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Wer nicht hören will, muss fühlen

E
Zitat von GarstigeGräte:
Und in der Vergangenheit habe ich meine Wut jederzeit ausgelassen, egal an wen. Da kenn ich (leider?) nichts.
Ich HABE also aus meiner Sicht Grenzen gesetzt. Und trotzdem wurden sie immer wieder überschritten. Werden immer wieder überschritten.

Ich denke, weil jeder spürt, dass deine Wut Hilflosigkeit ist und kein Grenzen setzen.

30.08.2024 05:26 • #226


E
Zitat von GarstigeGräte:
Ja, vielleicht will ich unbewusst lieber weiter leiden als weiter gehen.

Das ist nicht unbewusst. Du beschreibst es ganz offen.

Zitat von GarstigeGräte:
Und wenn es wirklich so ist, wie zwingt man sich, was anderes zu wollen?

In du jeden Tag aufs neue, Schritt für Schritt deine Energie auf dich verwendest. Und dich entscheidest, Menschen in deinem Leben haben zu wollen, die ehrlich und liebevoll mit dir sind. Das sind Entscheidungen, die du treffen kannst.

Zitat von GarstigeGräte:
Wieso muss das denn so schwer sein?

Eigentlich ist es nicht schwer. Du wehrst dich dagegen, weil du ja trotz allem noch mit ihm in Kontakt sein möchtest. Trotz seiner Beziehung etc.

Zitat von GarstigeGräte:
Mir fällt auf, dass ich nach der Trennung nie richtig um das Beziehungsende getrauert habe.

Weil du auch nie wirklich losgelassen hast.

Zitat von GarstigeGräte:
Und um was sollte ich nach dieser langen Zeit noch trauern?

Natürlich kannst du jetzt noch trauern. Trauern um die Beziehung, die Hoffnungen etc. Vielleicht mit einem Ritual.

Aber nicht mit ihm. Lass den Mann endlich los. Ja, das ist nicht leicht. Aber es birgt die Chance auf Heilung und Glück.
Das was du jetzt machst die selbstverletzend.

P.S. Kontaktiert er dich eigentlich?

30.08.2024 05:32 • x 2 #227


A


Wer nicht hören will, muss fühlen

x 3


M
Zitat von GarstigeGräte:
Ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen und noch einmal in Ruhe schauen, wo ich als Erstes ansetze. Ist gerade etwas viel

Ich hätte nicht damit gerechnet, dass Dich meine Worte berühren. ich rechnete mit einem wütenden Rundumschlag, aber siehe da, in Dir steckt doch eine etwas sanftere Seite.
Es geht mir nicht darum Dich belehren zu wollen, aber ich schreibe Dir halt, was ich mir dazu denke.

Du hast eine sehr oppositionelle Haltung zu Deiner Umwelt und das bezieht sich dann auch auf Beziehungen, die anstrengend für beide werden, auslaugend. Und einer zieht sich dann meist zurück. Ich schätze das war er. Er konnte das nicht mehr aushalten und dann sah er nur die Trennung als ein Mittel dem Stress zu entkommen. Sicher mag er Dich noch, aber wohl eher nicht für eine Beziehung. Daher suchte er sich jetzt auch was unkomplizierteres, schätze ich.

Du darfst mit Mitmenschen nicht so rauhbeinig, fordernd, streitsüchtig umgehen. Die meisten ziehen sich dann zurück und wollen sich dem entziehen.

Deine Thera hat es wohl gut erkannt: eine starre Denkweise.

Vielleicht betrachtest Du das mal von der Seite. Vieles bei dir wirkt starr und rechthaberisch und anklagend. Das ist schade, weil es ja am meisten Dich beeinträchtigt.
Aber schau Dich mal selbst an und nimm Dir irgendeine Kleinigkeit vor. Z. B. heute mal nicht so schlecht von Dir und anderen zu denken. Das wird Dir schlecht gelingen, weil sofort wieder das innere Kriegsgeheul loslegt. Aber einfach mal sich selbst anschauen und versuchen, mal einen winzigen Schritt in eine andere Richtung zu denken.
Es geht alles immer nur in kleinen Schritten und gerade Haltungen, die man seit Jahren pflegt, bringt man schlecht weg. Aber lass auch mal eine verletzliche Seite zu anstatt wieder um Dich zu prügeln.

