Liebe Fiora,
seit ein paar Tagen verfolge ich schon diesen Thread. Zum einen weil ich in einer nicht ganz unähnlichen Situation stecke -wenn auch unter völlig anderen Vorraussetzungen-, aber auch weil ich es total toll finde, wie Du damit umgehst, wie klar Du alles siehst und wie stark Dein Wille ist, aus dieser Geschichte wieder herauszukommen. Da ziehe ich echt meinen Hut.
Dein Ansatz, erst mal bei sich anzufangen, zu überlegen, was fehlt oder was will man eigentlich selbst, finde ich persönlich großartig. Das hilft, meiner Erfahrung nach, vielleicht nicht unbedingt die Sehnsucht einzudämmen, aber es verschafft einen klareren Blick auf alles und hilft bei der Verarbeitung oder mir z.B. Beim akzeptieren. So weiß ich heute zumindest, warum es mir passiert ist und das ist auch ein Teil des Prozesses.
Meine Geschichte selbst ist etwas anders. Wir waren alles Freunde, Pärchen, alle verheiratet mit Kindern. Seine Frau und ich waren dabei besonders gut befreundet. Eines Tages sind wir um die Häuser gezogen, am Ende waren nur noch wir zwei übrig. Eigentlich völlig harmlos, wir haben getanzt und gelacht, aber irgendwann entstand eine Spannung. Völlig aus dem nichts. Ich wollte nach Hause, wir sind gemeinsam raus und standen uns gegenüber. Und dann traf es uns wie der Blitz. Sowas hab ich noch nie zuvor erlebt. Ich hab mich so erschreckt, dass ich nur noch nach Hause gerannt bin. Passiert ist nichts, aber uns beiden war in dem Moment klar, was da geschehen ist. Wir haben uns erbarmungslos ineinander verliebt. Doch zulassen wollten wir es nicht. Die Ehen, die Kinder, die Freunde. Wir haben geglaubt, wir kriegen es in den Griff, es hört schon irgendwann wieder von alleine auf. Wir waren beide so feige und so naiv.
Wir haben uns geschrieben, irgendwann auch heimlich getroffen. Dann wieder KS gehalten, die nicht lange hielt. Wie auch, haben uns ja ständig öffentlich getroffen. Und irgendwann kam es wie es kommen musste, wir flogen auf und es folgte ein Desaster.
Jeder blieb in seiner Ehe, jeder kämpfte, dass diese wieder werden, die Freundschaften gingen zu Bruch und die Kinder verstehen bis heute nicht, warum sie sich nicht mehr sehen dürfen. Wir haben uns KS auferlegt, in der Hoffnung, dass alles irgendwann vergeht.
Das alles ist nun 3 Jahre her. Aber wenn ich hier schreibe, wirst Du Dir denken können, dass längst nicht alles wieder gut ist.
Ich bin zwar schon lange aus dieser Sehnsuchtsfalle raus, aber es gibt immer wieder Rückschläge. Wenn ich ihn sehe,wenn ich mich einsam fühle oder mit meinem Mann Streit habe. Besonders schlimm hat es mich letzte Woche getroffen. Ich habe festgestellt, dass es mir am Besten geht, wenn ich ihn komplett ignoriere. Ich weiß, er beobachtet mich immer, wenn wir uns zufällig treffen, habe aber Angst, ihm in die Augen zu schauen. Angst, was ich sehen könnte. Also schau ich komplett weg. Und letzte Woche ging es nicht mehr. Ich war mit Freundinnen auf einem Fest, wir haben Alk. getrunken und er war zufällig auch da. Plötzlich wurde unser Lied gespielt. Ich musste hinschauen, er suchte auch den Blickkontakt. Das hat mir gereicht. Seine Nummer kann ich auswendig, seine Frau war nicht dabei und auf dem Heimweg hab ich ihn angeschrieben. Völlig bescheuert, vor allem weil ich ihn mit Vorwürfen konfrontiert habe.
Aktuell stehen wir in Email-Kontakt. Zwar auf völliger Sachebene, ohne Gefühlsduselei, eigentlich nur im ungeklärte Sachen zu klären, aber dennoch geht's mir schlecht. Auch wenn er schreibt, dass er auch nicht einfach so vergessen kann was war. Sich im Freibad ständig zu begegnen und nur in Badesachen ständig aneinander vorbeilaufen zu müssen, macht es auch nicht einfacher. Aber das allerschlimmste ist eigentlich, dass ich nicht mit ihm reden kann.
Wie Du siehst, ne ziemlich vertrackte Situation und noch lange noch nicht ausgestanden. Auch für die Freunde ist es schwer. Neulich erst war wieder ein Geburtstag. Immer muss entschieden werden, wer eingeladen wird und wer nicht kommen darf.
Dir drücke ich die Daumen, dass Du es schneller schaffst als ich. Wobei Du so klar bist, dass ich ganz fest an Dich glaube. Wobei ich mir die Situation am Arbeitsplatz dabei echt schlimm vorstelle. Ich glaube, das könnte ich gar nicht.
Schön auf jeden Fall, Deine Geschichte zu lesen. Durch Deine Art wie Du schreibst, fühle ich mich unglaublich mit Dir verbunden. Du triffst so viele Gefühle, die ich auch kenne, so auf den Punkt, dass ich es genau wieder spüren kann.
Liebe Grüße
Larina