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Wenn Vergangenheit nachhallt - neuer Blick auf Trennung

Ete
In den letzten Wochen habe ich viel über meine Trennung geschrieben. Wer meine Geschichte von Anfang an verfolgen will, kann sich meine bisherigen Threads anschauen:

- „Zeit lassen fällt mir schwer – suche Rat“ (die Phase, in der ich auf ihre Entscheidung gewartet habe)
- „Wurde verlassen – Habe selber Schuld“ (die Trennung und mein erster Umgang mit der Situation)
- „ADHS Trennung – Tagebuch“ (mein Alltag, meine Gedanken und die Auseinandersetzung mit meinem Verhalten)

Warum nun ein neuer Thread? Weil sich mein Fokus langsam verändert. Die Trennung beschäftigt mich nach wie vor jeden Tag, aber ich merke, dass es nicht nur um den Verlust der Beziehung geht – sondern auch darum, mich selbst neu zu sortieren und herauszufinden, wie mein Leben weitergeht.

Ich habe mich nach der Trennung intensiv mit meinem Verhalten auseinandergesetzt und vieles reflektiert, was ich in der Beziehung nicht verstanden habe. Ich habe in der Therapie (welche ich 2020 begonnen hatte und dieses Jahr weitergeführt habe) nicht nur über die Trennung gesprochen, sondern auch über mein ADHS, Muster, andere Dinge, das ich lange Zeit nicht wirklich ernst genommen habe. Ich weiß inzwischen, dass es ein Teil des Problems war, aber nicht die alleinige Ursache für die Konflikte. Ich verstehe jetzt, warum sie sich emotional zurückgezogen hat, warum sie so wütend und enttäuscht war und warum sie das Gefühl hatte, dass ich sie nicht wirklich ernst genommen habe. Die Grenzen nicht respektiert, Herabgesetzt, Schuldzuweisungen, Diese Erkenntnis war hart, aber notwendig – und ich will daran arbeiten, damit sich solche Muster nicht wiederholen.

Gleichzeitig stehe ich aber vor einer neuen Herausforderung: Wer bin ich eigentlich ohne Beziehung? Ich habe nie wirklich gelernt, alleine zu sein und mich mit mir selbst wohlzufühlen. Ich war immer in irgendeiner Form auf eine Partnerschaft ausgerichtet, hatte zwar lange Phase, in der ich wirklich für mich selbst gelebt habe. Jetzt bin ich an dem Punkt, an dem ich genau das lernen will – nicht nur, weil es „gesund“ ist, sondern weil ich merke, dass es eine grundlegende Lücke in meinem Leben ist.

Dafür habe ich mir konkrete Dinge vorgenommen:
- Eine feste Tagesstruktur mit Sport, Routinen und kleinen Fortschritten, um nicht im Gedankenkarussell zu versinken.
- Bewusst Dinge alleine tun, auch wenn sie mich an meine Ex erinnern – z. B. Klettern, Sauna, Wandern. Ich will nicht, dass mein Leben sich wie eine Sammlung von Erinnerungen an sie anfühlt.
- Weiter an meinem Problemen arbeiten, nicht nur theoretisch, sondern mit praktischen Methoden, um meine Impulsivität und meine Gedankenkreise besser zu steuern.
- Mein Selbstbild hinterfragen, um herauszufinden, warum ich so oft das Gefühl habe, dass mein Glück an einer Beziehung hängt

Ich weiß, dass das ein langer Weg ist, und ich weiß auch, dass es Phasen gibt, in denen sich nichts nach Fortschritt anfühlt. Die Gedanken an sie sind immer noch da, manchmal überrollen mich die Erinnerungen, und oft frage ich mich, ob ich jemals wieder jemanden finde, der so gut zu mir passt. Aber ich will nicht stehen bleiben.

Deshalb schreibe ich hier weiter – um diesen Prozess für mich selbst festzuhalten, um mit anderen ins Gespräch zu kommen, die vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben, und um herauszufinden, was mir wirklich hilft. Ich bin noch nicht an dem Punkt, an dem ich sagen kann, dass ich alles verarbeitet habe – aber ich will daran arbeiten, dass es irgendwann so ist.