Und überlege Dir ob es nicht besser wäre, einen klaren Cut zum Ex. zu machen. Ich fürchte, dass der Dich eher im Sumpf drin hält, weil er dich immer wieder an etwas erinnert.
Der kommt nicht mehr zurück, aber ab und fällst Du ihm ein und dann dockt er wieder an. Und Du stehst freudig bereit und hinterher kommt dann wieder der Ärger, der Schmerz hoch. Es ist nicht gut, wenn man ständig ins selbe Loch reinbohrt.

30.08.2024 17:50 • x 1 #228


GarstigeGräte
Zitat von Sitamun:
Das ist nicht unbewusst. Du beschreibst es ganz offen.

Stimmt. Weil ich noch einmal in mich hineingehorcht habe und mir vielleicht eingestehen muss, dass meine krampfhaften Versuche, seine Lügen aufzudecken, nicht (nur) dem (vermeintlichten) Zweck dienten, abzuschließen, sondern unerkannt doch eher, um nicht loslassen zu müssen. Vermutlich habe ich mich da selber angelogen.

Denn wenn ich tief in mich hineinspüre, ist da tatsächlich eine große Angst, ihn ganz zu verlieren. Ich meine, nicht nur als Partner, sondern auch als Mensch. Oder doch eher die Angst davor, das Gefühl, das er mir vermittelt, zu verlieren? Ich kann das nicht unterscheiden. Es liegt zu nah beieinander. Ich mag ihn immer noch, das ist einfach so. Und wenn ich mal ausblende, wie das alles zwischen uns gelaufen ist, sehe ich da einen guten Menschen, den ich mag und der mir wichtig ist.

Zitat von Sitamun:
P.S. Kontaktiert er dich eigentlich?

Von sich aus? Mittlerweile zu 95 % nur noch nach voriger Absprache.
Wir hatten bis vor 2,3 Monaten täglich Kontakt, der mir überhaupt nicht gut tat und auch fast täglich zu Auseinandersetzungen führte. Weil ich es aber trotz allem nicht geschafft habe, ihn zu blockieren und er sich an meine Bitte, mich nicht mehr zu kontaktieren nicht gehalten hat, halten wir es jetzt so, dass wir bei jedem Kontakt neu besprechen, ob er sich melden darf.
Er fragt also vorher, ob es ok ist, wenn er mich dann oder dann anruft und ich sage, ob es ok für mich ist oder ob ich Abstand brauche und mich dann bei ihm melde, wenn ich wieder so weit bin. Das klappt mittlerweile sehr gut. Für uns beide, denke ich.
Es hat jedenfalls den Stresspegel bei uns beiden reduziert.

Zitat von Margerite:
ich rechnete mit einem wütenden Rundumschlag

Oh je, nein. Sooo schlimm bin ich auch nicht
Und du hast ja recht, das weiß ich eigentlich auch. Und wenn ich das noch einmal so deutlich lese, wird es mir wieder bewusst.

Zitat von Margerite:
Er konnte das nicht mehr aushalten und dann sah er nur die Trennung als ein Mittel dem Stress zu entkommen

Aber das entspricht meiner Meinung nach nicht der Wahrheit. Ja, unsere Kommunikation war Mist. Vor allem die letzten Monate haben wir nur noch gestritten. Wir waren beide unzufrieden. Er offenbar mehr als ich.
Aber er stellt es so dar, als wäre es so schlimm gewesen, dass er vor mir flüchten musste. Genau so hat er es ausgedrückt. Dass er nur noch weg von mir wollte.

Aber das entspricht nicht den Tatsachen. Er tut so, als wäre die Beziehung mit mir die Hölle gewesen. Die Hölle hat er JETZT. Die Beziehung mit mir war vielleicht nervenaufreibend und für ihn nicht mehr tragbar, das will ich ihm zugestehen, obwohl er sich gerne auch mal sein eigenes Verhalten vor Augen führen darf...aber ich lasse mir nicht unterstellen, dass mein Verhalten damals gleichzusetzen mit meinem Verhalten jetzt ist.
In der Beziehung war ich vielleicht schlimm, und das mag für ihn gereicht haben, die Beziehung zu beenden. Ok. Aber ich war nur schlimm; nicht psychomäßig schlimm. Und er soll aufhören, zu behaupten, dass ich schon damals psychomäßig schlimm war, denn das stimmt einfach nicht.
Außerdem war mein impulsives Verhalten ja nicht der einzige Punkt, der zur Trennung geführt hat. Lieblosigkeit (auch wenn ich das anders sehe) und meine mangelnde Kritikfähigkeit hat er auch als Grund genannt. Und noch tausend andere an den Haaren herbei gezogene Gründe. Es ist also nicht so, dass er unter meinem ach so schrecklichen Verhalten gelitten hätte, sondern dass es einfach nicht mit uns gepasst hat.
Und deswegen musste er -zumindest zum Zeitpunkt der Trennung- nicht vor mir flüchten, sondern einfach nur die Beziehung beenden.
Flüchten musste er erst, als ich von Next erfahren habe.
Das will ich nur mal festhalten.
*Rechthab-Modus aus*

Zitat von Margerite:
Der kommt nicht mehr zurück, aber ab und fällst Du ihm ein und dann dockt er wieder an.

