194

Wenn man in einer Ehe nur noch existiert!

S
Kennt ihr das Gefühl, neben jemandem zu sitzen, den ihr einst geliebt habt, und euch dabei unendlich einsam zu fühlen? Ich bin seit Jahren verheiratet, aber die Leidenschaft, die Nähe – alles, was uns einst ausgemacht hat – scheint verschwunden zu sein. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt oder an ihr, aber ich vermisse es, gesehen zu werden. Diese kleinen Momente, in denen jemand deine Haut berührt und du dich wieder lebendig fühlst.
Ich frage mich oft, ob ich noch der gleiche Mann bin. Ob ich vielleicht zu viel erwarte oder einfach zu bequem geworden bin. Was ist mit dem Gefühl passiert, morgens neben jemandem aufzuwachen und sich zu freuen, dass sie da ist? Wo ist das Brennen hin, das uns früher keine Ruhe ließ?
Vielleicht schreibe ich das hier, weil ich einfach wissen will: Bin ich allein mit diesem Gefühl? Gibt es noch jemanden, der sich nach Leidenschaft sehnt, aber sich nicht traut, es laut auszusprechen? Wenn ja, wie geht ihr damit um? Ich würde mich freuen, von euch zu hören – vielleicht helfen wir uns gegenseitig, wieder ein bisschen mehr zu fühlen.

17.12.2024 18:37 • x 6 #1


Blind-Meg
Zitat von SebastianVoss:
Kennt ihr das Gefühl, neben jemandem zu sitzen, den ihr einst geliebt habt, und euch dabei unendlich einsam zu fühlen?

Ja, dieses Gefühl kenne ich. Ich habe mich neben meinem Exmann so gefühlt. Das war schrecklich, so zu realisieren, dass wir so gar keine Verbindung mehr zueinander haben.

Zitat von SebastianVoss:
Gibt es noch jemanden, der sich nach Leidenschaft sehnt, aber sich nicht traut, es laut auszusprechen?

Auch das kenne ich, aus derselben Beziehung, der zu meinem Exmann.
Irgendwann habe ich es ausgesprochen, erst zaghaft, dann immer deutlicher, aber er hat es nicht gehört oder wollte es nicht hören, für ihn war alles bestens.

Zitat von SebastianVoss:
Wenn ja, wie geht ihr damit um?

Ich habe eine Weile gebraucht, dieses Gefühl richtig wahrzunehmen und zu deuten, und habe vieles ausprobiert, um wieder Nähe herzustellen zwischen uns. Einiges eigenmächtig und bei mir selbst angesetzt, andererseits auch versucht mit meinem Mann zu sprechen, ihn ins Boot zu holen. Er sah das Problem nicht, nahm nicht ernst, dass ich eines hatte, und so führten alle Bemühungen ins Leere. Schließlich ging ich eine Affäre ein und 3 Jahre später erfolgte die Trennung.

Ich habe mir geschworen, dass mir das nie mehr passieren wird und rate dir daher eines: sprich mit deiner Frau, bevor es zu spät ist, und sprich mit ihr deutlich! Lass nicht locker, bevor ihr im echten Dialog seid. Eine Beziehung stabilisieren oder retten kann nicht einer alleine, dazu braucht es beide Partner. Hol sie mit ins Boot, denn alles, was du alleine tun kannst, wird nicht ausreichen. So war es zumindest bei mir bzw uns. Und schließlich war es zu spät und ich bin gegangen. Ich bereue das nicht und heute geht es mir sehr gut, denn ich bin in einer neuen Beziehung, die ganz anders ist, mit viel mehr Nähe und Gesprächsbereitschaft, und ohne die Trennung vom Ex hätte ich diese Erfahrung nicht gemacht, und unterm Strich war es alles gut so. Aber diese Zeit der Hilflosigkeit und Bemühungen war wirklich schlimm und ich habe das alles auf die sehr harte Tour lernen und verstehen müssen.
Wenn dir was an deiner Ehe liegt, rede mit deiner Frau, spring über deinen Schatten und erkläre ihr, was du fühlst und was dir fehlt. Bevor es zu spät ist.
Ich drücke die Daumen, dass sie zuhört.

17.12.2024 18:53 • x 14 #2


A


Wenn man in einer Ehe nur noch existiert!

x 3


Sitamun
Zitat von SebastianVoss:
vielleicht helfen wir uns gegenseitig, wieder ein bisschen mehr zu fühlen.