Und trotzdem bedeutet das nicht, dass ich einfach loslasse. Ich habe für mich entschieden, dass ich mich noch einmal bei ihr melden werde – aber nicht aus Verzweiflung oder weil ich mir jetzt sofort eine Antwort erhoffe. Sondern weil ich das Bedürfnis habe, einen letzten ehrlichen und reifen Schritt zu gehen. Ich will erst dann auf sie zugehen, wenn ich wirklich gefestigt bin, wenn ich nicht mehr aus einem emotionalen Tief heraus handle, sondern aus Klarheit. Ich will, dass dieser Brief nicht aus Schmerz oder Sehnsucht geschrieben wird, sondern aus echter Wertschätzung und dem Wunsch, ihr alles Gute zu wünschen – ohne Druck, ohne Erwartungen, aber mit aufrichtigen Worten. Und vor allen nicht jetzt, sondern nach ein paar Monaten. Es sind erst 8 Wochen um.

Ich weiß, dass es für eine zweite Chance kaum realistische Möglichkeiten gibt, aber das ist nicht der Grund für diesen Schritt. Es geht mir darum, ihr zu zeigen, dass ich verstanden habe, was schiefgelaufen ist, dass ich mich verändert habe und dass sie für mich nicht „eine von vielen“ war. Ich will meine Wertschätzung in Worte fassen und die Tür nicht aus einem Gefühl der Bedürftigkeit, sondern aus Ehrlichkeit heraus ein letztes Mal anlehnen – und dann loslassen können, egal, wie es ausgeht.

Bis dahin werde ich weiter daran arbeiten, mich selbst zu stabilisieren. Ich will nicht für sie stärker werden, sondern für mich. Und wenn der Tag kommt, an dem ich mich bei ihr melde, dann nicht als der Mensch, der in Selbstzweifeln und Schmerz feststeckt – sondern als jemand, der seinen Weg gefunden hat.

Ich freue mich auf Austausch und Geschichten

Gestern 13:18 • x 2 #1


D
Hey Ete,

ich finde deinen Text echt gelungen, muss ich wirklich sagen.
Zitat von Ete:
Wer bin ich eigentlich ohne Beziehung?

Diese Frage habe ich mich auch schon des Öfteren gestellt. Sei es nach der letzten Trennung vor einer Woche oder auch in den Beziehungen davor. Und ich bin tatsächlich noch zu keiner zufriedenstellenden Antwort gekommen. Ich glaube das ist so ein Prozess, den man wirklich erst dann durchmacht, wenn man sich auch dazu entscheidet, es wirklich herauszufinden.
Wenn man nicht vorher schon wusste, wer man ist, dann kommt irgendwann ein Punkt im Leben, an dem man sich mit dieser Frage wirklich auseinandersetzen muss.
Zitat von Ete:
Ich habe nie wirklich gelernt, alleine zu sein und mich mit mir selbst wohlzufühlen.

Auch hier erkenne ich mich selbst und ich bin jetzt auch wieder dabei, mich damit zu beschäftigen. Aktuell stelle ich mich auch einigen Aufgaben, vor denen ich mich eigentlich gerne drücken möchte. Ich hab das Buch von David Goggins Can't hurt me für mich entdeckt und nachdem ich es zuvor als Hörbuch angehört habe, habe ich es mir nun auch als gebundenes Buch zugelegt.
Zitat von Ete:
Dafür habe ich mir konkrete Dinge vorgenommen:

Die Dinge, die du aufgelistet hast, finde ich sehr gut, gerade den ersten Punkt. Ich habe angefangen ein Tagebuch zu schreiben, damit ich sehen kann, was ich da so an den Tagen gemacht habe. Und auch um jedes noch so kleine Detail zu meinen unangenehmen Verhaltensmustern zu protokollieren.
Dazu stelle ich mir Tagesaufgaben. Aber zu Anfang auch nicht gleich die immensen Dinger, sondern erstmal alltägliche. Wenn ich dann merke, dass das zu einfach wird, steigere ich diese.

Ich drücke dir wirklich die Daumen, dass du deinen Zielen näher kommst und diese auch bald erfüllen kannst! Du schaffst das!