Ich weiß, dass er nicht mehr zurück kommt, darüber hat er keinen Zweifel gelassen und das ist das Einzige, dass ich ihm noch vorbehaltlos glaube.
Ich kann überhaupt nicht sagen, ob er nur aus Schuldgefühlen oder Angst vor mir den Kontakt hält oder ob ihm der Kontakt mit mir noch etwas bedeutet.
Er sagt zwar immer, dass er mich auch nicht als Menschen, als Freundin, verlieren will, aber ich glaube ihm ohnehin nichts mehr.
Ich würde mir wünschen, dass dies der Grund ist und nicht Angst oder Schuldgefühle, denn er muss beides nicht haben. Aber sicher bin ich mir eben auch nicht, ob das seinerseits so freiwillig von ihm ist. Das macht mich schon traurig.
Da wäre es mir lieber, er würde den Kontakt abbrechen.

31.08.2024 18:58 • #229


E
Darf ich dich fragen, wo dann das Problem ist?

Du bist ja gut damit, wie euer Kontakt ist und du weißt, dass in einer Beziehung lebt und das mit euch für ihn komplett zu Ende ist.
Was hindert dich dann, ein zufriedenes Leben zu führen?

31.08.2024 21:38 • x 1 #230


GarstigeGräte
@Sitamun

Die Frage kann ich nicht beantworten, weil ich die Antwort selber nicht weiß.

Zwischen all den Erkenntnissen blitzt in Abständen immer und immer wieder ein Gefühl auf, das jeden Erfolg komplett zunichte macht und mich wieder auf Start katapultiert. Und alles geht von vorne los.

Und dieses Gefühl kriege ich nicht zu greifen. Ich weiß nicht einmal, ob es wirklich etwas mit ihm zu tun hat. Ich weiß nur, es ist das erste Mal irgendwann nach der Trennung aufgetreten; er ist also zumindest Auslöser.

Dieses Gefühl ist so..so..überwältigend. Aber nicht im positiven Sinne.
Es kommt völlig unvermittelt, meist wenn ich mit irgendwelchem banalen Kram beschäftigt bin. Hausarbeit. Online-Gaming. Irgendwas, wo ich nicht denken muss.

Im ersten Moment fühlt es sich an, als würde mich eine Panikattacke überrollen. Mein Hals schnürt sich zu. Ich kriege keine Luft.
Aber ich fühle keine Angst oder Panik, sondern grenzenlosen Schmerz und Verzweiflung. Als hätte ich alles, was mir im Leben lieb ist, verloren. Als wäre ich Zeuge eines Atomangriffs geworden, den ich als Einzige auf der Welt überlebt habe und der mir alles genommen hat.

Klingt übertrieben und ja, ich bin mir im Klaren darüber, dass es genau das ist. Da ist so eine Irrationalität in der Heftigkeit dieses Gefühls, gemessen an dem, was wirklich passiert ist. Oder an dem, was ich wirklich verloren habe.
Und diese tiefe Verzweiflung schlägt innert Sekunden in noch grenzenlosere Wut und puren, abgrundtiefen Hass, den ich nicht kontrollieren kann, um.
Und immer ist es ER, dem meine Wut gilt. Weil mein Hirn automatisch eine Verbindung zu ihm knüpft. Weil es keine andere Verbindung gibt; das Gefühl hatte ich vor ihm ja noch nie.

Und hier komme ich eben nicht weiter.
WAS löst dieses Gefühl aus?
Und warum nur ihm gegenüber?

31.08.2024 23:47 • #231


E
Zitat von GarstigeGräte:
Und hier komme ich eben nicht weiter.
WAS löst dieses Gefühl aus?
Und warum nur ihm gegenüber?

Hm, glaubst du die Antworten auf diese Fragen würden dir da raushelfen?

Und diese Gefühle, die du da beschreibst: Hilft dir da der Kontakt mit ihm dann raus?

Hast du es auch schon mal ohne ihn versucht? Vielleicht ist dieses ständige Festhalten ja der Auslöser und es würde dir helfen, anders zu reagieren? Ohne ihn zu agieren?

