Wer nicht hören will, muss fühlen

Ein Erinnerungsfetzen an einem gemeinsamen Urlaub, der mir in den Kopf schiesst, und ich fange gefühlt bei Null an.
Tausend Fragen nach dem Warum im Kopf.
Wann und in welchen Punkten hat er mich noch belogen?

Hat er ihr die selben Bildchen geschickt, mit dem selben Text? Mit Kuss-und Herzchensmilies? Ihr -genau wie mir- erzählt, er freue sich auf unser Treffen? Hat er an sie gedacht, wenn wir uns trafen?
Bei unserem letzten Treffen wusste er doch bereits, dass er die Woche darauf zu ihr fahren würde. Warum hat er mich überhaupt noch getroffen?

Ich habe keine andere und werde auch keine andere haben -das weisst du doch genau so gut wie ich! Ach ja? Zu dem Zeitpunkt hat er bereits zwei verlängerte Wochenenden mit ihr verbracht. Nur eine Woche später bucht er eine Kurzreise für sich und die olle Schnepfe.
Wie kann man so verlogen sein? Für diese Lüge möchte ich ihm am liebsten in die Zähne schlagen.
Warum lügt er mich an, wenn er ohnehin nicht vorhat, zu mir zurück zu kehren?
Er hätte ja nicht einmal von ihr erzählen müssen. Es hätte gereicht, wenn er gesagt hätte, dass er absolut keine Chance mehr für uns sieht und den Kontakt abgebrochen hätte.

Warum ausschleichen lassen und dann noch so ungeschickt lügen? Hat er geglaubt, ich finde es nicht heraus, weil sie 600 km entfernt wohnt? Für wie doof hält er mich?
Das macht mich so fuchsteufelswild. Und trotzdem reicht die Wut nicht aus, um loszulassen.
Warum will ich ihn noch immer zurück? Warum kann denn nicht einfach alles wieder gut sein?
Es tut so weh, dass es mich innerlich zerreißt. Und wieder fühlt es sich so an, als würde ich niemals darüber hinweg kommen.
Es ist egal, was ich mache, es holt mich immer wieder ein.

Und der nächste beschissene Tag.

Morgen fährt er mit seiner Neuen 1 Woche in den Urlaub. Der zweite Urlaub in knapp 10 Wochen.
Früher sind wir zusammen weggefahren.
Und während er nun voller Vorfreude ist, heule ich mir gerade die Augen aus, weil er mich so feige ersetzt hat und nicht einen Gedanken an mich verschwendet.

Immer wieder schießt mir durch den Kopf, dass er sie nun -wie mich damals- umarmt und ihr sagt, wie glücklich sie ihn macht.
Dass er ihr nun all das sagt, was er früher mir gesagt hat.
Schmiegt sich im Schlaf an sie.
Schläft mit ihr wie er mit mir geschlafen hat und sagt ihr, wie schön sie ist.
Verwendet vermutlich die gleichen Worte.
Lächelt sie verliebt an, macht ihr Geschenke, und trägt ihr den Hintern hinterher, wie er es früher bei mir gemacht hat.

Und mir sagt er, dass es nichts Liebevolles zwischen uns gab.
Dass ich mich nicht habe lieben lassen. Immerzu eine Mauer um mich herum gebaut habe.
Na Dankeschön. Dafür, dass es so schlimm mit mir war, hat er es ja lange ausgehalten.
Ich habe doch wirklich mein Bestes gegeben. Vielleicht nicht immer. Aber ich habe mich nach meinen Möglichkeiten bemüht.
Hat wie immer nicht gereicht. Weil es nicht genug ist, was ich mache oder gebe.
Jetzt hat er eine, die ihm alles gibt, was er braucht und die ihn glücklich macht.
Nur ich habe es mal wieder nicht geschafft.

Ich weiß gar nicht, auf wen ich wütender bin: Auf mich selbst? Auf ihn? Oder auf die beiden?
Ist mir egal, ob das erwachsen ist oder nicht: Ich gönne ihm nur das Schlechteste, damit er weiß, wie sich das anfühlt.

@Grätchen
Woher weißt du dass denn alles? Wo und mit wem er das alles macht?

Ich frage nur, weil wenn die Antwort darauf die ist, dass du dir diese Informationen selbst besorgst, dann würde ich dir empfehlen, dass lieber sein zu lassen.