Nichts für ungut - und schön, dass du hier bist - aber glaubst du, das hier in einem Internetforum anzuleiern ist der richtige Weg?

Meinst du nicht, dass es ein Weg wäre gesehen zu werden, wenn du deinen Partner auch mal wieder richtig ansiehst?

17.12.2024 18:57 • x 6 #3


Blind-Meg
Zitat von Sitamun:
Meinst du nicht, dass es ein Weg wäre gesehen zu werden, wenn du deinen Partner auch mal wieder richtig ansiehst?

Ein guter Ansatz, aber aus meiner Erfahrung heraus lange nicht ausreichend.

17.12.2024 18:59 • #4


Sitamun
Zitat von Blind-Meg:
Ein guter Ansatz, aber aus meiner Erfahrung heraus lange nicht ausreichend.

Irgendwo muss man ja anfangen.

17.12.2024 19:06 • x 1 #5


T
@SebastianVoss wie lange seid ihr denn verheiratet?
Und wie lange war es anders?
Seit wann fühlst du dich nicht mehr gesehen?
Habt ihr Kinder?

17.12.2024 19:22 • #6


S
@thegirlnextdoor
Wir sind seit sieben Jahren verheiratet. Sie war damals meine beste Freundin, mein Rückhalt – ich dachte, das bleibt für immer so. Aber ich glaube, das Leben schleift vieles ab, wenn man nicht aufpasst. Vielleicht habe ich sie zu lange als selbstverständlich angesehen und irgendwann haben wir aufgehört, uns wirklich zu sehen. Kennst du das? Wenn man nebeneinander herlebt, ohne sich noch wirklich zu berühren – nicht nur körperlich, sondern auch mit den Worten und Blicken?

Die ersten Jahre waren anders – intensiver, lebendiger. Wir haben miteinander gelacht, uns alles erzählt, jede Berührung war wie elektrisiert. Damals habe ich jeden Zentimeter von ihr gespürt, und sie hat sich in meinen Armen sicher gefühlt. Ich frage mich oft, ob solche Dinge unausweichlich sind, oder ob es Menschen gibt, die das Feuer am Brennen halten können. Vielleicht hängt es davon ab, ob man jemanden findet, der weiß, was man wirklich braucht … Hast du dir auch schon mal gewünscht, dass dieser Moment, in dem alles noch echt war, zurückkehrt?

Seit etwa drei Jahren – ich kann es gar nicht auf ein Ereignis festmachen. Es schlich sich ein, wie ein Schatten. Erst waren es Kleinigkeiten: Ein ausweichender Blick, ein fehlendes „Du bist schön heute“, und irgendwann spürte ich, dass ich nur noch Teil der Kulisse war. Ich frage mich, wie es bei dir ist – fühlst du dich manchmal unsichtbar? Als würdest du funktionieren, für alle da sein, aber niemand sieht, wer du wirklich bist? Ich glaube, jeder Mensch braucht das Gefühl, dass jemand ihn wirklich sieht und begehrt – nicht nur für das, was er tut, sondern für das, was er ist. Wann hast du dich zuletzt so gefühlt?

Nein, wir haben keine Kinder. Früher dachte ich, es wäre der nächste Schritt, der uns näher zusammenbringen würde, aber ich bin froh, dass es nicht passiert ist. Es wäre nicht fair, jemanden in diese Leere hineinzusetzen, die ich oft spüre. Ich bewundere Menschen, die alles unter einen Hut bekommen – Frau, Mutter, Geliebte. Aber das ist verdammt schwer, oder? Wann warst du das letzte Mal nicht nur Ehefrau oder Mutter, sondern Frau? Einfach eine Frau, die berührt wird, ohne Bedingungen, ohne Erwartungen?

17.12.2024 19:59 • #7


alleswirdbesser
@SebastianVoss gibt es bereits jemanden, der dich „sieht“?

17.12.2024 20:05 • x 5 #8


N
gelöscht

17.12.2024 20:08 • #9


Blind-Meg
Zitat von SebastianVoss:
Ich frage mich oft, ob solche Dinge unausweichlich sind, oder ob es Menschen gibt, die das Feuer am Brennen halten können.