01.09.2024 07:46 • x 1 #232


E
Der Gute muss Nerven wie Drahtseile haben, dass er sich den Kontakt mit seiner kranken Ex über einen so langen Zeitraum weiterhin antut. Sorry für das krank, aber dein Verhalten ist ja nicht die Norm.

Leute die mir Märchen erzählen sortiere ich gnadenlos aus. Die haben weder in meinem Kopf noch in meinem Herz was zu suchen.

Weiß seine Partnerin, dass er dir immer noch Händchen halten muss? Die müssen doch beide total genervt sein, vielleicht machen sie sich auch lustig darüber. Letzteres würde ich mir an deiner Stelle mal detailliert ausmalen ... dann dürfte es ein Leichtes sein die Geschichte abzuhaken.

01.09.2024 09:36 • x 2 #233


E
Zitat von edil:
dass er sich den Kontakt mit seiner kranken Ex über einen so langen Zeitraum weiterhin antut.

Und wie krank muss der Typ erst sein, Mister Sensibel...ach so, nein, ist ja eine Dame die so nette aufmunternde Worte für einen Menschen bereit hält, der offensichtlich schwere, emotionale Probleme hat.

01.09.2024 10:05 • #234


GarstigeGräte
Zitat von Sitamun:
Hm, glaubst du die Antworten auf diese Fragen würden dir da raushelfen? Und diese Gefühle, die du da beschreibst: Hilft dir da der Kontakt mit ihm dann raus? Hast du es auch schon mal ohne ihn versucht? Vielleicht ist dieses ständige Festhalten ja der Auslöser und es würde dir helfen, anders zu reagieren? Ohne ...

Ich denke, wenn ich den Ursprung dieser Gefühle herausfinden würde, würde es mir helfen, die Gefühle nicht mehr auf ihn zu projizieren. Sicher bin ich natürlich auch nicht. Aber ich weiß auch langsam nicht mehr, wo ich überhaupt ansetzen soll, damit es weitergeht.

Ich habe unseren Kontakt von täglich auf 3, vielleicht 4 Mal im Monat heruntergeschraubt. Das war schon ein Fortschritt für mich, da ich einen radikalen Cut nicht hinbekommen habe.
Und ja, in solchen Momenten hilft mir der Kontakt mit ihm, mich längerfristig zu regulieren. Mit längerfristig meine ich 2, manchmal auch 3 Wochen.

01.09.2024 14:26 • #235


GarstigeGräte
Zitat von edil:
Weiß seine Partnerin, dass er dir immer noch Händchen halten muss? Die müssen doch beide total genervt sein, vielleicht machen sie sich auch lustig darüber. Letzteres würde ich mir an deiner Stelle mal detailliert ausmalen ... dann dürfte es ein Leichtes sein die Geschichte abzuhaken.

Ich weiß nichts über seine Beziehung. Er behauptet weiterhin, dass er nicht mehr mit ihr zusammen ist und dort nur ein Zimmer hat. Also keine Ahnung, ob und wie die beiden damit umgehen. Ist auch nicht mein B.. Mit ihr habe ich nichts zu schaffen.
Sollte es eine eventuelle Beziehung belasten, dass er mir noch Händchen hält, liegt es in seiner Verantwortung, sich da abzugrenzen.

Klingt nach einer interessanten Methode, sich vorzustellen, wie die beiden sich über mich abgeiern. Spontan weckt das aber nicht den Wunsch in mir, ihm deswegen den Rücken zu kehren.

Zitat von Emily:
Und wie krank muss der Typ erst sein, Mister Sensibel...ach so, nein, ist ja eine Dame die so nette aufmunternde Worte für einen Menschen bereit hält, der offensichtlich schwere, emotionale Probleme hat.


Der Aussage kann ich nicht ganz folgen.
Wir haben beide unsere Baustellen.

01.09.2024 14:46 • #236


M
Zitat von GarstigeGräte:
Und er soll aufhören, zu behaupten, dass ich schon damals psychomäßig schlimm war, denn das stimmt einfach nicht.
Außerdem war mein impulsives Verhalten ja nicht der einzige Punkt, der zur Trennung geführt hat. Lieblosigkeit (auch wenn ich das anders sehe) und meine mangelnde Kritikfähigkeit hat er auch als Grund genannt. Und noch tausend andere an den Haaren herbei gezogene Gründe. Es ist also nicht so, dass er unter meinem ach so schrecklichen Verhalten gelitten hätte, sondern dass es einfach nicht mit uns gepasst hat.
Und deswegen musste er -zumindest zum Zeitpunkt der Trennung- nicht vor mir flüchten, sondern einfach nur die Beziehung beenden.
Flüchten musste er erst, als ich von Next erfahren habe.
Das will ich nur mal festhalten.
*Rechthab-Modus aus*

Du kannst ihm seine Wahrnehmung absprechen, aber das ist auch ungerecht von Dir. Wie willst Du denn beurteilen, wie er Dich und Eure Beziehung eingeordnet hat, wie er sich darin gefühlt hat? Das kannst Du nicht wissen, genauso wenig, wie er wissen kann, wie Du ihn und die Beziehung eingeordnet habt.