Du quälst dich selbst... Jede Info macht dir deinen Tag unnötig noch schwerer. Tu dir bitte nicht selbst weh.

Zitat von phoenix123:

Woher weißt du dass denn alles? Wo und mit wem er das alles macht?

Zitat von Scheol:

Wenn du im null Kontakt wärst könntest du das nicht wissen.

Danke, ihr Lieben.

Nein, ich habe seit dem Abschlussgespräch keinen Kontakt mehr zu ihm. Null.
Er hat auch kein FB oder Insta oder sonstwo, wo ich spionieren könnte.

Von dem Urlaub weiß ich, weil ich mich damals in sein Email-Postfach eingeloggt habe und die Buchungsbestätigungen für die beiden Urlaube gefunden habe, samt Name und Adresse seiner Begleitung. Nur so habe ich ja herausgefunden, dass es eine andere gibt - was ich ja schon geahnt habe.

Was den Rest betrifft, also was er mit ihr macht oder auch nicht, weiß ich nicht. Ich gehe aber davon aus, dass es genau so abläuft. So war er ja auch zu mir. Warum sollte er sich bei seiner Neuen anders verhalten? So ist er halt.

Zitat von Scheol:

und ist auch resistent gegenüber Ratschläge

Ich denke nicht, dass ich beratungsresistent bin.
Ich bin wirklich für jeden Ratschlag, jeden Vorschlag dankbar. Es hilft nur so gar nichts, es wird nichts besser. Sobald ich einen Gedanken zulasse, schlägt es mich mit voller Wucht zurück.
Meine einzige Alternative ist, die Schotten dicht zu machen (Verena König hatte dafür einen Begriff genannt, hab ihn vergessen) und das mache ich praktisch schon mein ganzes Leben so, was vermutlich erklärt, warum ich mich immer wie ein Zombie fühle. Ist genau so sch..

Zitat von Scheol:

dissoziativen Zustand ?

Ah, ja, kann sein. Hatte einen englischen Begriff im Kopf. Vielleicht irre ich mich da aber auch.
Aber ja, das meine ich mit Schotten dicht machen. Ich merke dann jedes Mal, wie ein Rollo vor meinem geistigen Auge runter geht.

War auch oft so, wenn er angefangen hat, mich meiner Meinung nach zu kritisieren. Er hat mir dann vorgeworfen, beleidigt zu spielen. Ich war aber nicht beleidigt. Habe dann nur versucht, es nicht an mich ran zu lassen.

Nachher habe ich meinen zweiten Termin bei der Psychotherapeutin. Ich bin mal gespannt, welche Diagnose sie stellt. Habe ein bisschen Angst davor.

Zitat von Scheol:

dissoziativen Zustand ?

Habe mal nach dem Begriff gegoogelt, aber in der Form trifft das nicht auf mich zu. Ich habe keine Amnesie oder Identitätsverlust oder so.

Es ist mehr ein bewusstes Abgrenzen von Gefühlen (positiv wie negativ), auch wenn der Zustand nicht bewusst von mir eingeläutet wird.

Zitat von Grätchen:

Habe mal nach dem Begriff gegoogelt, aber in der Form trifft das nicht auf mich zu. Ich habe keine Amnesie oder Identitätsverlust oder so.

Dissoziation hat sehr viele Gesichter.
Es müssen nicht gleich so krasse Varianten wie Amnesie oder Fugue sein.
Meine BL-Schwester hatte Dissoziation als körperliche Taubheitsgefühle in bestimmten Körperregionen, allerdings gibt's auch die emotionale Taubheit (bei englischen Autoren/innen numbing) als Schutz vor emotionaler Überforderung.

Danke für den Einwurf, genau DAS trifft es.

Zitat von c_minor:

allerdings gibt's auch die emotionale Taubheit (bei englischen Autoren/innen numbing) als Schutz vor emotionaler Überforderung.

Dazu gefunden:

Betroffene erleben dies als innere Leere, emotionale Abstumpfung [...] ggf. mit anderen Anzeichen wie fehlendem Blickkontakt und leerem Blick, fehlender Mimik, starrem und oft ausdruckslosem Gesichtsausdruck.

Genau so würde ich es beschreiben.

Zitat von Scheol:

Um die Sache erträglich zu machen.

Genau. Um die Verletzung oder den Schmerz nicht zu fühlen.

