Hallo ihr Lieben,
heute habe ich ihn getroffen, es war kein geplantes Treffen, warum und wieso ist eigentlich nebensächlich, er war da, weil er sich Sorgen um mich machte.
Wir trafen uns an einem Ort, der mir viel bedeutet, mitten im Vorland, und schon auf dem Weg dorthin war mir, als ginge er unsichtbar neben mir.
Wie weh tat es ihn zu sehen! Am liebsten wäre ich auf ihn zugestürzt, statt dessen ging ich schweigend und zitternd neben ihm. Freiwillig sei er nicht gekommen, sagte er, er habe gehört, dass ich vielleicht Hilfe brauche, nur darum sei er dort, denn nach allem, was er mir angetan hat, hätte er es nicht gewagt, zu mir zu kommen....
Und trotzdem war er da, er hätte die Lage ignorieren können, aber er war da...
Für einen wilden, irrationalen Augenblick hoffte ich, er sei gekommen, um mir zu sagen, dass er den Weg nun doch mit mir gehen möchte. Dann fragte ich mich: Warum ist er da? Will er dir wieder wehtun? Und wenn er dich nicht liebt, was will er hier?
Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf, was soll ich tun, was soll ich sagen? Wenn ich dies tue / sage ist das falsch oder richtig? Nützt es was zu sagen? Oder zu tun?
Wir sprachen miteinander, hmm, ich redete wohl mehr als er, denn er meinte er habe schon so viel gesagt, und es immer wieder verraten, so dass er sich nicht mal mehr selbst glauben kann.
Ich sah einen verzweifelten, zerrissenen Menschen, der unter dieser Situation genauso leidet wie ich, der nicht versteht, warum ich 23 std und 59 min des Tages in seinen Gedanken bin, einen Menschen der nach aussen hin ein geordnetes schönes Leben führt, und in dessen Inneren Stürme von solcher Macht toben, dass es ihn fast auseinanderreisst.
Er kann nicht zu mir sagt er, weil meine Nähe ihn so verletzlich macht, weil er nicht mehr er selbst ist oder sein kann, wenn er bei mir ist. Das ist ein ASrgument welches ich nicht verstehen kann, warum diese grosse Angst vor diesem Geschenk das Liebe heisst? Liegt der Grund in einem kalten, lieblosen Elternhaus? Wenn ja, würde man dann nicht mit Freuden das annehmen, was man jahrelang schmerzlich vermisst hat?
Ich weiss, dass er auch andere Ängste hat, Angst mich zu verletzen, Angst, selber nicht stark genug zu sein, um eine solche Liebe leben zu können, Angst vor Vorwürfen wegen all dem was geschehen ist. Und ich habe auch meinen Teil zu diesen Ängsten beigetragen.
Im Grunde fühle ich mich total hilflos, wie angekettet, handlungsunfähig. In meinem Kopf geht nur immer der Geadnke umher: wenn ich es bin, die er eigentlich will, warum TUT er dann nichts, sondern leidet? Ich habe ihn gefragt, warum, er sagte : Thilde, ich bin nicht du, ich wünschte ich wäre wie du, oder wie andere die stark sind, und keine Angst haben...
Und in meinen Schädel will einfach nicht rein, dass er es nicht kann...vielleicht jetzt noch nicht, vielleicht niemals, denn ich bin wirklich anders, ich würde die Ärmel hochkrempeln, mein Werkzeug nehmen, und mit viel Liebe und Geduld daran arbeiten. Ich weiss auch nicht, ob meine Liebe die Macht hätte, die Verletzungen aus Kindheit / Vergangenheit zu lindern, aber ich würde es versuchen, weil er es mir wert wäre. Denn nur wenn man etwas wirklich versucht hat, kann man irgendwann ohne Reue sagen, ok, ich habs versucht, aber es hat nicht funktioniert.
Ich WEISS es könnte funktionieren, wenn beide daran arbeiten, und sich mit Liebe, Achtung, Respekt und Offenheit begegnen. Ich weiss aber auch, dass ich nicht FÜR ihn entscheiden kann, es muss sein Wunsch sein, aus ihm selbst heraus, dann und nur dann wird er ganz da sein, und nicht nur halb.
Ob ich die Kraft habe solange durchzuhalten und zu hoffen? Momentan wohl eher nicht, denn am Ende bin ich weggerannt, mit den Worten : Ich werde dafür sorgen, dass du endlich frei bist....
Dabei geht es mir gar nicht so sehr um ihn, er meinte sowieso, dass es nichts ändern würde an den Stürmen die in ihm toben, selbst wenn ich mich in Luft auflösen würde. Ich bin hier diejenige, die die Situation als fast unerträglich ansieht, denn die Gefühle die er mir entgegenbringt, sind wie Wellen, die mich schier von den Füßen holen, und es ist unfassbar für mich , das jemand solche Gefühle nicht zulassen kann oder will.
Im Nachhinein war ich wütend auf mich, auf ihn, traurig, verzweifelt, hilflos...alles in einem...und trotzdem war die Zeit mit ihm unendlich kostbar.
Und es erzeugt ein Gefühl der absoluten Ohnmacht, hier zu stehen, und zusehen zu müssen, wie jemand fast ertrinkt...kein Rettungsanker in Sicht, kein Schiff das ihn abholt...er muss allein schwimmen, um zu überleben, und vielleicht ein rettendes Ufer zu erreichen. Reicht seine Kraft dafür? Reicht meine dafür, tatenlos zusehen zu müssen? Soll ich mit reinspringen, und einfach untergehen? Mich abwenden, um das grausame Schauspiel nicht mit ansehen zu müssen?
Ach, wenn ich doch nur wüsste was die Zukunft bringt.
Thilde
21.05.2003 21:04 •
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