Gestern 13:40 • #2


A


Wenn Vergangenheit nachhallt - neuer Blick auf Trennung

x 3


Ete
Danke dir. Es wird ein langer Weg und ich schreibe nebenher schon den Brief und korrigiere ihn immer und immer wieder.

Ich bin auf der einen Seite sehr dankbar, dass ich sowas erleben durfte, auf der anderen Seite fällt es mir schwer es aufzugeben, sie war wirklich besonders für mich. Aber ich habe noch viel Arbeit vor mir und das will ich erstmal erledigen.

Gestern 14:00 • #3


W
@Ete
Wow, in Dir regt sich viel, das alleine sein bringt Dir momentan viele Erkenntnisse über Dich selbst.
Lass Dich durch Rückschläge nicht entmutigen und behalte Deinen Kurs bei, egal wie stürmisch es wird.
Du bist auf der spannenden Reise zu Dir selbst, nimm diese Herausforderung an, Du bist auf einem guten Weg.
Ein positives Beispiel hier für Andere die leiden.
Deine Geschichte hat Mehrwert und ich bin gespannt.
Lese Dir Deine Beiträge von Anfang durch und dann dieses Statement, strotzend vor Power und Kampfeswille.
So gefällst Du mir viel, viel besser
Ich freue mich für Dich und viele Andere hier bestimmt auch.
Wenns mal drückt, wir sind hier

Gestern 18:45 • x 2 #4


Ete
Zitat von Worrior:
@Ete Wow, in Dir regt sich viel, das alleine sein bringt Dir momentan viele Erkenntnisse über Dich selbst. Lass Dich durch Rückschläge nicht entmutigen und behalte Deinen Kurs bei, egal wie stürmisch es wird. Du bist auf der spannenden Reise zu Dir selbst, nimm diese Herausforderung an, Du bist auf einem guten ...


Ich bin wirklich froh, dass es dieses Forum gibt, denn es hilft mir, diese schwere Zeit zu überstehen. Der Austausch mit anderen, die Ähnliches durchmachen oder durchgemacht haben, macht es zumindest ein Stück weit erträglicher. Aber ich bin mir auch bewusst, dass kein Forum, kein Rat und keine Ablenkung die Zeit beschleunigen kann – es geht letztendlich darum, da irgendwie durchzukommen.

Natürlich hoffe ich noch, dass ich vielleicht irgendwann noch einmal an meine Ex herankomme. Nicht, weil ich mich an einer Illusion festklammere, sondern weil sie für mich wirklich etwas Besonderes war. Ich hatte davor schon Beziehungen, aber diesmal hat es mich auf einer ganz anderen Ebene getroffen. Ich habe erst jetzt wirklich verstanden, was ich an ihr hatte – und das sitzt tief.

Aber was mir auch klar ist: Ich will nicht nur warten, bis die nächste Beziehung kommt. Ich weiß, dass ich erstmal an mir selbst arbeiten muss, weil ich sonst wieder in dieselben Muster falle. Und dann würde es wieder so enden. Deshalb ist mein Fokus gerade darauf, mich selbst zu verstehen, meine Baustellen anzugehen und das Alleinsein nicht nur als Wartezeit zu sehen, sondern als Chance, wirklich stabil zu werden.

Ich danke euch für den Support – es hilft mehr, als ihr vielleicht denkt.

Heute 09:49 • x 1 #5


Ete
Ich war gestern wieder bei meinem Coaching und das möchte ich auch weiterführen. Meine Idee war, dass ich nun an den Situationen, in denen ich so gemein war. Wir haben uns gemeinsam dennoch abgestimmt, dass wir erstmal an mir arbeiten, dass ich besser mit mir spreche und stabiler werden. Über das Coaching bin ich weiterhin sehr froh, denn es ein Anker.

Auch habe ich die Idee mit dem Brief besprochen und das ich gerne „kämpfen“ will. Grundsätzlich spricht da nichts gegen, aber auch hier war klar: Nicht jetzt, da nach 9 Wochen alles noch sehr frisch ist. In meinem Kopf sind 9 Wochen, aber wie Jahre…aber ich lerne mittlerweile, dass das Zeitgefühl mit meinem Kopf ein anderes ist

Gerade eben • #6




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