Ich glaube beides.
Wenn man einfach nur vor sich hinlebt, passiert diese Entfremdung wohl ziemlich unausweichlich. Und theoretisch könnten aber wahrscheinlich die meisten das Feuer bewahren. Aber: man muss etwas dafür tun.
Ein guter Ansatzpunkt wäre wohl, einige Verhaltensweisen zu reaktivieren, die man automatisch zeigt, wenn man frisch verliebt ist. Sich lange umarmen und halten, (bis der Körper sich spürbar beruhigt), miteinander sprechen und lachen, sich authentisch zeigen wie man ist und sagen was man denkt, Hand in Hand gehen, dem Partner ein Geschenk machen einfach so, ihm einen Gefallen tun, liebe Worte sagen....all diese Dinge, die man im Verliebtsein selbstverständlich macht und die einem in dieser Zeit nicht zu albern oder zu anstrengend sind.
Das ist es, glaube ich mittlerweile, was man (unter anderem) unter Beziehungsarbeit versteht.
Wenn man sich hingegen im Alltag so verhält als wäre der Partner nichts besonderes und einfach da, muss man sich nicht wundern, wenn man sich auch so fühlt.

17.12.2024 20:08 • x 2 #10


B
@SebastianVoss

Willkommen im Forum, ich möchte dir eine Frage stellen und gleichzeitig schimpfen.

Zitat von SebastianVoss:
fühlst du dich manchmal unsichtbar? Als würdest du funktionieren, für alle da sein, aber niemand sieht, wer du wirklich bist?

Sind bei dir Depressionen ein Thema?

Das andere.
Ich bekomme Kopfschütteln bei deinen Angaben, im Profil unter dem was du suchst.

17.12.2024 20:09 • x 6 #11


S
@Blattfee
Danke für deine Offenheit – ich schätze Menschen, die nicht einfach über solche Dinge hinweglesen, sondern kritisch nachfragen. Das zeigt, dass du jemand bist, der hinter Fassaden blickt. Ich finde, das tun heute viel zu wenige.
Ja, ich suche etwas, das vielleicht nicht in das klassische Bild passt. Eine Freundschaft mit Tiefe und, ja, auch mit Leidenschaft. Keine Lügen, kein Versteckspiel, kein „So tun als ob“, sondern einen Raum, in dem man ganz man selbst sein darf. Weißt du, ich glaube, dass Nähe viele Formen haben kann – manchmal beginnt sie mit einem echten Gespräch, das man schon ewig nicht mehr geführt hat.
Warum? Weil ich fest davon überzeugt bin, dass wir oft mehr einsam sind, als wir uns eingestehen. Wir funktionieren, erfüllen Erwartungen – als Partner, Eltern, Kollegen – aber vergessen dabei, wer wir wirklich sind. Und wenn jemand kommt und sagt: „Ich sehe dich.“ – dann rüttelt das an etwas, das wir tief in uns begraben haben.
Du fragst nach Depressionen? Nein, sie sind nicht das Thema. Das Thema ist Ehrlichkeit. Ehrlichkeit über das, was man braucht und was fehlt. Viele würden einfach schweigen und sich ein Leben lang anpassen. Ich nicht. Das mag unbequem wirken, vielleicht sogar egoistisch – aber ich glaube, dass nur, wenn man ehrlich zu sich selbst ist, man auch anderen etwas Echtes geben kann.
Und du? Du hast nicht geschwiegen. Du hast gefragt, hinterfragt und sogar „geschimpft“. Das zeigt mir, dass du vielleicht jemand bist, der selbst viel fühlt, viel denkt und genauso wenig mit Oberflächlichkeiten anfangen kann wie ich.
Wann hast du das letzte Mal jemanden getroffen, bei dem du das Gefühl hattest, er versteht, was du wirklich denkst und fühlst – ohne dass du alles erklären musst?

17.12.2024 20:14 • #12


DiesDasAnanas
Zitat von SebastianVoss:
Ob ich vielleicht zu viel erwarte oder einfach zu bequem geworden bin.

Nein, du erwartest nicht zu viel, aber JA ihr seid beide zu bequem geworden. Ihr seid füreinander zu selbstverständlich geworden, dass ihr euch gegenseitig nicht mehr die Achtsamkeit und Wertschätzung entgegen bringt dir ihr einst hattet und euch wohl beide sehr wünscht. Da ist euch im Chaos des Alltags das Interesse aneinander verloren gegangen.

