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Wer nicht hören will, muss fühlen

M
Zitat von GarstigeGräte:
Aber es triggert mich extremst, zu wissen, angelogen zu werden, es aber nicht beweisen zu können. Da werde ich zum Hulk , weil es alte Glaubenssätze anfeuert.

Die Frage dahinter wäre interessant. Warum ist es Dir so wichtig, wenn Du schon im voraus weißt, was Du zu erwarten hast? Warum verschwendest Du viel Energie um etwas herauszufinden, was Dir wieder nur weh tun wird?. Dann kommt die sich selbst erfüllende Prophezeihung: ich wusste es doch, ich kann mich auf mein Bauchgefühl verlassen!

Ja, schön und nun? Was treibt Dich an und warum spulst Du eine Endlosschleife an sich wiederholenden Situationen ab. Da ist was in Dir, was nie aufgelöst wurde und was Dich antreibt. Nur wofür denn? Was hast Du davon, wenn Du wieder belogen wurdest und es beweisen konntest. Du wusstest es doch schon vorher.

Mit Logik ist Dein Verhalten nicht zu begründen. Es ist eine Wiederholung von etwas, was Du überdeckt und vergessen hast. Und ehe Du es nicht aufdeckst, wirst Du immer gegen die Wände von Enttäuschung laufen und Dir eine blutige Nase holen. Das ist Dir offenbar wichtiger als zu innerer Gelassenheit zu finden.

28.08.2024 09:27 • x 1 #211


GarstigeGräte
@Sitamun @alleswirdbesser @Margerite

Erst einmal Danke für euren Input. Ich musste das gestern erst sacken lassen und in Ruhe darüber nachdenken.

Generell: Doch, ich möchte loslassen und mit meinem Leben weitermachen, weil der aktuelle Zustand für mich auch nicht tragbar ist. Er zerrt an meinen geistigen und körperlichen Reserven.



Zitat von alleswirdbesser:
Wenn du aber ganz tief in dich hineinhorchst, ist das vielleicht die Ausrede, um weiter nicht loszulassen?

Ich glaube nicht, dass es eine Ausrede ist. Vielleicht aber eine Fehlinterpretation meinerseits, dass es mir hilft, loszulassen? Kontrolle wiederzuerlangen?
Möglicherweise auch ein Nebenschauplatz, um mich nicht mit dem eigentlichen Thema, das ich nicht aufgelöst bekomme, beschäftigen zu müssen?

Es hat sich übrigens heraus gestellt, dass er tatsächlich wieder gelogen hat. Wir haben eben noch einmal telefoniert und ich denke, er hat mir jetzt alles gesagt. Restzweifel bleiben, aber das sind Dinge, die ich nicht nachprüfen kann. Und (momentan) auch nicht nachprüfen will.
Ich bin nicht einmal wütend. Nur traurig, dass er mindestens so viel Energie darauf verwendet hat, seine Lügen abzustreiten wie ich Energie verschwendet habe, ihm diese Lügen nachzuweisen. Wofür das alles? Mit der Wahrheit von Anfang an wäre es niemals so eskaliert.

Zitat von Margerite:
Da ist was in Dir, was nie aufgelöst wurde und was Dich antreibt

Das stimmt. Und ich weiß nicht, was.
Mein zwanghaftes Bedürfnis, die Lügen zu beweisen, ist das eine. Das ist mehr eine Trotzreaktion auf das, was seine Lügen in mir auslösen. Ich bin kein Einstein, aber auch nicht so dämlich, dass man mir jeden hanebüchenen Mist für wahr verkaufen kann. Und wenn er so schlecht lügt und -um das zu vertuschen- alles dafür tut, dass ich an mir selber zweifel, dann ist es mir eine Genugtuung, ihm meine Beweise schwarz auf weiß unter die Nase zu reiben.
Wenn er meint, er könnte mich zum Narren halten, weil ich so selten doof bin, dass ich die Wahrheit nicht heraus finde, dann unterschätzt er mich massiv. Er glaubt, er steht intelligenzmäßig über mir? Einen Dreck tut er. Und es wurde Zeit, dass ihn jemand mal von seinem hohen Ross runterholt.

Aber tatsächlich gibt es noch etwas anderes, zu dem ich keinen Zugang finde, einerlei wie sehr ich versuche, heraus zu finden, was es ist. Etwas, das so übermächtig ist, dass es mich gefühlsmäßig überollt, wenn es in mein Bewusstsein dringt und mich nicht nur drei Schritte zurück wirft, sondern jeden Erfolg, den ich bis dahin erzielt habe, auf Null setzt.
Ich glaube, das ist der Grund, warum ich nicht weiter komme und mich an anderer Stelle festbeiße, um eine gefühlte Kontrolle wiederzuerlangen.

Um ehrlich zu sein, habe ich teilweise auch resigniert. Ich glaube nicht mehr daran, dass es besser wird. Ich war anfänglich voller Zuversicht. Die ist fast gänzlich verschwunden. Ab und zu flackert eine trügerische Hoffnung auf. Aber in den wirklich essentiellen Dingen habe ich bislang keine Veränderung erreicht. Vielleicht ist das einfach so und ich muss mich damit abfinden!?

28.08.2024 12:20 • #212


A


Wer nicht hören will, muss fühlen

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M
Zitat von GarstigeGräte:
Er zerrt an meinen geistigen und körperlichen Reserven.

Ja, das meinte ich damit, dass Du zu viel Energie für die Gewinnung nutzloser Informationen aufwendest. Das laugt Dich irgendwann auf und Du brauchst die Energie schließlich auch für wichtigere Dinge.
Gut, dass Du es merkst.


Zitat von GarstigeGräte:
Möglicherweise auch ein Nebenschauplatz, um mich nicht mit dem eigentlichen Thema, das ich nicht aufgelöst bekomme, beschäftigen zu müssen?