Zitat von Grätchen:

Meine einzige Alternative ist, die Schotten dicht zu machen (Verena König hatte dafür einen Begriff genannt, hab ihn vergessen) und das mache ich praktisch schon mein ganzes Leben so,

Zitat von Grätchen:

Genau. Um die Verletzung oder den Schmerz nicht zu fühlen.

Das heißt, du entziehst dich aufgrund von Überforderung deinem Gegenüber und der Situation, bist wie eingefroren? (Freezing) wurde das mit dir ebenso gemacht, als du Kind warst?

Deine unbändige Wut auf ihn und diese Frau - dass du ihm die Zähne ausschlagen möchtest... Kannst du erkennen, dass das nur minimal mit diesem Mann zu tun hat? Sid es nicht eher alte Gefühle, die mit hochkochen? Menschen, die dir so ein Leid zufügten, dass es noch immer unverarbeitet scheint und dich vergiftet? - wenn ja, dann lass diese Menschen nicht gewinnen. Versuche, auch wenn es schwer fällt, die Wut umzuwandeln. Sport, Wohnung neugestalten, putzen. Was auch immer dir einfällt und zugute kommt.

Zitat von Doppelherzchen:

Deine unbändige Wut auf ihn und diese Frau - dass du ihm die Zähne ausschlagen möchtest... Kannst du erkennen, dass das nur minimal mit diesem Mann zu tun hat?

Hallo Doppelherzchen,

nein, kann ich in der konkreten Situation nicht. Denn ich bin ja wütend wegen ihm und seinem Verhalten. Wer wäre da nicht wütend? (Auch ohne den Wunsch, dem Ex dafür eins auf die Nase zu hauen).
Was meine Wut grundsätzlich betrifft, bin ich aber bei dir.

Hatte heute meinen zweiten Termin bei der Psychotherapeutin und habe mich auf die Warteliste für einen Therapieplatz setzen lassen.
Auf dem Wisch, den ich mitbekommen habe, hat sie eine Anpassungsstörung diagnostiziert sowie eine Verdachtsdiagnose auf eine Emotional instabile PS, ggf. sogar Typ Borderline gestellt, weil ich da wohl gewisse Züge aufweise. Das würde sie in der Therapie dann aber gerne erst noch näher beleuchten, weil sie sich da noch nicht festlegen wollte.

Allerdings hat sie schon erwähnt, dass sie bei der Therapie die Schematherapie einbringen wolle, die u.a. wohl -laut eigenen Recherchen- in der Regel bei der BPS angewendet wird. Also scheint sie sich doch recht sicher zu sein?
Oder ist die Schematherapie ein häufiger Bestandteil einer psychotherapeutischen Behandlung?

Bin gerade völlig überfordert. Habe auch nicht genau verstanden, ob die Emotional instabile PS Typ Borderline das gleiche ist wie die BPS. Ist gerade etwas viel.

Habe mir auch schon den anderen aktuellen Thread (Freundin mit Emotional Instabiler PS) durchgelesen und möchte mich davon distanzieren.
Ist ja voll gruselig. SO bin ich NICHT. Hoffe ich jedenfalls. Vielleicht habe ich aber auch eine verzerrte Selbstwahrnehmung und bin doch so!? Definitiv bin ich aber nicht launisch oder mache ständig Schluss. Ich schiebe auch nicht die Schuld auf andere, im Gegenteil: Ich bin mir meiner Problematik bewusst und nehme die Schuld sogar eher auf mich als dass ich sie auf andere abwälze.

Wenn ich lese, wie über die Freundin in dem anderen Thread geschrieben wird, macht mich das traurig.
Sie kommt rüber wie ein Ungeheuer, das den ganzen Tag kreischend durch die Gegend läuft und andere Menschen tyrannisiert.
Sollte sich meine Verdachtsdiagnose bestätigen, kann ich für mich sagen, dass ich so nicht bin.
Ich bin an sich gutherzig und hilfsbereit, halte mich für einigermaßen reflektiert und schreie nicht den ganzen Tag irgendwelche Leute für Nichtigkeiten an.
Ich gerate nur schneller in Wallung als andere und bin dann schwer zu stoppen -freundlich ausgedrückt.

Ich muss das jetzt erstmal alles sacken lassen.

Lieben Dank euch allen für eure Unterstützung