@YsaTyto :
Freut mich, dass du dir die Zeit genommen hast!
Zitat von YsaTyto:ch habe in 3 Reden von ihm reingehört, musste aber ausmachen weil ich es nicht ausgehalten habe. Diese Hektik
Als ich das gelesen habe, habe ich schmunzeln müssen, weil er genau zu diesem Punkt in einer Predigt, in der es um konstruktives Üben von Kritik ging, dazu Stellung bezogen hat.
Genau das wurde ihm immer wieder unter die Nase gerieben, nicht nur von Mitgliedern aus seiner Gemeinde, sondern auch von seiner Frau... dass er nämlich unglaublich hektisch und fahrig ist.
Und wie es halt meistens so ist wenn man kritisiert wird, geht man in die Verteidigung und möchte sich rechtfertigen...
Er hat sich dann aber tatsächlich Hilfe geholt um genau an dem Punkt zu arbeiten... Im Vergleich zu früheren Predigten ist er inzwischen ziemlich entspannt
Das ist wohl einfach sein Schwachpunkt.
Zitat von YsaTyto:wie wenn ich einen Vortrag eines Managers über Erfolgsstrategien
Auf den ersten Blick mag das so scheinen, inhaltlich geht es genau um das Gegenteil, also gerade nicht darum zu einer Erfolgsmaschine zu werden oder sich selbst zu optimieren.
Leider habe ich jetzt nicht die Bibelstelle parat, die er gerne zitiert, aber es geht um das Angenommensein bei Gott frei von Leistung. Also dass Gott dich immer genau da abholt, wo du stehst, unabhängig davon, was du getan hast.
Natürlich nur dann, wenn du das willst. Gott macht dir ein Angebot, ob du das annehmen möchtest, bleibt deine Entscheidung.
Zitat von YsaTyto:Ich verstehe nicht, wozu so viel Inszenierung
Das hat natürlich viele Gründe. Wir Deutsche kommen ja aus der Tradition der zwei großen Landeskirchen, die staatlich subventioniert werden. Was leider dazu geführt hat, dass die Gemeinden tendenziell sich immer weiter vom Alltag der Menschen entfernen und immer mehr das fehlt, wozu sie eigentlich da sein sollten: den Menschen Gemeinschaft, Lebenshilfe und Unterstützung zu bieten. Auf die Leute wirklich zuzugehen. In vielen Fällen steht ein Geistlicher vor der Gemeinde, der recht abgehoben über Bibelstellen philosophiert, die die Leute im Alltag kaum abholt und viel zu abstrakt ist.
Deswegen ist für viele in die Kirche zu gehen nur noch Folklore an Weihnachten oder zur Hochzeit usw. Weil es eben dazugehört.
Bei Freikirchen ist das etwas anderes, weil sie einerseits sich zu 100% aus Spenden finanzieren, zum anderen es in Deutschland da keine große Tradition gibt. Da wird viel aus den USA übernommen. Die Art und Weise wie gepredigt wird, die ganzen Anglizismen und natürlich auch das charismatische Element.
Der ICF ist von der Ausrichtung her eine charismatische Freikirche also viel Überschwang, viel Brimborium... Beim worship wird auch sehr ekstatisch gebetet, teilweise auch mit Tanz, sehr euphorisch... Mein Ding ist das auch nicht wirklich, aber wenn die Prediger gut sind, kann ich mir das auch gelegentlich mal geben.
Kennt unsereins vielleicht aus dem Fernsehen, wenn vor allem so Gospelchöre in ihren Gesängen total abgehen. In dieser Tradition steht auch das ICF.
Da geht es nicht unbedingt darum, junge Leute für die Sache zu gewinnen, von der Altersstruktur ist da jede Gruppe vertreten.
Es ist eher dieses euphorische, was eben typisch für die USA ist.
Was ich so toll finde, ist die Gemeindearbeit. Du kannst da jederzeit einfach hingehen und es wird auch nicht erwartet, dass du da gleich 100% im Glauben stehst. Gibt genug zweifelnde Leute, die sich das relativ lange anschauen und viele Gespräche führen bis sie sich entscheiden, ob das was für sie ist oder nicht.
Aber man wird von Anfang an wenn man das möchte in Kleingruppen eingebunden wo über bestimmte Themen, meist persönlicher Natur gesprochen wird. Regelmäßige Treffen, neben den Gottesdiensten. Und das finde ich ganz wichtig, um Kirche wirklich zu leben. Die Gemeinschaft ist eben ganz zentral.
Da aber die freikirchlichen Gemeinden und auch die landeskirchlichen teilweise recht bunt sind, kenne ich einige, die Gemeindehopping machen. Also mal da, mal dort hingehen. Weil jede Gemeinde unterschiedliche Schwerpunkte und Ausrichtungen in der Lehre haben. Normalerweise finden aber die meisten irgendwann ihre favorite Gemeinschaft.
Zitat von YsaTyto:Zudem habe ich den Eindruck, dass er die Religion wie etwas ganz pragmatisches behandelt, ohne den tieferen Sinn dahinter zu erfassen.
Der tiefere Sinn Aber genau darum geht es ja. Die Bibel ist, wenn man sich wirklich mal lebenspraktisch damit beschäftigt und die verklausulierten Stellen aufschlüsselt, im Grunde eine Hilfe wie man ganz konkret mit Schwierigkeiten, Herausforderungen im Leben klarkommen kann. Hätte ich selbst nicht gedacht. Deswegen ist es ja so wichtig nicht alleine im stillen Kämmerlein damit zu sein sondern mit anderen darüber zu diskutieren und sich Hilfe von Predigern zu holen, die sich damit gut auskennen.
Tobias Teichen ist ja ganz normaler Hauptschullehrer für Religion.
Und in der Bibel geht es halt oft darum sich eben nicht von Emotionen bestimmen zu lassen, sondern sozialverträglich und vorausschauend zu handeln, um am Ende sich nicht von den Aspekten dominieren zu lassen, die viele in der modernen Welt belasten: Erfolgsdruck, Neid, Gier... und in der Folge dann unter Depressionen usw zu leiden.
Interessant, dass es den Menschen vor 2000 Jahren ähnlich ging.
Und abgesehen von dem ganzen Brimborium und seiner Hektik finde ich seine Predigten sehr tiefgründig, logisch und trotz der Komplexität bestimmter Probleme, sehr anschaulich erklärt.
In einer Predigt ging es um Burn Out wie man das verhindern kann oder die Herstellung von wirklicher Nähe usw.
Und das beste finde ich, dass er sich nicht hinstellt und sagt ich kann dir die Welt in 5 Minuten erklären und bin perfekt, sondern er erzählt auch immer wieder von seinem eigenen Scheitern wie er an seine Grenzen stößt wie er mit Zweifeln umgeht usw.
Bspw. ist er sehr schwer herzkrank und erzählt immer wieder wie er mit Hilfe des Glaubens seine Ängste reguliert usw.
Das ist mir sehr wichtig, dass da jemand vor mir steht, der Schwächen zeigt und man merkt, der hat auch krasse Probleme, baut gelegentlich Mist, wie wir alle.
Es geht nicht um Religiosität sondern um gelebten Glauben im Alltag.
Na ja... aber ist Geschmackssache. Dank Internet gibt es mittlerweile so viele unterschiedliche Prediger, da findet eigentlich jeder denjenigen, der ihm am meisten zusagt.