Er hat mich heute früh mit meinem Einverständnis noch einmal angerufen.
Momentan habe ich mich so darauf versteift, zu verstehen, warum er mit ihr zusammen ist.
Er weiß aber auch nicht, was er mir da anworten soll. Es hätte einfach gepasst.
Wow, das ist auch etwas, was ich hören möchte, wenn ich meinen Partner frage, warum er mit mir zusammen ist: Nicht etwa, weil er mich liebt, sondern weil es passt.
Absolut lächerlich. Er kann noch nicht einmal sagen, dass er sich halt einfach neu verliebt hat.
Was genau soll denn da passen, außer, dass sie netter und geduldiger ist als ich und sein Selbstwertgefühl, das unter mir gelitten hat, steigert? Sie tröstet ihn und gibt ihm gute Gefühle. Das ist aber auch das Einzige.
Die Rahmenbedingungen passen noch weniger als bei uns. Echte Gefühle erkenne ich auf seiner Seite keine.
Aber klar, es passt hervorragend.
Deswegen macht er sich auch immer noch Gedanken darüber, warum es mit uns nicht geklappt hat. Deswegen will er auch auf Biegen und Brechen mit mir befreundet bleiben, obwohl ich ihn immer wieder beschimpft und beleidigt habe.
Deswegen kommt er nach wie vor immer wieder angekrochen, egal, was ich ihm um die Ohren haue und sei es noch so primitiv.
Weil es mit der anderen sooo gut passt.
Ich bin richtig schäbig schadenfroh, dass es eben nicht so easy peasy ist wie er es sich einredet.
Wenn ich raten müsste, würde ich sagen, dass das alles von ihm ausgeht.
Ich kenne sie nicht, aber sie müsste schon mindestens genau so dumm sein wie ich, wenn sie an einem Mann festhält, der so offensichtlich nicht frei für eine neue Beziehung ist wie er.
Sie kann ja am allerwenigsten dazu, trotzdem gönne ich es beiden, dass es genau so ist wie es ist. Ganz sicher ist es nicht leicht und unbeschwert oder wird es werden, wenn es ernster zwischen ihnen wird.
Aber wer weiß, vielleicht haben sich da ja auch wirklich zwei gesucht und gefunden -auch wenn ich es mit unverhohlener Schadenfreude nicht glaube.
Aus dem rosaroten Traum werden sie früher oder später noch aufwachen.
*Empathiemodus an*
Der Mann ist durch. Er steuert geradewegs auf einen Burnout und/oder eine Depression zu. Immerhin sieht er es auch selber ein.
Ich erkenne ihn nicht wieder. Er ist nur noch ein Häufchen Elend und findet trotzdem immer noch Verständnis für meine Ausbrüche.
Dazu hat er wieder Kontakt zu seinen uneinsichtigen pflegebedürftigen Eltern. Kümmert sich abwechselnd mit seinen beiden Schwestern, die mit der Pflege am psychischen Limit angekommen sind, um sie.
Ich würde ihm gerne etwas raten. So hart es klingt, aber im Grunde -rein rational betrachtet- müsste er sich da wieder rausziehen.
Die Eltern benötigen 24/7 Betreuung, am bestem im Heim, was insbesondere der Vater partout nicht einsehen will. Ich denke, die Mutter würde wollen, aber wenn sie was sagt, fährt der Vater ihr sofort über den Mund.
Mittlerweile wurde der dritte Pflegedienst verschlissen, weil der Vater sie nicht in die Wohnung lässt. Die machen ja nichts richtig.
Die bettlägerige Mutter liegt vollgesch.issen in ihrem Bett, der Vater vor dem Bett, weil er beim Versuch, sie zu säubern gestürzt ist und nicht mehr hochkommt. Aber sie können ja noch ALLES alleine.
Die Kinder werden beschimpft und tyrannisiert. Ich habe das ein paar Mal miterlebt und bin dann hinterher nicht mehr mit zu den Eltern.
Bei allem Verständnis, ehrlich, ich wundere mich nicht, dass die Kinder mittlerweile ein nervliches Wrack sind.
Ich weiß aber auch nicht, wie man da helfen kann, wenn sich jemand, in dem Fall die Eltern, nicht helfen lassen wollen. Die jede Hilfe ablehnen, ja verweigern, und die Kinder beim Versuch, die Scherben aufzusammeln auch noch beschimpft werden.
Eine professionelle Unterbringung ist sowohl von den Kindern als auch von Ärzten versucht worden, schmackhaft zu machen. Es gibt ja auch betreutes Wohnen, wo sie ihre eigene Wohnung haben, aber jemand Tag und Nacht im Fall der Fälle sofort da ist. Aber nichts zu machen. Komplettverweigerung. Viel zu teuer. Der Mann hat Geld wie Heu..
Vielleicht hat einer von euch einen Tipp?
Habe meinem Ex jetzt eine Nummer einer psychologischen Hotline für pflegende Angehörige geschickt und ihm geraten, sich für einen schnellen Termin für ein psychotherapeutisches Erstgespräch an die 116117 zu wenden.
Ich gehe davon aus, dass er es auch endlich tut. Immerhin hat er von sich aus angesprochen, dass er Hilfe benötigt.
Mehr kann ich nicht für ihn tun. Er ist ohne mich besser dran. Ich will ihm nicht mehr weh tun, weiß aber, dass ich es nicht schaffe, wenn wir weiter Kontakt haben.
Ich will ganz ernsthaft versuchen, ihn in Ruhe zu lassen.
01.11.2023 15:31 •
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