Wenn ein Mensch seine grosse Liebe verliert

Zitat von alleswirdbesser:

Ich persönlich will niemanden lieben, der mich nicht liebt, nicht will, der mich hintergehet und nicht wertschätzt. Und schon war’s das mit bedingungslosen Liebe.

Ach, weißt Du - ich sitze manchmal auf einer Alm, trinke ein B., rauche eine Zig., sehe die Sonne untergehen und denke bisweilen ganz einfach ...



... und das hat eben so gar nichts mit Vorteilen zu tun, sondern - darf man es sagen, ohne in die Eso-Ecke gestellt zu werden? - mit zumindest mir unergründlichen zugeneigten Schwingungen.
Wer hat denn schon je dieses Rätsel gelöst, ohne es in halbseidenene Theorie zu verpacken, bis hin zur Hormonreduktion?
Man empfindet ja nicht umsonst, und unverdrossen glaube ich bis heute daran, dass das seine tieferen Gründe hat und nicht einfach Vorteile.
Oder kennt man heute tatsächlich keine Liebe mehr, diese himmlischen Gefühle, die ihre Gründe in ener unermesslichen Weite haben, sondern eben nur die eigenen Vorteiln? Das wäre bitter, sehr bitter, und die Aufgabe allen Menschseins.
Da bevorzugte ich ja noch jedes Unglück, als zum berechnenden Computer geworden zu sein. Jeder Untergang ist mir lieber als eine solche Negation der eigenen Gefühle, die den Vorteilen zu weichen haben.
Nur, ehrlich gesagt, glaube ich Dir ja im Leben nicht, dass Du tatsächlich so drauf bist. Du hast, glaube ich, eine tiefe Seele, vielleicht eine verletzte - aber dass Du nur auf Vorteile bedacht wärst, das kann ich mir nicht einmal in meinen unbedachtesten Träumen vorstellen. Hier redet wohl eine Verbitterung aus Dir, woher auch sie immer stammen mag.

Zitat von alleswirdbesser:

Aber ich hatte nicht vor wie Hansl mich an meine Liebe festzuhalten, obwohl von der anderen Seite nichts kam, nichts Gutes. Das wäre bedingungslose Liebe.

Naja, auch jede Bedingungslosigkeit hat ihre Grenzen, und bis zur Selbstzerstörung sollte die nicht gehen.
Aber die Liebesbedingungen heutzutage - das erinnert mich ja mehr an einen Bankomat als an irgendwelche ernsthaften Gefühle (womit ich nicht sage, alles hinzunehmen!).
Was mir bis heute nie klar geworden ist, ist, wie es sein kann, dass sich dieses wunderliche Menschenwesen nicht einfach Gutes tut, sondern immer in einen solchen, doch ganz sinnlosen Kriegszustand gerät. Wie als ob es eben nicht um Liebe oder zumindest Zugeneigtheit ginge, sondern um Vernichtung und lächerlichen Triumph.

Wir haben doch alle mehr oder weniger dieselben Probleme, Unzulänglichkeiten, Sehnsüchte, Wünsche - also warum sich nicht einfach in den Armen liegen und menschliche Nähe zu verspüren? Das muss ja nicht gleich bis zu orgiastischen Gefühlen gehen.
Reicht doch auch schon, sich in dieser doch reichlich kalten Welt ein wenig Wärme zu geben.

Zitat von alleswirdbesser:

Warum erfüllst du dir dieses Bedürfnis nicht?

Und wie sollte ich mir das erfüllen?
Fiele ich Dir um den Hals, würdest Du mich wegstoßen wie eine Krankheit.
Nicht alleine die Liebe bekommt man nicht umsonst, sondern auch alles andere.

Und, ist mir gerade noch eingefallen - was ist denn eigentich das Schlimme daran, sich gegenseitig Lust zu bereiten?
Nie konnte ich daran etwas Schlimmes oder Sündiges empfinden.
Ich weiß es nicht und will es mittlerweile auch gar nicht mehr wissen - aber weshalb, wozu, warum ist denn Lust eigentlich da? Um sie möglichst zu vermeiden?

Zitat von whynot60:

Um sie möglichst zu vermeiden?

Genau, Schatz. Essen ist der S. des Alters… und nun hopp hopp ins Bett.
Du bist 3 Stunden übergällig.

Zitat von alleswirdbesser:

Es gibt genug Menschen, die etwas Unverbindliches suchen, nicht mehr die große Liebe oder eine Beziehung.

Habe ich nie gesucht. Aber ich verurteile es eben auch nicht.
Ich bin mehr, ich habe es kürzlich schon geschrieben, der Bis-ans-Ende-der-Welt-Typus - aber wer will heute noch bis ans Ende der Welt? Wer kennt auch nur das Ende der Welt?
Eine kleine Schwierigkeit, ein Stolpersteinchen, ein Tief - und schon ist alle beschworene Liebe gestrichen.
Was soll denn das sein? Ein Weihnachtsstollen? Den man mal durchkaut mit Genuss?

Wie auch immer, meine Vorstellung von Liebe ist das nicht, und gäbe es eine Art Zeitmaschine, so würde ich mich ohne jedes Zögern 200 Jahre zurückversetzen, wo alle Liebe und alle Lust noch tatsächlich geblüht haben.
Heute, scheint mir, ist das alles doch nur noch ein kaum hörbarer Wiederhall, ein Abendschimmer, der sich noch immer für die Sonne hält in seinem ganzen Untergang.

Hast Du schon mal Hände berührt, nichts als Hände, und dabei Himmel erlebt? Oder in Augen gesehen, in denen Deine eigenen untergegangen sind?
Bist Du durch, meinetwegen, ganz Frankreich gegangen, um noch einmal Deine große Liebe zu sehen, nur zu sehen?

Zitat von Gartentante:

Genau, Schatz. Essen ist der S. des Alters… und nun hopp hopp ins Bett.
Du bist 3 Stunden übergällig.

Danke, Schatz - das ist mir offenbar ganz entgangen.
Und so brate ich mir jetzt einmal ein Hühnchen und lasse die Liebe sein.

Vergiss bitte diesmal nicht den Herd auszuschalten.

Zitat von Gartentante:

Vergiss bitte diesmal nicht den Herd auszuschalten.

Habe ich das jemals vergessen?
Dann würde ich ja schon längst in Flammen untergegangen sein.
Aber die einzigen Flammen, die mich je zum Untergang gebracht haben, waren die Liebesflammen.
Wegen des Herdes mache ich mir da vergleichsweise gar keine Sorgen.