Liebste Lilli,
ich bin männlich, selbst aktiv in sehr ähnlicher Weise aktuell betroffen und ich weiß, wie gefangen Du Dich in diesem Hamsterrad gefangen fühlst.
Auch ich habe die große Befürchtung einen solchen 'Ergänzungs-Buddy' nie wieder zu finden. Und ich weiß jetzt schon, dass ich jede, die danach kommt, mit ihr vergleichen werde und dass ich mir damit sehr wahrscheinlich selbst im Wege stehen werde.
Komischerweise sind wir beide bereit unseren Affärenpartnerin deren größten moralischen Fehltritte zu vergeben und da stellt sich natürlich auch die Frage nach einem Warum. Ein Blick zurück in die eigene Kindheit mitsamt etwaigen defizitären Strukturen ist dabei ein Erklärungsversuch. Schlechte gemachte Erfahrungen im Erwachsenen-Alter sind ein anderer.
Auch bei mir handelt es sich um die zweite Affärenbezuehung. Die erste liegt schon 25 Jahre zurück. Und nachdem dies damals für mich unschön ausging, sagte ich mir, sollte ich noch einmal in eine Affärensituation geraten und die betreffende Frau sich nicht innerhalb eines Viertel Jahres von ihrem Partner trennen kann, ich dann nicht mehr weiter zur Disposition stehe.
Leider kam es dann anders und bei Dir ja wohl auch, weil unsere Hormone ihren eigenen Cocktail schütteln und uns verabreichen. So etwas ist nicht immer über den Verstand steuerbar. Aber hinterher weiß man es ja stets besser.
Ein Gedanke, an dem ich mich bei unserer ganz frischen Affärentrennung weiterzuentwickeln versuche, ist der folgende: Sollte ich nicht eher erleichtert sein, dass mir noch Schwereres später so nun im alltäglichen Beziehungsalltag erspart bleibt (Sachebene)?
Mein Innerstes sträubt sich gegen diesen Gedanken (Emotionalebene).
Und dann versuche ich da einen tieferen Sinn hineinzuvekommen. Und ich denke, unsere Affärenpartner waren in unserer Anwesenheit und mit unserem Beisammensein anders als bei sich zu Hause, weil wir in ihnen jemanden gespiegelt haben, der sie selbst gerne sein würden, aber im wirklichen Alltag nicht sein können, z. B. jemand ohne Angst und ohne Verpflichtungen, vielleicht auch jemand mit Liebesfähigkeit, der dadurch, dass er glaubt(e) uns zu lieben überhaupt erst einen emotionalen Zugang zu sich selbst hinbekommen hat. Und Letzteres vielleicht auch im Bett.
Je mehr Verbindlichkeiten aber auch in unseren Affärenalltag Einzug gehalten hatten, desto weniger Projektionsfläche boten wir, desto weniger attraktiv erschienen wir, weil wir wohl zu wenig Nutzen für unseren Affären-Buddy zur Verfügung stellten.
Und wir wissen, wie toll unsere Affärenpartner sein können. Aber wir beide, Du ich, wollen offensichtlich einfach nicht anerkennen, dass Projektionsflächen nie dauerhaft real sein können. Und offensichtlich auch nicht, dass Projektionsflächen und Liebe zwei Paar Schuh' sind. Aber wenn man einmal Time of my live gefühlt hat, dauert der Dro. offensichtlich noch sehr, sehr lange an. Auch ich bin immer noch jeden Tag auf trockenem Entzug.
Im Grunde bietet ja jede zwischenmenschliche Interaktion die Möglichkeit sich entweder für Angst oder aber für Liebe zu entscheiden. Und viele entscheiden sich nicht für die Liebe, weil die in ihnen ansässige Angst zu groß ist, weil damit zu viel subjektives Risiko verbunden zu sein scheint.
Leider haben wir durch das Festhalten an unserem Affären-Partner ganz viel Substanz in Form von Kraft und Würde verloren. Aber genau diese Kraft und Würde dürfen wir dabei nicht in neuen Partnern suchen (ich bin das Pfingstwochenende damit wunderbar auf die Fresse gefallen), sondern wir müssen sie zuerst in uns selbst wieder finden, um uns selbst zunächst zu stabilisieren.
Und so etwas geht wohl nur über den Faktor Zeit.
Und ich kann so gut nachfühlen, was Du schreibst, denn ich fühle in unserem Fall aktuell genau das widersprüchlich Gleiche:
Nun muss mal Schluss sein und werde dem allem hoffentlich irgendwann nicht mehr nachtrauern.