Mensche denken selten so, wie wir es uns vorstellen. Nur weil Du dies und jenes sagst, heißt das noch lange nicht, dass auch er das so gesehen hat.
Er hat auch ein Recht auf seine eigenen Gefühle und Gedanken, wie Du auch. Also denk nicht für ihn, denn damit spekulsierst Du nur.

16.09.2024 19:34 • x 1 #237


GarstigeGräte
Life goes on..

2 Jahre nach der offiziellen Trennung und 1 1/2 Jahre nach dem gescheiterten Ex-Back-Versuch sind vergangen.
Letzteres hat mir völlig den Boden unter den Füßen weggerissen, weil ich damals sooo sicher war, dass wir wieder zusammen kommen- und plötzlich, praktisch von einem Tag auf den anderen, war es ganz vorbei. Hat hinter meinen Rücken, während ich glaubte, wir nähern uns wieder an, mit einer alten Bekannten angebandelt. Und ich war raus!

Das zu erfahren war wie ein Faustschlag in die Magengrube. Von Mike Tyson höchstpersönlich.
Ich war immer ein Stehauf-Männchen. Irgendwie ging es immer weiter. Verdrängung ist eine tolle Sache.
Dieses Mal ging ich zu Boden und blieb liegen. Ich habe mich noch nie zuvor so zerstört gefühlt. Es war ein Gefühl, als hätte ich alles im Leben verloren.
Gewissermaßen habe ich das auch. Nicht nur meinen Partner, sondern jeden Mut, jede Hoffnung und Zuversicht und den Glauben an das Gute.
Die ersten Wochen und Monate habe ich mir gewünscht, morgens nicht mehr aufzuwachen oder einfach tot umzukippen, damit das Elend endlich ein Ende hat.

Wenn ich mich an dieses Gefühl zurück erinnere, bekomme ich Beklemmungen und mein Hals schnürt sich mir zu.
Aber das war ja schon immer mein Spezialgebiet: Negative Emotionen reproduzieren, weil ich sonst nicht viel gespürt habe.
Ich war die berühmte Vase ohne Boden. Hat man sauberes Wasser oben hinein gegossen, lief es als Dreckwasser unten wieder raus. Aber dieses Dreckwasser war mein Lebenselixier.
Dass ich mich damit selbst vergiftet habe, habe ich nicht bemerkt. Ich habe es von Kindheit an getrunken, es war normal für mich.

Ich habe nur einen Monat nach meinem Breakdown über das Gesundheitsmanagement meines Arbeitgebers meine jetzige Psychotherapeutin vermittelt bekommen und es war wirklich ein Glück für mich, dass ich so zeitnah Hilfe erhalten habe.
Die erste Zeit habe ich sie gehasst, weil sie permanent in meinen Wunden gebohrt und Dinge gesagt hat, die ich nicht hören wollte; und über Dinge sprechen wollte, über die ich nicht reden wollte.

Und wie sie mich immer angestarrt hat, wenn Tränen in meine Augen traten und meine Stimme zittrig wurde. Sie hat regelrecht darauf gelauert, dass ich endlich anfange zu heulen. Oh, wenn sie wüsste, wie oft ich sie am liebsten aus ihrem sch@iss Sessel gekickt hätte!

Fast forward..
Noch, ich glaube, 28 Sitzungen bis Therapieende. Insgesamt waren es 86 (?) Stunden, oder so.
Am Anfang war ich überzeugt, es bräuchte mindestens die doppelte Stundenanzahl, um aus dem Scherbenhaufen wieder etwas Ganzes zusammen zu basteln.