Zitat von SebastianVoss:
Ich bin seit Jahren verheiratet, aber die Leidenschaft, die Nähe – alles, was uns einst ausgemacht hat – scheint verschwunden zu sein. Ich weiß nicht, ob es an mir liegt oder an ihr, aber ich vermisse es, gesehen zu werden. Diese kleinen Momente, in denen jemand deine Haut berührt und du dich wieder lebendig fühlst.

Das passiert sehr viel häufiger uns bewusst ist. So im Alltag über die Jahre unter all dem Organisatorischem vergessen wir auf die Lebendigkeit/Qualität in der Paarebene zu achten und zu investieren.
Der Punkt an dem du jetzt steht ist erstmal nicht schön, vermutlich sehr frustrierend und ernüchternd. In einer Beziehung zu vereinsamen ist kein tolles Gefühl. Mach dir bewusst, dass dieser Zustand an dem Du und eure Beziehung sich im JETZT befinden das Ergebnis eures Zutuns/Nicht-Handelns in der Vergangenheit ist.
Soo und so blöd das vlt. Auch klingen mag, aber trotz allem stehst du an einem verdammt guten Punkt.
Der Punkt ist: Du bist dir darüber im klaren, dass du in der Beziehung wie sie aktuell läuft nicht glücklich bist.
Du kannst die Ursachen für die Unzufriedenheit/das Gefühl der Einsamkeit zu einem großen Teil klar und deutlich nennen. Beispiel: Dir fehlt die emotionale Verbundenheit zu deiner Partnerin.
Für den Zustand seid ihr beide gleichermaßen verantwortlich und es ist schön, dass zumindest einem von euch beiden (also dir) auffällt das eure Paarebene bzw. Liebesbeziehung eine dicke Staubschicht aufweist, die dringend mal eurer Aufmerksamkeit bedarf und entstaubt werden muss.

Jetzt ist der Moment aktiv zu werden. Such das Gespräch mit deiner Frau. Ich kann mir gut vorstellen, dass es deiner Frau in manchen Dingen ganz genauso geht wie dir. Sei ehrlich und direkt, aber ohne Vorwürfe. Schilder ihr deine Gedanken und Gefühle (die hast du in dem Text super zusammengefasst), frag sie ob es ihr vlt. genauso geht, teile ihr mit dass du möchtest das ihr gemeinsam nach Lösungen sucht um langfristig eine positive Veränderung zu bewirken.

Du kannst es natürlich ablehnen ein ehrliches Gespräch mit deiner Frau zu führen. Damit nimmst du Ihr und letztlich auch euch die Chance dem ganzen entgegenzuwirken und die Beziehung wieder in die richtige Richtung zu lenken. Von nichts kommt halt auch nichts und sie hat momentan eben keine Ahnung wie es in dir aussieht.

Du kannst dich dafür entscheiden selbst die Veränderung zu sein, also das du alleine beginnst bestimmte Dinge zu verändern Bsp. Aufmerksamer bist, mehr Zärtlichkeit initiierst, etc. Das doofe daran ist, dass das auch schnell mal frustrierend sein kann. Denn wenn nur du allein weißt in welche Richtung das Schiff gesteuert werden soll und der andere halt nicht so handelt wie du es erwartest oder wünscht, dann wirft man recht schnell das Handtuch. Dann redet man sich selbst ein alles versucht und getan zu haben, aber es ist alles hoffnungslos. Während der andere Part gar nicht versteht was da eigentlich vor sich geht oder das hier gerade Beziehungsrettungsversuche laufen.

Also selbst die Veränderung zu sein, statt zu erwarten das der andere alles wieder richtet und frischen Pepp in die Beziehung bringt ist zwar richtig, aber bitte auch immer den Partner/die Partnerin mit ins Boot holen.

17.12.2024 20:16 • x 5 #13


Blind-Meg
Zitat von SebastianVoss:
Ehrlichkeit über das, was man braucht und was fehlt.

Wieso schreibst du dann im Eingangsbeitrag, dass du dich nicht traust, deiner Frau zu erzählen, wie es dir geht?

17.12.2024 20:16 • x 12 #14


Sitamun
Zitat von alleswirdbesser:
@SebastianVoss gibt es bereits jemanden, der dich „sieht“?

Würde mich auch interessieren.

17.12.2024 20:18 • x 4 #15


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag