Zitat von Nachtlicht:
Es quält dich nicht im Moment, sondern seit 8 Monaten, wenn ich dich da richtig verstehe. Wo ist da der Sinn? Hass schützt dich doch nicht davor, in Zukunft besser auf deine Grenzen zu achten. Selbsterkenntnis und die richtigen Schlüsse aus Erfahrungen zu ziehen, ist ein wesentlich effektiverer Schutz.
Die Selbsterkenntnis und die richtigen Schlüsse werden kommen, wenn der richtige Zeitpunkt da ist. Im Moment ist es noch immer so, dass ich jeden Tag mit einer Nachricht von ihm rechne. Im Moment ist es noch immer so, dass es weh tut. Dazu hat er mir einfach einen zu großen Schaden zugefügt, als dass ich so schnell zur Normalität zurück kehren könnte. Ich lebe diese Gefühle im Moment sehr extrem aus, aber das ist besser als sie - so wie früher - immer bloß runter zu schlucken und ihnen keinen Raum zu geben (das ist übrigens auch was, was mir in Therapien beigebracht wurde. Nicht immer alles runter schlucken, sondern den Gefühlen Raum geben. Auch schlechte Gefühle wollen gehört werden).
Wenn ich mit meinen Hassgefühlen jetzt locker lasse und er dann schreibt, besteht die Gefahr, dass ich wieder schwach werde. Weil ich mir ja eigentlich nur ein stabiles Leben und eine stabile Partnerschaft wünsche. Er kann eben unheimlich gut lügen und den Leuten Honig um's Maul schmieren. Ich bin selbst oft genug darauf reingefallen und habe ihm geglaubt - bis ich dahinter gekommen bin, dass es nur Lügen sind. Ich könnte dir sogar jetzt schon den konkreten Wortlaut dessen sagen, was er schreiben wird. Es sind immer dieselben Worte. Immer dieselben leeren Versprechungen. Die hören sich unheimlich gut an und in einem schwachen Moment wäre ich wieder nur geneigt, ihm das zu glauben. Ich weiß, dass ich da eine ganz gravierende Schwäche habe und ich schütze mich aktuell mit dem, was tatsächlich funktioniert. Dass Hass nicht der beste Weg ist, ist mir natürlich klar. Aber solange es das Einzige ist, was funktioniert, muss ich darauf zurück greifen. Ich bin ja lernfähig und nicht so ganz blöd, aber neue Dinge zu erlernen braucht eben auch seine Zeit. Diese Zeit muss ich mir selbst geben. Jetzt einfach zu sagen Hey, ich probiere es auf einem anderen Weg. Den bin ich zwar noch nie gegangen und ich weiß auch nicht genau, wo es lang geht, aber macht ja nichts ist mir tatsächlich zu riskant. Im Moment ist für mich wichtig, auf Dinge zurück zu greifen, die für mich funktionieren. Sicher ist es nicht gut und schadet mir auch ein Stück weit. Aber der Schaden, wenn ich ihm nachgeben und mich wieder auf ihn einlassen würde, wäre ungleich größer.
Zitat von Nachtlicht:Das Problem ist, dass du in dieser Phase der Bewältigung verharrst, weil du dich weigerst, deine eigenen Anteile an der Situation zu sehen. Tatsächlich ist das Anerkennen, dass man auch selbst damit zu tun hat - und sei es erstmal nur die reine Tatsache, dass man sich den Falschen zum Partner erwählt hat - befreiend und ein wichtiger Schritt zum Loslassen.
Genau das ist ja die elementare Frage, die mich beschäftigt und auch quält. Wenn es mir immer wieder passiert, muss es etwas mit mir zu tun haben. Ich habe in der letzten Therapie konkret danach gefragt, was ICH falsch gemacht habe. Eine Antwort bleibt man mir bis heute schuldig. Damals wurde mir gesagt, es würde nichts bringen, sich darüber Gedanken zu machen. Damals hieß es auch wieder nur, ich hätte mir nichts vorzuwerfen. Ja, habe ich vermutlich auch nicht. Ich habe ihm nie Schaden zugefügt. Ganz im Gegenteil. Aber irgendwas mit mir muss es ja trotzdem zu tun haben und auf diese Frage fehlt mir noch immer eine Antwort.
Zitat von Nachtlicht:aber die Frage war ja vielmehr, wie du dafür sorgen kannst, dass deine Vorstellungen, wie man dich behandeln sollte, auch umgesetzt werden.
Nun ja, klar und deutlich Wünsche und Bedürfnisse formulieren und auf Missstände aufmerksam machen hat jedenfalls schon mal nichts gebracht. Das ist zum Beispiel etwas, was mir in der Therapie gefehlt hat. Sie haben den Patienten zwar beigebracht, wie man Wünsche und Bedürfnisse äußern kann, aber nicht, wie man damit umgeht, wenn es dem Adressaten einfach sch. egal ist. Genau das ist mir eben passiert. Ich habe oft genug angesprochen, was schief läuft. Ich habe konkret benannt, was mir nicht gepasst hat und ich habe auch konkret gesagt, wie ICH mir das Ganze vorstelle, damit es funktioniert. Interessiert hat es ihn herzlich wenig. Ganz im Gegenteil. Er hat mir die Welt versprochen und mich dann eben hinter meinem Rücken weiter verarscht. Da liegt der Gedanke nahe, dass das, was sie in der Therapie erzählt haben, offenbar nicht stimmen kann. Das ganze Wissen nützt mir leider herzlich wenig, wenn mein Gegenüber damit nichts anfangen kann. Und machen wir uns nichts vor: Wenn ich therapiekonform gesagt hätte: Ich würde mir wünschen, du hättest mich nicht betrogen, hätte ich mich zum Gespött der Nation gemacht. Da sind hinterher deutlich härtere Worte gefallen. Die Menschheit zeigt mir eigentlich eher, dass ich wohl selbst zum A. mutieren muss, um gehört zu werden, aber das kann's ja irgendwo auch nicht sein.
Zitat von Nachtlicht:Wenn das wirklich so war, ist da meiner Meinung nach was gravierend schief gelaufen. Wenn es nicht wirklich so war, könntest du dir aufgrund dieser Rückmeldung vielleicht überlegen, ob es für deine Außenwirkung und deine Selbstwirksamkeit sinnvoll ist, Dinge in dieser Weise zu formulieren.
Die Formulierung war ganz bewusst so gewählt. Nicht alle, aber einige Therapien bohren wirklich bis ins Zahnfleisch hinein und das ohne Betäubung. Da setzt du dich mit Traumata auseinander, musst Dinge aussprechen und dich intensiv damit auseinander setzen, die du nicht einmal denken willst. Da hatte ich keine Wahl. Entweder ich tu's, oder ich muss gehen. Entweder, ich richte mich nach denen, oder mich muss gehen. Das war eine vollstationäre Therapie. 14 Wochen insgesamt. Die Erniedrigung, vor Personal in einen Becher pinkeln zu müssen, musste ich gleich zu Beginn über mich ergehen lassen. Begründung: Sie wollen sicher gehen, dass ich nicht heimlich Dro. nehme und beim Pipitest betrüge. Das mach mal mit, wenn du dich in Therapie begibst, eben WEIL du dein Leben lang gedemütigt wurdest. Ja, das hat sich wirklich angefühlt wie Folter. Ja, ich habe mich vom Personal unendlich erniedrigt gefühlt. Und eben auch die Tatsache, dass man mir mit Rauswurf gedroht hat, wenn ich nicht die Fragen des Therapeuten beantworte und schonungslos ALLES offen lege, was passiert ist. Es wurde als Therapieverweigerung ausgelegt. Dass man manche Dinge nicht erzählen will, schon gar nicht am Anfang, wenn noch gar kein Vertrauensverhältnis da ist, war eben auch Therapieverweigerung. Das Programm war hart und straff. Ich habe sicherlich viel daraus für mich mitnehmen können, aber Fakt ist auch, dass es mir nach der Therapie erst einmal deutlich schlechter ging als vorher schon. Das wurde auch anhand der Fragebögen deutlich, die ich damals zu Beginn und zum Ende der Therapie ausfüllen sollte. Ich wurde damals auch darauf angesprochen und habe auch ehrlich gesagt, dass es den Tatsachen entspricht. Besser wurde es erst, als einige Monate ins Land gezogen waren und ich Zeit hatte, mich erst einmal von dieser Therapie zu erholen.
Zitat von Nachtlicht:Wirklich. Es gibt echt genug Männer da draußen, die auch total tierlieb sind und dann einfach zu viert kuscheln kommen. Musst halt nur die Allergiker vorab aussortieren
Zu viert im Bett liegen und kuscheln wäre tatsächlich der Idealfall.