Es ist ein seltsames Gefühl, dass es mir mittlerweile sehr viel besser geht. Ich würde sogar sagen, gut. Ich bin fast schon so etwas wie glücklich. Ja, manchmal, immer öfter, bin ich glücklich.
Manchmal schiesst mir dann der Gedanke durch den Kopf, Glücklichsein passt nicht zu mir. Und dann ist es mir fast peinlich, fröhlich und ausgelassen zu sein. Das bin doch nicht ich. Das geht nicht. Was bist du denn für eine? Hör gefälligst auf, zu lachen! Himmel, guck dich doch nur an, bist du peinlich!
Aber ich weiß ja jetzt, dass das nicht MEINE Gedanken sind, sondern die Stimme meiner Mutter, die sich in mein Hirn eingenistet hat und immer dann laut wird und mich verächtlich macht, wenn ich es wage, über etwas zu lachen.

Es gibt da den Spruch Glücklich sein ist eine Entscheidung.
Ich habe ihn lange Zeit falsch verstanden.
Es geht nicht darum, auf Knopfdruck glücklich zu sein, obwohl man am liebsten heulen möchte.
Es geht darum, sein Leben lebenswert zu machen; Dinge zu tun, die einem Freude bereiten. Achtsam und selbstfürsorglich zu sein. Dinge und Menschen auszusortieren, die einem nicht gut tun. Muster, Gedanken, alte Glaubenssätze und Blickwinkel zu ändern. Loszulassen, was einen in Ketten hält. Zu verzeihen. Sich selbst zu vergeben.
Offen zu sein. Seine Grenzen zu schützen. Aufzuarbeiten.
All das so gut wie möglich: Loszulassen, was unglücklich macht.

Und das ist verdammt harte Arbeit. Ich habe mich oft gefragt, Wofür der Kampf? und aufgeben wollen.
Jeder Rückschlag hat mich wieder auf Null gesetzt. Mir die Motivation geraubt. Die Kraft.
Und irgendwann wurde es leichter.
Mittlerweile bin ich erstaunt, wie leicht, auch wenn ich noch oft struggle.
Aber die Werkzeuge, die ich an der Hand habe, helfen mir, mich nicht wieder zu verlieren, wenn ich wütend darüber werde, dass ich überhaupt darum kämpfen muss, ein normales Leben zu führen.

Zu meinem Ex habe ich gar keinen Kontakt mehr. Jetzt seit mehreren Wochen. Hat auch lange genug gedauert, den Kontakt komplett abzubrechen und dem Bedürfnis zu widerstehen, mich zu melden oder auf seine Kontaktversuche zu reagieren, obwohl er mich ohnehin nur noch aufgeregt hat.
Ich habe nie geglaubt, dass er mir irgendwann egal werden würde. Aber die meiste Zeit ist er mir egal. Ab und zu, wenn ich an ihn denke, kommen wieder Wut-und Hassgefühle hoch. Aber bisher habe ich es geschafft, dem nicht nachzugeben.
Es geht mir gut ohne ihn. Es geht mir endlich gut.

Heute vormittag geht es ab in den Kurzurlaub. Ich bin total aufgekratzt, weil ich mich so freue.
4 Tage Ruhe und Wellness in einer Luxusferienwohnung mit Whirlpool und Sauna.
Das süße Nichtstun werde ich so richtig genießen.
Und ich freue mich auf die Zeit mit einem guten Bekannten, Freund, der mich dort besuchen kommt.
Das Leben ist schön..

18.02.2025 01:03 • x 9 #238


M
Menschenskinder, Du Garstige Gräte! Das sind ja ganz neue Worte aus Deiner Feder, die mich wirklich freuen. Das Wort garstig darfst Du künftig getrost weglassen, denn das trifft nicht mehr zu. Wo ist das selbstgerechte, schwarz-weiß denkende und überall Ungerechtigkeit witternde Gräte hin? Hat sie sich beurlaut vom grätigen Anteil? Darf sie das überhaupt, denn die Welt ist so böse und alle sind so ungerecht und nehmen sie nicht ernst?

Ja, sie darf es. Juhu, auch die Gräte kann sich die Erlaubnis geben, entspannter und fröhlicher durchs Leben zu gehen! Mein lieber Schwan, Du hast einiges hinter Dich gebracht und es war ein langer Weg bis dorthin.

Zitat von GarstigeGräte:
Wenn ich mich an dieses Gefühl zurück erinnere, bekomme ich Beklemmungen und mein Hals schnürt sich mir zu.

Ich glaube, durch sein Trennung wurde ein uraltes Traum wieder reaktiviert und abgespult. Es war nur eine Wiederholung, die Dir das Leben bzw. Deine Seele geschickt hat, damit Du endlich begreifst, dass Du Dich um Dich kümmern musst. Das Trauma war nicht neu, aber es kam wieder an die Oberfläche durch diesen Auslöser.


