Pfingsten, es ist zum Heulen.
Heute ist der 1. Pfingsten und es ist ein wirklich schlimmer Tag. Das Gefühl der Einsamkeit, der Entwurzelung und des Heimwehs sind heute sehr stark.
Ich war zwar zum Kaffee bei Verwandten eingeladen, aber das hat nur geholfen, solange ich dort war.
Sobald ich nach Hause kam, war mit einem Schlag das ganze Elend wieder da. Die Vorstellung, wie mein Exmann im Garten sitzt, stand bildlich vor mir und ich habe die Rollos Richtung Garten heute erst gar nicht aufgemacht, damit ich dort nicht hinsehen muss.
Ich fühle mich fremd und unwohl im eigenen Haus und will eigentlich nur weg.
Jetzt ist er bestimmt bei seiner Freundin und die beiden genießen den Nachmittag.
Das Wetter ist traumhaft und umso elender fühle ich mich. In mir ist November und das passt so gar nicht. Ich könnte mich in den Garten setzen, aber das wäre jetzt das schlimmste.
Ich spinne jetzt weiter, so wie es in der letzten Zeit unserer Ehe war: Ich komme nach Hause, mein Ex sitzt im Garten, hat schon die erste oder zweite Flasche B. vor sich stehen.
Wie meist habe ich meinen Sonntag mit meiner Tante und ihrem Mann verbracht, mein Ex wollte nicht mitkommen, ist zuhause geblieben, weil er seine Ruhe haben wollte und nicht gerne läuft, ich aber schon. Ich brauche halt Bewegung. Er hat den ganzen Tag in seinem Gartenstuhl mit seinem Laptop verbracht, zwischendurch gegessen und ein Nickerchen gemacht.
Wir begrüßen uns und erstmal ist alles gut. Ich hole mir ein Glas Wein, setze mich zu ihm, wir unterhalten uns. Nach 3 Flaschen B. kippt dann die Stimmung, er will diskutieren über Politik, ich bin nicht so interessiert, versuche abzulenken und er wird aggressiv. Ich habe dann 2 Möglichkeiten, entweder ins Haus gehen oder mich auf einen Streit einlassen. Meistens gehe ich ins Haus und bleibe auch dort, jeder verbringt den Abend dann für sich.
Jetzt die Zweifel: Hätte ich es nicht hinbringen können, dass es anders läuft? Hätte ich mir mehr Mühe geben sollen, frühzeitig etwas zum Grillen besorgen oder ihm etwas zu Essen hinstellen, damit er den Alk. besser verträgt? Aber er wog ja schon 120 Kilo.
Hat er am Ende soviel getrunken, weil er so unglücklich war? Bin ich das alles selber schuld?
War am Ende tatsächlich ich diejenige, die, wie er immer behauptet hat, ihm das ganze Leben verderben und ihm alles verbieten will?
Im Grunde genommen weiß ich, dass es nicht so ist, aber in diesen Zuständen wie heute sehne ich ihn so sehr herbei und denke, dieses grausame Einsamkeitsgefühl ist die Strafe dafür, dass ich mich von ihm getrennt habe.
Es war jemand DA, ich war nicht ALLEINE, ich hatte einen MANN und zwar einen EHEMANN, wie es sein sollte. Selbst wenn er mich nicht respektiert und manchmal sogar beschimpft hat,
heute würde ich mich sogar beschimpfen lassen und einfach nur froh sein, dass ich nicht alleine bin.
Im Grunde war es ja 20 Jahre lang so, mal schlimmer oder besser, aber wir hatten auch schöne, ruhige Zeiten, wenn auch nicht oft.
Heute ist die Angst ganz groß, dass ich niemals mit meiner Entscheidung, ihn zu verlassen, fertig werden werde und dass das ein Fehler war, den ich für immer bereuen muss.
Der absolute Tiefpunkt heute wieder mal, wobei es mir die letzte Zeit eigentlich ganz gut ging.Ich werde das auch noch im Alk. posten, wo es genauso hingehört wie hier.
19.05.2013 16:54 •
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