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Wenn Männer durchdrehen

J
Zitat:
Männer dürfen keine Schwäche zeigen, sondern müssen hart sein.

Eine typische Botschaft bei emotionalem Missbrauch.

Zitat:
Gefühle sollten weitestgehend versteckt oder unterdrückt werden, es sei denn, es handelt sich um Wut oder Aggression.

Auch das ist ein Aspekt der emotionalen Invalidierung - einem weiteren Mechanismus früher Traumatisierung.

Zitat:
Ein wahrer Mann artikuliert seine Ängste und Sorgen nicht, sondern behält sie für sich.

Die Flucht ins falsche Selbst. Ich verhalte mich so, wie ich glaube, dass andere es von mir erwarten. Klassische Folge früher Traumatisierung. Kann man bei Alice Miller ganz genau nachlesen.

Zitat:
Männer sind im Umgang mit anderen grundsätzlich auf Wettbewerb und Dominanz ausgerichtet, nicht auf Kooperation.

Das gilt insbesondere für die jenigen Exemplare, die durch die frühe Traumatisierung zu jenen kleinen Narzissten geworden sind, die dann später ihrer Umwelt so unsäglich auf die Nerven gehen und schaden.

Da gibt es also nicht unerhebliche Überschneidungen.

07.10.2019 11:17 • x 2 #76


hahawi
Zitat von La-Fleur:
Wie schauts da mit psychischer Gewalt aus, den auch diese treibt Menschen in den Tod und stellt somit ja auch eine Gewalttat dar, wenn auch nicht physisch ausgeführt vom Täter?

Da bin ich absolut bei Dir.
Das ist mE in ihrer Wirkung oft genau so schwerwiegend wie körperlich Gewalt.
Der Unterschied ist halt, es hinterlässt keine oder nur schwer erkennbare sichtbare Spuren und ist eigentlich oft erst in ihren Auswirkungen erkennbar.

07.10.2019 11:19 • x 3 #77


A


Wenn Männer durchdrehen

x 3


J
Zitat:
Das ist mE in ihrer Wirkung oft genau so schwerwiegend wie körperlich Gewalt.
Der Unterschied ist halt, es hinterlässt keine oder nur schwer erkennbaren sichtbaren Spuren und ist eigentlich oft erst in ihren Auswirkungen erkennbar.


Leider allzu wahr. Hinzukommt noch, dass die Auswirkungen umso umfassender sind, je früher und anhaltender die psychische Gewalt stattgefunden hat. Emotionaler Missbrauch stellt leider keinen Straftatbestand dar und ist auch nicht für das deutsche Opferentschädigungsgesetz relevant - eigentlich ein Skandal.

07.10.2019 11:22 • #78


hahawi
Zitat von jaqen_h_ghar:
Emotionaler Missbrauch stellt leider keinen Straftatbestand dar

Da wirds auch eng mit der Beweisführung.

Wobei ich ja mal vermute, dass die meisten Opfer psychischer Gewalt Kinder sind, die dann eben ihre Kindheitstraumata 1:1 als Erwachsene weitergeben.

07.10.2019 11:24 • x 1 #79


J
Zitat:
Da wirds auch eng mit der Beweisführung.

Definitiv! Denn die Täter/innen sind per definitionem Meister im Verbiegen der Realität (gas lightning) und im Zweifelsfall steht es Aussage gegen Aussage.

Zitat:
die meisten Opfer psychischer Gewalt Kinder sind, die dann eben ihre Kindheitstraumata 1:1 als Erwachsene weitergeben.

Das ist eine Spirale, die sich durch die Generationen immer weiterdreht. Wenn die Kindheitstraumata, die schon durch die wahrscheinlich ebenfalls traumatisierten Eltern verursacht wurden, nicht aufgearbeitet werden, wiederholt sich das Muster später den Partnern und auch den eigenen Kindern gegenüber. Alice Miller nennt das den Wiederholungszwang.

07.10.2019 11:33 • x 4 #80


La-Fleur
Zitat von hahawi:
Da bin ich absolut bei Dir.
Das ist mE in ihrer Wirkung oft genau so schwerwiegend wie körperlich Gewalt.
Der Unterschied ist halt, es hinterlässt keine oder nur schwer erkennbare sichtbare Spuren und ist eigentlich oft erst in ihren Auswirkungen erkennbar.



Was ja das perfide ist und vor allem Generationsübertragend und somit auch schleichend sein kann.