Zitat von GarstigeGräte:
Wenn ich mich an dieses Gefühl zurück erinnere, bekomme ich Beklemmungen und mein Hals schnürt sich mir zu.

Noch ist das Wiedererlebte negativ besetzt, aber Du darfst es loslassen. Einfach in die Ecke legen in ein Regal und dort liegen lassen. Irgendwann brauchst Du es nicht mehr Es ist nur eine Erinnerung - nichts weiter, die aber nicht über Dein weiteres Leben bestimmt - nicht mehr.


Zitat von GarstigeGräte:
Hat man sauberes Wasser oben hinein gegossen, lief es als Dreckwasser unten wieder raus. Aber dieses Dreckwasser war mein Lebenselixier.

Ich sehe es umgekehrt. Man hat Dreckwasser reingekippt, Dich misshandelt, schlecht behandelt, übergangen, allein gelassen und was auch immer. Es lief durch und unten kam es wieder raus. Der Dreck blieb leider in Deiner Seele hängen wie in einem Sieb und das gesunde Wasser kam raus, aber es ist weggelaufen. Künftig nützt Du es für Deine ganz persönliche Recyclinganlage.


Zitat von GarstigeGräte:
a, manchmal, immer öfter, bin ich glücklich.
Manchmal schiesst mir dann der Gedanke durch den Kopf, Glücklichsein passt nicht zu mir. Und dann ist es mir fast peinlich, fröhlich und ausgelassen zu sein. Das bin doch nicht ich. Das geht nicht. Was bist du denn für eine? Hör gefälligst auf, zu lachen! Himmel, guck dich doch nur an, bist du peinlich!
Aber ich weiß ja jetzt, dass das nicht MEINE Gedanken sind, sondern die Stimme meiner Mutter, die sich in mein Hirn eingenistet hat und immer dann laut wird und mich verächtlich macht, wenn ich es wage, über etwas zu lachen.

Das ist doch wunderschön! Du hast begriffen, dass Du es auch anders machen und fühlen darfst. Du musst das uralte Trauma nicht weiterleben, denn Du bist diejenige, die das familiäre Trauma auflöst. Lach, wenn Dir danach ist, auch wenn es über den letzten Sch... ist. Ich lache mich manchmal halbtot, wenn mich etwas erheitert und das ist oft dermaßen albern, dass mir meine Schwester schon mal sagte: Mensch, hast Du einen billigen Humor!
Dann lachte ich erst recht und sagte, lieber einen billigen Humor als keinen, merk Dir das.

Lachende Menschen sind nicht peinlich, sie sind selten und das ist schade. Wieviele laufen miesepetrig durchs Leben, wittern überall Benachteiligung und fühlen sich beeinträchtigt. Das Leben ist so langweilig, gerade wenn man es nicht manchmal auch mit Humor nimmt. Lachende Menschen stecken an und wirken sympathisch, aber sieh Dich draußen um. Überall verbissene Gesichter. Ich freue mich, wenn Jemand lacht und nett zu mir ist. Dann geht ein wenig die Sonne auf und das tut einfach gut.

Interessant, was Dir klar wurde. Du hast die Gedanken Deiner Mutter übernommen. Das geschieht ganz unbewusst und man merkt es nicht. Dann setzt es sich fest und beeinflusst uns später. Schlechte Gedanken über einen selbst, ich bin nicht gut so, wie ich bin und daher darf ich nicht glücklich sein, wird zum inneren Mantra.
Das Gute, wenn man es erkennt, kann man es auch beiseite legen. Ich hatte auf meiner Schulter immer kleine, bösartige schwarze Kobolde sitzen, die mir einflüsterten: Hach Du, sieh Dich doch nur an. Wolltest gerne in der oberen Liga spielen, kamst aber über die Regionalklasse nicht hinaus. Schau die Anderen an, die machen und tun, aber Du? Du bringst es eben nicht, das haben wir Dir schon oft gesagt und dabei bleiben wir. Ach ja, wieder mal eine Klatsche abbekommen? Hihi, das sahen wir schon kommen, denn Du bringst es einfach nicht.

Irgendwann wurde es mir klar und ich sperrte die kleinen Mistviecher in ihren Schrank und sagte: hier könnt ihr maulen und triumphieren wie ihr wollt, aber ich höre euch einfach nicht mehr zu. Ich bin auch wer, ich bin auch wertvoll und ich bin auch in Ordnung wie ich bin. Sie wurden dann still und immer stiller weil sie nichts mehr zu sagen haben. Ich höre einfach nicht mehr hin. Gedankenhygiene kann man dazu auch sagen.