Wir sind im Guten auseinander gegangen. Ich warte nicht auf ihn, weiß aber man trifft sich immer zwei Mal im Leben.
Leider hatte ich bisher mit all meinen Beziehungen im Leben nicht viel Glück.
Ich mag ihn so sehr und wünsche ihm sogar das er glücklich wird.
Nichtsdestotrotz muss es uns gelingen, auch auf die anderen wohlwollenden Stimmen zu hören, wie z. B. auch
@ Iunderstand
Meiner Meinung nach ist dein Problem ein ganz anderes, du suchst zwanghaft nach jemandem der dich rausholt, aus was auch immer. Da kann jeder kommen, der einigermaßen ins Profil passt... Du kannst nicht allein sein, hast Angst davor Konsequenzen zu ziehen, obwohl es so nötig wäre, definierst dich über deine Beziehung, kannst ohne eine solche nicht...
Ich würde dir auch raten, beende das Elend und dann: bleib allein, bewusst, einfach Mal ein Jahr, vielleicht siehst du wie schön das ist und dass man niemanden im Leben braucht, vor allem niemanden der einem so ein Drama serviert.
Du hast keine typische Affärengeschichte, du bist ein ganz armes Ding, das sich nach Rettung sehnt.
Ja, wir beide definieren uns über Beziehung, weil wir so oft auf die Fresse bekommen haben und unsere Seele endlich einmal zur wohl verdienten Ruhe kommen will.
Oder auch
@ tlell
Die Wahrheit deine Exaffäre liebt dich nicht. Hat dich nie geliebt! Ihr beide habt euch gegenseitig in einer Traumwelt Zeiten geteilt, die nichts mit der Realität zu tun haben. Realität ist zusammen leben. Das sind alle die ungeschönten Wahrheiten des Alltages. Das ist Liebe. Alles andere ist Gelaber. Das man verliebt ist lass ich ja noch gelten. Das Gefühl mag durch das spannende der Affäre sicher auch lange anhalten. Aber wer abhaut, wenn er Farbe bekennen muss, sagt mit seinem Verhalten mehr als 1000 Worte. Der Mann hat dich entsorgt.
oder auch
@ Wurstmopped
Aber jetzt mal realistisch betrachtet, wenn die Liebe wirklich so einzigartig wäre, wie du sie schilderst, dann warst du jetzt nicht in diesem Forum.
Und das ist eine Aussage, schmerzhaft und hart.
, denn in all diesen Aussagen steckt so viel Wahrheit.
Heute wirst Du wohl keine Lösung mehr für jene Ratio-Emotional-Diskrepanz mehr aufs abendliche Brainstorming-Pakjett legen können. Aber dennoch gilt für uns beide, also für Dich, wie für mich auch, dass heute der erste Tag vom Rest unseres Lebens ist.
Und deswegen hätte ich da eine gewisse, na, sagen wir einmal Trockenübung für uns beide: Lass' uns einmal mit einem Stift auf einem Stück Papier 33 tolle Eigenschaften von uns aufschreiben, die uns zu besonderen Menschen machen, uns womöglich auch von anderen unterscheiden.
Denn das, was wir wieder lernen müssen, ist uns selbst wieder lieber zu haben und unser Selbstwertgefühl weniger stark von anderen abhängig zu machen.
Also dann, ich weiß, dass Dir 33 einfallen werden. Wir müssen uns nur die Zeit dafür nehmen.
Und alles andere darf später kommen. Denn auch hier gilt Wie transportiert man einen Elefanten? In Scheiben, da es einem in einem Stück nur schwerlich gelingen wird.
Vertrau' Dir selbst und auch ich muss mich diesbezüglich jetzt, genau jetzt, mehr in den Ar. treten ...
Unschöne Wahrheiten tun immer weh. Aber wenn wir beide einmal ganz ehrlich sind dürfen wir uns auch dem folgenden Verlust-Gedanken nicht wirklich verschließen:
Was haben wir verloren, außer unseren schönen und wertvollen Traum?!? Haben wir tatsächlich eine Paar-Beziehung verloren?!? Oder haben wir eine Paar-Beziehung deswegen überhaupt nicht verloren, da sie, eine Paar-Beziehung, innerhalb unserer Affäre nie wirklich vorhanden war?!? Denn wäre ein solche vorhanden gewesen, hätten sich unsere 'Seelen-Buddys' ja wohl schon längst auf den Weg zu uns gemacht.
Aua, ich weiß ... Autsch ...
07.06.2022 17:07 •
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