Das ging mir auch schon durch den Kopf. Du hast vermutlich ein Kernthema, das Dich unbewusst quält und das Du auflösen möchtest, aber mit den falschen Kandidaten. Dein inneres Trauma oder was immer es auch ist, musst Du selbst erkennen und lernen, damit umzugehen. Das kann Dir leider keiner abnehmen.

Zitat von GarstigeGräte:
Wenn er meint, er könnte mich zum Narren halten, weil ich so selten doof bin, dass ich die Wahrheit nicht heraus finde, dann unterschätzt er mich massiv. Er glaubt, er steht intelligenzmäßig über mir? Einen Dreck tut er. Und es wurde Zeit, dass ihn jemand mal von seinem hohen Ross runterholt.

Liebe Gräte, es ist doch nicht Deine Aufgabe, ihn vom hohen Ross zu stossen. Warum denn auch? Nur weil er lügt? Das Zauberwort heißt schlichtweg Abstand und absolute Kontaktsperre. Du musst Dich nicht mit Männern wie ihm abgeben. Du kannst es auch sein lassen.
Und lies mal den Satz den Du geschrieben hast. Voller Empörung und auch Empörung kostet sehr viel Energie. Du investierst in negative Erfahrungen die dann wieder negative Gefühle auslösen und wunderst Dich, dass Du Dich aufgerieben fühlst.

Du musst das alles doch nicht tun. Ein Lügner ist ein Lügner ist ein Lügner. Wozu ihn wiederholt der Lüge überführen? Einfach sein lassen und aus dem Leben streichen und sich angenehmern Dingen und Menschen zuwenden. Das solltest Du Dir wert sein. Du gehst nicht gut mit Dir um, verlangst Dir zu viel ab und schadest Dir damit nur selbst.
Und er? Er wird sich deswegen sicher nicht bessern

Ja, loslassen ist eine schwere Übung, aber unumgänglich, wenn Du innerlich wieder zur Ruhe kommen willst. Aber es funktioniert schon, wenn man die Zeit für sich arbeiten lässt. Eines Tages ist er so unwichtig dass er Dich einfach nicht mehr interessiert.

Ich habe mal einen interessanten Satz gelesen: Leiden ist leichter als lösen.
Also bleibt man weiterhin im Leiden. Das hat mich damals sehr getroffen, weil es auch auf mich passte. Und seither passe ich besser auf mich auf. Fürs Leiden gibt Dir keiner was. Du fühlst nur eine momentane Genugtuung, wenn Du ihn wieder überführt hast, aber zurück bleibt ein bitterer und enttäuschender Nachgeschmack und der kurze Triumph wiegt das Fühlen hinterher nicht auf. Lerne, pfleglich mit Dir und Deinen Ressourcen umzugehen. Was Dir nicht gut tut, kann weg.

28.08.2024 13:28 • x 5 #213


Sitamun
Zitat von GarstigeGräte:

Um ehrlich zu sein, habe ich teilweise auch resigniert

Meine Intension für diese Antwort ist wirklich ganz liebevoll gemeint:

Das hier:

Zitat von Margerite:
Ja, das meinte ich damit, dass Du zu viel Energie für die Gewinnung nutzloser Informationen aufwendest. Das laugt Dich irgendwann auf und Du brauchst die Energie schließlich auch für wichtigere Dinge.
Gut, dass Du es merkst.


trifft es total. Ich glaube, wenn du - sorry - ENDLICH - bewusst die Entscheidung triffst, die Energie die du seit über einem Jahr für etwas TOTES raushaust, auf dich verwendest, wird es gut werden.

Lass es GUT sein. Das kannst du.

28.08.2024 15:25 • x 2 #214


M
Zitat von Sitamun:
Ich glaube, wenn du - sorry - ENDLICH - bewusst die Entscheidung triffst, die Energie die du seit über einem Jahr für etwas TOTES raushaust, auf dich verwendest, wird es gut werden.

Das ist ja das Schlimme. Unser Grätchen reitet ein totes Pferd und wundert sich, warum es nicht von der Stelle kommt.
Liebes Grätchen, gönne es Dir, Abstand zu diesem Mann und der Next zu nehmen.
Ich weiß, wie schwer das ist, denn man hängt immer noch voll drin und sucht krampft irgendeine Art von Verbindung. Und wenn es nur die ist, dass man eine Wahrheit erfährt, die er negiert oder verschweigt.

Mal ehrlich, Ihr seid getrennt und ob er jetzt mit Nextie zusammen wohnt oder nicht, geht Dich einfach nichts mehr an. Und wenn er alle paar Wochen eine Andere abschleppt, ist es genauso. Du hast in seinem Leben eigentlich nichts mehr verloren, aber Du hältst Dich darin auf und verschwendest jede Menge Zeit für Dinge, die Dich nur wieder bekümmern, nach unten ziehen, beschäftigen, verbittern, empören. DAS ist das alles doch nicht wert.

Aber Du bist in der Verantwortung für Dein Leben. Wie soll das in Ordnung kommen, wenn Du Dich ständig in seinem Leben aufhältst, denn jeder Kontakt wirft Dich zurück auf Null?.
Als ich ein halbes Jahr nach der Trennung kapiert habe, dass es die Next gibt (schätzungsweise war sie vorher schon da, aber dafür war ich blind), habe ich endlich Abstand genommen.

Es tat weh, einfach weil die Gedanken wieder darum kreisen und wieder Wutgefühle aufwallen, die auch quälend sind. Ich wünschte ihm alles Mögliche. Er soll verunglücken auf der Fahrt zu Nextie und dann im Rollstuhl sitzen, er soll schwer krank werden. Am besten wäre es gewesen, wenn er sterben würde, denn dann wäre es eben so. Aber ich würde selbstverständlich nicht auf seine Beisetzung gehen. Ha, von wegen!

Es war nicht schön und ich hielt mich in Negativschleifen auf. Aber ab das war dann Ruhe mit dem Kontakt, der zumindest noch sporadisch stattgefunden hatte und mich bei ihm hielt. Ich kam nicht los.

