Puuh, da macht ihr mir aber ganz schön Feuer unter dem Hintern. Ok, damit habe ich gerechnet. Diese Art von Verurteilung habe ich ja nach meiner Rückkehr aus der Affäre auch durch einige sogenannte Freunde und Nachbarn erfahren müssen. Überflüssig zu sagen, dass nicht alle Freundschaften das überlebt haben.
Nun gut, zu einigem will ich hier nochmal Stellung beziehen. Nicht um mich zu rechtfertigen, sondern um für mich noch einmal einiges klar zu ziehen. Alles kann und will ich hier aber nicht ausbreiten. Zum einen würde das den Rahmen sprengen und zum anderen gibt es Dinge, die nun wirklich nicht in die Öffentlichkeit gehören.
Wie es meinem Mann heute geht, das müsste er eigentlich selbst hier schreiben. Ich frage ihn aber durchaus häufiger danach, denn auch bei ihm gibt es Situationen, die die alten Gefühle von Verletztheit, Misstrauen und Angst wieder triggern. Das sehe ich manchmal in seinen Augen und das tut mir dann auch unendlich weh. Aber wir haben ein Mittel dagegen gefunden: Reden,reden, reden. Und dann entscheiden wir uns gemeinsam immerwieder sehr bewusst dafür, unsere Ehe weiter zu führen. Gott sei Dank funktioniert das. Es ist natürlich nicht einfach, nein das bestimmt nicht. Es ist vieles kaputt gegangen. Die Selbstverständlichkeit und Leichtigkeit früherer Tage ist weitgehend weg .... aber sie kehrt langsam zurück. Erstaunlicherweise. Und das bringt uns zu der Erkenntnis, ja, es gibt ein Leben nach der Affäre. Es funktioniert aber es ist ein langer schwieriger Weg für alle Beteiligten. Dennoch lohnt es sich, nicht aufzugeben, denn unsere Ehe hat in vielen Bereichen sogar an Tiefe und Nähe gewonnen.
Auch bei mir hat diese Zeit nicht nur Wunden gerissen, sondern auch geholfen sehr alte Verletzungen zu heilen. Ich habe tatsächlich vieles in diesen Affärenmann hinein projiziert. Ich sprach ja schon von Schicksalsschlägen, die sicherlich auch dazu geführt haben, dass ich in die Affäre rutschte. Meine Eltern waren damals beide verstorben, meine Mutter schon längere Zeit vorher und mein Vater erst kurz vor meinem Stellenwechsel. Die Beziehung zu meinem Vater war immer sehr schwierig. Er war ein sehr dominanter Mann, von dem ich mich die meiste Zeit meines Lebens abgelehnt fühlte. Als er im Sterben lag führte das sogar dazu, dass er mich von seinem Sterbebett weg schickte. Der Affärenmann hatte nun sehr viel Väterliches an sich, nach dem ich mich unter anderem auch sehnte. Ich will nun nicht weiter in die Tiefe gehen, das habe ich in einer Therapie allerdings sehr gründlich getan und weitgehend aufgearbeitet.
Ihr seht also, es war ein langer steiniger Weg bis heute. Ich verstehe sehr gut, dass nicht alle diesen Weg nach einer Affäre gehen können oder wollen, auch weil ihnen die Unterstützung fehlt. Da hatte ich wirklich sehr großes Glück.
Nun zurück zu meine Flashbacks, die ich am Anfang beschrieben habe und unter denen ich immernoch leide. Ich denke jetzt
, es ist normal, dass ich immernoch ein ganzes Bündel von Gefühlen für den Affärenmann habe. Allerdings ist es nicht mehr die Verliebtheit vergangener Tage sondern eine Mischung aus Zuneigung (ja irgendwie immernoch), Mitleid, Trauer, Verletztheit, Wut, Angst und Rachegelüsten. Je nach Art des Triggers pop. immer wieder die eine oder andere Emotion hoch. Damit muss ich umgehen auch wenn es manchmal schwer fällt. Ich hatte gehofft, dass mir dieses Forum dabei hilft und tatsächlich tut es das, auch wenn einige von euch alle ihre Wut und eigene Verletzungen nun auf mich projizieren. Aber bitte haltet euch mit solchen Verurteilungen zurück. Ihr kennt mich nicht. Ihr kennt nur das, was ich hier schreibe und das ist naturgemäß sehr unvollständig und lückenhaft.
Ich werde mich nun nicht mehr zu Euren Kommentaren äußern, denn das bringt mir und Euch nichts mehr. Ich möchte nur noch einen Satz aus der Bibel zitieren, der mir in der Vergangenheit sehr geholfen hat: Wer von Euch ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein.
Und es lohnt sich auch noch diese Bibelstelle weiter zu lesen, denn zur Ehebrecherin sagte Jesus: Geh und sündige nicht mehr. Und genau das tue ich. Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich so etwas nie mehr tun werde. Der Preis dafür ist viel zu hoch.
Allen unter euch, die gerade ähnliches durchmachen, möchte ich Mut machen. Es geht, man kann seine Ehe auch nach einer Affäre retten. Vorausgesetzt man hat einen ähnlich wundervollen Partner wie ich an seiner Seite und vorausgesetzt man ist bereit, das Geschehene schonungslos aufzuarbeiten. Dazu wünsche ich Euch viel Mut und Kraft.
Liebe Grüße Eure Shedia
24.01.2018 07:48 •
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