional sehr stark an ihrem Ex und hat da leider auch mehrere Monate lang immer wieder auch s.uelle Rückfälle zu ihm gehabt. Das ist nun vorbei, nicht aber die emotionale Seite. Sie liebt mich, sie liebt ihn, er liebt sie, sieht aber ein, dass der Bogen nun überspannt ist und orientiert sich gerade neu. Wobei der Fliegenfänger, wie Du das beschreibst leider immer noch sehr klebrig ist. Ich bin da rasend vor Eifersucht und das tut mir nicht gut. Auf der anderen Seite will ich sie trotzdem nicht verlieren, zum einen wegen der starken Emotionen, zum anderen passen wir abgesehen vom Ex auch supergut zusammen. Und das Urteil steht auch noch, nachdem wir gemeinsam wohnen.

Also eine ganz ähnliche Situation wie bei Euch - ein warmer Wechsel sogar mit Überlappung und großen emotionalen Verwerfungen. Einen Rat kann ich Dir da schlecht geben - wenn Du Deinen lieb hast, dann probiere es mit ihm. Wenn das nicht so ist und Du Dir oder Euch da nur etwas vormachst, dann lass ihn los.

18.07.2016 21:54 • #3


D
Hallo zusammen,

danke für Eure Antworten.

Deirphos - Ich habe ihn lieb. Kenne ihn schon sehr lange und er ist ein feiner Kerl. Nur habe ich unterschätzt, was es auf längere Sicht bedeutet, eine Beziehung mit einem Depressiven zu führen. Gleichzeitig habe ich seine Motivation, etwas an seiner Verfassung zu ändern, überschätzt.

Anfangs war die Depression durch das Strohfeuer der Verliebtheit maskiert, was ihm einen gewissen Schwung verliehen hat. Fand sein Energielevel schon da gewöhnungsbedürftig, aber konnte es akzeptieren und habe gehofft, er würde auf Dauer auch ein Stückweit aus seiner Depression herausfinden, wenn er nicht mehr so einsam ist.

Weit gefehlt. Er ist in eine totale Antriebslosigkeit zurück gefallen.

Bei Euch ist das emotionale Dreieck etwas anders aufgestellt. Deine Freundin verlässt ihren Partner wegen Dir. Bei aller Eifersucht - Du bist in der Situation, dass sie wegen Dir was aufgeben will. Sogar was, woran sie selber noch hängt. Seine Situation ist schlimmer. Ich hätte nie meinen Mann für ihn aufgegeben. Mein Freund hat mit mir einen Scherbenhaufen aufgesammelt und all seine Liebe da reingesteckt, mich zu trösten und mir Halt zu geben. Und ich danke es ihm, indem ich trotzdem den emotionalen Absprung nicht schaffe.

Anne55 - Du hast natürlich Recht, dass Liebe bei soviel Angst und Schuld nicht gedeihen kann.

Und ja, vermutlich kann und sollte mir ein Therapeut dabei helfen.
Leider ist in meiner Region alles dicht. Habe mich schon umgesehen.
Es werden nicht mal mehr Leute auf Wartelisten aufgenommen.
Und ich habe das Gefühl, dass dieses Thema jetzt aber auch keinen jahrelangen Aufschub duldet bis vielleicht irgendwann die Lage bei den Therapeuten sich entspannt.

Deshalb versuche ich ja, vielleicht hier ein bißchen Unterstützung zu finden. Ein Teil meines Problems sind eventuell Denkfehler. Ich habe immer das Fähnchen Selbstverantwortung hoch gehalten. Von wegen - ich müsste unter allen Umständen und egal mit wem ich mich umgebe doch in der Lage sein, meine eigene Kraft zu leben. Klar - schlagende, gemeine Menschen ausgenommen. Aber er ist weder das eine oder noch das andere. Er ist ein Grund auf friedlicher und liebevoller Mensch und alles, was ich ihm vorzuwerfen habe, ist seine krankheitsbedingte Antriebslosigkeit.

Und jetzt eben die bittere Feststellung - Ich schaffe es nicht, mich ausreichend abzugrenzen, sondern habe begonnen die Depression quasi zu spiegeln ... Meinen eigenen Schwung komplett verloren. Verliere mich zunehmend in Ängsten und Schuld. Und auch dafür mache ich mir selber Vorwürfe. Es ist schräg. Es ist wie aus einem Lehrbuch für Depressionen.

Habe mich damit ja im Hinblick auf seine Depression sehr auseinander gesetzt. Hätte nur nicht gedacht, dass ich mich infiziere. Habe mich für stärker gehalten. Zumal wir getrennt leben und ich ihn ja auch nicht tagtäglich sehe. Vielleicht irre ich mich ja auch und es ist keine Infektion, sondern was, was in mir liegt. Aber ohne Trennung werde ich das nicht rausfinden.

Was nur sage ich ihm, warum ich mich trennen will ? Wie sage ich es ihm ? Ganz bestimmt verdient er was Besseres als dass ich mich wortlos auf dem Absatz umdrehe und was unsinniges von Gefühle sind weg sage. Ganz bestimmt verdient er Ehrlichkeit. Aber es darf auch nix drin sein, was seine ohnehin heftigen Gefühle von persönlicher Unzulänglichkeit unnötig noch weiter pusht.

Ihm zu sagen, dass seine Depression mich ansteckt, heisst ja gefühlt doch, ihm den Schuh für meine aufkommende, eigene Depression zuzuschieben .... Ach Mann. Sehe ich das falsch ?

Wenn ich an seine Tränen bei einem Trennungsgespräch denke - und die werden kommen - muss ich jetzt schon weinen. Wie stehe ich sowas nur durch ? Wie kann ich mich dafür aufbauen ?

Sorry - ist furchtbar lang geworden. Wäre lieb, wenn mir trotzdem jemand antwortet.

19.07.2016 15:47 • #4


L
Weshalb gleich trennen? Sprich deine Probleme sachlich an, sucht euch Hilfe in Form von Paarberatung. Da gibt's zig Anlaufstellen, Pfarrer, Caritas, etc.
Warum immer gleich alles wegwerfen?
Ja, er hat Depris, aber das bedeutet nicht, dass er sein Hirn komplett ausschaltet und sofort vom Dach springt.
Würden die Menschen einfach mal miteinander reden, dann wäre um einiges geholfen.

20.07.2016 20:39 • #5


sappy
Zitat von Depri:
I
Jeder Mensch wünscht sich doch, dass sein Partner ihm das Gefühl gibt, er wäre der Tollste. Ihm das nicht geben zu können, deprimiert mich. Und ihn vermutlich auch, weil er sich dadurch unzureichend fühlt. Er wird sich jedoch niemals wegen dieser Geschichte von mir trennen.


Ich danke dir für diese Wahrheit und bewundere dich für deine Erkenntnis....
Du solltest dir vor Augen halten, dass es euch beiden besser gehen wird wenn ihr euch nach der Trennung wieder mehr um euch selbst kümmern müsst.
Und falls es dich tröstet, kannst Du dir sagen, nur so und auf diesem Weg (durch die Trennung) habt ihr in Zukunft vielleicht sogar wieder eine Chance.
Ob ihr die nutzt steht auf einem anderen Blatt. Fakt ist, ihr scheint euch gegenseitig durch die Beziehung an einer positiven Weiterentwicklung zu hindern. Es steht in deiner Macht, das zu ändern, auch wenn es erstmal schwierig ist und weh tut.....

20.07.2016 21:43 • #6




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