Das Gefühlsgedächtnis ist es gewöhnt, dass es ihn gibt und selbstverständlich war ja nicht alles schlecht in der Beziehung. Und da kommt es dann auch oft zu der fatalen Idealisierung der Vergangenheit. Er fehlt mir, die Gespräche, die Nähe, die Telefonate und oh Gott, die Wochenenden ohne ihn. Eine riesige Lücke musste erst Mal wieder aufgefüllt werden. Zum Glück lagen zwischen uns fast 200 km, so dass ich ihm nicht über den Weg lief. Denn das wäre ja nochmals schlimmer gewesen, ihn zu sehen und zu wissen, dass er .... Oh mein Gott!
Und das Gefühlsgedächtnis will nur die angenehme Gefühlswelt wieder herstellen und es übertölpelt uns dann auch gerne. Ich will doch nur wieder glücklich sein, ich will Anteil an seinem Leben, ich will immer noch wichtig für ihn sein.
Und es gewöhnt sich nur um, wenn es irgendwann mal kapiert, dass er nicht mehr Bestandteil des Lebens ist.

Aber je länger der Abstand dauerte, desto besser wurde es. Es geht sehr langsam, Rückfälle kommen zwangsläufig auch, aber langsame Besserung und Entwöhnung ist besser als keine. Es gab immer mal wieder Zeiten, da verspürte ich einen großen Drang mich zu melden. Nur mal scheinheilig fragen, wie es ihm so geht, Witterung aufnehmen, irgendwas erfahren.
Es wäre einfach gewesen, ich hätte ihn erreichen können. Aber jedes Mal dachte ich mir, und dann? Ein paar lauwarme Worte und hinterher geht es mir schlechter als vorher.

Ich machte mir die 24-h-Regel. Du warstest jetzt genau 24 Stunden und dann schaust Du, wie es dann mit dem Drang ist, wieder Kontakt aufzunehmen. Entweder der Drang war nicht spürbar oder zumindest abgeschwächt oder ich verlängerte um weitere 24 Stunden.

Und mit der Zeit wurden die Gedanken an ihn weniger und ich fand wieder in ein lebenswertes Leben. Es ist mühsam, es tut weh, es schmerzt, aber am Ende steht dann etwas, was Du nicht kennst: Erleichterung, dass es geschafft ist. Entspannung, andere Lebensschwerpunkte.

Und dann fragst Du Dich,warum Du Dich in der Beziehung schon gequält hast auf der Suche nach Liebe und Wärme und noch schlimmer dann nach der Trennung. Ich kann heute nicht mehr nachvollziehen, was ich an ihm fand. Aber ich glorifizierte ihn und sah tolle Eigenschaften die nicht da waren. Ich lebte in einer Illusionsblase, in der ich mir alles schön redete, was nicht passte.

Du solltest es Dir wert sein, in eine Welt ohne ihn zu finden. Es ist schön dort, denn die immense innere Anspannung löst sich und Du kannst ihn in seinem Leben lassen und bist wieder in Deinem Leben zu Hause.

So wie Du vorgehst, drehst Du Dich in einer Endlosschleife, die Dich nicht weiterbringt. Ihm ist das egal, er richtet sich sein Leben ein, dass es passt. Die einzige, die den Schaden hat, bist Du selbst. Weil Du nicht loslassen willst.

Fang damit an und akzeptiere dass der Weg steinig und steil ist, aber er ist gangbar. Und wenn es Dir wieder schlecht geht, denk daran, dass Du ein Ziel hast. Die emotionale Ablösung und die gelingt nur mit aus den Augen, aus dem Sinn.

Gönne es Dir, ein Ziel zu haben. Und bis dahin übst Du Deine Selbstständigkeit und machst auch mal Dinge, die Dir wenigstens eine Zeitlang Spaß bringen. Es ist soo wichtig, gut mit sich umzugehen, gerade in belastenden Zeiten. Das musst Du noch lernen, aber das ist dann etwas, was Du für Dich tust und wovon Du profitierst.

Und mal ehrlich. Gönnst Du es ihm, dass er weiterhin Dein Leben, Deine negativen Emotionen beherrscht?. Nein, das gönnst Du ihm nicht. Aber dann musst Du auch was tun, für Dich selbst!

29.08.2024 11:22 • x 3 #215


GarstigeGräte
Zitat von Sitamun:
Meine Intension für diese Antwort ist wirklich ganz liebevoll gemeint:


Das weiß ich doch, ich habe es auch nicht anders aufgefasst

Ich glaube, es ist weniger das Problem, mich bewusst dafür zu entscheiden, es gut sein zulassen, sondern die Umsetzung.
Da ist noch so viel Wut in mir, die mich immer wieder ablenkt. Wut auf mich selbst, auf ihn, auf die ganze Welt.

Deswegen stößt diese Aussage
Zitat von Margerite:
es ist doch nicht Deine Aufgabe, ihn vom hohen Ross zu stossen. Warum denn auch? Nur weil er lügt? Das Zauberwort heißt schlichtweg Abstand und absolute Kontaktsperre. Du musst Dich nicht mit Männern wie ihm abgeben.

innerlich bei mir auf Widerstand, auch wenn sie inhaltlich korrekt ist.

Manchmal denke ich, dass ich ihn unterbewusst bestrafen will. Dass mein Ex stellvertretend für die ganze Welt meine ganze Wut abbekommt. Weil er eben verfügbar ist, um meine Wut abzubekommen. Aber es trifft ja keinen Unschuldigen.
Mich macht es wütend, dass manche Menschen mit scheinbar allem durchkommen und andere -in dem Fall ich- die Scherben aufsammeln dürfen. Immer und immer wieder.

Von mir wird, natürlich nur zu meinem Besten, erwartet, souverän mit den Ungerechtigkeiten des Lebens umzugehen. Menschen machen Fehler; habe ich weiß Gott auch mehr als genug und viele tun mir leid. Ich bin mir auch nicht zu schade, mich dafür zu entschuldigen.
Und manchen Menschen ist es einfach egal. Die gehen einfach weiter und hinterlassen einen Scherbenhaufen, ohne zurück zu blicken. Es interessiert sie nicht, dass sich andere mühsam die Splitter aus den Fingern pulen müssen. Die sollen halt selber zusehen, wie sie klar kommen.

