Hallo H2So4,
in den dunkelsten Stunden meines bisherigen Lebens, als alles das, was ich aufgebaut hatte, in sich zusammenfiel, geriet ich in das Karusell. Ich geriet in einen Kreisverkehr, der nie zu enden schien.
Jeder Gedanken drehte sich nur darum, daß ich nur noch die Hälfte meines Lebens hätte. Nein, eigentlich weniger als die Hälfte, denn was war ich denn schon ohne sie.
Ein Muster ohne Wert!
Das Haus, welches wir gebaut, zerfiel zu Staub und Schutt, und das Fundament sank ein in den Boden aus Sumpf. Nur noch einzelne Steine zeugten davon, daß hier mal was war.
Ja, auch bei mir war das Selbstwertgefühl nicht mehr existent.
Nur eines regte sich. Zunächst und am Anfang flüsternd. Ganz leise und dann immer lauter werdend. Es war mein Wille, der mir immer wieder gesagt hat: Daran gehtst Du nicht kaputt. Das wirst Du überstehen. Du wirst leben.
In vielen Gesprächen mit Freunden (und ich meine wirkliche Freunde!), über Lektüre von Büchern, über das Schreiben von Briefen die nie abgeschickt wurden und über dieses Forum wurde mir der Kreisverkehr erweitert.
Die Gedanken bekamen neuen Spielraum und immer größer wurde der Radius des Kreises, den ich durchlief.
Und dann irgendwann kommt eine Ausfahrt, die durch den kleineren Kreis nicht sichtbar war. Diese Ausfahrt war schon immer da, aber ich habe sie nicht wahrgenommen, weil ich sie anfangs auch nicht wahr nehmen wollte.
Mitunter ist es allerdings so, daß auch die nächste Ausfahrt nach einer kurzen Weile in den nächsten Kreisverkehr führt. Aber wenn wir aus der Erfahrung gelernt haben, vergößern wir einfach wieder den Radius und finden einen neuen Weg.
Mut und Kraft sind Empfindungen, die wir brauchen um weiter zu gehen. Dann kommen auch verschiedene Erkenntnisse von ganz allein.
So z. B. die Erkenntnis, daß man kein Muster ohne Wert ist. Und die Erkenntnis, daß man ein Mensch ist, der zu Recht wieder Selbstbewußtsein entwickelt.
Wir sind durch das Tor in eine andere Welt gestoßen worden. Man darf aber nicht allzulange an dem Tor stehen bleiben und es offen halten. Solange ich eine Tür geöffnet halte, solange kann ich mich nur in dem Bereich bewegen, den die Länge meiner Arme hergeben.
Ich gehöre nun in diese neue Welt. Sie ist nun mein zu Hause und nun muß ich sie auch ganz erkunden.
Also lasse ich die Tür los. Es schmerzt, ohne Frage, weil wenn die Tür zu ist, ist amtlich, die alte Welt gehört der Vergangenheit an. Aber es ist nur die Vollendung des Schrittes, der eh schon getan ist. Nur noch eine Bestätigung.
Und wenn ich die Tür losgelassen habe, meine Arme wieder frei sind, kann ich losgehen und sehen, was die Zukunft noch für mich bereit hält.
Diese Schritte habe ich gemacht. Bin zwar schon mal wieder auf die Nase gefallen, aber mir wurde sehr schnell wieder auf die Füße geholfen von Menschen, die ich in der neuen Welt als neue Freunde gefunden habe. Und ich laufe weiter. Habe viel Neues schon erfahren. Helle wie dunkle Tage durchlaufen.
Nur Mut. Du wirst sehen, auch die neue Welt hat wundervolle Landschaften.
Ich wünsche Dir viel Kraft, die schweren Zeiten durchzustehen und Mut, den neuen Weg zu gehn.
Nordlicht