Zitat von GarstigeGräte:
Es gibt da den Spruch Glücklich sein ist eine Entscheidung.
Ich habe ihn lange Zeit falsch verstanden.


Im Grunde ist das so. Ich entscheide mich, dass ich glückllch sein darf, mich freuen darf über schöne Begebenheiten. Ich gestehe es mir zu und geben mir die Erlaubnis dazu, weil ich die Stimme meiner Mutter nicht mehr höre. Sie ist meine Mutter, sie hat mir das Leben geschenkt, aber sie hat mich auch verformt. Und davon darf ich mich lösen und darf ich sein. Ich muss nicht alles nachleben, was man mir ungerechterweise eingeredet hat. Das ist vorbei, hier ist eine neue Gräte.


Zitat von GarstigeGräte:
Aber die Werkzeuge, die ich an der Hand habe, helfen mir, mich nicht wieder zu verlieren, wenn ich wütend darüber werde, dass ich überhaupt darum kämpfen muss, ein normales Leben zu führen.

Da hat Deine Therapeutin gute Arbeit geleistet. Das freut mich sehr für Dich.


Zitat von GarstigeGräte:
4 Tage Ruhe und Wellness in einer Luxusferienwohnung mit Whirlpool und Sauna.
Das süße Nichtstun werde ich so richtig genießen.
Und ich freue mich auf die Zeit mit einem guten Bekannten, Freund, der mich dort besuchen kommt.
Das Leben ist schön..

Ja, das steht Dir auch zu. Das Leben ist schön, wenn man es schön sein lässt. Manchmal ist es auch traurig, aber das gehört dazu, denn zum Glücklichsein braucht es auch das Unglücklichsein. Damit man es merkt und spürt und auch zulassen kann. Licht und Schatten gehören zusammen, aber man muss nicht ständig im Dunklen leben.

Du liest Dich komplett anders als damals. Ich hätte Dich vor lauter Wut schütteln können und wollte Dir sagen, wie blöd Du bist und wie verbockt. Aber ich glaube, Du hast unheimlich viel geschafft und darauf darst Du stolz sein. Ja, es ist erlaubt, stolz auf sich zu sein, auch wenn Deine Mutter anderer Meinung war.
Weißt Du, sie war auch geschlagen und schleppte ihr unaufgelöstes Trauma durchs Leben. Sie konnte es nicht anders, es ging nicht, denn auch sie hatte sich die Erlaubnis fürs Glücklichsein nicht gegeben. Aber Du machst es jetzt, denn mit dem Nachleben ist nichts gewonnen. Die Blockade hat lange genug gedauert.

Ich wünsche Dir einen wunderschönen Kurzurlaub. Mach was draus, denn es steht Dir zu!

18.02.2025 17:18 • x 3 #239


GarstigeGräte
Ach du liebe @Margerite , vielen Dank für deine lieben Worte

Ich bin ja peinlich berührt.
Ja, ein bisschen etwas habe ich geändert. Vor allem in Sachen Selfcare und ein bisschen profitiert auch mein Umfeld davon. Ein eher zufälliger positiver Nebeneffekt.
Aber zur Mutter Gräte werde ich nie mutieren

Das eigentliche Anliegen meines Posts war, anderen Mut zu machen. Denen, die aktuell noch glauben, nie wieder Land zu sehen. Ich habe das ja auch geglaubt.

Aber das Leben kann weitergehen. Nicht nur irgendwie, sondern viel besser als vorher.
Ich gebe zu, ohne die Therapie hätte ich es nicht geschafft. Das ist einfach Fakt.

So manches Mal habe ich ernsthaft befürchtet, dass meine Therapeutin die Therapie abbricht, wegen unbelehrbar und
Zitat von Margerite:
verbockt


Ja, die Therapeutin hat etliche Male schulterzuckend zu mir gesagt: Na, dann verhalten Sie sich halt weiterhin wie ein bockiges kleines Kind! Ist ja Ihr Leben!

Die Arbeit ist noch lange nicht zu Ende. Aber ich gehe langsam entspannter daran.

Der Kurzurlaub neigt sich dem Ende zu.
Aber ich habe mich sehr gut entspannen und erholen können.
Und ich fahre morgen früh mit einer neuen Erkenntis nach Hause; mit einer Sache, die in den Hintergrund gerückt ist und bei der mir hier wieder einmal bewusst geworden ist, wie tief sie noch in mir verankert ist.
Das wird noch einmal eine Herausforderung..

Gestern 23:03 • x 2 #240


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