Und der andere geht fröhlich pfeifend davon, ist sich keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil: Er ist noch überzeugt davon, dass sein Verhalten völlig richtig war. Und keiner kommt und sagt ihm, hey, so geht das nicht. Weil, was ändert das schon?
Du kannst nur dich selbst ändern, aber nicht den anderen.
Das wird so sein. Aber was ist der richtige Weg? Schlucken und für sich selbst Wege finden, damit umzugehen?
Das fühlt sich falsch an. Das ist einfach ungerecht.

29.08.2024 12:21 • #216


Odette
Zitat von GarstigeGräte:
Dass mein Ex stellvertretend für die ganze Welt meine ganze Wut abbekommt. Weil er eben verfügbar ist, um meine Wut abzubekommen. Aber es trifft ja keinen Unschuldigen.


Oh, meine Liebe, das kenne ich zu gut. Wobei es bei mir einen, zumindest anfangs, Unschuldigen traf.
Genau das hatte mir damals die Therapeutin gesagt oder mich viel mehr gefragt.
Ihre Vermutung war, dass ich einfach nie wütend war, Grenzen gesetzt habe, oder Ähnliches, wenn es angebracht war.
Ich, schlimmer noch, oft Verständnis für diverse Peiniger habe/hatte. Ganz doofe Angewohnheit, die ich gerade mit viel Mühe versuche abzutrainieren.

Schlimm ist dann auch, wenn die Wut auf mich kippt, dass ich nie wütend war. Ergibt das Sinn?

Zitat von GarstigeGräte:
Mich macht es wütend, dass manche Menschen mit scheinbar allem durchkommen und andere -in dem Fall ich- die Scherben aufsammeln dürfen. Immer und immer wieder.


Was genau musst du hier, zumindest in dem Fall bezugnehmend auf die Lüge, aufsammeln?
Kannst du es drehen? Tatsache ist ja, dass er gelogen hat und dieses Verhalten so viel mehr über ihn aussagt, als über dich.
Die Wut quasi umlenken? Ich hoffe, du kannst mir folgen.

Zitat von GarstigeGräte:
Von mir wird, natürlich nur zu meinem Besten, erwartet, souverän mit den Ungerechtigkeiten des Lebens umzugehen. Menschen machen Fehler; habe ich weiß Gott auch mehr als genug und viele tun mir leid. Ich bin mir auch nicht zu schade, mich dafür zu entschuldigen.


Eine schöne Eigenschaft, nur leider können das die wenigsten.
Wir dürfen nicht denken, dass nur weil wir xy machen würden, der Maßstab bei anderen genauso liegt.
Auch das versuche ich gerade zu verinnerlichen. Wenn man das hinbekommt, und ja, ich spreche hier auch von
Situationen, wo ich in letzter Zeit angelogen worden bin (oder andere Ungerechtigkeiten) konnte ich mich zumindest ein stückweit von diesen Gefühlen lösen.


Zitat von GarstigeGräte:
Du kannst nur dich selbst ändern, aber nicht den anderen.


So nämlich.


Ich hoffe du kannst mit meinem gedankensalat etwas anfangen.
So oder so schicke ich dir einen virtuellen Drücker.

PS: vielleicht brauchen wir doch noch einen bösen Ex-Zauber, wenn er so ein Idiot ist...

29.08.2024 12:48 • x 1 #217


M
Zitat von GarstigeGräte:
Das fühlt sich falsch an. Das ist einfach ungerecht.

Mag sein, aber Du wirst weder die Welt noch einen anderen Menschen ändern. Natürlich geht er fröhlich seinen Weg und denkt nicht mehr an Dich. Warum auch, er ist beschäftigt, Du scheinbar weniger.
Aber was ändert es bei ihm, wenn Du ihm Lügen vorwirfst und damit sagst: Mit mir nicht, mein Lieber. Ich habe dein falsches Spiel durchschaut und sogar das Einwohnermeldeamt angerufen. ICH weiß Bescheid.

Die Konsequenz: Er denkt sich, die hat doch nicht alle Tassen im Schrank, die bemüht sogar ein Amt um was über mein Leben zu erfahren. Gott sei Dank bin ich weg von dieser Megäre. Eine schreckliche Frau, die ich aus meinem Leben streichen muss. Kein Kontakt mehr, ich bin ihr doch keine Rechenschaft schuldig.

Du führst hier einen Stellvertreterkrieg. Du bist unsäglich wütend und das wahrscheinlich in erster Linie auf Dich selbst. Und dann brauchst Du eine Zielperson und wer eignet sich besser dafür als ein ehemaliger Partner? Deinen Nachbarn kannst Du nicht anschnauzen, den Busfahrer auch nicht, den Arzt auch nicht, die Kollegen auch nicht, denn die können ja nichts dafür. Obwohl es Menschen gibt, die sehr wohl auch Unbeteiligte anschnauzen, praktisch ohne Grund. Aber darum geht es hier nicht.

Es tut mir leid für Dich. Du rechtfertigst Dich und fühlst Dich ungerecht behandelt und bist sicher neidisch auf ihn und sein neues Leben, weil Du in der K..cke sitzen bleibst. Das sind normale Gefühle nach einer Trennung, aber irgendwann muss damit Schluss sein.
Denn mit dieser Haltung schadest Du Dir nur selbst, aber Du änderst nichts. Du wirst nur verbittert und begibst Dich in die Haltung, dass die ganze Welt gegen Dich und ungerecht ist. Und dennoch musst Du darin leben.
Aber Du verbaust Dir damit die Chance, souveräner damit umzugehen und Dinge, die Du nicht ändern kannst, sein zu lassen.