Man behauptet ja auch, viele Kinder die psychische und physische Gewalt durchgängig erlebt haben und das somit Normalität im Alltag war diese Normalität in physischer oder und psychischer Form an die nächste Generation weiter geben, da dies als Normal verankert ist. Zb.die typische Tracht Prügel, die Wahrscheinlichkeit ist hoch, das diese als adäquates Mittel eingesetzt wird mit der typischen Aussage: hat mir ja früher auch nicht geschadet oder wer nicht hören kann muss fühlen usw. Damit bekommt man Gewalt in jeglicher Form anerzogen und kann diese erzieherische Gewalt egal in welcher Form auch an dem jeweiligen Partner oder Ex Partner ausüben. Somit ist die Watsche ins Gesicht der Frau die Erziehung des eigenen Partners, das ständige Gemecker am Mann wiederum auch...

07.10.2019 11:36 • x 2 #81


N
Emotionaler Missbrauch wird quasi überhaupt nicht sanktioniert, ist sehr schwer nachweisbar, denn eine gebrochene Nase oder ein blaues Auge ist buchstäblich augenscheinlich und leichter diagnostiziert als ein psychischer Schaden oder gar Folgeschaden, der sich erst in mehreren Jahren durchsetzt.

07.10.2019 11:37 • x 2 #82


Urmel_
Zitat von Nix:
Emotionaler Missbrauch wird quasi überhaupt nicht sanktioniert, ist sehr schwer nachweisbar, denn eine gebrochene Nase oder ein blaues Auge ist buchstäblich augenscheinlich und leichter diagnostiziert als ein psychischer Schaden oder gar Folgeschaden, der sich erst in mehreren Jahren durchsetzt.

Ich kenne da leider auch aus dem Umfeld drei Fälle, in denen die Eltern aller drei Töchter eine für mich sehr schräge Ansicht von Glauben hatten und die Töchter so unter anderem schwere Schuldgefühle geimpft bekommen haben. Das hat sich dann später in Borderline und anderen Cluster-B-Diagnosen kanalisiert.

Die Partner von denen hatten natürlich keine Ahnung, was auf die zukommt. Das war emotionale Gewalt, die die Männer teilweise seelisch total zerüttet hat. Unter anderem Falschaussagen einer Frauen vor Gericht, durch die ein Vater von seiner Tochter ferngehalten wurde. Der ist daran zerbrochen.

Ein weiterer Fall in meinem Umfeld drehte sich darum, dass die Frau den Mann geschlagen hat. Er hatte der Frau schlicht nichts entgegen zu setzen. Sie hatten Kinder und er wusste nicht, an wen er sich wenden sollte, weil einem entweder keiner glaubt oder es eben für Männer in solchen Fällen deutlich weniger Hilfe gibt, als für Frauen. Ganz davon ab, dass Behörden einem Mann da eher selten glauben.

Es verwundert ja auch nicht, denn Frauen sind ebenso wie Männer Emotionen ausgesetzt und Frauen haben genau so viel Aggressionen in sich. Da Frauen schwächer sind als Männer, werden diese Aggressionen oft in anderen Kanälen kanalisiert. In den Extremfällen deuten die Studien aber drauf hin, dass Frauen genau so gerne handgreiflich werden wie Männer.

Von daher ist Gewalt ein Thema, welches beide Geschlechter betrifft. Angesichts der vielen Fehlinformationen, die da kreisen, wäre es aber meines Erachtens wichtig, dass man mal mit der Opferposition der Frauen aufräumt. Denn Männer sind da ebenso Opfer, wie Frauen.

07.10.2019 11:52 • #83


J
Zitat:
Emotionaler Missbrauch wird quasi überhaupt nicht sanktioniert, ist sehr schwer nachweisbar, denn eine gebrochene Nase oder ein blaues Auge ist buchstäblich augenscheinlich und leichter diagnostiziert als ein psychischer Schaden oder gar Folgeschaden, der sich erst in mehreren Jahren durchsetzt.

Das zieht noch viel weitere Kreise:
Nicht nur, dass es keinen Straftbestand und keinen Anspruch auf Opfer-Entschädigung gibt - es gibt noch nicht einmal eine adäquate offizielle diagnostische Kategorie. Inoffiziell werden solche Folgestörungen früher chronischer Traumatisierung als komplexe posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet. Diese Kategorie gibt es (noch) nicht im ICD-10.
In den USA wurde die Aufnahme in das dortige Diagnosesystem DSM-IV und dann auch DSM-V schon zweimalig verweigert, ebenso wie die analoge Diagnose des Entwicklungstraumas bei Kindern. Offensichtlich macht man sich jenseits des großen Teichs noch mehr Sorgen um die gesellschaftlichen und politischen Folgen und die unbequemen Wahrheiten, mit denen man sich auseinandersetzen müsste, wenn eine solche Störung de facto anerkennen würde.
Die Einführung der klassischen PTBS 1980 in der Folge des Vietnamskriegs hat den amerikanischen Staat anscheinend schon genug gegenüber den Veteranen in die Pflicht genommen. Und ein konkreter Mehrwert für die Pharmaindustrie ist auch nicht zu erwarten.
Der einzige Lichtblick ist, dass im kommenden ICD-11 ab 2022 endlich eine Diagnose komplexe PTBS enthalten ist.

07.10.2019 11:54 • x 1 #84


megan
Zitat von La-Fleur:
Damit bekommt man Gewalt in jeglicher Form anerzogen


So einfach sind die Zusammenhänge nicht, denke ich.

Ich habe Schäge bekommen, auf den Hintern und ins Gesicht.

Ich habe das nicht nachgemacht. Und wenn jemand sagt, eine Ohrfeigt hat noch niemandem geschadet, dann sage ich: doch, mir hat es geschadet.

07.10.2019 11:55 • x 4 #85


J
Zitat:
Ich habe Schäge bekommen, auf den Hintern und ins Gesicht.
Ich habe das nicht nachgemacht.

Jeder Betroffene hat die Chance dazu, diesen Kreislauf der Gewalt zu unterbrechen, wenn er/sie sich dessen gewahr wird.
Das ist der Vorwurf, den man/frau sich ggf. gefallen lassen muss - genau dies nicht getan zu haben.

07.10.2019 11:59 • x 4 #86


Sentimentalo
Zitat von hahawi:
... hat sich unsere Zivilisation doch ein wenig weiterentwickelt.


Ob die Menschheit sich wirklich weiter entwickelt hat, da habe ich so meine Zweifel, technisch bestimmt aber was unsere Leidenschaften angeht sind wir bestimmt noch die alten Hoehlenbewohner. Bevor das von mir zu einer allgemeinen Weltklage ausartet, höre ich hier auf. Wollte nur sagen, dass ich es nicht für eine Zeitverschiebung halte. So oder so bedauerlich!

07.10.2019 12:02 • #87


La-Fleur
Zitat von megan:

So einfach sind die Zusammenhänge nicht, denke ich.

Ich habe Schäge bekommen, auf den Hintern und ins Gesicht.

Ich habe das nicht nachgemacht. Und wenn jemand sagt, eine Ohrfeigt hat noch niemandem geschadet, dann sage ich: doch, mir hat es geschadet.


Ich habe mich bemüht in meinem Text hervorzuheben, das dies nicht auf jeden zutrifft. Ich misshandle mein Kind auch nicht....aber ich habe zb.bemerkt, das psychisch manchmal Abläufe vorhanden sind, die man oftmals gar nicht bemerkt. Meine Oma war zum Bsp.eine sehr kalte Frau, meine Mutter tut es ihr in dezenter Form nach und auch ich muss zugeben, das meine Ausstrahlung nach außen auf viele sehr kalt wirken kann und das mir ein dezenter Mangel an Empathie und Einfühlungsvermögen besteht, wo ich sehr gezielt darauf achten muss...positiv werte ich hier dann nur,das zumindest ich in therapeutischer Behandlung bin um dies irgendwie zu unterbinden.


Anders kann natürlich auch sein, das Kinder als Erwachsene ins Gegenteil umschwenken und quasi übervorsichtig und schon mit Liebe erdrückend und übergriffig sind und na klar gibts auch die, wo am Ende es sich in kein Extrem entwickelt sondern der Kreislauf mehr oder weniger von allein durchbrochen wird und die sogenannte Normalität zu Tage kommt wie sie sein sollte, das alles in gut vertretbaren gesundem Maße abgeben wird.

07.10.2019 12:05 • x 2 #88


megan
Zitat von jaqen_h_ghar:
Jeder Betroffene hat die Chance dazu, diesen Kreislauf der Gewalt zu unterbrechen, wenn er/sie sich dessen gewahr wird.


Vielleicht ist es sogar leichter, den Kreislauf zu durchbrechen, wenn man physische Gewalt erfahren hat.

Leute, die psychisch misshandelt wurden können das oft viel weniger gut erkennen.

Im Gegenteil, hängen sie oft wie die Kletten an Muttern und haben null Plan, was schief gegangen sein könnte.

07.10.2019 12:06 • #89


hahawi
Zitat von Sentimentalo:
technisch bestimmt aber was unsere Leidenschaften angeht sind wir bestimmt noch die alten Hoehlenbewohner.

Doch, ich denke schon, dass es auch da eine Entwicklung gibt.
Wir hinterfragen ja, was Verhaltensweisen unseres Zusammenlebens angeht.
So wie hier.
Und stellen neue Normen auf, die vor 20, 30, 50 oder 100 Jahren noch undenkbar gewesen wären.
Vieles davon, eigentlich alles haben wir der Aufklärung und dem Feminismus zu verdanken.

07.10.2019 12:08 • x 1 #90


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