Tja, das Hirn ...
... hat eine Eigenschaft, die gleichzeitig ein großer Vorteil und ein großer Nachteil sein kann:
Es ist programmierbar! Und zwar aktiv und passiv.
Und es ist sehr komplex, so dass es eben nicht mal so ohne weiteres ausgetauscht werden kann.
Aber wie der Darm, das Herz und die Muskeln ist es trainierbar. Brüste? OK.
Und da es alles so kompliziert ist, kommen wir als völlig hilflose Wesen auf die Welt, die den größten Teil ihrer Entwicklung außerhalb des Mutterleibes durchmachen. Und zwar lebenslang!
So ein Entenküken kommt aus dem Ei und hat alles, was es braucht, um zu überleben. Es prägt sich einmal seine Mutter ein, bleibt möglichst nah bei ihr und gutt is.
Bei uns sieht das anders aus. Der Mensch ist zu kompliziert, als dass er die Evolutionschritte im Schnelldurchlauf noch im Bauch durchlaufen kann. Außerdem bekommt er viel, wenn nicht das meiste erst durch seine Umwelt vermittelt. Natürlich werden Anlagen genetisch mitgeliefert. Aber das ist wie eine riesige, nahezu unbespielte Festplatte.
Unser Hirn giert nach Input und muss viel viel lernen. Von unseren Eltern und Geschwistern sollten wir viel über Sozialisation lernen. Wie kommt man mit anderen in der Gruppe zurecht.
Später, viel später kommt dann das Thema Partner. Tja, und da greifen unsere Kulturmechanismen. Und zwar innerhalb der Jahrtausende und letzten Jahrhunderte immer andere. Wieso greift sich der Kerl nicht einfach die gut Tussi, reißt ihr die Kleider vom Leib (wieso hat die bei 30 Grad überhaupt welche an?) und nimmt sie vor den Augen der anderen auf der Party mal so richtig durch (wie zum Beispiel bei einigen Affenarten)? Ganz einfach: Weil es uns so beigebracht worden ist, dass man das so nicht macht, obwohl es einige bestimmt gerne machen würden. Wenn auch nur in ihrer Phantasie.
Das Hirn wird also umfangreich programmiert und muss dann noch mit den ganzen Hormonen klar kommen, die in unterschiedlicher Dosierung ausgeschüttet werden. Überlegt mal, warum die Pubertät so eine schwierige Zeit ist.
Das Problem: Die Sache mit den Hormonen kommt noch aus einer Zeit als sich die Menschen und ihre Vorfahren mit Grunzlauten verständigt haben. Und - ich hoffe, dass ich hier niemanden seiner Illusionen beraube - die Mechanismen haben sich seitdem kaum geändert. Trotz aufgesetzter Kultur.
Damit muss man erst einmal fertig werden.
Deswegen stehen wir hier nämlich alle reihenweise und fragen uns: WARUM?
Warum hat er/sie mich verlassen?
Warum liebt er/sie mich nicht mehr?
Warum kann er/sie nicht begreifen, dass...?
Alles rationale Fragen, die versuchen, Antworten auf rein emotionale Vorgänge zu finden. Zum Scheitern verurteilt.
Verliebtsein, Liebe, Verlustängste, Eifersucht, Hass und Trauer passen zu Vernunft und Rationalität wie ein Iglu in die Hölle.
Aber wenn wir das einmal erkannt haben, dann haben wir auch den Schlüssel in der Hand, unser vegetative Hirnhälfte zu überlisten.
Dazu gehören allerdings einige Mechanismen, die man erlernen kann und viel viel Selbstdisziplin.
Die sachliche, rationale Hirnhälfte sagt mir: Ruf sie nicht an, schreibe keine SMS, suche nicht den Kontakt, denn es bringt Dich nicht vorran. Es wird eher das Gegenteil von dem Bewirken, was ich eigentlich möchte.
Das emotionale Hirn bekniet mich: schreibe jetzt sofort eine Nachricht, in der Du Deine Liebe versicherst, um Erklärungen flehst und sie/ihn bittest, das doch alles einzusehen und zurückzukommen.
schei. Situation!
Man hat gewonnen, wenn man trotz der starken Gefühle sich zusammenrauft und dem kleinen Teufelchen einen Streich spielt, welches einen immer wieder anstachelt dumme Dinge zu tun.
Hört sich alles so einfach an. Glaubt mir, der Weg zur Erkenntnis ist ein steiniger und es tut weh!
Vielleicht hilft die Erkenntnis, dass das Leben ein großes Geschenk ist, welches man nicht leichtfertig wegwerfen sollte. Auch wenn einem danach ist und man sich am liebsten hinter den nächsten Zug schmeißen möchte.
Es gibt genau einen Menschen, auf den ihr im Idealfall selbst einwirken und ihn verändern könnt: Das seid Ihr selbst!
Das es Wechselwirkungen mit anderen Menschen gibt und die nicht immer einfach sind, ist klar. Sonst würde es nicht dieses Forum geben. Aber das ist doch auch wieder ein toller Vorteil der Menschen: Sie können Erfahrungen austauschen, finden Halt untereinander. Über große Entfernungen hinweg.
Deswegen finde ich dieses Forum hier so wichtig.
Und was es auch zeigt: Über der Vielzahl von Beiträgen, die hier in den letzten Jahren gepostet und besprochen wurden, sind klare, sich wiederholende Muster erkennbar. Das heißt, dass die Wahrscheinlichkeit, dass jemand hier für sein Problem ein schon ähnlich beschriebenes findet, ist sehr groß.
Und da hier auch Mitglieder über alle Phasen ihres Problems und dessen hoffentliche Bewältigung über einen längeren Zeitraum posten, kann man fast sicher sein, passende Ratschläge zu finden.
Und am ende steht dann hoffentlich
Hirn an Herz, Hirn an Herz: Du bist wieder frei und darfst neu vergeben werden!
09.05.2011 16:47 •
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