Die Alternative für Dich sieht meines Erachtens nicht gut aus. Du arbeitest Dich an etwas ab und erreichst nichts. Was juckt es ihn, wenn er weiß, dass Du ihn überführt hast? Glaubst Du, er denkt dann um? Nein, im Gegenteil, Du wirst für ihn ein unberechenbarer Faktor, eine Zeitbombe, die er los werden muss.Weil er sich vor einer wütenden Ex schützen muss.

Du bleibst in Deiner negativen Grundhaltung und verstärkst sie dadurch noch, weil Du sie immer wieder von neuem anfütterst. Damals, da hat er ... Dieses Schwein, dem werde ich die Hölle heiß machen, der kommt mir nicht davon! Doch, der kommt davon, denn die Rache ist nicht Deine Angelegenheit.
Das Glück ist wetterwendisch und besucht mal den einen und mal den anderen. Mit dieser Einstellung lässt es sich gut leben. Wenn man es will. Du willst es aber nicht. Du willst Genugtuung, dem anderen schaden, Recht haben.

Okay, es ist Deine Wahl, Deine Entscheidung, Dein Leben, das Du wählst. Wenn es für Dich okay ist, dann nur zu. Aber Du wirst damit eine verbitterte Frau, mit der niemand mehr zu tun haben will als nötig. Sorry für die harten Worte, aber Du stehst Dir damit selbst im Weg.

Mehr kann ich Dir nicht mitteilen, aber ich bin mir absolut sicher, dass der Weg, den Du eingeschlagen hast, Dich niemals zu Zufriedenheit und innerem Frieden führen wird. Das ist aber genau das, was Lebensqualität ausmacht. Die Dinge zu ändern, die Du ändern kannst und das ist in erster Linie Deine Einstellung zu dir und zu deiner Umwelt und die sein zu lassen die Du nicht ändern kannst.

29.08.2024 12:50 • x 2 #218


Sitamun
Zitat von GarstigeGräte:
Von mir wird, natürlich nur zu meinem Besten, erwartet, souverän mit den Ungerechtigkeiten des Lebens umzugehen.

Nein, das wird nicht erwartet. Und das geht auch nicht, das ständige souverän sein.

Aber das du das immer noch in Interaktion mit ihm machst ist die Crux.

Ehrlich: Ist dir das nicht zu blöd langsam?

Du weißt er lügt, du weißt, das mit euch ist vorbei. Du weißt, dass er mit einander was laufen hat. Warum dieses ständige Anbandeln mit ihm?
Du verletzt dich selbst am meisten finde ich. Und ich weiß, von was ich spreche.


Zitat von Margerite:
Mehr kann ich Dir nicht mitteilen, aber ich bin mir absolut sicher, dass der Weg, den Du eingeschlagen hast, Dich niemals zu Zufriedenheit und innerem Frieden führen wird. Das ist aber genau das, was Lebensqualität ausmacht.

Und wieder: Volltreffer!

29.08.2024 14:34 • x 1 #219


GarstigeGräte
Zitat von Odette:
Ihre Vermutung war, dass ich einfach nie wütend war, Grenzen gesetzt habe, oder Ähnliches, wenn es angebracht war.

Die Dynamik dahinter verstehe ich.
Nur, ich war mein ganzes Leben lang wütend. Bin ich immer noch. Und in der Vergangenheit habe ich meine Wut jederzeit ausgelassen, egal an wen. Da kenn ich (leider?) nichts.
Ich HABE also aus meiner Sicht Grenzen gesetzt. Und trotzdem wurden sie immer wieder überschritten. Werden immer wieder überschritten. Ich habe das Gefühl, ich werde nicht ernst genommen und mit mir kann man es ja machen.
Weil: Ach, die regt sich schon wieder ab..
Und es ist nun einmal so, dass man nicht jedem Menschen, der einen blöd behandelt, komplett aus dem Weg gehen kann.

Zitat von Odette:
Was genau musst du hier, zumindest in dem Fall bezugnehmend auf die Lüge, aufsammeln?

Mich. Ich bin der Scherbenhaufen!
Ich weiß nicht einmal, wie er das angestellt hat, weil er für sich genommen nichts sooo Schlimmes getan hat..aber das, was er getan hat oder wie er es getan hat, hat mich gefühlt in sämtliche Einzelteile zerlegt.
Vermutlich war ich das schon vorher, aber er hat das Klebeband, das die Einzelteile zusammengehalten hat, abgerissen. So fühlt es sich an. Und dafür hasse ich ihn abgrundtief. Vorher habe ich wenigstens funktioniert.

Zitat von Odette:
PS: vielleicht brauchen wir doch noch einen bösen Ex-Zauber, wenn er so ein Idiot ist...

Ich werde darüber nachdenken

Zitat von Margerite:
Natürlich geht er fröhlich seinen Weg und denkt nicht mehr an Dich

Das Schlimme ist: Das ist noch nicht einmal die Wahrheit.
Er ist nicht fröhlich oder glücklich. Eigentlich ist nichts so gekommen, wie er es sich vorgestellt hat.
Hinzu kommt, dass er gesundheitliche Probleme hat und aktuell zum dritten Mal wegen schwarzem Hautkrebs behandelt wird.
Ihm zu unterstellen, dass er fröhlich weiter macht, ist vermutlich unfair von mir. Aber mir kommt es einfach so vor.

Zitat von Margerite:
Eine schreckliche Frau, die ich aus meinem Leben streichen muss. Kein Kontakt mehr, ich bin ihr doch keine Rechenschaft schuldig.

Wenn er das mal tun würde. Vielleicht wäre es dann einfacher für mich. Aber er will den Kontakt nicht abbrechen, obwohl ihm der Kontakt mit mir, wenn wir ehrlich sind, nichts mehr gibt außer Stress. Irgendwo tut es mir leid, dass ich ihn ja auch immer wieder enttäusche, weil er so daran festhält, das Gute in mir zu sehen.
Ich glaube, das ist auch ein Punkt, warum es mir schwer fällt, loszulassen. Ich glaube, er ist der einzige Mensch, der noch an das Gute in mir glaubt, obwohl ich ihn so oft richtig sch. behandele und den letzten Nerv raube. Und das zeigt wiederrum, dass er eigentlich auch ein guter Mensch ist, wenn er sich trotzdem nicht komplett von mir abwendet.
Klingt das irgendwie verrückt?

