Hallo Zusammen. Ich weiß nicht, was ich mir hier erhoffe. Wahrscheinlich will ich meinen Freunden nicht noch mehr Energie ziehen. Mir ist es schon fast unangenehm, so ein Fass aufzumachen aber gerade habe ich das Gefühl, dass meine ganze Welt zusammen bricht.
Wir haben uns über eine Dating App kennengelernt. Ich gebe zu, erwartet habe ich nichts. Ich dachte eigentlich, ich war sogar recht gerne Single (über drei Jahre) und war manchmal direkt froh, keinen Mann an meiner Seite zu haben. Zurück zur Dating App. Anscheinend habe ich ja doch etwas vermisst, sonst hätte ich mich ja nicht angemeldet. Leider. Denn ich lernte Ihn kennen. Wir haben uns prächtig unterhalten, die Nachrichten waren gefühlt meterlang, wir hatten viele Gemeinsamkeiten, verstanden uns gut - das erste Treffen konnte also kommen. Es war Anfang Juli als wir es endlich geschafft haben. Gut, äußerlich haute er mich tatsächlich nicht sofort vom Hocker aber wir haben viel gelacht, viel geredet. Es war toll. Und so kam es, dass wir uns wieder sahen und schon da merkte ich, dass sich bei meinen Gefühlen etwas änderte. Ich war dabei mich komplett, über beide Ohren zu verlieben.
Es folgten viele Treffen. Wir gingen ins Kino, Essen, verbrachten Zeit auf der Couch. Fuhren an den See, in Berge. Wir sammelten und schufen in kurzer Zeit unglaublich viele intensive Erinnerungen.
Doch wir sind beide nicht einfach. Er hatte eine schwere Kindheit und toxische Beziehungen hinter sich. Ich bin nicht sonderlich voller Selbstliebe und hatt mich in meinem Leben erst zum dritten mal verliebt, völlig überfordert.
Immer öfter diskutierten wir. So oberflächlich und arrogant es klang, ich war es nicht gewöhnt, dass man mich nur 2-3 mal die Woche sehen wollte obwohl ich früher immer genervt war, wenn meine Freunde mich öfter sehen wollten, ich wurde die Schatz genannt und manchmal bekam ich nur eine Nachricht am Tag. Ja ich weiß. Hirnrissig. Peinlich für eine 36jährige Frau. Aber ich litt, denn ich fühlte so viel. Er war ehrlich. Sagte, er wäre noch nicht so weit. Die Gefühle wären noch nicht auf dem gleichen Level wie bei mir. Ich müsse Geduld mit ihm haben. Er fühlt sich unter Druck gesetzt. Er hat Angst sich zu verlieren, sich aufzugeben.
Ich tat mein bestes, doch auch ich war komplett überfordert. Ich wollte Verständnis zeigen, Geduld. Trotzdem verstand ich nicht, wie man sagen könne man fühle aber hat mit Beziehung ein Problem.
Immer wieder kam er, er hätte Gefühle aber kann damit nicht umgehen. Wenn ich seine Hilfe bei etwas nicht wollte, und meinte ich hole mir die von Freunden, war es ihm auch nicht recht. Ich fühlte mich manchmal wie ein Fisch, der immer wieder geangelt wurde und dann wieder zurück geworfen wurde: Es tut ihm ja nicht weh. .
Ich weiß gar nicht mehr wie oft ich weinte. Wie oft ich Angst hatte ihn zu verlieren, obwohl ich ihn gar nicht hatte.
Tja bis diesen Dienstag. Er kam. Wir kochten zusammen. Es war schön. Wir kuschelten. Küssten uns. Ich dachte er blieb über Nacht. Tat er nicht. Es machte mich traurig. Wir fingen wieder an. Er wolle keine Beziehung. Er versteht nicht warum es nur Schwarz und Weiß bei mir gäbe. Er will mir nicht weh tun, sich auch nicht. Er hat das Gefühl, wir tun uns beide nicht gut.
Nach vielen Tränen ging er. Für immer.
Heute hat er mir geschrieben, dass ich mich jederzeit melden könne, ich mir aber die Zeit nehmen solle die Situation zu reflektieren und für mich zu rationalisieren. Das man wohl Abstand benötigt. Es nichts damit zu tun hätte, dass er mich nicht sehen wolle und keinen Kontakt möchte. Es fällt ihm schwer mich mit der Situation allein zu lassen, er wäre aber Teil des Problems und würde es somit nicht besser machen sondern schlechter. Und er hoffe, dass ich das verstehe.
Darauf habe ich nicht mehr geantwortet. Was auch? Sollte ich mich wieder melden?
Vieles habe ich sicherlich vergessen. Zu viel war in dieser kurzer Zeit.
Es ist mir unangenehm. Wir waren nicht mal zusammen. Und ich bin so traurig. Ich habe Angst vorm schlafen. Ich fühle mich wie der einsamste Mensch auf Erden. Ich vermisse ihn. Fürchterlich. Jede Faser meines Körpers vermisst ihn.
Ich mache mir manchmal Hoffnung. Das er merkt, dass er mich doch braucht und vermisst.
Wir hatten ihn alle schon den Liebeskummer. Ich weiß. Manche waren verheiratet, werden plötzlich verlassen. Wir waren nicht mal zusammen und ich mach so ein Fass auf. Der letzte Liebeskummer ist 16 Jahre her. Ich bin darin nicht mehr geübt. Ich hätte auch gerne darauf verzichtet.
Was es mir gezeigt hat. Das ich mich wohl auch lange angelogen habe. Mir gefiel es. Das Händchen halten. Das küssen im Kino. Das aufwachen neben jemanden den man von ganzen Herzen mag.
Er fehlt mir.
24.09.2020 13:12 •
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