Zitat von Sitamun:
Du weißt er lügt, du weißt, das mit euch ist vorbei. Du weißt, dass er mit einander was laufen hat. Warum dieses ständige Anbandeln mit ihm?

Weil ich ihn, trotz allem, irgendwo immer noch liebe. Oder zumindest eine tiefe Zuneigung verspüre.
An guten Tagen, wenn wir ohne Streit oder Gehässigkeiten telefonieren können und miteinander lachen, dann ist er wieder da. Der Mann, in den ich mich damals verliebt habe. Der er eigentlich noch ist.

Es war nicht alles sch..
Aber wir haben uns ständig gegenseitig getriggert. Wir hatten eine sch. Kommunikation und eine noch beschissenere Streitkultur. Ich glaube nur, wir hätten das irgendwie hinbekommen, wenn wir uns beide darüber im Klaren gewesen wären, dass und was wir hätten ändern müssen. Das ist so bitter. Und macht mich gleichzeitig wütend, weil ich finde, dass er nicht genug dafür getan hat. Er ist den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, weil es ihm scheinbar wichtiger war als Sieger aus der Sache heraus zu gehen anstatt sich einzugestehen, dass auch ER Fehler gemacht hat.

Jetzt ist es zu spät. Es nutzt nichts mehr, dass er jetzt Fehler erkennt, die er damals gemacht hat. Dass er jetzt weiß, was wir hätten anders machen müssen. Jetzt ist zuviel Porzellan zerschlagen..und ja, ich habe einen maßgeblichen Anteil dazu beigetragen. Aber er hat mir, uns, nie die Chance gegeben, es besser zu machen. Und das nehme ich ihm übel, egal wie irrational das ist.

29.08.2024 16:49 • #220


M
Zitat von GarstigeGräte:
Ich glaube, das ist auch ein Punkt, warum es mir schwer fällt, loszulassen. Ich glaube, er ist der einzige Mensch, der noch an das Gute in mir glaubt, obwohl ich ihn so oft richtig sch. behandele und den letzten Nerv raube. Und das zeigt wiederrum, dass er eigentlich auch ein guter Mensch ist, wenn er sich trotzdem nicht komplett von mir abwendet.
Klingt das irgendwie verrückt?

Menschen haben gute und schlechte Eigenschaften. Insofern sind sie immer zweispältig und vereinen gute und schlechte Seiten in sich. Es ist ja auch schön von ihm, dass er sich nicht komplett abwendet, aber mit Deinen echt abstossenden Spionageaktionen machst Du das dann auch noch erfolgreich kaputt.
Und ob es Dir hilft, wenn er Dich immer noch kontaktiert, sei mal dahingestellt. Auch hier sehe ich einen Zwiespalt.

Er ist krank, das ist schlimm. Aber es ist auch nicht Deine Schuld und seine auch nicht. Aber er hat sich getrennt und das hat eben auch Konsequenzen, die Du ihm nicht aufzeigst. Was in Deinem Interesse wäre, weil es immer weiter geht. Das Ganze ist ein Karussell das sich immer weiter dreht, weil keiner absteigt. Aber wer mag schon ewig Karussell fahren?

Zitat von GarstigeGräte:
Ich glaube nur, wir hätten das irgendwie hinbekommen, wenn wir uns beide darüber im Klaren gewesen wären, dass und was wir hätten ändern müssen. Das ist so bitter. Und macht mich gleichzeitig wütend, weil ich finde, dass er nicht genug dafür getan hat. Er ist den Weg des geringsten Widerstandes gegangen, weil es ihm scheinbar wichtiger war als Sieger aus der Sache heraus zu gehen anstatt sich einzugestehen, dass auch ER Fehler gemacht hat.

Herrgott nochmal, jetzt denk doch nicht immer in der Kategorie von Siegern und Verlierern. Genau mit dieser Haltung kommst Du nirgends weiter weil Du überall nur Konkurrenz und Häme und Abwertung witterst. Du polarisierst. Und ihr hättet das NICHT hingekommen, wie denn auch?. Wenn Du bei jeder Gelegenheit, bei der Du Dich ungerecht behandelt fühlst, austickst und offenbar Deine Impulse nicht kontrollieren kannst. Du denkst immer in schwarz und weiß. Ist alles in Ordnung, ist er weiß und dann fühlst Du Dich auch so. Dann macht er wieder was falsch und mutiert zum schwarzen Ritter. Damit nicht genug, denn du wirst dann auch zur schwarzen, bösen Furie.
Wie bitte ist da eine sachliche Kommunikation auf Augenhöhe möglich? Denn wärt ihr wieder in der Beziehung ging es doch wieder genauso von vorne los. Das Wir-hätten-das-schon-hinbekommen sind die idealisierenden Gedanken des Verlassenen, der Wunschdenken und Realität verwechselt.
Wie oft habt ihr es denn probiert, Euch vernünftig zu unterhalten ohne dass einer ständig Recht haben muss. Du ordnest Dich immer gerne als Verliererin ein und logischerweise ist er in Deiner Welt dann der Sieger.

Du bist megaanstrengend und insofern kann seine Trennung auch eine Schutzreaktion sein, weil er dem Beziehungsstress entfliehen wollte. Das ist sein gutes Recht. Er ist nicht verpflichtet, ewig in einer Beziehung zu verharren, die keinem von Euch gut tat.
Und nochmal: er ist ein freier Mensch, Du auch. Jeder darf gehen, wenn er diesen Weg für sich als den besseren einordnet. Auch wenn es dem Verlassenen weh tut, so muss er dem Anderen die Entscheidung zugestehen und braucht auch nicht darüber zu urteilen, wie gemein, hinterhältig, fies das ist und wie unglücklich er damit ist.
Du wirst von ihm vermutlich als emotionaler Anker benutzt, aber Dich wirft es jedes Mal zurück.
Beim Einwohnermeldeamt anrufen, ich fasse es nicht. Wie tief willst du noch sinken?

Er hat das getan, was ihm möglich war. Du musst darüber nicht urteilen. Und er hat das entschieden, was für ihn vermeintlich die besser Wahl ist. Wärst Du die bessere Wahl, wäre er bei Dir.
Und dann taucht im letzten Satz wieder der Sieger auf,. Er ist der Sieger, weil er entschieden hat. Logischerweise bist Du dann der Verlierer. Das alles findet nur in Deinem Kopf statt, weil Du schwarz/weiß denkst. Vielleicht gesteht er sich ja auch ein, dass auch er Fehler gemacht hat, aber nicht gegenüber Dir. Das muss er auch nicht. Ich hoffte auch über Monate auf ein Wort der Entschuldigung, bis ich mir sagen konnte, da kommt nichts mehr. Und außerdem was hätte es für mich geändert? Genugtuung? Nein, denn auch ich hatte zum Scheitern beigetragen. Und keiner muss sich entschuldigen, wenn er nicht das Bedürfnis dazu hat.

Ich von meiner Warte aus ordne ihn nicht als Sieger ein, der Dich damit in die Tonne tritt. Er suchte sich das aus, was für ihn besser war. Ob richtig oder falsch, weiß er ja vorher nicht. Aber irgendwann war halt das Maß voll.

Zitat von GarstigeGräte:
Aber er hat mir, uns, nie die Chance gegeben, es besser zu machen. Und das nehme ich ihm übel, egal wie irrational das ist.

So, weißt Du das so genau? Er hat Euch keine Chance gegeben? Vielleicht doch, aber vielleicht hast Du ihm ja auch keine Chance gegeben. Und schon wieder: das nehme ich ihm übel.
Kannst du machen, raubt Dir aber nur Deinen Seelenfrieden, den Du aber eh nicht hast. Immer gehst du in Opposition, nicht nur in der Beziehung, auch gegenüber Deiner Umwelt, weil Du überall Ungerechtigkeit witterst.
Hast Du eigentlich Freunde? Eine Familie, in der Du Rückhalt finden kannst?

Zitat von GarstigeGräte:
aber das, was er getan hat oder wie er es getan hat, hat mich gefühlt in sämtliche Einzelteile zerlegt.

Er ist nicht für Dein Leben verantwortlich, aber er ist für sein Leben verantwortlich. Er kann bei Dir nicht richten, was bei Dir im Argen liegt. Das ist eine Illusion und eine Anspruchshaltung, die ich seinerzeit auch hatte.
Warum wollte ich ihn denn? Warum erschien er mir wie eine Lichtgestalt?

Hinterher, weit nach der Trennung wurde mir einiges klar. Ich war unzufrieden, sehr unzufrieden, mit allem. Im Job Stillstand, im Privatleben Stillstand, in der Ehe Stillstand. ich sah die Welt als einigermaßen trostlos an. Die Ursache dafür lag nicht in der Umwelt, die lag in mir selbst. Denn ich mochte mich selbst nicht. Und er sich selbst nicht mag, ist unfähig, glücklicher zu werden.

Dann kommt die Projektion ins Spiel. Unzufriedene Frau begegnet der Lichtgestalt und gewinnt sie. Und ich war glücklich, schwebte auf Wolke 7. Endlich war ich wieder wer, endlich fühlte ich mich wichtig und begehrt. Das hielt nicht lange an, denn er ging allmählich auf Distanz und ich bekam Verlustängste, die ich wegschob, klein redete, aber nur übertünchte.
Oh nein, das darf nicht sein, ich muss ihn halten. Mein Leben ist sonst wieder trostlos und ohne Perspektive. Ich brauche ihn doch.

Das was wir mit Krallen festhalten wollen, geht, weil es die Krallen spürt und dann die Reißleine zieht.
Später wurde mir klar, dass nicht etwa er mich benutzt hat, sondern auch umgekehrt. Denn er war mein Retter, sollte mein ödes, lahmes Leben richten und mich endlich glücklich machen. Wer sich selbst nicht mag, sondern sich nur mag, wenn ein anderer ihm das spiegelt, wird die Beziehung nicht halten können. Das Gegenüber spürt das, auch wenn es zunächst keinem bewusst ist. Aber ich habe ihn tatsächlich benutzt, weil ich den Auftrag an ihn hatte, den ich selbst nicht erfüllen konnte: Mach mich glücklich, damit ICH glücklich bin.
Das ist reichlich egoistisch, aber ich habe es zunächst nicht erkannt. Erst weit nach der Beziehung, da fiel es mir auf einmal scheinbar ohne Auslöser auf. Auf einmal war er wieder in meinen Gedanken und ich fragte mich, warum? Vermisste ich ihn noch? Nein. Wollte ich wieder Kontakt? Nein, kein Bedürfnis. Was dann?

Dann sah ich die Beziehung vorbei ziehen wie ein Zweipersonenstück auf der Bühne, in dem sich beide abmühen, aber es wird doch nichts. Und dann erkannte ich meinen Anteil, mein Fehlverhalten. Er sollte das in mir richten, was ich nicht selbst richten konnte. Und war beschämt, vor mir selbst. Fast tat er mir dann leid.
Er weiß das nicht, muss es auch nicht wissen. Und er geht mir aus dem Weg und das ist mir Recht bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen wir uns begegnen..
Später sagte ich mir. Es ist gut, dass er kam und es ist besser dass er ging. Denn durch ihn habe ich viel gelent, über mich, über Dynamiken in Beziehungen und über Aussöhnung mit dem anderen. Und mir wurde klar, dass es meine Aufgabe ist, mit mir auszukommen und ich darf mich auch selbst mögen. Und mit der Einstellung ist dann auch die Oppositionshaltung zu ihm und zum Rest der Welt überflüssig.

Ich kann mein Leben in die Hand nehmen, es gestalten. Ich kann mir Frieden zugestehen und darf die Kriegsschauplätze verlassen. Schicksalsschläge werden kommen,das bleibt nicht aus. Aber ich muss sie nicht selbst herbei führen. Ich bin wie ich bin und das ist in Ordnung. Jenseits von perfekt, aber das ist keiner. Und mein Partner ist auch wie er ist und das darf er sein. Auch er ist jenseits von perfekt. Aber mit der Einstellung kann ich gut mit ihm leben.

Du hältst Dich ständig auf einem Kriegsschauplatz auf und merkst nicht wie selbstschädigend das ist. Und immer siehst Du Gewinner und Verlierer. Die gibt es im Sport, aber nicht in Beziehungen. Entweder beide gewinnen oder beide verlieren, dann ist die Beziehung zu Ende und das ist dann auch meistens gut so.

Zitat von GarstigeGräte:
Bin ich immer noch. Und in der Vergangenheit habe ich meine Wut jederzeit ausgelassen, egal an wen. Da kenn ich (leider?) nichts.
Ich HABE also aus meiner Sicht Grenzen gesetzt. Und trotzdem wurden sie immer wieder überschritten. Werden immer wieder überschritten. Ich habe das Gefühl, ich werde nicht ernst genommen und mit mir kann man es ja machen.
Weil: Ach, die regt sich schon wieder ab..

Das ist doch die logische Konsequenz. Wer soll denn eine Frau noch ernst nehmen, die ständig wütend wird, sich immer benachteiligt und übergangen fühlt? Ist doch klar, dass die Mitmenschen da abstumpfen. Ach die, oh je, schon wieder bricht sie in Wut aus. Na, soll sie. Ich bring mich in Sicherheit oder beachte es einfach nicht mehr.
Du brauchst Dich nicht zu wundern, wenn Dich keiner mehr ernst nimmt und sich zurückzieht.

Mangelnde Impulskontrolle, Ichbezogenheit, Ungerechtigkeit gegenüber anderen, Kampfbereitschaft , Schwarz-weiß-Denken, Rechthaberei, Vorwurfshaltung , Anspruchshaltung - all das lese ich aus Deinem Post. Und dann kommt die Wut dazu, die eigentlich Dir selbst gilt. Wer auf sich nicht würtend ist, wird auch gegenüber anderen selten wütend. Außer bei den wenigen Gelegenheiten, bei denen man wirklich ungerecht behandelt wird.

Gräte, denke um und lass auch mal locker. Du machst Dich selbst fertig. Aber es ist Deine Wahl und Deine Entscheidung ob Du einigermaßen glücklich durchs Leben gehst oder nicht.

Was ist mit Dir passiert? Was hat man Dir angetan? Es ist was passiert mit Dir, was schlimm war und was Du nicht verarbeiten konntest. Du müsstest es finden, dann könntest Du damit abschließen.

29.08.2024 18:26 • x 4 #221


Sitamun
Zitat von GarstigeGräte:
An guten Tagen, wenn wir ohne Streit oder Gehässigkeiten telefonieren können und miteinander lachen, dann ist er wieder da. Der Mann, in den ich mich damals verliebt habe. Der er eigentlich noch ist.

Ah ok, dann willst du das alles so. Obwohl er mit einer anderen Frau lebt und liebt.

Das war mir nicht bewusst. Ich dachte, du willst weitergehen.

29.08.2024 19:45 • x 2 #222


GarstigeGräte
@Margerite

Danke für die Einsicht in deine Ex-Beziehung und die offenen Worte.
Es sind viele, viele Punkte dabei, wo du den Nagel auf den Kopf getroffen hast.
Eigentlich sind das Dinge, die ich rational sogar weiß, aber nicht verinnerlicht bekomme. Und ich frage mich, liegt es an mangelnder Disziplin oder am fehlenden Willen? Oder einer Kombi aus beidem?

Du hast recht, ich habe mich gerade wieder in einer Opferrolle verloren, aus der ich momentan nur schwer herauskomme.
Eine starre Denkweise hat mir schon meine Therapeutin vorgeworfen.
Es fällt mir einfach schwer, mich von etwas zu überzeugen, was sich falsch anfühlt, auch wenn es vielleicht richtig ist. Als würde ich mich selbst verraten.

Ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen und noch einmal in Ruhe schauen, wo ich als Erstes ansetze. Ist gerade etwas viel

29.08.2024 20:08 • x 1 #223


GarstigeGräte
@Sitamun

Ja, vielleicht will ich unbewusst lieber weiter leiden als weiter gehen.
Aber wenn das so ist, dann ist doch jede Mühe umsonst.
Und wenn es wirklich so ist, wie zwingt man sich, was anderes zu wollen?
Wieso muss das denn so schwer sein? Fast hätte ich gesagt, das ist doch nicht fair

Ich muss mir über einiges klar werden. Da waren viele Denkanstöße und Augenöffner bei. Ich danke euch von Herzen.

29.08.2024 20:27 • #224


GarstigeGräte
Mir fällt auf, dass ich nach der Trennung nie richtig um das Beziehungsende getrauert habe.
Anfänglich nicht, weil ich relativ sicher war, dass wir wieder zusammen kommen.
Und dann war praktisch von einem Tag auf den anderen Next da. Keine Zeit zum Trauern, Wut war angesagt.

Wenn ich jetzt darüber nachdenke, scheint es so zu sein, dass die Trauer von der Wut und der sinnlosen Energie, die ich damit verschwendet habe, ihn zurück zu bekommen bzw. ihm das Leben schwer zu machen, völlig überdeckt wurde.
Solange ich meine Mission hatte, war es für mich nie richtig vorbei. Ich habe die Endgültigkeit hinter der Trennung nie realisiert. Immer noch nicht realisiert.

Und um was sollte ich nach dieser langen Zeit noch trauern? Es geht doch längst nicht mehr um ihn.
Alles andere wäre nur Selbstmitleid.

29.08.2024 23:57 • #225


A


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